Denken wir nur einmal weiter ...
Geschrieben von Flieger am 23. November 2001 18:41:42:
Als Antwort auf: Re: Einfach zum Nachdenken - AUA! geschrieben von schlafgnom am 21. November 2001 13:03:16:
>>Ein ehemals stolzes Volk (damit meine ich nicht das Naziregime, sondern das Deutschland der >Kaiserzeit) ist zu einem Konglomerat von Warmduschern verkommen, die sich auch nach über 50 >Jahren noch mit glückvoller Masochie Asche aufs Haupt streuen, mit gesenktem Kopf "Mea >culpa" murmeln und bis in alle Ewigkeit froh und dankbar sind,
>Ich kann dir insofern zustimmen, das Deutschland nun wirklich nicht mehr viel mit dem Land der "Dichter und Denker" gemein hat.
>Aber die Ursache dafür liegt einzig und allein in den Deutschen selbst, die Hitler und seine NSDAP an die Macht gebracht haben. Liberales Denken wurde durch Engstirnigkeit, Polemik und Zensur ersetzt!Der Satte kann den Hungrigen nicht verstehen. Das die sattgefressenen und medienverblendeten Leute (Weicheier und Warmduscher) heute natürlich damals alles besser gemacht hätten, ist hinlänglich klar. Wie gesagt - man begeht einen schweren Fehler, wenn man den zweiten Weltkrieg zwischen dem 1. September 1939 und dem 9. Mai 1945 eingrenzt.
>Die Folge war eine gigantische Auswanderungswelle der deutschen Intellektuellen (Einstein verliess Deutschland schon fünf Jahre vor der "Reichskristallnacht"). Damals versuchten die meisten Intellektuellen übrigens, in die USA überzusiedeln.
Die meisten Intellektuellen waren es sicher nicht: In den Dreißigern gingen die mit Abstand meisten Nobelpreise an Deutschland. (Was weniger mit den Nazis als einfach mit der Aufhebung des Versailler Diktats zu tun hatte.) Auch war die Wissenschaft an sich - auch und gerade von den Alliierten anerkannt - am Ende des zweiten Weltkrieges den anderen Mächten in fast allen Disziplinen um fünf bis zehn Jahre voraus. Daß alle Gripsträger wegen der Nazis ausgewandert sind, ist schlicht Blödsinn. Die meisten gingen 1945 weg oder "wurden gegangen".
Passend dazu: Wolfgang Popp - Wehe den Besiegten!
>Geschichte wiederholt sich: Nun befindet sich Deutschland ja wieder auf dem Weg zu "neuem Selbstbewusstsein". Und schon seit ein paar Jahren bemerken die Universitäten, das sie kaum mehr in der Lage sind, ihre besten Kräfte im Land zu halten. Begründung der "Flüchtlinge": nicht genügend staatliche Unterstützung, kein Sinn für Grundlagenforschung beim Staat und engstirniges Denken im eigenen Land.Dafür wird für alles andere doppelt und dreifach gezahlt. EU, Nbei Euch NATO, UNO, Wiedergutmachung, Entwicklungshilfe, nur im eigenen Land fehlt das Geld. Schwacher Trost das es hier nicht anders ist. Bei den Universitäten kann ich Dir nicht folgen: Der Zustrom steigt von Jahr zu Jahr, bloß werden z.B. die technischen Fakultäten als Motoren der Wissenschaft gezielt ausgehungert, während die Studentenzahlen wenig gewinnbringende - aber nicht nutzlose - Studien (Soziologie, Philosophie,...) explodieren.
>Bevor jemand dauerhaft sein eigenes Land verlässt, muss er schon mehr gute Gründe haben als "das Wetter ist dort schöner" oder "die Filme kommen dort eher in's Kino" - oder anders ausgedrückt: Erst wenn alle Hoffnung fort ist, das es im eigenen Land nochmal besser werden könnte, packt man seine Sachen und sucht das Weite.
>Wo wohnt Steffi Graf (schon vor ihrer Hochzeit)?
>Wo lässt sich Thomas Gottschalk nieder? (nein, den zähle ich jetzt nicht zu den Intellektuellen)
>Warum lebt Wolfgang Joop in New York?
>Und sollte es einem nicht zu denken geben, das der letzte deutsche Physik-Nobelpreisgewinner (Wolfgang Ketterle, 2001) ebenfalls in den USA wohnt...?Vielleicht weil sie alle in keinem geistigen und moralischem Gefängnis mit Selbstgeißelungspflicht leben.
>fragt
>schlafgnomantwortet