Re: Rocco - Lied der Linde - Irlmaier - Lösepreis

Geschrieben von Taurec am 25. Juni 2007 23:17:34:

Als Antwort auf: Das Lied der Linde - Unbekannte Aussagen geschrieben von Taurec am 24. Juni 2007 16:11:45:

Hallo!

Im Lied der Linde sehen wir den Spiegel Ludovicio Roccos und anderer Quellen, unter anderem bei der Stelle:

"Alle Städte werden totenstill,
Auf dem Wiener Stephansplatz wächst Dill."

Die Stelle bei Rocco:
"Wien wird veröden und die großen Paläste werden leer dastehen. Am Stephansplatz wird Gras wachsen und aller Adel aufhören."
Der Reihmes wegen hat der Verfasser des Liedes aus Gras Dill gemacht.

Bei Irlmaier steht:
"Flugzeuge werfen zwischen Salzburg und Ostsee in einem Streifen soviel ‚gelben Staub’ ab, daß es darunter finster wird. In Wien überlebt niemand."

Später im Lied der Linde steht:
"'Alles ist verloren!' hier's noch klingt,
'Alles ist gerettet', Wien schon singt."

Der Widerspruch dürfte offensichtlich sein, nämlich daß demnach in Wien anders als Irlmaier behauptet Menschen überleben.

Eine mündliche Mitteilung Wüstenrufers beim Treffen mit BBouvier (Danke an selbigen, ich hatte das nämlich schon wieder vergessen!) war: Er kommt durch Wien. Die Stadt ist heruntergekommen. Jemand (in schäbiger Kleidung?) verkauft ihm auf der Straße was zu essen.
Falls das so nicht stimmt, bitte ich Wüstenrufer, der hier hoffentlich mitliest, mir netterweise eine Email mit der richtigen Version zu schicken.
Die Essenz stimmt aber: In Wien lebt noch jemand.

Irlmaier irrt also, wenn er sagt, in Wien überlebe niemand. Was ist geschehen? Wir erinnern uns, daß das Lindelied von Conrad Adlmaier veröffentlicht wurde, demselben Mann, der auch Irlmaier intensiv befragt hat. Adlmaier gab Irlmaier Mühlhiasl zu lesen und ebenso das Lied der Linde. Aus der Stelle, "Auf dem Wiener Stephansplatz wächst Dill", schließt Irlmaier fälschlicherweise, dies sei so, weil da keiner überlebe und fabuliert die oben zitierte Stelle zusammen.

Nun kommt der unbekannte Verfasser des Gedichtes "Lösepreis" und setzt noch was darauf, macht nämlich aus dem Gelben Staub, dem Westwind und der darauffolgenden Aussage, in Wien überlebe niemand, den gelben Strich halb so breit wie Bayernland. Das sind rund hundert Kilometer, von der deutsch-österreichischen Grenze also bis kurz vor Wien.

Die Folgerungen dieses Beitrags sind also:
1. Irlmaier ist vom Lied der Linde beeinflusst. Deckungsgleiche Aussagen sind also im Grunde mit Vorsicht zu betrachten, so zum Beispiel auch Irlmaiers "geweihte Kerzen", "Atemkrämpfe" und "schwarze Leichen" die nämlich auch in dieser Liedstrophe vorkommen:
"Eine Kerze gibt die ganze Zeit allein,
Wofern sie brennen will, dir Schein.
Gift'ger Odem dringt aus Staubesnacht,
Schwarze Seuche, schlimmste Menschenschlacht."

Allerdings sind diese Stellen nicht grundsätzlich fallen zu lassen, denn es liegt ja eine echte Schau zugrunde und es schließt nicht aus, daß Irlmaier das tatsächlich gesehen hat. Es gibt ja sonst keine Widersprüche. Daß die Kerzen geweiht sind, ist religiöse Fabulation Irlmaiers.

2. Menschen in Wien und Österreich östlich von Salzburg haben prinzipiell eine Überlebenchance. Gras und Dill wächst lediglich, weil sich um die Stadt, bzw. die Infrastruktur nicht mehr gekümmert werden kann.

3. Der gelbe Strich ist nicht halb so breit wie Bayern.

Gruß
Taurec
Quellensammlung Schauungen

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