Re: Richtig?

Geschrieben von BossCube am 07. April 2004 17:47:43:

Als Antwort auf: Re: Richtig? geschrieben von Andreas am 07. April 2004 14:44:30:

Hallo Andreas,

>
>Ich stimme Dir in vielem zu. Die Motive der Amerikaner mögen unlauter gewesen sein. Allerdings sollte man nicht vergessen, wieviele unter der Knechtschaft Saddam Husseins, einem der schlimmsten Diktatoren, gelitten haben.

Das bestreitet niemand und es ist auch kein Verlust, daß er weg ist. Aber von seinem Schlag gibt es viele und die erfreuen sich meist bester Beziehungen zu den USA. Hussein wäre auch ander beizukommen gewesen aber man WOLLTE NICHT. Wenn ich zu wählen hätte zwischen einem Diktator und der Möglichkeit des dritten Weltkrieges, dann ist die Wahl klar.

Wer diese Tatsache ignoriert und immer auf andere Misstände (Tschetschenien) etc. hinweist, der ist a) kein Realist (Tschetschenien) und b) nicht wirklich an Menschenrechten interessiert sondern ein scheinheiliger Anti-Amerikaner.

Der Vorwurf des Anti-Amerikanismus kommt daher auf, weil sich die Kritik gezwungenermaßen oft gegen die Amerikaner richtet. Fast überall wo Verbrechen begangen werden, haben die leider ihre Finger im Spiel. Selbstverständlich muß man Putin kritisieren und auch die Chinesen für Tibet. USA spielt aber in einer ganz andere Liga. Sie foltern nicht offiziell, unterstützen aber verbrecherische Regime und beseitigen ganz gern mal unangenehme Regierungen. Die Frage ist immer, wo die Grenze verläuft zwischen dem Einsatz für Menschenrechte und Einmischung in innere Angelegenheiten. Das ist schwer zu lösen. Es sollte einen gewissen Konsens unter allen Staaten geben, dessen Brechung eine Verurteilung nach sich zieht. Dazu gehört natürlich Folter und Mord an politisch unliebsamen Personen.


>Es mag schon sein, dass diese alte Frau meint, die Amerikaner würden die Iraker schlecht behandeln. Doch was versteht diese alte Frau von Politik?

Davon muß sie gar nichts verstehen. Das habe ich auch nur angeführt, um zu zeigen, daß sich jetzt die Massen gegen die Amerikaner auflehnen.


Hat sie schon einmal etwas von der französischen Revolution, der amerikanischen Revolution, von Menschenrechten gehört? Sie wird vielleicht nicht verstehen, dass die amerikanischen Massnahmen dazu dienen, anti-staatliche und terroristische Kräfte auszuschalten, in einem Land, in dem nach dem Sturz Saddams jede Ordnung zusammengebrochen war.

Diese Revolutionen fanden alle im "westlichen" Kulturkreis des Abendlandes statt. Das kannst Du mit dem Orient nicht vergleichen. Die dortigen Staaten müssen selber über ihre Regierungsform entscheiden. Der Schah von Persien war übrigens ein Statthalter der Amerikaner und wurde von einer echten Volksbewegung hinweggefegt. Wir müssen jetzt aufpassen, daß durch rechhaberisches und brutales Vorgehen der Amerikaner (und Israelis) der Fortschritt für Jahrzehnte zurückgeworfen wird. Die Amis werben jetzt sehr schlecht für die "Demokratie". Ich muß auch zugestehen, daß ich in der Demokratie keine großen Vorteile mehr sehe. Sie artet leider immer mehr aus und degeneriert - für Moslems nicht erstrebenswert. Immerhin werden bei uns keine Hände abgehackt.


Es sagt ja niemand, dass der Irak eine amerikanische Demokratie wie wir sie heute haben werden muss, doch es muss endlich einmal das Ziel sein, in diesen Ländern so etwas wie ein moderates, säkulares Bürgertum zu fördern.

Ja, aber das muß sich von alleine entwickeln. Erstens darf man keine Diktatoren mehr unterstützen, muß wirklich das VOLK regieren lassen. Dann muß man fair mit diesen Ländern umgehen, so daß sie im Westen ein Vorbild sehen. Was jetzt passiert, baut den Westen als Feindbild auf.


>Nun gut, soll dieses Land seinen Gottesstaat haben, mögen einige denken und sagen. Das Problem ist, dass ein autoritärer Gottesstaat
>a) den Hass gegen den Westen predigen wird
>b) die Region destabilisieren wird
>c) zu Flüchtlingsströmen führen wird.

Warum denn? Ist es im Iran so? Haß auf den Westen kann nur erfolgreich gepredgt werden, wenn es Angriffspunkte gibt. Leider haben sie die jetzt zuhauf. Die Region dort muß sich sowieso neu ordnen. Am "stabilsten" ist es natürlich, wenn man autoritäre Herrscher wie Hussein hat. Arabien tickt einfach anders. Um, nebenbei, hier mit dem Problem der Migranten klarzukommen, bin ich für eine weitgehende Ausweisung, siehe weiter unten.


>Unter letzterem haben wir im Westen dann wieder einmal mehr zu leiden. Wer die Dinge im Nahen Osten und in Afrika so lassen will wie sie sind bzw. sich selbst überlassen will, der muss konsequent sein und sagen, wir weisen sämtliche Flüchtlinge aus diesen Regionen zurück.

Massen von Flüchtlingen gibt es aber nur, wenn ein neues Terroregime hochkommt, das von der Mehrheit nicht gewollt ist. Wenn die Schiiten im Irak an die Macht kommen, ist das aber nicht in Sicht. Man muß höchstens mit ihnen verhandeln und die Rechte der Sunniten sicherstellen, um ein Gemetzel zu verhindern. Wenn es durch von der Mehrheit getragene, freie Regierungen kommt, wird es keine Flüchtlingsströme geben.


>Es wäre schön, wenn es der Westen schaffen würde, die Region umzukrempeln.

Wir haben nicht das Recht, direkt einzugreifen. Wir können nur den Minimalkonsens unterstützen, also Unversehrtheit der Menschen, keine Folter etc. Die Regierungsform ist nicht unser Bier. Wenn sich die Mehrheit für einen Kaiser entscheiden würde, ist das ihr Recht.


Allerdings glaube ich nicht an diese Möglichkeit, aus mehreren Gründen:
>a) in Europa fehlt das Verständnis für die massgebenden Zusammenhänge und der politische Wille.
>b) Die USA haben alleine nicht die Kraft und die Legitimität ein solches Projekt durchzuzuziehen.
>c) Die fortschreitende, weltweite Tendenz des Staatszerfalls und die wachsende Macht anti-staatlicher Kräfte wird allen Bemühungen letztlich einen Strich durch die Rechnung machen.

Ja.
>Gruss
>Andreas


Dito

B.


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