Re: Aber der Probelauf im Libanon war auch nicht sonderlich berauschend, oder? (

Geschrieben von Leo am 29. August 2006 17:16:01:

Als Antwort auf: Re: Aber der Probelauf im Libanon war auch nicht sonderlich berauschend, oder? ( geschrieben von Leo am 29. August 2006 12:52:14:

29. August 2006

George Bush, der Iran und die verabscheute letzte Option

Von Laszlo Trankovits

Die Stunde der Wahrheit für US-Präsident George W. Bush rückt rasant näher: Noch setzt er im Streit mit dem Iran über den Verdacht einer nuklearen Aufrüstung auf baldige wirtschaftliche und politische Sanktionen des UN-Sicherheitsrats gegen Teheran. Aber der Republikaner im Weißen Haus weiß, dass sich die Skepsis vieler seiner Parteifreunde mit ihrem tiefen Misstrauen gegen die UN und europäische Verbündete rasch bestätigen könnte.

Wenn der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad bei seinem Atomkurs bleibt und die von Bush so oft beschworene "internationale Gemeinschaft" nicht mit Härte reagiert, hätten in Washington die politischen Falken Oberwasser. US-Diplomaten zweifeln hinter vorgehaltener Hand, ob sich der UN-Sicherheitsrat wirklich zu spürbaren Konsequenzen, wie sie Bush fordert, durchringen werde.
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"Dann ist Gewalt eben notwendig"

Vor allem die Neokonservativen warten nur darauf, bis sich alle Diplomatie - und damit auch die Strategie der Europäer - zumindest aus ihrer Sicht als völlig nutzlos erweisen würde. "Wenn Gewalt notwendig ist, um Terroristen, Iraner und Nordkoreaner zu schlagen, dann ist es bedauerlicherweise notwendig", formuliert der Ex-Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, die Sicht der politischen Falken.

Der Glaube, "mit multilateralen Übungen den Iran vom Nuklearprogramm abzuhalten, war immer ein Fantasieprodukt", schrieb der Publizist Charles Krauthammer. "Ein militärischer Angriff würde schreckliche Konsequenzen haben - aber sie müssen abgewogen werden gegen die schrecklichen Konsequenzen, einer den Weltuntergang beschwörenden iranischen Führung zu erlauben, Waffen für den Völkermord zu bekommen." Aber nicht nur rechte Politiker, auch Demokraten wie Senatorin Hillary Clinton haben klar gemacht, dass Teheran notfalls mit Gewalt von Atombomben abgehalten werden müsste.

Nach den klaren Worten konkrete Taten?

Der Iran-Konflikt droht Bush in eine besonders missliche Lage zu bringen. Immer wieder hat er betont, dass die Welt "nicht zulassen kann, dass der Iran Atomwaffen hat". Zumindest die Konservativen in den USA - und wohl auch Israel - erwarten nach den klaren Worten auch konkrete Taten. Aber zum einen bindet schon der Irakkrieg die USA militärisch und finanziell in erheblicher Weise. Zudem werden in den USA - und besonders in Europa - militärische Optionen gegen den Iran äußerst skeptisch gesehen. 22 ehemalige US-Generäle und hohe US- Regierungsbeamte warnten kürzlich vor den "desaströsen Folgen eines Angriffs auf den Iran".

Nicht zuletzt der Kampf Israels gegen die Hisbollah im Libanon zeigte auch Washington, wie wenig eine hochgerüstete, technologisch weit überlegene Armee gegen Milizen ausrichten kann, die gut ausgebildet, hoch motiviert und in der Bevölkerung verankert sind - und aus US-Sicht ohne Skrupel alle Vorteile des Terrorkampfes und der Schutzschilde von Zivilisten nutzen. Wie erst sehe ein Krieg im Iran mit seinen 68 Millionen Einwohner und seinen nicht zu unterschätzenden Streitkräften aus?, fragen da Militärexperten.

Eine dritte Option

Es gibt aber für Bush neben der Diplomatie im Rahmen der UN oder aber den fragwürdigen militärischen Druckmitteln noch eine dritte, allerdings wenig geliebte Option. Vor allem die Demokraten - aber auch Ex-Außenminister Henry Kissinger - glauben, dass die USA Teheran einen großen Schritt entgegenkommen müsse: Bush soll sich vom Gedanken eines Regimewechsel in Teheran verabschieden und stattdessenn Iran Sicherheitsgarantien und wirtschaftliche Anreize anbieten.

Zumindest sei das eine Chance auszuloten, ob das Regime der Mullahs nicht vielleicht doch lieber den Interessen des Landes dienen wolle und weniger religiös-ideologischen Visionen wie dem Kampf gegen den "großen und kleinen Satan" (USA und Israel), kommentierte das "Wall Street Journal". Diese Option mag Bush besonders wenig: Er zählt den Iran zur "Achse des Bösen" und nennt die Hisbollah und ihre iranischen Unterstützer "Islam-Faschisten". (dpa)



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