Einladung: Forumstreffen an Pfingsten

Re: Noch ein "wahres" Geschichtlein zur Anregung... / Grundsatzgedanken

Geschrieben von Johannes am 10. Mai 2004 01:14:43:

Als Antwort auf: Noch ein "wahres" Geschichtlein zur Anregung... geschrieben von Tawa am 08. Mai 2004 04:29:15:

Hallo Tawa,

ja, so kann's gehen. :-))

Nur, man sollte auch die ernste Seite der Diskussion beachten. Daß nämlich "sich sorgen" etwas völlig anderes ist als Vorsorge, wie sie z.B. dem Selbstverständnis Vorsorge-Forums entspricht.

Für unsere Großeltern war es noch völlig normal, vor dem Winter den Kohlenkeller zu füllen, damit sie heizen können, und außerdem Kartoffeln für den Winter einzulagern. Heute bezahlen wir, wenn man es zu Ende denkt, andere dafür, daß sie für uns die Kohlen und die Kartoffeln lagern. Und so, wie unsere Großeltern erwartet haben, im Keller Kartoffeln zu finden, wenn sie runtergehen, erwarten wir ausreichend Kartoffeln, wenn wir zu ALDI gehen.

Die Situation ist also genau die gleiche wie früher. Wir sparen uns nur den schmutzigen Kohlenkeller, dafür bezahlen wir aber andere, uns die Wärme immer rechtzeitig ins Haus zu bringen, egal ob durch Kohle erzeugt oder durch sonstwas.

Interessant wird es erst, wenn die, die wir heute für unsere Vorsorge bezahlen, dies einmal nicht mehr tun können. Und genau davon gehen viele im Vorsorge-Forum aus. Gerade heute wieder hieß es in den Nachrichten, daß die Regierung sich für 2005 nicht in der Lage sieht, einen verfassungsgemäßen Haushalt zu erstellen, die Verschuldung ist zum Selbstläufer geworden und scheinbar nicht mehr in den Griff zu bekommen.

In der Folge wird sich einiges verändern. Weitere Firmen werden pleite gehen, noch mehr Leute werden arbeitslos werden. Das Warenangebot wird zwar bestehen bleiben, aber für immer mehr Leute unbezahlbar werden.

Und vor diesem Hintergrund muß sich einfach etwas verändern. Wir müssen, was die Gesamtheit angeht, eine Gegenbewegung erreichen und sehen, daß wir uns von den Gesamtentwicklung abkoppeln und weitgehend autark leben können.

Wer nun allerdings meint, dies würde sich in der Anzahl der Dosen ausdrücken, die man im Keller hat, der hat die Sache falsch verstanden. Nichts gegen Einzelmaßnahmen, aber wichtig ist auch eine Änderung der Gesamtstrukturen. So schön es ist, andere für die Vorsorge zu bezahlen (gefüllte Läden, immer Strom in der Steckdose, ...), so wichtig wird es werden, diese Verantwortung, die wir nach dem Krieg an Firmen und den Staat abgegeben haben, wieder selbst zu übernehmen.

Alleine kann dies kaum gelingen, denn, wie gesagt, es geht nicht um die Anzahl der Dosen im Keller, sondern um ein verändertes Denken. Wer weiterhin glaubt, der Strom komme aus der Steckdose und die Äpfel aus dem ALDI, und das sei unser Menschenrecht, dies immer zur Verfügung zu haben (um es mal überspitzt zu formulieren), der wird irgendwann merken, daß es besser ist, einen Apfelbaum zu pflanzen, als ALDI & Co für die Vorsorge zu bezahlen.

Für manche scheint es schwer verständlich zu sein, was ich ausdrücken will. Leute, wir leben derzeit (noch) in einer absoluten Überflußgesellschaft, aber das beginnt zu bröckeln. In Zukunft werden wir mehr und mehr Aufgaben lokal lösen müssen, die verschiedenen Tauschringe sind da z.B. ein guter Ansatz, da Nachbarschaftshilfe leider nicht mehr so selbstverständlich ist.

Was z.B. die Nahrungsversorgung angeht, so wird für viele Menschen der Garten wieder wichtiger werden, um dort zusätzliche Dinge anbauen zu können. So, wie das für meine Großeltern selbstverständlich war. Dies hatte für sie überhaupt nichts mit Panik zu tun, sondern es ging um eine ganz pragmatische Einstellung. "Wir haben einen Garten und können arbeiten", sagten sie sich. "Also nutzen wir den Garten nicht nur zur Zierde und Erholung, sondern legen ihn als Nutzgarten an, um viel Obst und Gemüse zu haben."

Wie gesagt, der Bereich ist vielfältig, ich habe hier nur Tauschringe und Garten angeführt. Aber genau solche Änderungen werden notwendig werden. Und je eher wir das anpacken, desto sanfter wird der Übergang werden. Und hier ist jeder Einzelne gefragt, statt sich nur auf die anderen zu verlassen, daß immer alles funktionieren und einem schon nichts passieren wird, weil man von irgendwo her Hilfe bekommen wird.

Schön, wenn Du glaubst, daß Du schon Hilfe bekommen wirst, wenn Du sie brauchst. Das will ich auch gar nicht bestreiten. Aber was kannst Du anderen als Hilfe anbieten, wenn die täglich gut gefüllten Lebensmittelregale nicht mehr selbstverständlich oder nicht mehr zu bezahlen sind? Kannst Du dann anderen Menschen aus Deinem eigenen Garten zu essen geben?

Wobei das Thema, wie gesagt, sehr vielschichtig ist. Mein persönliches Thema ist der Garten (bzw. meine Obstbäume), bei Dir ist es vielleicht etwas anderes. Was zählt, werden ein Dach über dem Kopf, Kleidung und Essen sein, während weniger Bedarf für "Luxus" bestehen wird (wozu ich auch Fernsehen etc. zähle), so schön er derzeit auch ist.

Mir geht es darum, die Gedanken auf eine Alternative zu richten, weil ich sehe, wie sich diese Gesellschaft entwickelt. Und da versuche ich mich umzustellen, hin zu einer veränderten Struktur. Je eher und je mehr Menschen sich freiwillig umstellen (statt immer nur darauf zu vertrauen, daß alles schon so weitergehen wird wie bisher), desto besser ist es, denn umso sanfter wird der Übergang werden.

Gruß

Johannes


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