Urchristentum als Erneuerung des verkrusteten Jundentums
Geschrieben von Elias am 04. Dezember 2001 12:24:18:
Als Antwort auf: Re: Prozesse und weitere Doppeldeutigkeiten-Speisung der 5000 geschrieben von Templar am 04. Dezember 2001 09:23:21:
Hallo templar
>Nach all den Forschungen zu diesem Thema kann man gewiss sagen, dass Jesus ein >hellenistisch geprägter Jude war, im Gegensatz zu den eher unflexiblen >Hebräern.
Ganz sicher fließen in die Evangelien beide Einflüsse zusammen:
1.) die jüdische/essenische Vorstellungswelt
2.) die antike Vorstellungswelt aus den unterschiedlichgen (großenteils hellenistischen) Mysterienkulten (aber auch andere römische, persische und ägyptische)Ich persönlich finde den zweiten Aspekt interessanter und wichtiger, wenn auch vermutlich beide Richtungen aus einer gemeinsamen früheren Wurzel stammen. Es kommt mir sogar so vor, als ob die jüdische Tradtion sich in ihren festen Regeln sehr stark vom Ursprung entfernt hatte und daß jemand mit Wissen über die Ursprünge den Juden damals erklären wollte, was der Glauben eigentlich wirklich soll und was nur unnötiges Beiwerk ist. Das "Urchristentum" kommt mir vor wie der Versuch einer Korrektur bzw. einer Erneuerung des damals ziemlich dogmatischen und erstarrten Judentums.
Heute sehe ich beim dogmatischen und erstarrten Christentum übrigens die gleiche Notwendigkeit zur Korrektur, damit der Sinn der Religion wieder erkennbar wird und damit man seine Zeit nicht vergeudet, unsinnige Rituale zu praktizieren.
Es stellt sich die Frage, ob diese Vereinigung beider Einflüsse durch Jesus geschah oder später durch Paulus und die Evangelisten.... oder beides.
Beide Ansätze (bzw. alle drei) würden den aktuellen Zustand der Evangelien erklären. Sicher waren aber Paulus und die Evangelisten viel mehr mit den Mysterien-Kulten der antiken Welt vertraut als ausgerechnet mit den Vorstellungen der Essener und viel "hellenistisches" Weltbild floß daher sicher erst später durch sie ein.
Wie hellenistisch der Glaube schon war, bevor er durch Paulus und die Evangelisten an die hellenistische Vorstellungswelt angepaßt wurde, läßt sich heute wohl kaum noch feststellen.
Bei Jesus möchte ich aber eine deutlichen Unterschied machen zwischen dem "Weisheitslehrer" und dem Jesus der Evangelien. Die Evangelien sind keine Biographie des Weisheitslehrers, sondern eine Ausschmückung von Sprüchen und Lehrsätzen - also eine Rahmenhandlung. Der Weisheitslehrer wurde vermutlich nie hingerichtet. Er sagte nur, daß jeder sein Kreuz zu tragen habe.
Gerade die Essenertexte müßten eigentlich doch Jesus erwähnen, doch namentlich kommt er ausgerechnet dort nicht vor. Und wer mit dem Lehrer der Gerechtigkeit und dem Lügenpriester gemeint sein kann, darüber streiten sich die Gelehrten.
Daraus ergibt sich für mich in etwa folgender Stammbaum des Christentums
1. "Urreligion" (vermutlich Ägypten)
2. Abspaltung griechische Myterienkulte (noch sehr ursprünglich)
2a. Abspaltung germanisch-keltische Vorstellunsgwelt (Zeitpunkt für mich unklar)
3. Niedergang des Ur-Glaubens in Ägypten in der Öffentlichkeit (zu viel Pomp)
3a. Im Verborgenen lebte dieser Ur-Glaube aber weiter
4. Abspaltung Judentum (durch Moses) 1. Erneuerung
5. Niedergang des Judentums (zu viele Regeln, zu wenig Inhalt)
6. Einfluß von 2 und 3a. auf das Judentum: 2. Erneuerung -> jüdisches Urchristentum
7. Einfluß von 2 über die Evangelisten und Paulus auf 6 -> römisches Urchristentum
8. Niedergang des Christentums durch Konstantin und den Katholiszismus (zu viel Machtstreben), Einflüsse aus 3 in das Christentum
9. Im Mittelalter erste Einflüsse aus 2 und 3a. auf das Christentum (wurden gewaltsam bekämpft)
9a. Abspaltung Hermetik, Kabbala, Alchimie
9b. Kontakte mit 2a -> GralslegendeTja und nun muß im Schritt 10 einer kommen, der den mißlungenen Schitt 9 wiederholt, damit es zur 3. Erneuerung kommt.
Ohne diese dritte Erneuerung der Religion werden wir wohl kaum ins "neue Zeitalter" kommen. Beides hängt für mich eng zusammen.