Re: das übliche Problem der Zeitfrage
Geschrieben von Bern8 am 16. Dezember 2006 09:55:41:
Als Antwort auf: Re: das übliche Problem der Zeitfrage geschrieben von BAldur am 16. Dezember 2006 01:46:18:
Hallo Baldur,
ich bin der Auffassung, Prophezeihungen sind ein grundsätzlich schlechter Ratgeber für die persönliche Lebensplanung. Ich kenne die Schriften vom Schönhammer, Bekh etc. auch schon lange genug, war aber immer der Auffassung, diese Dinge sind keine Planungshilfe. Ich habe daraus lediglich immer das abgeleitet, was 300 Jahre vor uns auch schon Standard war, nämlich sich nicht zu verschulden, keine langfristigen Verträge oder Versicherungen abzuschließen und ein grundsätzliches Mißtrauen gegen Banken und Finanzinstitute zu hegen. Damit bin ich eigentlich immer gut gefahren, das erlaubte mir auch, in dem System mitzuspielen und das eine oder andere mal z. B. schöne Gewinne einzustreichen (habe aber auch schon Totalverluste erlebt). Natürlich habe ich wg. "übervorsichtig" nie mit Dot-Com-Highflyern spekuliert, auch der gesamte Aufstieg von Microsoft, Intel + Co. an sich war mir völlig unverständlich, ich hing da als konservativer Mensch immer noch der klassischen Bauwirtschaft an, da ich diese als Schlüsselelement der Realwirtschaft ansehe. Das wäre aber auch ohne Prophs so.
Die Preise für landwirtschaftlichen Grund sind immer synchron zum Gold, scharfer Anstieg in den 70 ern, dann Salamiverfall bis Anfang der 90 er, nachher seitwärts. Erst seit kurzem Tendenz nach oben, aber moderat. Wer Geld hat, kann hier spielen, für Selbstversorgung etc. ist das allerdings keine Hilfe, da man auf Maschinen angewiesen ist. Hier ist ein Gewächshaus wesentlich effizienter, wenn man es als Gemeinschaftsprojekt betreibt, kann man sich sogar die Arbeit teilen und noch etwas verkaufen vom Überhang. Speziell Gemüse leidet unter einer angebotsgetriebenen Preissteigerung, hier kann man in den Randzeiten April-Juni und Oktober-November schon gute Erträge reinholen, wenn man das Fach beherrscht. Der Kauf von Wald ist fraglich, da derzeit abgeholzt wird wie nie, und das den Preisen nach oben ein Limit setzt; mittelfristig ist die Frage sowieso, was vom Wald noch übrigbleibt. Hier wäre es besser, bei einem Waldbesitzer mitzuarbeiten und dafür Brennholz zu erhalten. Für ein paar Tage Arbeit (man muss natürlich schon etwas können) bekommt man schnell 10 Ster, da kann man den ganzen Winter auskommen damit, und gesund ist es auch noch.
>Es wurden immer weniger Betriebe, und die, die es noch gibt, sind aus wirtschaftlicher Sicht eher Zeitverschwendung als sinnvolles Unternehmen.
>Wie lange wird es noch dauern, bis sich ein Umsteigen oder Einsteigen lohnt, im Hinblick auf die erwarteten Ereignisse ?
>Zu langes Verharren auf der falschen wirtschaftlichen Fährte bringt einen ja selber in die Pleite.Ich denke, es gibt hier keinen sinnvollen Zeitpunkt mehr, die Bedeutung der jetzigen Landwirtschaft zur Ernährungssicherung geht zusehends gegen null, vor allem eine Krisensicherheit ist durch die Übermechanisierung und Konzentration nicht mehr gegeben. Darüberhinaus gibt es in keiner Branche derartige Schikanen durch die Behörden (ist ja klar, die geben die Subventionen nicht zum Wohl der Bauern aus), so dass für jeden Freigeist dies heute kein Betätigungsfeld mehr sein kann.
>Geht man nach zyklischen Betrachtungen, steht ein inflationärer Zeitraum bis ca. 2010 oder so bevor. Dann sieht die Kalkulation wiederum anders aus.
>Es ist für mich nicht sicher, daß es zu einer Deflation kommt, eher scheint es mir, daß die (Immobilien- und Firmen-) Sachwerte an Wert einbüßen und trotzdem eine kosteninduzierte Teuerung stattfinden wird. Also eine Geldentwertung bei gleichzeitiger Schrumpfung der Kaufkraft und des Lebensstandards. Dann sind alle in den Hintern gekniffen......:-(.Dies ist die wahrscheinlichste Variante. Vor allem bei nicht ersetzbaren Gütern (Heizmaterial, Nahrung) findet das bereits seit Jahren statt. Dies ist eine klassische Angebotsgetriebene Teuerung. Wir hatten mal einen Hausmeister in der Schule, der kannte das Prinzip schon damals. Der kam auf den Gedanken, statt 50 Pfennig für die Wurstsemmel 1 Mark zu verlangen, weil er dann immer noch die Hälfte verkauft, bei halber Arbeit, und den gleichen Umsatz erzielt, und zugleich den Gewinn noch einmal um 50 % steigert. Kommt einem dies heute bekannt vor?
Der Grund hierfür ist, dass die lokale Wertschöpfung immer mehr zurückgeht, durch Globalisierung, Behördenwahn und Faulheit, und wenn der Kuchen kleiner wird, und die Geldmenge gleich, dann wird es halt teurer. Und wenn die Basisausgaben bei gleicher Gesamtmenge sich erhöhen, bleibt für die restlichen Themen weniger, was dann in diesen Sektoren zur Deflation führt. Diese beiden Entwicklungen können jedoch nicht beliebig lang nebeneinander existieren. Wenn von staatlicher Seite hier nicht eingegriffen wird, siegt stets die Deflation, da die Unternehmer von sich aus kein Interesse haben, mehr zu investieren, wenn die Gewinne auch so steigen. Ein Zeichen, dass wir in dieser Phase bereits sind, wäre an stark steigenden Eigenkapitalquoten der großen Konzerne erkennbar. Wenn hier Werte über 30% erscheinen, dann ist dies für mich ein Zeichen für unmittelbar bevorstehende Inflation, da dann erkennbar die Expansion durch Investitionen eingeschränkt würde.
Beispiele 2002 ==> 2005:
- EON: 29,3% ==> 35,1%
- RWE: 6,4% ==> 12,1%
- BASF: 47,1% ==> 49,1%
- Bayer:36,8% ==> 30,2%
- BMW: 25,0% ==> 22,7%
- DCX: 18,6% ==> 18,0%
- VW: 22,6% ==> 17,8%
- Telekom: 25,0 % ==>38,7%- BP: 40,1% ==> 38,6%
- Roche:32,5% ==> 50,3%
- Novartis: 62,7% ==> 62,0 (2004)
- Nestle: 39,8% ==> 48,2 %Ich weiß, dass die Branchen nicht vergleichbar sind, auffällig sind jedoch v. a. die extrem hohen Werte bei Schweizer Titeln, und die Steigerungen bei Telekom und Eon. Als Alleinindikator reicht dies noch nicht, da auch Ausschüttungen und Änderungen in der Konzernstruktur berücksichtigt werden müssen.
Der Rückgang bei den Autos scheint mir das kritischste. Hier zeigt sich der Einfluss der stets steigenden Finanzierungsumfänge. Das treibt den Gewinn, senkt jedoch das Eigenkapital, da die Vorfinanzierung der schon produzierten Autos über Fremdkapital abgedeckt wird und so die Bilanzsumme steigt bei gleichem Eigenkapital. Wenn hier durch Preisverfall auf der Aktivseite die Deckung schwindet, ist das Risiko für diese Firmen enorm. Ich sehe in der Automobilidustrie die Achillesferse des derzeitigen Wirtschaftssystems aufgrund der hohen Vorfinanzierungsanteile und extrem überhöhter Preise. Dies sollte unser Beobachtungskriterium sein.
Schöne Grüße
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