Trumpf spielen

Geschrieben von Bern8 am 13. Januar 2007 15:11:06:

Als Antwort auf: Warum soll der Ölpreis fallen, wenn eine Krise in der Straße von Hormuz geschrieben von Georg am 13. Januar 2007 10:21:18:

Hallo Georg,

dieses Phantasiegerede vom Iran-Konflikt ist auf der obersten Ebene für die nähere Zukunft irrelevant.

Natürlich ist der Iran prinzipiell eine Bedrohung, Verdreifachung der Bevölkerung in 40 Jahren, das extrapolieren manche in die Zukunft und sagen dann, ja, in 40 Jahren, da sind die so groß wie die USA. Diese Berechnungen sind widersinnig. Jeder hier im Forum, der in Geschichte sich halbwegs auskennt, bzw. in historischen Statistiken, weiß, dass z. B. das englische, oder auch das Deutsche Reich, ebensolche Phasen hinter sich hatten, schon vor 100 - 150 Jahren allerdings, deshalb ist die Sache nun schon vergessen (z. B. von 20 auf 80 Mio. Deutsche). Dann allerdings traten bzw. treten zwingend und zwangsläufig Sättigungseffekte ein, schlichtweg, weil der Raum verteilt ist, die Wirtschaft so nicht mehr wächst, und dann vielleicht als letztes Ventil ein Krieg (werden jetzt manche sagen: ja!! Kreisch!").

Im Falle des Iran haben wir jedoch schon ca. 80 % dieser Entwicklung hinter uns gebracht, ein Blick in die Bevölkerungsstatistiken und eine Saldierung der Geburten- und Sterberaten auf die jeweils relevanten Bevölkerungsanteile liefert die entsprechende Prognose zumindest für den Iran. Ausnahmen hiervon bleiben derzeit solche Staaten wie Somalia, Äthiopien, Tschad, Palästina und Saudi-Arabien. Hier ist noch keine Konsolidierung abzusehen.

Aus diesem Grund wird sich mittelfristig dort das Epizentrum des Weltgeschehens hin verlagern. Der Iran ist nur ein Testballon, um den Gegnern am kurzen Zeitende mal eins auszuwischen. Nun habe ich den geistigen Bogen geschlossen, und bin wieder beim Ölpreis, und da in Russland: Der sinkende Ölpreis beruht genau wie der bisher um 649% gestiegene ausschließlich auf politischen Manipulationen und Spekulation jenseits des realen Bedarfes; eine wirkliche Versorgungskrise kann mit Marktpreisen in keinem Fall abgebildet werden, somit können wir bei relativen Preisen keine haben. So. Nun geht's aber darum, wem schadet ein sinkender Ölpreis am meisten:

1. den Spekulanten: die drehen ihre Position um und sind damit wieder auf der Gewinnerseite.
2. Den Ölkonzernen: deren Profite kommen in erster Linie am letzten Ende der Handelsspanne (dem Endkunden) zusammen, und ein sinkender Basispreis erlaubt hier mehr Spielraum nach oben. Somit ist es denen mehr oder weniger egal, wo sich der Rohstoffpreis befindet.
3. Den ölexportierenden Ländern und deren Regierungen. Hier sind wir beim Kern des Themas angelangt. Auf der Bank der Exporteure sitzen reihenweise Verfemte im Sinne des Liberalkapitalismus: Da hätten wir:
- die Al-Kaida-Unterstützer und ultafundamentalistischen Moslems speziell in Saudi-Arabien
- die Antizionistische Regierung im Iran
- die Neosozialisten oder Neo-National-Sozialisten um Chavez, Morelos, und Co. in den Schwellenstaaten Lateinamerikas
- Zentralasiatische Despotien mit chronischem Rückfallsyndrom zur Russophilie: Turkmenistan, Kasachstan, Aserbaidschan
- Zu guter Letzt nun Russland selber

Die Haushalte aller dieser Länder sind auf die tönernen Füsse des Erdölexportes aufgemauert. Jegliche Zerbröselung dieses Fundamentes wird die darüber liegenden Staatsgebilde zwingend zum Einsturz bringen. Ich denke, die haben alle mitsamt den Bogen ziemlich überspannt, so dass die Hochfinanz denen mal zeigt, wo der Hammer hängt. Die 50 $ sind noch längst nicht das Ende der Fahnenstange, wie bereits mehrfach gesagt von meiner Seite steht die Rückkehr in den Normalbereich, d. h. zwischen 30 und 40 $ bevor. Deshalb bin ich gespannt, wem als ersten hier die Geduldsfäden reissen, den Amis sicher nicht, die sind mit dem sinkenden Ölpreis auf der Habenseite und können ruhig zuschauen. Ernst wird's erst dann, wenn die Bedrängten zu Gegenmaßnahmen schreiten, nämlich den Hahn ernsthaft zudrehen, und nicht in Form einer inszenierten Komödie.

Wers mir nicht glaubt, soll einen anderen Vorschlag unterbreiten.

Schöne Grüße


>bevorstehen könnte?
>Oder anders rum:
>Angenommen es würde zu keiner Ausweitung der Nahostkonflikte kommen,
>wieso soll der Ölpreis überhaupt fallen?
>mfG Georg


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