Re: Europa als riesiges Pferdegestüt?
Geschrieben von Marc Malbec am 16. April 2004 17:05:22:
Als Antwort auf: Die Diskussion lohnt geschrieben von franke43 am 16. April 2004 15:43:11:
Hallo Franke,
>Zur damaligen Zeit war nicht entscheidend, welche Sprache
gesprochen wurde, sondern unter welcher Lehenshoheit man
sich befand (dynastische Politik). So waren die Elsässer
und Lothringer ab den späten 17. Jahrhundert deutsch-
sprachige Franzosen und die deutschsprachigen Vorpommern
Schweden, die tschechischsprachigen Böhmen und Mähren
Österreicher usw. usf. Schlesien kam dann irgendwann
zu Österreich (genau wie Böhmen und Mähren) und wurde
erst dann den Österreichern durch Preussen unter
Friedrich II (der mit dem Nehmen und Zurückgeben)
abgejagt (1.-3. Schlesischer Krieg).Willst Du wirklich die geographischen Grenzen eines Staates auf frühere dynastische Verhältnisse zurückführen?
Staufer-Kaiser (Friedrich II) in Italien, Heinrich VI als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit größter geographischer Ausdehnung, beide begraben in Palermo, Katharina von Sachsen-Anhalt in Russland, Albert von Sachsen-Coburg-Gotha in Großbritannien, Anna von Österreich in Frankreich, Marie-Antoinette dito, Hohenzollern in Bulgarien/Rumänien, Bayern in Griechenland (Otto), Habsburger in Spanien, eine Hessen-Tussi als Frau von Nikolaus II, Rudolf II (Habsburg) in Prag, Walllenstein als Herzog von Mecklenburg, August der Starke als König in Polen und so weiter und so fort.
Wo soll das hinführen?
"Das Haus Hannover", schreibt Heine boshaft in seinen Reisebildern (Nordsee?), "legt deshalb so viel Wer auf seinen Stammbaum, weil es seine Töchter und Söhne als Mutterstuten und Beschäler über die halbe Welt verteilt".
Dann doch lieber Volk und Sprache nehmen!
Wie man Machtansprüche und geographische Grenzen definiert ist, wie jede Definition, immer willkürlich! Es spricht nichts dafür, es an den Gepflogenheiten früherer Jahrhunderte festzumachen, aber auch nichts a priori dagegen.
Wäre es nicht besser, zu fragen, was praktikabel ist, und was nicht?
Marc Malbec