Re: Anti-religiöse Wahnvorstellungen
Geschrieben von Mabo am 11. Dezember 2001 21:44:45:
Als Antwort auf: Re: Anti-religiöse Wahnvorstellungen geschrieben von katzenhai2 am 11. Dezember 2001 04:25:39:
Hallo katzenhai2!
Seit dem 11.09. strömen diese Illuminatentheorien, die gegen Juden hetzen, die Moral fanatisch aufleben lassen und die christl. Werte extrem vertreten, schon in ganz andere Esoterikboards hinein, wo früher von solch einem Mist nie etwas zu lesen war. Indirekt rufen sie, genau wie Bin Laden, zu Handlungen auf, sich zu wehren. Dabei verstehen die nicht, daß sowas nicht ohne Waffengewalt ablaufen "kann".
Letzteres ist der Grund für die ohnmächtige Situation. Jedem, der die zugrundeliegenden Mißstände in der Welt erkennt und Konzepte überlegt, wie diese zu verhindern sein könnten, wird klar, daß mit erbittertem Widerstand gerechnet werden muß. Eben deswegen kommt auch so recht keine Bürgerbewegung auf.
Ja, der 3. WK könnte bald Realität werden, aber wer darin verwickelt sein wird, habe ich seit dem 11.09. erkannt: Es sind die, die diese Illuminatenthreorien posten. Es sind die, die die Schuld dem technischen Fortschritt und dem Kapitalismus zuschreiben.
Also fühle ich mich in Deinem Sinne mit als "Schuldiger", als jemand der die "Schuld" am Ausbruch des Dritten Weltkrieges tragen wird. Und zwar deshalb, weil ich immerwährenden technischen Fortschritt (höher, weiter, schneller) nicht gutheißen kann und erst recht im Kapitalismus eine entscheidende Ursache aller unserer - ja, aller unserer - Probleme sehe.
Sie werden letzten Endes den Brand entfachen und noch Öl ins Feuer gießen. Am Ende werden nicht sie es sein, die überleben sondern die, die mit all diesem Schund nix zu tun hatten.
Wer das Ganze überlebt steht auf einem anderen Blatt. Auf einem Blatt jedenfalls, welches ich mir nicht anmaße einsehen zu wollen oder zu können.
Deine Schlußfolgerung, daß die (also die, die Illuminatentheorien hegen, die, die gegen Kapitalismus sind) letztendlich den Ausbruch des Krieges verantworten müssen, ist aber unhaltbar.
Wir befinden uns in einer nunmal vorhandenen Situation. Um unsere Zivilisation zu erhalten und unsere Art zu leben fortführen zu können, werden tagtäglich Menschen verarmt und getötet und die Umwelt immer weiter zerstört. Wir nehmen diese Zerstörung gewissermaßen als Kollateralschäden in Kauf. So sieht es defacto nunmal aus. Die Lage ist bereits absolut verheerend, wir nehmen sie hier nur noch nicht so gravierend wahr wie sie ist.
Unsere Wirtschaft benötigt unseren Konsum, ohne den sie schnell komplett zum Erliegen käme. Also der Aufruf zum Konsumverzicht, also zu Sparmaßnahmen allein schon, beinhaltet bereits ein Element des "Auslösens eines Weltkrieges". Denn wenn wir sparen und nichts mehr kaufen, dann zerstören wir damit unsere Wirtschaft und somit unsere eigene Kultur. Sparen wir nicht und kurbeln unsere Wirtschaft ordentlich an (die Amis sollen das ja derzeit so machen, ihr Präsident fordert dazu auf), dann helfen wir zwar uns, unserem System, verschlimmern damit aber die Situation in allen anderen Ländern in denen die Lage bereits dramatischer ist. Auf diese Weise verzögern wir unseren eigenen Fall, aber wir ändern nichts an dem Problem. Wir vertagen es quasi nur auf unsere Nachfahren.
Wollten wir wirklich etwas verändern, dann müßten wir die Ursachen für diese Zwangsläufigkeit beseitigen. Diese Ursachen sind jedoch ganz tief verwurzelt. Das Problem liegt im Kapitalismus begründet, der immer - und zwar wirklich immer! - im Desaster endet. Durch den Zinseszinseffekt vermehrt sich das Kapital unaufhörlich. Die Reichen werden reicher, die Armen immer ärmer. Denn jede Mark die irgendwo auf der Welt jemand besitzt, hat ein anderer als Schuld hinterlegt. Wachsen die Vermögen, wachsen also gleichzeitig woanders die Schulden! Buchtipp zum Thema
Wer profitiert von so einem System? Die, die Geld besitzen und mehr über Zinsen einnehmen als sie in Summe an anderer Stelle bezahlen müssen. Das sind selbst bei uns im Wohlstandsgefilde die Allerwenigsten. Und da das Anwachsen der Vermögen und damit die Vermögensumverteilung von Arm nach Reich exponential fortschreitet, werden wir zudem in der Endzeit regelrecht überrascht werden. Am Ende läuft der Prozess immer schneller und gipfelt immer - zwingend, mathematisch belegbar - im kompletten Zusammenbruch, in große Massenarbeitslosigkeit, in damit verbundene Armut und daraus resultierende Unruhen, was letztendlich zu Kriegen zwischen Völkern führt.
Dies ist keineswegs Illuminaten-Blabla oder schwarzseherisches Übertreiben. Diese Dinge verhalten sich wirklich so und der bevorstehende Zusammenbruch wird noch viel schlimmer als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit. Noch nie waren wir so global von dem Problem einer zugrundegehenden Kultur betroffen. Noch nie war so viel Geld im Spiel, die Schere zwischen Reich und Arm so groß wie heutzutage. Noch nie waren davon so viele Menschen betroffen, wie heute auf der Erde leben.
Würde man also das System verändern wollen, also den Kapitalismus umgestalten, irgendwie so, daß der Selbstzerstörungseffekt gebändigt werden könnte, dann erst hätte man überhaupt eine faire Chance auch alle anderen Probleme zu lösen, die damit ja alle verknüpft sind. An allen Ecken und kanten fehlt doch heute das liebe Geld. Man zeigt uns die Probleme täglich in den Nachrichten: Gesundheitswesen, Bildungswesen, Rentenkassen, Megafusionen, Massenentlassungen, sog. freiwilliger Lohnverzicht, ja auch der Wehretat ist zu knapp um damit einen Auftrag ausführen zu können... Und Geld für die Umwelt? Woher nehmen?
Ich zitiere Dich hier nochmal:
Es sind die, die die Schuld dem technischen Fortschritt und dem Kapitalismus zuschreiben.
Mit "zuschreiben" unterstellst Du ja bereits, daß dies nicht stimme, daß der Kapitalismus an dem Problem "Schuld" sei. Die behaupten da also etwas total haltlos, es sei aber keineswegs beweisbar. Nun, ich bin davon überzeugt, daß es tatsächlich darin begründet liegt und deswegen schreibe ich nicht zu. Dazu brauchst Du kein Finanzexperte zu sein, denn das Übel im System ist bereits ganz unten in der Basis vorhanden.
Und technischen Fortschritt würde ich nie pauschal verurteilen, natürlich nicht. Aber im Kapitalismus, der gegen Ende hin immer mehr Geld fordert, wo also immer größere Vermögen ihren Zinstribut einfordern und deswegen immer mehr Gewinne erzeugt werden müssen, da verkommt der Fortschritt zu schlichter Absatzsteigerung. Von Fortschritt kann bei dem Schrott den unsere Wirtschaft größtenteils erzeugt teilweise gar nicht mehr geredet werden. Es werden auf Deubel komm raus immer neue Bedarfe erfunden und in den Menschen durch recht aggressive Manipulation (Werbung, Trends, Moden) geweckt, nur damit die Maschinen auf Volldampf weiterlaufen können. Man reduziert die Haltbarkeit der Produkte, erlegt den Menschen höhere Steuern für alte Autos auf etc. etc. nur um das Ding irgendwie am Laufen zu halten.
Doch wer tut all dies? Wer ist in Wahrheit "Schuld" daran? Irgendwelche Illuminaten im stillen Kämmerlein? Die Politiker? Die Juden? Die Islamisten? Oder jetzt ganz neu im Angebot: Die, die was verändern wollen?
Wir können diese Frage nicht so einfach beantworten. Dahinter steckt keine Personen- oder Volksgruppe (mehr). Irgendwann wurde der Kapitalismus mit all seinen verheerenden Auswirkungen ins Leben gerufen und sicher steckten hinter den Initiatoren irgendwelche Menschen und Gruppierungen. Doch mittlerweile ist das Ding zu einem Selbstläufer geworden! Es bedarf keiner Initiatoren mehr, denn das Ding ist initiiert. Menschen die in die Situation von heute hineingewachsen sind und nun sehen, daß ihnen die Felle nicht davon schwimmen, sind die nun "schuld"? Allein mit dem Anliegen, ihr Geld nicht zu verlieren, verschärfen sie schließlich die Problematik. Aber sind diese Menschen, die heute leben und die Spielregeln nicht erfunden haben, nun "Schuld" an der Misere? Sie spielen das Spiel gemäß der existierenden Regeln.
Unternehmen beuten die Arbeiter aus, aber Unternehmen werden vom Staat ausgebeutet und der Staat ist selber längst nicht mehr souverän in seinen Entscheidungen, weil er das Geld was er braucht selber leihen muß und auf Gönner angewiesen ist. Ein Spiel wo jeder Ausbeuter und gleichzeitig Ausgebeuteter ist. Naja, fast jeder, denn eine Minderheit profitiert davon tatsächlich. Und zwar die, die das wirklich große Geld auf ihren Konten verbucht stehen haben. Aber das ist kein bestimmtes Volk, nicht alle Blauäugigen, nicht alle Schlitzäugigen, nicht alle Kleinwüchsigen. Nein, es sind die Groß-Kapitalisten, gleich welcher Volksabstammung! Aber selbst diese sind nicht "Schuld" daran! Die "Schuldigen" sind längst alle unter der Erde.
Wenn wir einen "Schuldigen" ausmachen wollen, dann sind es alle Menschen, die das Kernproblem erfaßt haben, es aber nicht ändern wollen!
Damit kehre ich Deine Aussage ins genaue Gegenteil um!
Denn die Schuldigen werden nach dem Massaker zur Rechenschaft gezogen, wie das immer so ist nach einem Krieg.
Und wer zieht zur Rechenschaft? Wer bestimmt wer Schuldiger ist? Du? Ich? Nein, immer die Gewinner!
Nach einem Krieg obliegt es den Gewinnen die Schuldfrage zu definieren. Deserteure werden im Krieg gerichtet und anschließend, wenn die andere Seite gewonnen hat, als Helden aufgewertet. Die Frage ist, wer das Massaker am Ende gewinnen wird! Bisher hat immer das System gewonnen und gerichtet.
Mir ist es egal, sie werden die Schuld am 3. WK haben. Wenn sie die Welt in den Abgrund stürzen wollen, dann werde ich mich nicht in ihren Weg stellen. Sie werden letzten Ende doch noch erkennen, was sie getan haben, allerdings wird es dann wohl viel zu spät dafür sein.
Daraus spricht der Gedanke, daß wir uns noch gar nicht im Sturz auf den Abgrund befänden. Aber wir befinden uns bereits im Geiersturzflug! Genau hier liegen wir auseinander. Wenn Du natürlich denkst, es sei alles prima, dann hast Du durchaus recht, daß Veränderer die Probleme verursachen. Aber es ist nicht alles prima. Das System bricht bereits zusammen, die Unruhen sind vorprogrammiert und der Krieg die wahrscheinliche Folge.
Wer jetzt zu Veränderungen aufruft, der gießt natürlich Öl ins Feuer. Aber den Brand hat er nicht entfacht.
Grüße
Mabo
- Re: Anti-religiöse Wahnvorstellungen katzenhai2 12.12.2001 01:02 (0)