RFID in Payback- und Kundenkarten

Geschrieben von Faery78 am 28. April 2004 12:26:

Der folgende Artikel stammt von der Website http://www.foebud.org, das ist der Verein zur Förderung des bewegten und unbewegten Datenverkehrs. So eine Art Verbraucherschutz, hängt wohl eng mit dem CCC (Chaos Computer Club) zusammen.
Wer sich allgemein ein wenig informiert, dem wird der Begriff/Name CCC ja etwas sagen... :o)

Ich weiß schon, warum ich mir seit Jahren beharrlich keine Kundenkarten oder Payback-Karten angeschafft habe! *g
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Was ist das Problem mit RFID?

Das neue an RFID-Chips ist,

dass damit jeder angebotene bzw. verkaufte Gegenstand eine weltweit eindeutige Seriennummer bekommt und damit eindeutig identifizierbar ist. Wen geht es etwas an, dass gerade Sie diesen einen Joghurt gekauft haben?

dass diese Chips per Funk und damit berührungslos, ohne, dass Sie es merken können, gelesen werden. Sie wissen also nicht, wer zu welchem Zeitpunkt etwas über Sie weiß.

dass die Chips so klein und billig sind, dass sie bald in jeden Jackenkragen, jede Schuhsohle eingepflanzt werden können. Dort lassen sie sich nicht mehr entfernen, ohne das Produkt (z.B. den Schuh) zu zerstören. Immer wieder wird angeführt, die Chips gingen ganz einfach in der Mikrowelle kaputt. Wir haben es ausprobiert: Der Chips geht dort in Flammen auf und brennt z.B. ein Loch in den Joghurtbecher und er läuft aus. Eine ganz schöne Sauerei!

Was verändert sich für mich?
Bisher muss an der Kasse der Strichcode vor ein Lesegerät gehalten (gescannt) werden. Bald sollen nach Planung der Metro und anderer Handelskonzerne Produkte mit RFID-Etiketten einfach so durch ein Antennen-Tor geschoben und alle Angaben per Funk eingelesen werden.

Das kann böse Folgen haben:

Unser Einkaufsverhalten wird ausspioniert, ohne dass wir es merken. z.B.: Wer steht wie lange vor welchem Regal? -> Welche Werbung kann man diesem Kunden gezielt zuschicken?


Antennen zum Auslesen können auch in Türschwellen, Tanksäulen oder Ampeln eingebaut werden. Dann wissen bald viele - möglicherweise auch Geheimdienste oder Verbrecher - welches Kaugummi wir kauen und welche Kreditkarten wir bei uns tragen.


Produkte ohne RFID wird es irgendwann nicht mehr geben.


Und überhaupt: Je mehr Funk benutzt wird, desto höher der Elektrosmog.

Auch wenn es unglaublich klingt: Die folgenden Szenarien sind entweder bereits Realität oder eng an die Marketing-Strategie-Papiere der RFID-Lobbyisten angelehnt.

April 2003

Der Future-Store in Rheinberg bei Duisburg eröffnet. Marion Z. als Test-Kundin ist beeindruckt: Wenn sie ihre neue Kundenkarte neben den Einkaufswagen hält, wird sie von einem Display auf dem Griff persönlich begrüßt und bekommt ihren persönlich abgespeicherten Standard-Einkaufszettel, den sie vorher angeben mußte, angezeigt. Bei jedem Einkauf ergänzt der Computer die Liste je nach den ihren persönlichen Vorlieben. Per "Navigationssystem" auf dem Display wird sie immer den optimalen Weg zum nächsten Produkt ihrer Einkaufsliste geführt. Such-Zeiten entfallen. Außerdem: Weil Diebstahl durch die RFID quasi unmöglich wird, sollen die Preise insgesamt sinken, heißt es. Das Aufs-Band-Laden an der Kasse entfällt, die Zahlung erfolgt per Karte. "Seeeeeehr praktisch!"

Mai 2003

Die ersten Vertreter des Handels besichtigen den Future Store und sind begeistert! Nie wieder sind Waren ausverkauft, das Nachfüllen der Regale kann zentral koordiniert werden. Keine Preisauszeichnung mehr, weil die Preise direkt vom Zentralrechner auf die Displays an den Einkaufswagen gegeben werden. Kunden können außerdem über die Displays individuell mit Werbespots angesprochen und beworben werden. Supermarkt-Pächter Dietmar K. jubelt "Eine Revolution für den Handel, wir gehen in ein goldenes Zeitalter!", in eine Fernsehkamera.

September 2003

Die Redaktion von Spiegel-Online fällt auf die Presse-Arbeit der Metro AG herein und lobt in einem redaktionellen Artikel ausschließlich die Vorteile für die Verbraucher. Zum Beispiel sei es jetzt möglich, dass Kunden sich über die Displays das genaue Herkunftsland der Waren anzeigen lassen. Der Einkauf werde viel transparenter. In der Marketing-Abteilung der Metro Gruppe knallen die Sektkorken. "Glauben die echt, dass wir so doof sind, und da rein schreiben, dass diese Kaffeebohnen von 5jährigen Kindern gepflückt worden sind???", wundert sich Praktikantin Nina S. Im Anschluß an die Feierstunde gibt sie weiter Umwege in das Navigationssystem des Einkaufswagen-Servers ein, damit er die Kunden an bestimmten Produkten vorbei führt.

Oktober 2003

Marion Z.aus Duisburg liest in der Zeitung einen Artikel zum Big Brother Award und ist erschrocken über die Überwachungsmöglichkeiten durch RFID. In einem Leserbrief wird abgewiegelt: RFID wäre ja gar nicht gefährlich, man könne sie ganz einfach in der Mikrowelle zerstören. Erschrocken wirft sie ihre letzten Future-Store-Einkäufe in die Mikrowelle. Die Butter schmilzt, der Reissverschluss an der Jeans sprüht Funken. O-Ton: "So ein Mist, das mache ich nicht noch mal!" Ob die Chips dabei kaputt gegangen sind, weiß sie nicht.

April 2004

Der Informatik-Student Lars H. (zweites Semester) entwickelt im Auftrag des FoeBuD e.V. in Bielefeld einen kleinen, einfachen Störsender, mit dem man das Auslesen der Daten der RFID verhindern kann. Marion Z.kauft sich einen davon. Lars H. bricht sein Studium ab und gründet ein Start-Up-Unternehmen für diese Störsender. Den Gewinn spendet er anteilig dem FoeBuD e.V.

Juni 2004

Die Supermarkt-Fachkraft Gerd J. ist begeistert von der neuen Technik. Das lästige An-der-Kasse-Sitzen fällt weg, die Regale sind leichter befüllbar, die Lager effektiver genutzt. Als er abends nach Hause kommt, liegt dort ein Brief seiner Geschäftsleitung mit einer Abmahnung. Er sei in den vergangenen Wochen durchschnittlich 9 Mal auf der Toilette gewesen und habe dort pro Tag ca. 72 Minuten zugebracht. Das liege 27 Minuten über dem Soll und diese Zeit werde ihm zukünftig von seinem Arbeitszeitkonto abgezogen. Entsetzt sucht er seinen Supermarkt-Kittel ab und findet einen RFID im Kragensaum.

September 2004

Die RFID kosten jetzt nur noch 1 Ct. pro Stück und unterliegen ab sofort einem gemeinsamen technischen Standard. Damit ist eine flächendeckende Einführung in greifbare Nähe gerückt.

Oktober 2004

Schafskäse-Hersteller Karsten P. hat inzwischen 10 Faxe der größten Handelsketten bekommen. Wenn er nicht innerhalb von drei Monaten RFID in alle seine Verpackungen integriert, werden die Lieferverträge mit ihm gekündigt. Karsten P., der sich bisher immer gegen diese Technik gesträubt hat, gibt auch im Sinne seiner 75 Mitarbeiter nach.

November 2004

Marion Z.bekommt einen Bußgeldbescheid der Stadt Duisburg. Das Papier eines von ihr gekauften Mars-Riegels wurde im Ententeich des Stadtparks gefunden. Marion Z.grübelt und kommt darauf, dass sie den Riegel einem Kind beim Martins-Singen geschenkt hat. Zähneknirschend zahlt sie 10 Euro Bußgeld.

Januar 2005

Startup-Unternehmer Lars H. ist krank. Er bittet seine Nachbarin Nina S., für ihn einkaufen zu gehen. Als sie ihm den Kassenbon präsentiert, ist er verwundert, dass Nina S. für viele Produkte das doppelte bezahlt hat. Sie stellen fest, dass zum Beispiel Toilettenartikel für sie teurer sind als für ihn. Beim Vergleich mit Freunden stellen sie fest, dass alle Frauen mehr für Toilettenartikel bezahlen als Männer, dass Familien mehr für Videos bezahlen als Singles usw. Ein Anruf bei der Verbraucherzentrale ergibt, dass das Wettbewerbsgesetz schon vor Monaten in irgendeiner Ladenschlußzeit-Novelle mit geändert worden ist. Gegen diese "Preis-Diskriminierung", wie der Fachbegriff lautet, könne man jetzt nichts mehr unternehmen.

April 2005

Supermarkt-Fachkraft Gerd J., inzwischen arbeitslos, weil er seine Toiletten-Zeiten nicht in den Griff bekommen hat, geht tanken. Da der RFID an der Kaugummi-Packung in seiner Jackentasche nicht im Supermarkt zerstört wurde, wird er als Kaugummi-Kauer identifiziert und die Tanksäule spielt ihm während des Wartens Werbespots für Konkurrenz-Kaugummis vor.

Juli 2005

Start-up Unternehmer Lars H. kauft sich einen neuen intelligenten Kühlschrank. Dieser Kühlschrank weiß aufgrund der RFID, was er geladen hat, welcher Joghurt am Verfallsdatum ist und was als nächstes eingekauft werden muss. Über das Internet kann der Kühlschrank selbständig nachbestellen oder den Display-Einkaufszettel im Supermarkt ergänzen. Außerdem macht er über ein Display in der Tür Rezeptvorschläge. Nachts träumt Lars H. davon, dass sein Kühlschrank für sich eigenmächtig jeden Abend eine Pizza Tonno bestellt und mit dem Toaster zusammen aufißt. Er wird schweißgebadet wach. Verkatert findet er morgens im Briefkasten eine Ermahnung seiner Krankenkasse. Sein Speiseplan weise zu viel Farb- und Konservierungsstoffe auf, steht da. Wenn er seine Ernährung nicht umstelle, werde ab Anfang kommenden Jahres sein Versicherungsbeitrag erhöht.

August 2005

Marion Z. steht vor ihrem Supermarkt und die Tür öffnet sich nicht. Die erste Frage des Marktleiters: "Haben Sie vielleicht einen Störsender in der Tasche? Nee, dann kommen sie hier auch nicht mehr rein." Das gleiche erlebt sie bei fast allen Supermärkten in ihrer Umgebung. Ab sofort lässt sie den Sender zu Hause. Abends findet sie im Altpapier einen Zeitungsartikel aus dem November 2003: "Datenschützer sehen Gespenster - Metro-Gruppe sagt, Schwarzmalerei völlig unrealistisch"

Wir wiederholen noch einmal: Die obigen Szenarien sind sehr eng an die konkreten Planungen der RFID-Lobbyisten angelehnt und werden zum Teil schon in Pilot-Projekten getestet. Es gibt vertrauliche Marketing-Strategie-Papiere, die von CASPIAN, einer amerikanischen Verbraucherschutzorganisation, gefunden und im Internet öffentlich zugänglich gemacht worden sind. Darin steht ausdrücklich, dass es eine der wichtigsten Aufgaben ist, die Sorge der Verbraucher um den Schutz ihrer Privatsphäre durch Marketing-Maßnahmen zu zerstreuen.

Eine solche Zielvorgabe sollte Sie besonders mißtrauisch machen.

Die Metro-Gruppe ist dabei nur einer der Konzerne, die mit RFID experimentieren. Viele andere arbeiten ebenfalls daran. Mal nur in der Logistik-Kette (z.B. Gerry Weber), mal bereits im Kunden-Bereich (z.B. Tchibo, Galeria Kaufhof Neuss-Norf).

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CCC ruft zur Kundgebung gegen unkontrollierte Einführung von RFID auf

Unternehmen jubeln, denn mit Hilfe von RFID-Tags sollen sich Lager- und Warenverkehr ökonomischer und somit günstiger bewerkstelligen lassen. Datenschützer hingegen befürchten, dass durch die kleinen Chips die Privatsphäre der Kunden gefährdet wird. Der Chaos Computer Club (CCC) hat nun zu einer Kundgebung gegen die unkontrollierte Einführung von RFID aufgerufen. Diese soll am 4. Mai ab 13.30 Uhr vor dem Hilton Hotel in Düsseldorf stattfinden.

In Deutschland ist vor allem der Metro-Konzern (Kaufhof, Saturn, Mediamarkt, Real, Praktiker und andere) Vorreiter in Sachen RFID. Seit nunmehr einem Jahr experimentiert der Konzern im so genannten Future-Store in Rheinberg bei Duisburg mit derartigen Tags. Laut CCC befinden sich die Chips unter einigen Preisetiketten sowie in den Payback-Kundenkarten. "Hier läuft ein Feldversuch, dessen Folgen noch nicht abschätzbar sind", so der CCC.




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