Re: 3wk & zuzug von neuen mitbuergern / wurzelverlust

Geschrieben von detlef am 31. März 2010 13:29:44:

Als Antwort auf: 3wk & zuzug von neuen mitbuergern / wurzelverlust geschrieben von wolf am 31. März 2010 09:25:46:

moin,


>ich wollte mal eine oder besser zwei Diskussion-en anstossen ob es nicht auch so ist, dass in der Gemengelage der "Gesehenen Vorkommnisse" bezueglich der Zukunft eine gewisse Angst vor "Ueberfremdung" und/oder Wurzelverlust dabei ist.
>Ich meine, Gesehenes ist wohl sehr individuel und kann gar nicht objektiv sein. Demnach wird es auch mit dem verglichen, was die oder der Seher ansonsten kennt.

hier moechte ich stark widersprechen.
alles, was ich ueber schauungen zu wissen glaube (eigene erfahrung und kenntnisse ueber andere) deutet darauf hin, dass schauungen "von aussen" kommen. also nicht selbst produziert werden.
das "thema" wird also dem seher vorgegeben.
das geschaute ist nicht "individuell", sondern eher "punktuell". es ist so objektiv wie ein nicht retouchiertes foto, oder ein ungeschgnittener kurzfilm.
die subjektivitaet faengt erst da an, wo der seher oder der interpret gesehenes eventuell auf seinen eigenen wissensstand zurecht biegt.
eine verdraengung kann hoechstens an dem punkt stattfinden, wo der seher entscheidet, ob er geschautes ganz, teilweise oder gar nicht weitergibt.
also bereits im bereich der (eigen-)interpretation.
ich bin ueberzeugt, dass das geschaute NICHT vom wissensstand des sehers abhaengig ist.
(kleiner exkurs): deshalb halte ich es auch fuer grundfalsch, anzunehmen, dass ein seher, "symbolisch" z.b. pferde sieht, wenn panzer gemeint sind.
irgend ein tonnenbewohner (die shipton?) schrieb vor jahrhunderten z.b. von wagen ohne pferde.
das problem des sehers liegt nicht beim sehen, sondern beim beschreiben von gesehenem, fuer das er keine bezeichnung kennt.

und noch ne kleine spitze: nicht alle seher sind nationalisten. - also muessen nicht alle seher sich bedroht fuehlen, wenn sie fremde sehen.

Mal ganz ehrlich, Dtl. nach dem 2wk war nicht so stark von dem Zuzug von neuen Mitbuergern gepraegt, als es wohl heute ist. Ist da nicht auch "der Russe der schon vom Fenster herrein schaut" (Irlmaier) nicht auch verbunden mit dem Gedanken dass der nicht hierher gehoerte? Demnach waere es heute wohl so, dass es schon nicht mehr so bedrohlich wirkt, wenn man sich den Zuzug genauer ansieht.
>Desweiteren ist es so, dass der Wurzelverlust von Menschen in Europa (Europas Christentum liegt fast in Scherben) nicht auch eigentlich die wahre Bedrohung ist? Europa wurde massiv vom Christentum / Judentum gepraegt. Damit einher ging auch eine gewisse Sicherheit - fast in jeder Beziehung. Man hatte seine Wurzeln. Noch vor 25 Jahren war es wohl kein Problem Leute zu finden, die glaubten, dass sie einen Arbeitsplatz fuers Leben haetten - findet man solche leute heute noch?

vermischst du hier nicht zu viel?
nationalismus - kultur - religion(christentum)

ich denke, dass die menschen, solange sie den nationalismus noch nicht aberzogen bekamen, viel weniger fremdenangst hatten, als heute. (einfach weil sie noch eine identitaet fuer sich selbst hatten)

kultur und religion (die eigentlich gegensaetze waren) sind, imho, beide seit ende des 18. jahrhunderts durch den neidgesteuerten sozialismus und sein kind, die demokratie, schritt fuer schritt zuruekgedraengt und zerstoert worden.


>In den USA und anderswo lag eine solche Verwurzelung wohl nie vor (die kamen ja als entwurzelte schon an / Heimat ist da drueber nicht die Begrifflichkeit wie wir es kennen).

taeusch dich nicht.
die us-amerikaner sind zwar kulturlos/kulturarm, aber doch stark verwurzelt und nationalistisch.
die kultur wird zwar beim auswandern abgelegt, zerstoert, oder angepasst. aber die entwurzelung des auswanderers verschwindet bereits in der ersten generation, die im neuen land geboren wird.
waehrend ich als auswanderer noch nach ueber dreissig jahren kaum wurzeln fassen konnte, sind bereits meine kinder fest in der neuen heimat verwurzelt.
das selbe erkenne ich bei all den anderen auswandererfamilien, die ich kenne.
(und da liegt das kommende deutsche problem. nicht bei den eingewanderten tuerken, sondern bei den kulturell tuerkisch gebliebenen deutschen...)


>Heute sieht die Situation wohl eher so wie in den USA vor. Menschen reisen der Arbeit nach, mit tiefer Verwurzelung hat das wohl eher nichts zu tun. Und damit ist auch eine gewisse Angst verbunden. Eine Angst die wir wohl so nie kannten.

aber deine eltern oder grosseltern kannten sie recht gut.
all den aus ostdeutschland vertriebenen, in den fuenfzigern, war diese angst deutlich anzumerken.


>Auf eine lebhafte Diskussion!

na, schaun mer mal.

gruss,detlef


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