Re: Bhagavad-gita / Bibel
Geschrieben von Vedanta am 10. August 2006 16:25:33:
Als Antwort auf: Re: Bhagavad-gita / Bibel geschrieben von Bonifatius am 10. August 2006 15:18:44:
Hallo Bonitatius,
>Genauso behaupten das auch die Moslems von ihrem Buch.
Und sie mögen sogar Recht haben! :-)
Der Koran ist definitiv auch eine Heilige Schrift. Aber über den Koran kann ich leider keine historischen Fakten liefern, noch kenne ich viel von seinem Inhalt. Über die Bhagavad-gita schon.
>Aus Wikipedia über die Bhagavad-gita:
>Der vermutlich zwischen dem fünften und dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert entstandene Text ist eine Zusammenführung mehrerer verschiedener Denkschulen des damaligen Indien, auf Grundlage der Veden, orthodoxer Brahmanismus, Upanishaden, Yoga und noch weitere, steht aber den Upanischaden gedanklich am nächsten.Gerade Du als Schriftgelehrter, lieber Bonitatius, solltest sehr vorsichtig sein mit leichtfertigem Zitieren der Wikipedia, besonders bei reliösen Thematiken. Wiki ist gut, mal schnell einen Begriff nachzuschlagen, um eine ungefähre Vorstellung davon zu bekommen. Wissenschaftlich wirklich relevant ist Wiki nicht, wenngleich zweifellos viel Interessantes und auch Richtiges drinnen steht.
>Das heißt also: Kein einheitlicher Text, sondern verschiedene Autoren. Die Texte wurden zusammengestellt, also einige aufgenommen, andere wieder weggelassen (würde dir das Wort "zensiert" gefallen?).
Ob mir "zensiert" gefällt oder nicht, spielt keine Rolle. Für mich zählen allein die Fakten.
Indien hat seine eigene Geschichtsschreibung in Form der Puranas. In einigen Puranas, z.B. im Bhagavat-Purana, das vor ca. 5000 Jahren enstand, wird ausdrücklich auf die Bhagavad-gita Bezug genommen. Es wird explizit nicht von mehreren Autoren der Puranas, der Veden allgemein, und auch nicht der Bhagavad-gita gesprochen, sondern vielmehr von einem einzigen, nämlich Srila Vyasadeva (Vedavyasa).
Die Bhagavad-gita wiederum ist Herzstück des größten literarischen Werkes Indiens, des Mahabharata (bestehend aus ca. 100.000 Sanskrit-Versen), das eine entscheidende Ära der indischen Geschichte beschreibt.
Warum nicht die indische Geschichtsschreibung akzeptieren wie sie ist? Ist sie etwa im Vergleich zur westlichen Geschichtsschreibung minderwertiger?
>Du siehst, wie man da die Texte zerpflücken könnte? Sei es nun der mögliche Machtkampf, der über die Zusammenstellung entschieden hat, sei es eine zweifelhafte Datierung.
Du irrst, Bonifatius.
Es gab keinen Machtkampf bei der Niederschrift der Bhagavad-gita, wozu auch, und von wem?
Der Sanskrit-Text der Bhagavad-gita wird von allen Gelehrten Indiens als authentisch anerkannt. Nur die Interpretation desselbigen ist, wie ich bereits erwähnte, unterschiedlich. Und die Datierung ist nur für einige, wie etwa die westlichen Indologen zweifelhaft. Für nahezu alle Inder, und auch für alle anderen Menschen, die die indische Geschichtsschreibung als gleichwertig mit der Westlichen betrachten, bestehen keinerlei Zweifel am Entstehungsdatum. Ich kann das aus eigener Erfahrung mit vielen indischen "Normalbürgern", Ärzten, Akademikern etc. bestätigen.
>Trotzdem, und das ist mir für die Diskussion wichtig: Die Bhagavad-gita hat sich als ein Text >herauskristallisiert, obwohl er von unterschiedlichen Autoren aus verschiedenen Jahrhunderten stammt.
Nein, völlig falsch.
Das trifft vielleicht auf die Bibel zu, auf die Bhagavad-gita jedoch erwiesenermaßen nicht (siehe oben).
Mich wundert im Übrigen, wie oberflächlich Du in Deinem Studium anderer Religionen bist (vielleicht sogar Deiner eigenen?). Ein einziger kurzer Wiki-Eintrag genügt Dir, um Dich sofort vollkommen "aufgeklärt" zu fühlen. Wer soll das denn noch ernst nehmen?
>Ein "heiliger Text" (egal welcher Religion) fällt nicht gedruckt vom Himmel, sondern entsteht durch Menschen, auf >menschliche Weise.
Dass ein Buch gedruckt vom Himmel fällt, kommt eher selten vor, da gebe ich Dir Recht. ;-)
Aber wenn Du schon die Entstehungsgeschichte der Puranas und der Bhagavad-gita prinzipiell ablehnst bzw. bereits eigene Vorurteile hegst (begründet auf der Wiki!!), dann machen weitere Ausführungen meinerseits zu diesem Thema wohl wenig Sinn.
>Wenn ich mich nun auf die Schwäche der Menschen konzentriere statt auf das, was der dahinter stehende Geist >mit/durch/trotz/wegen dieser Menschen dennoch erreicht hat, dann entgeht mir die entscheidende Bedeutung. Denn so ein >Werk ist mehr als die Summe der einzelnen Texte, da stecken ein Geist und eine Aussage dahinter, die ich nur erkennen >kann, wenn ich mich auf das Gesamtwerk einlasse.
Offenbar hast Du meinen Text nicht richtig gelesen. Ich hatte ausdrücklich die "Heiligkeit" der Bibel "als Gesamtwerk" betont. Richtiges Zuhören gilt in den Veden übrigens auch als ein Zeichen von Demut. Und ohne Demut kann niemand Gott erkennen, kein Hindu, kein Moslem und kein Christ.
Schöne Grüße
Vedanta
Antworten:
- Re: Bhagavad-gita / Bibel Bonifatius 10.08.2006 18:33 (2)
- Re: Bhagavad-gita / Bibel detlef 10.08.2006 20:11 (1)
- Re: Bhagavad-gita / Bibel Bonifatius 11.08.2006 12:33 (0)