Danke für niveauvolle Diskussion - und Antwort auf den Beitrag

Geschrieben von Micha aus dem Süden am 11. Dezember 2006 21:46:24:

Als Antwort auf: Ist hier Sarkasmus im Spiel? geschrieben von Bern8 am 10. Dezember 2006 22:45:28:

Gruezi,

danke für einen wohltuenden Beitrag, der nicht aus der Hüfte geschossen spekuliert, sondern schlussfolgernd argumentiert.

Und gleich eine Antwort darauf:

Du "verlängerst" bisherige Entwicklungen gradlinig in die Zukunft, selbst da, wo die Gerade schon in eine Krümmung übergegangen ist (Wirtschaftentwicklung, Staatsschulden, Globales Monopoly, Peak Oil...).

Ich sehe die Entwicklung nicht so gradlinig, sondern bestimmte "Sollbruchstellen", auf die wir zulaufen (zum Beispiel Staatspleite per Hyperinflation) plus "Wildcards", also unerwartet eintretende Trendbruchereignisse.

Beispiele:

Ein Anschlag mit Atomwaffen auf New York liegt durchaus im Bereich des Realistischen, würde sofort sämtliche Börsen in den Keller schicken, Menschen in rieseigen Massen aus den Metropolen fliehen lassen (sie wollen ja nicht die nächsten sein) und einen weltpolitischen Tsunami auslösen. Im Schwaren Forum hatten wir das mal durchsimuliert. Die Folgen eines derartigen Anschlags sind für gewissen Schweinehunde auf dieser Welt derart attraktiv, dass diese Schweinehunde ganz sicher schon an den entsprechenden Plänen sitzen (in Moskau? Peking? Teheran? Pjön Jang? ...?). Es ist ja leicht, es als Tat muslimischer Extremisten erscheinen zu lassen.

Auch ein finanzieller Nuklearschlag liegt im Bereich des Möglichen (große Dollarmengen auf den Markt werfen....).

Und obwohl gewisse Herren das Globalmonopoly erfunden haben, heißt das nicht, dass ihnen das Spiel nicht auch entgleiten könnte. Es gibt inszwischen zu viele gierige Mitspieler, zu viele unberechenbare Hände, zu hoch potenzierte Risiken, als dass eine brutale Entladung der aufgestauten finanziellen Spannungen (z.B. Kettenpleite von Hedge-Fonds oder PE-Fonds) zu steuern wäre. Die Ingenieure von Tschernobyl hatten das Kraftwerk auch selbst gebaut, das ihnen am Ende um die Ohren flog... uach der Börsencrash von 1929 hätte nach damaliger Meinung (bis zum bewussten schwarzen Freitag) von Fachleuten nicht passieren können, weil man alles rational im Griff hatte....

Und dann gibt es noch ganz andere Risiken: den Ausbruch eines "Killervirus", den die Epidemiologen befürchten.

Den Verlust wichtiger Industrien und Städte an den Küstenlinien durch Sturmfluten, nachdem die deiche nicht mehr halten (weil der Klimawandel die Wetterextreme anheizt plus den Meeresspiegel steigen lässt).

Peak Oil und die Folgen - der Ölpreis wird schneller ansteigen, als Ersatzenergien zur Verfügung gestellt werden können - das wird die internationalen Spannungen zwischen USA, Russland, China und arabien/Iran weiter anheizen. Gut möglich, dass da dann Sicherungen durchbrennen, weil es allen ans Existentielle geht, wenn um Energieressourcen gestritten werden muss.

Und - das Thema Israel ist immer noch gut, einen Weltkrieg auszulösen: Israel feuert im Alleingang auf vermutete iranische atomanlagen. USA ist zum beistand gezwungen, wenn Hisbollah, Iran und Syrien gemeinsam zurückschlagen. Und die Europäer hängen auch gleich mit drin (sind ja schon jetzt auf heißem Boden engaiert). Achmadenidschad wird "den Endkampf" anbrechen sehen und feuert den muslimischen Mob von Marokko über Sudan, Ägypten, jemen, Saudi-Arabien bis mindestens pakistan auf der Straße an. Die amerikafreundlichen Diktatoren werden von diesem Mob weggefegt, eine "islamische Weltrevolution" ausgerufen. Iran macht den Golf dicht, Saudi Arabien kippt um und die Emirate können auch nicht mehr liefern. Die westliche Allianz (hat ja schon erklärt, dass eine existentielle Bedrohung den offensiven Einsatz ihrer Nuklearwaffen rechtfertige) marschiert mit Trupopen in die Ölgebiete und bekriegt Syrien/Iran, um Israel vor dem Untergang zu retten. Russland (und/oder China) stehen Iran und Syrien bei, ebenso den attakierten lstaaten - entsteht hier doch die Chance, dem Westen den Todesstoß zu versetzen und zur künftigen Weltmacht zu werden...

Klingt verwegen, aber lies mal, was US-Kritiker schon vor und kuru nach dem 11.9. über Bush geschrieben haben. Klang damals nach wilder wüster Phantasie... die Realität wurde noch schlimmer, was Irak, Afghanistan, Guantanamo, US-Polizeistaat, CIA-Geheimgefängnisse usw. angeht. Teilweise wurden die Phantasien noch weit von der realität überboten.

Ich halte es mit dem Dalai Lama: immer das Beste denken und mit dem Schlimmsten rechnen. Deinen Optimismus kann ich also nicht ganz teilen, auch wenn ich nicht mehr hingehe und mit festen Zeithorizonten rechne.

Ich glaube eh nicht daran, dass "der Ablauf" sich genau so abspielen wird, wie im Standardmodell (z.B. bei Stephan berndt) beschrieben. Die Prophezeiungen haben mir die augen geöffnet für mögliche Szenarien und die Risiken, aber noch nie gab es eine nachhaltige 1:1 Übereinstimmung zwischen Schau und Geschehen, sondern immer nur einzelne Puzzleteile des dann real gewordenen Geschehens in der Vorschau. Und viel Unklares drumherum. Und vorher lässt sich nicht sagen, was ist das stimmige Puzzleteil, und was ist Unklarheit drumrum.

Deswegen: kann sein, dass 2007 ein schönes Jahr wird; kann sein dass es ein SUPER Jahr wird, kann sein, dass es das letzte Schöne ist, kann sein dass es EIN GROSSES Desaster wird, kann sein, dass es der Anfang vom Ende ist...

Können ja ein Wett-Prohpezeien hier machen im Forum: bis 31.12.2006 23.59 stellt jede(r) seine/ihre persönliche Schau von 2007 hier rein... und am 31.12.2007 gibt es Punkte für eingetroffene Ausgaen, und Abzug für nicht eingetroffene. Zugelassen werden nur Aussagen, die eindeutig überprüfbar sind, für alles Wolkige und Wischiwaschi ("Großer Buchstabentumult... rote Farbe... ein rundes Gesicht..." gibt es von vornherein Minuspunkte ;-)

Liebe Grüße,

Micha




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