Re: Ich verstehe den Text anders

Geschrieben von Starfire am 02. August 2006 13:39:17:

Als Antwort auf: Ich verstehe den Text anders geschrieben von Odin am 02. August 2006 12:54:39:

Hallo Odin,

Deinen Interpretation stimme ich gerne zu. Ich mag nur die Form nicht, die von Schlumpf gewählt wurde ;)
Sorry - ich lese vorzugsweise wissenschaftliche Werke und da fallen mir Vermutungen, Wertungen und Pauschalisierungen schnell ins Auge.


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Die Bibel ist ein Epos. Sie beginnt mit Katastrophen (die Verteibung aus dem Paradies und die Zerstörung der Welt durch die Sindflut) und sie endet mit Katastrophen (die Schlacht bei Armaggedon, der Einschlag des Kometen, und dann, das neue Jerusalem.

Was für ein Komet? Konkret? Oder ist das nur eine Annahme? Sorry für die Korinthenkackerei, aber Detlef will hier eine streng sachliche Bearbeitung der Themen.

2.Das alte Testament (wie das neue auch) handeln von dem Zusammenprall einer nomadisch geprägten Kultur mit den großen, grausamen Imperien (Ägypten, die Kaaniter, Assur, Babylon, Die Griechen... Rom.... ).

Grausame Imperien? Wenn ich mir die Sitten und Gebräuche (Stammesgesetze) der nomadischen Stammesgesellschaft ansehe, dann waren die auch nicht gerade ohne. Viel davon existiert heute noch in vielen alten Stammesgesetzen des nahen Ostens und in Afrika weiter und wird auch noch praktiziert.

Als die Lage unhaltbar für die Stämme wurde, erkoren die Juden sich einen König, David, der zwar ihnen militärisch Ruhe verschaffte, sie aber genauso knechtete, wie die anderen Völker sie vorher auch (Man kennst das, wenn eine Kooperative in der Marktgesellschaft übedauern will, muss sie wie eine Firma geführt werden). Natürlich, die jüdischen Könige vergeigten später das kleine Reich, das kam dazu.

Militärische Ruhe? Mit denselben oder sogar grausameren Methoden, die die sogenannten "grausamen Imperien" verwendeten. Es war eine brutale und grausame Zeit. Die großen Reiche hatten wenigstens schon geschriebene Gesetzeswerke, die auch Sklaven und Frauen Rechte zubilligten.

Die Apokalyptik entstand mit der Besetzung durch die Griechen, nach Alexander dem Großen, die nicht nur einen fiesen Kapitalismus einführten, am liebsten junge Knaben oder Sklaven fickten, aber selber nie ihren Arsch hinhielten,

Persönliche Wertungen:

- fieser Kapitalismus
- den Griechen übersteigerte Pädophilie zuzuschreiben ist ein retorischer Trick. Genauso wie die Pauschalierung "die Griechen".

eine absolut universelle Zivilsation hatten (von Gibraltar bis Dehli reichte ihr Einfluss) und dazu die Eigenschaft hatten, dass sie alles mit ihrer Art zu leben überformen wollten. Sklavenhalter waren sie ja auch. Mental und moralisch hielten sie sich für topfit und das nonplusultra.

Die Griechen (vorsicht pauschalisierend *g*) hatten durchaus eine recht ordentliche Zivilisation im Vergleich zu einem halb sesshaften und teilweise noch sehr primitiven Nomadenvolk, das erstmal die Städte anderer Völker übernehmen und die Bevölkerung beseitigen musste. (Vorsicht Wertung - aber es steht im AT). Die Stämme Israels hielten sich übrigens ebenfalls Sklaven und das nicht zu knapp. Schließlich waren das billige Arbeitskräfte und es war zu diesen Zeiten bei so gut wie allen erforschten Völkern üblich Sklaven zu halten, zu kaufen und zu verkaufen. Die Behandlung von Sklaven differierte - genauso wie der Stand. Es gab Sklaverei auf Zeit um z.B. Schulden zu begleichen (bei Kelten und Germanen) und es gab Sklaven, die wie Ware behandelt wurden und Besitz auf Lebenszeit waren.

Weiterhin hielt sich jedes Volk mental und moralisch für überlegen. Die Griechen durch ihre "Zivilisation". Da nehmen sich die Völker der damaligen Zeit wenig. Ob sie nun Babylonier, Assyrer, Ägypter, Römer, Griechen, Kelten, Germanen oder sonstigen Volksgruppen angehörten.

Und in dieser Zeit entstand der Gedanke, dass nicht nur das jeweilige Imperium vergehen würde (wie Assur oder Babylon) sondern die "Welt" als ganze: das "Imperium" der Griechen und später das der Römer hatte ja auch einen "totalen" Anspruch.

Den Gedanken die Völker in Palästina in ihre Glaubenswelt integrierten. Den totalen Anspruch auf Wahrheit findet man auch im AT - ist der deshalb richtiger oder besser, wenn er von jüdischer Seite kommt?

3.der mythologische Kontext. Orientalisches Denken vollzieht sich in Kreisen, nicht linear, es gibt weder Vergangenheit als unwiederbringliches, noch Zukunft als neues, sondern nur Kreise, das heißt, S. geht, wird wiederkommen, wie der Winter geht, wiederkommt, wie.. Situationen wiederholen sich, man denkt nicht in punktuellen Ereignissen, sondern in Konstellatioen.

"Orientalisches Denken vollzieht sich in Kreisen, nicht linear." Interessante Annahme. Zu den damaligen Zeiten war das das ganz normale Denken bei allen Kulturen. Kelten, Germanen, Römern und Griechen. Heutzutage kann man wohl annehmen, daß das denken allgemein linear ist.

Es gibt Personen, aber die sind nicht das, was sie heute sind.?Persona ist die Maske des Schauspielers, beim Theater, was zählt ist nicht die Identität (die kommt erst mit dem Christentum oder der Spätantike) sondern die Rolle, man ist König, Bauer, Knecht, Sklave, Philosoph, Prophet. Und nun, das ist die Crux dabei, so wie ein König handelt, so wird der nächste auch handeln, was Assur machte, wird Babylon auch tun, und was Rom tat, werden die Amerikaner auch tun — prophezeit wird, das was in der jeweiligen Rolle gespielt wird.

Das halte ich nur für teilweise richtig. Es ging vor allem um Familie, Stamm, Clan, Volk. Sicher hat und hatte jeder seine Rolle zu spielen. Aber die heute so überbetonte Individualität gab es damals nicht.

4. es gibt Prophezeiungen. Wenn man daran glaubt. Und wenn man das tut, gibt es keinen Grund, sie nicht auch in den Schriften zu suchen, die wie die alte und neue Testament, der Koran, die Upanishaden lange von vielen als "heilig" geschätzt wurden. Und, die meisten aller?"Schauungen" , die hier im Forum verhandelt werden, stammen von Leuten, die ganz sicher die Bibel jahrelang gelesen hatten, in einer Kultur aufgewachsen sind, die die biblischen Bilder tradiert — eine "reine", nicht religiös geprägte Schauung zu finden, dürfte schwer sein.

Da stimme ich diesmal vorbehaltlos zu und würde das sogar noch weiter führen. Denn jeder Mensch hat seine Prägungen und seine Glaubenskonstrukte. Sogar die streng wissenschaftlich orientierten, materialistischen Menschen haben einen Glauben, der nichts mit Religion zu tun hat, aber religiöse Dimensionen annehmen kann.

SF

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