Re: Moral ein Konstrukt der herrschenden Klasse ?

Geschrieben von HotelNoir am 11. März 2004 07:43:11:

Als Antwort auf: Moral ein Konstrukt der herrschenden Klasse ? geschrieben von offthspc am 11. März 2004 02:10:00:

Hi offthspc und Johannes,

>>HotelNoir vetritt nun in vielen Beiträgen die (für mich) seltsame These, gerade der Versuch, Richtig und Falsch zu unterscheiden (bzw. anzunehmen, es könne eine Handlung besser sein als die andere), würde zu Problemen führen.
>>Nur, wenn jetzt HN in der Diskussion das unmoralische Handeln der Teilnehmer als Moral darstellt, dann wird es schwierig, denn der Zirkelschluß stimmt nicht mehr. Jeder wird zustimmen, das Verhalten der Leute sei falsch gewesen (unmoralisch, unethisch).

Du machst in Deinen Aussagen immer den gleichen Fehler, indem Du Deine subjektive Ansicht von moralisch, also gut, und unmoralisch, schlecht, objektivierst obwohl sie immer subjektiv bleiben.

>>Und wenn wir dieses unmoralische Verhalten nun als Moral bezeichnen, dann wird jeder mit den gleichen Worten das Gegenteil meinen.
>Wenn ich das etwas überdenke muß ich HN teilweise rechtgeben.
>Wenn man einen Menschen auf jene "Funktionen" reduziert mit denen er auf die Welt kommt (sag mal Kindchenschema, gibt es auch bei Tieren ..) dann hat er insoweit Recht als eigentliche jede Handlung "richtig" ist ... bzw. es keine Möglichkeit gibt zu unterscheiden.
>Jener Moralkodex mit dem wir leben entsteht ja erst durch die Erziehung und ist immer von der Gesellschaft und dem Kulturkreis.
>Wenn man von manchen Erkrankungen absieht (z.B. Psychopathen die meistens kein Schamgefühl kennen) hat dann doch der Großteil der Bevölkerung im Erwachsenenalter ein Bild davon was gut oder schlecht ist.
>Ob diese "Moral" jetzt durch kirchliche 10 Gebote oder gesellschaftliche Sanktionierung (Verstoß, zum Paria stempeln oder modern Haftstrafen) entsteht spielt imo keine Rolle.
>Für die abstrakte "Macht" geht es dann nur mehr darum die Moral soweit zu biegen bis sie den aktuellen Anfordernissen entspricht.

Die moralische Konditionierung ist in einer gewissen Weise die Vertreibung aus dem Paradies. Doch sie alleine ist nicht das Problem, im Gegenteil, sie ist das Sprungbrett zu einem befreiten (in die Einheit des Lebens zurückkehrenden) Menschen. Doch die meisten Leute sind so fixiert durch das was man ihnen gelehrt hat, dass sie glauben, nicht springen zu dürfen (die Moral nicht überwinden zu dürfen).

>Die öfters genannte "Lufthoheit über die Kinderbetten.." mal als Beispiel...
>Also der Versuch von Parteien ihre Ideologie bereits in Kindern als "Moral" einzupflanzen...
>Man vergleiche mal ein heutiges Volksschulbuch (bei euch glaub ich Grundschule) mit einem Buch für die gleiche Altersklasse aus der NS-Zeit.....
>Mein Fazit: Moral ist ein Konstrukt der aktuell herrschenden Klasse (...uii jetzt schreib ich schon wie ein Marx Leser ...).
>Natürlich kann dann noch jeder versuchen die Moral für sich selbst zu "biegen"
>Sogenannte "Satanisten" mit dem Leitspruch "Tu was du willst" als Extrembeispiel...

"Tu was Du willst sei das Ganze Gesetz" ist nicht zwangsläufig satanistisch. Der Wille der Crowley meint, von dem dieses Zitat stammt, ist der Wille, der durch den Menschen durchfliesst, wenn sein Ego nichts mehr will. Der "Wille" in Crowleys Terminologie bedeutet der Wille des Höheren Bewusstseins.

>Den Text mit dem Experiment habe ich vor allem deswegen eingestellt um zu zeigen das das "Rausreden" auf andere durchaus auch auf Religionen angewendet werden kann.
>Die Kreuzzüge haben ja auch versucht Jerusalem von den "Ungläubigen" zu befreien..... und in Wirklichkeit ging es um die Vermögensvermehrung der Hintermänner....
>Oder die Instrumentalisierung des Glaubens wie es derzeit in den USA praktiziert wird .... der "Kampf gegen das Böse" dient ja wieder nur der Bereicherung einiger weniger Personen...

Jeder Krieg und jeder Kampf wird im Namen des "Guten" geführt. Darum ist die Moral gefährlicher als jede Waffe.

Grüsse HotelNoir




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