Schwedische Sprachpolitik/Englisch-Boykott
Geschrieben von JeFra am 12. Mai 2004 10:38:48:
Als Antwort auf: Den Arabern ist das völlig egal geschrieben von franke43 am 11. Mai 2004 11:42:33:
Der Westen hat sich durch diese Ereignisse um den letzten Rest des Anscheins gebracht, als Vorkämpfer für Freiheit und Demokratie aufzutreten, ...
Ich könnte mir schon vorstellen, daß der Medien-Skandal um diese Vorfälle von interessierten Kreisen im Westen absichtlich inszeniert worden ist. Die ganze Sache stinkt doch zum Himmel.
Wir sollten endlich und konsequent davon Abstand nehmen, den US-Amerikanern z.B. sprachlich ("Denglisch") nachzugeifern oder deren Produkte zu kaufen. Nix mehr McDonalds und WalMArt (gibt´s in Schweden nicht) usw.
Ich habe mir dieser Tage Det sjunde insiglet auf DVD gekauft, und die einzige Ausgabe war eine Ausgabe von Tartan DVD auf schwedisch mit englischen Untertiteln. Ich habe mit google gesucht, aber nur diese Ausgabe gefunden. Ich hätte mich ja gerne ihrem Boykottaufruf angeschlossen und eine DVD auf Schwedisch mit schwedischen Untertiteln gekauft, denn eine DVD mit schwedischer Tonspur und nur englischen Untertiteln zu produzieren ist ja vollkommen widersinnig. Aber anscheinend sind die Schweden noch nicht mal in der Lage, die Filme des bekanntesten schwedischen Regisseurs auf Schwedisch mit schwedischen Untertiteln herauszubringen. In diesem Fall habe ich mir den schwedischen Text (an einigen Stellen freilich abweichend vom gesprochenen Text des Filmes) verschaffen können, indem ich nach einigen auch für mich leicht erkennbaren Phrasen "Vem är du?" "Jag är döden" "Kommer du för att hämta mig?" auf den Netzseiten in schwedischer Sprache gesucht habe. Es scheint auch Leute zu geben, die diesen Dialog in parodistischer Absicht zitieren, aber man findet schnell das Drehbuch im Netz. Ob es das auch zu den anderen bekannten Bergman-Filmen gibt, ist aber nicht klar. Ohne schwedische Untertitel habe ich massivste Schwierigkeiten, gesprochenes Schwedisch zu verstehen.
Ein anderer wunder Punkt in dieser Frage ist die von Ihnen so sehr gepriesene sogenannte Du-Reform. Anscheinend hatten die meisten indogermanischen Sprachen besondere Höflichkeitsformen der Personalpronomina 2. Sg, ausgenommen das Englische. Selbst die Basken haben die Höflichkeitsform übernommen (und dazu das ursprüngliche PP 2. Pl genommen, das sie dann zur leichteren Unterscheidbarkeit abgewandelt haben). Ich betrachte die Vorstellung, daß jeder jedermanns `buddy' sei, auch wenn man sich nicht näher kennt, als ein Symptom des von Amerika ausgehenden kulturellen Niederganges.
Machen wir Mundpropaganda gegen USA+GB.
Das geht mir in dieser Form etwas zu weit. Denken Sie nur an die amerikanischen Beiträge zur Bewegung für freie Software, etwa deren Gründer Richard M. Stallman, der sich für die Existenz von Linux wenigstens ebenso große Verdienste erworben hat wie der bekanntere Finne Linus B. Thorvalds. Die meisten dieser Leute lehnen den Irak-Krieg ab.
Gruss
JeFra
- Du und Sie franke43 12.5.2004 11:32 (0)