WamS: Kein Aufstand der Anständigen
Geschrieben von Hubert am 28. März 2004 09:36:26:
Hallo zusammen,
nachstehend mal wieder ein exquisiter „Welt am Sonntag“-Artikel (heutige Ausgabe, Seite 11). Meines Erachtens zeigt der Autor sehr deutlich auf, daß der Islam – obwohl selbst ein Vollidiot mittlerweile dessen wahres Wesen erkennt – von bestimmten Interessengruppen in Europa mit der einzigen Absicht verteidigt wird, die abendländische Welt- und Werteordnung zu zerstören. Aber sind wir in unserer Erkenntnis wirklich schon so weit, daß wir zweifelsfrei behaupten könnten: Kommunismus, Islam und New Age sind die drei Waffen Satans, mit der das Reich des Bösen gegen das Reich des Guten (USA, Israel und Kirche) antritt?
Herzlichst,
Hubert
Kein Aufstand der Anständigen
Von Hans-Peter Raddatz
Am 11. März detonierten 13 Bomben im Madrider Berufsverkehr und rissen 190 Menschen in den Tod. In einer neuen Größenordnung hatte der islamische Terror damit nicht nur Spanien, sondern ganz Europa erreicht. Und dies, obwohl man hier, unbeirrt durch Gewalttaten in anderen Weltgegenden, um eine besonders positive Sicht des Islam bemüht gewesen war.
Allerdings hatten sich schon am 11. September 2001 die Geister geschieden. Aus dem Rauch der New Yorker Katastrophe stieg das Gespenst Al Qaida, eine Tätergruppe mit saudischem Hintergrund, empor. Schnell wurde von interessierten Kreisen ein absoluter Gegensatz zwischen Islamisten und dem „eigentlich gewaltlosen“ Islam konstruiert. Währenddessen konnten gewaltbereite Muslime ihre Netzwerke in Europa nahezu ungestört ausbauen.
In Deutschland profitierte von dieser Entwicklung vor allem der arabisch dominierte Zentralrat der Muslime. Dessen Spitze soll Verbindungen zu radikalen Gruppen, unter anderem zur Saudi-Organisation Rabita unterhalten, die zumindest zeitweilig in die Terrorfinanzierung verwickelt war. Auch die türkische Organisation Milli Görüsh (Nationale Weltsicht) läßt man gewähren, obwohl diverse Verfassungsschutzorgane sie als staatsfeindlich einstufen. Da erschien es nur logisch, daß man die islamistische Basispartei dieser Gruppe in der Türkei, die frühere Refah und jetzige AKP, nach ihrem Wahlsieg vom Herbst 2002 über Nacht zu „gemäßigten Islamisten“ erklärte.
Durch eine solche Positivbrille erscheint die islamische Radikalität als Phänomen, das mit dem „eigentlichen Islam“ nichts zu tun haben durfte. Obwohl leicht erkennbar – gerade auch nach Aussage der Muslime selbst – der Islamismus ohne Islam nicht lebensfähig ist, bemühte man sich variantenreich, die radikale Islamform vom Islam zu trennen. „Den Islam“ sollte es indessen durchaus geben, indem man die Begriffe „Islam“ (arabisch: Unterwerfung) in „Frieden“ sowie „Dschihad“, der Heilige Krieg des Islam, unter anderem in eine „Anstrengung im Glauben“ schlicht umbog.
Auch die Madrider Katastrophe löste zunächst das Reflexgerede vom „Generalverdacht“ und vom Islam aus, „der vom Islamismus zu trennen ist“, womit man lediglich die eingeschliffene Desinformation fortsetzte.
Nach Madrid begannen indessen sensiblere Beobachter, bislang gemiedene Konfliktfelder offener anzusprechen. Obwohl sich die Anhänger des Islam in Europa und Deutschland nicht anders verhielten als bei den islamischen Terrortaten in den Jahren zuvor, registrierte man nun, daß die Muslime sich offenbar nur schwach, und dies auch nur widerwillig, von der Untat ihrer Glaubensbrüder distanzierten.
Als „offizielle Repräsentanzen“ verhielten sich auch in Deutschland Zentralrat und Milli Görüsh unangemessen einsilbig. Die Medien versuchten zwar nachzufassen, wurden indes weiter mit nichtssagenden Stellungnahmen abgespeist. Während man im islamischen Raum den Massenmord vielfach als Triumph über den westlichen Systemfeind feierte, zeigte das Verhalten der hiesigen Muslime, daß sie offenbar konstruktive Unterstützung benötigen, wenn sie denn überhaupt bereit und fähig sind, den Weg zu Demokratie und Integration anzutreten.
Die deutschen Verantwortlichen werden die Frage nach den Gründen für solches Verhalten nicht beantworten, geschweige die Hilfen zur Demokratisierung verfügbar machen können, solange sie das islamische Gewaltpotential generell bestreiten. Solange ihnen eher an einer idealisierten Islamfiktion des „Friedens“ als an einer sachlichen Information über den real existierenden Islam gelegen ist, werden sie ihnen nicht genehme Fakten verschweigen und das gesellschaftliche Gemeinwohl mißachten müssen.
Zu solchen Fakten gehört vor allem die umfassende Pflicht der Muslime in der Diaspora, die Beeinflussung durch die nichtislamische Gesellschaftsordnung zu umgehen und die Einheit von Moschee und Staat zu bewahren. Diese Pflicht ist in der Rechtsordnung der Scharia verankert, die einen alleinigen Geltungsanspruch erhebt und den Anhängern des Islam aufgibt, diesen Anspruch mit Moscheebau, Islamunterricht, Kopftuch und vielen anderen Einzelmaßnahmen, notfalls auch unter Einsatz von Täuschung und Gewalt, durchzusetzen.
Indem dieses Recht die gewaltbesetzte Ablehnung alles Nichtislamischen religiös legitimiert, stellt sich die islamische Gemeinschaft gegen die Demokratie. Religionsfreiheit nimmt sie bislang mit der Verpflichtung in Anspruch, die westliche Ordnung, die ihr diese Freiheit gewährt, langfristig zu überwinden. Wenn islamische Terroristen westliche Ziele angreifen, können daher ihre Glaubensbrüder vielleicht die Methoden, nicht jedoch den Angriff selbst kritisieren, weil er sich in prinzipieller Übereinstimmung mit der islamischen Ideologie befindet, die in Koran und Tradition niedergelegt ist.
Hier ist die Schnittstelle, an der sich Islamismus und Islam, und damit auch radikale und gemäßigte Muslime verbinden. Sowohl die Solidarität als auch das Denunziantentum der islamischen Gemeinschaft lassen dem einzelnen nur sehr begrenzte Möglichkeit zur Kritik am Islam. Wer sich doktringemäß verhält und womöglich noch den „Unglauben“ schwächt, beweist hingegen seine Eignung zu islamischen Führungsfunktionen – ein machtvolles Motiv, das alle Islamisten antreibt und auch zum Kampf gegen innere Feinde berechtigt. So hat selbst der Mufti von Ägypten, Tantawi, mit einem Amtsenthebungsverfahren zu rechnen, weil er Frankreich ein Recht auf das Kopftuchverbot einräumte.
Die Unfähigkeit zur Koexistenz mit nichtislamischen Ordnungen bestätigt sich vor allem auch im oft unmäßigen Nachdruck, mit dem Muslime ihre Geltungsansprüche in der westlichen Rechtsordnung verfolgen. Kritik an überdimensionierten Moscheen, demokratiefeindlichem Islamunterricht, Gewalt gegen Frauen et cetera wird als „Intoleranz“ oder gar als „Angriff“ diffamiert. Eine Wahrnehmung, in der sich die Muslime durch viele Vertreter des deutschen „Dialogs“ in Politik, Kirchen und Universitäten bestätigt sehen. Diese agieren wie Quasi-Islamisten, in dem sie die ungelöste Verbindung zwischen Polit-Islam als Zwangssystem und Ritus-Islam als dessen religiöser Legitimation verschweigen und damit die Demokratie selbst, insbesondere die Grundrechte der Religionsfreiheit und der Geschlechterfreiheit, untergraben.
Auch die angebliche Sonderstellung der Türken als „säkularisierte Muslime“ blieb eher Fiktion als Realität, weil sie sich der weltweiten, radikalen Renaissance des Islam der letzten 30 Jahre ebenso wenig entziehen konnten. Der islamistische Politschub, die Zuwanderung aus dem orthodoxen Anatolien und die türkische Gettoisierung in Deutschland verbinden sich zu einer fragwürdigen Dynamik, der sich die Politik in der Diskussion über den türkischen EU-Beitritt zu beugen beginnt.
Führende deutsche Politiker sehen ein EU-Mitglied Türkei als unverzichtbares Bindeglied, um die Sicherheit Europas zu stärken. Wie dies sinnvoll geschehen soll, ohne in der Praxis die Unterdrückung der türkischen Minderheiten und die Überlastung der europäischen Wirtschaft zu vermeiden, bleibt unklar.
Wenn die deutschen Bürger allerdings keinen Grund sehen, die ihnen diktierten Zumutungen und deren Folgen für die eigene Zukunft zu hinterfragen, sollten sie auch nicht das „Schweigen der Muslime“ zur islamischen Gewalt kritisieren. Beide gemeinsam verstärken eher eine fatale Fehlentwicklung: die Besetzung illegitimer Macht durch scheindemokratische Eliten, die mit dem Instrument der Toleranz beide Mehrheiten zum Verzicht auf legitime Rechte zwingen – die europäische und die der muslimischen Minderheit. Spanien lieferte ein deutliches Beispiel dafür, wie die islamistische Bedrohung in Europa mitzuregieren beginnt, weil sie sich ohne offene Diskussion vom Islam nicht trennen lassen wird.
Hans-Peter Raddatz ist Islamwissenschaftler und Co-Autor der „Encyclopedia of Islam“, des Standardwerks der internationalen Orientalistik. Sein aktuelles Buch „Allahs Schleier – Die Frau im Kampf der Kulturen“ erschien im Herbig-Verlag.
- Hubbi ..... franke43 29.3.2004 08:20 (3)
- Re: Hubbi ..... Zwobbel 29.3.2004 09:48 (2)
- Auch Hubbi ist nicht unfehlbar franke43 29.3.2004 10:57 (1)
- Re: Auch Hubbi ist nicht unfehlbar Zwobbel 29.3.2004 15:38 (0)
- Re: Gut und Böse, watt einfach, boah, ey Baldur 29.3.2004 01:49 (0)
- Ich bin in meiner Erkenntnis noch meilenweit davon entfernt... Backbencher 28.3.2004 14:20 (4)
- Re: Ich bin in meiner Erkenntnis noch meilenweit davon entfernt... Hubert 28.3.2004 14:28 (3)
- Weisst Du, Hubert... Backbencher 30.3.2004 13:25 (1)
- Re: Weisst Du, Hubert... Leionel 30.3.2004 16:27 (0)
- was für ein Schwachsinn Schiller 28.3.2004 14:46 (0)
- Die USA, Israel und die Kirche das Reich des Guten ? Aua !!! NoPasaran 28.3.2004 12:25 (1)
- Re: Die USA, Israel und die Kirche das Reich des Guten ? Aua !!! Schiller 28.3.2004 14:50 (0)