Nur ein Beispiel
Geschrieben von Bern8 am 03. Dezember 2006 21:17:14:
Als Antwort auf: Re: Wenn ich General wär, dideldideldideldideldumm gg. geschrieben von AlexP am 03. Dezember 2006 20:51:52:
Alex,
Du schreibst, die haben was weiß ich wieviel Ingenieure, die was weiß ich können. Ich will Dir anhand eines Beispiels erläutern, wie zielführend das ist, ohne Industriespionage.
Kopier-Firma Hui-Fui, staatlich gefördert, kauft sich ein Auto, Luxusklasse, weil sie wollen das auch bauen, und billiger, und dann in den Westen verscherbeln vielleicht. Sie kaufen sagen wir mal eine 5er BMW, einen 530i, Benziner, mit Sechszylinder - Reihenmotor, Automatik, Leder-Aktivsitz, Klimaanlage und Tempomat.
So, das Auto wird ausgeliefert. Die Horden an Jungingenieuren stehen erst mal um das Auto rum, und beginnen alles abzuknipsen, Tür auf, Tür zu, etc. Dann wird gefahren und gefilmt und geknipst, auch der Schall und die Temperaturen aufgezeichnet. Die Leute wollen natürlich zuerst möglichst viel wissen, wie das Ding funktioniert, und was das alles kann, und so müssen sie eine Zeitlang damit herumfahren, und alles messen und ausprobieren.
Sagen wir mal, das haben sie nach 3 Monaten rund-um die Uhr-Recherche tatsächlich auch alles gemessen und aufgezeichnet. So, nun muss das Ding zerlegt werden, um zu schauen, was da eigenlich drin ist, und wie das funktioniert. Die wissen, da ist viel Elektronik drin, und Steuergeräte und so, und Kabel, und gehen entsprechend vorsichtig zu Werke. Eine Arbeitsgruppe bekommt das Lenkrad, eine andere den Sitz, Auftrag: zerlegen, nachbauen, wieder zusammenbauen, beide herbringen, ob Funktion da. So, das dauert sagen wir wieder 2 Wochen, oder 3. Lenkrad und Sitz bekommen sie hin. Genauso alle Verkleidungsteile.
Nun wird's schon interessanter. Die Reifen sind dran. Man überlegt und kommt zu dem Schluss, hier den Originallieferanten für ein Joint Venture zu begeistern. Dann hat man immer noch Zeit, die Reifen sind vom Test schon recht abgefahren, da vertut man sich vielleicht sonst.
Dann wird die Karre weiter zerlegt. Nun arbeiten 3 Arbeitsgruppen daran. Die eine knöpft sich die Elektrik und Elektronik vor, die zweite den Antriebstrakt mit Motor und Getriebe, und die dritte die Karosserie.
Die Elektroniker sind die schnellsten. Erkennen ihre Steuergeräte von der Uni wieder und bauen die nach. Der Schaltplan ist auch gleich gezeichnet, und die Daten heruntergelesen.
Die Karossenleute sind auch fix, Schweißnähte und Punkte zählen, fotografieren, alles optisch vermessen, und dann zerschneiden. Laboranalyse Oberfläche und Material. Die erste Kopie ist dann als Klopfmodell fertig nach 8 Wochen, Schaut aus wie das Original. Man versucht einen Crash. Ergebnis Katastrophe, Punkt erreicht, wo kopieren nicht mehr weiterhilft. Grundlagenforschung beginnen bei null. Thema einstweilen erledigt, da die Partnerfirmen mittlerweile von den Chinesen keinen mehr rein lassen und nebenbei schon das nächste Modell halb fertig haben. Zeitversatz mind. 10 Jahre, was Materialeigenschaften und Fertigungstechnik angeht. Angebot Karosserie nur für potentielle Organspender interessant.
Den Motorleuten geht's noch schlechter. Motor ist gleich vermessen, Materialanalyse ist auch gleich erledigt, Analysegerät hat man sich im Westen geleistet. Berechnungen werden erstellt, wie das Ding läuft, ist ja quasi ein lebendes Teil. Die 2.700 Jungingenieure schwitzen was das Zeug hält. Der erste Nachbau wird erstellt. Fresser bei 3.500 km, keiner weiß warum, alles 1:1 nachgebaut. Kolbenboden ist irgendwie durchgebrannt. Ursache unklar. Da keiner mehr einen reinlässt von denen, Informationsbeschaffung über Internet und über Literatur aus den 70er Jahren. Das wars für's erste. Von Abgaswerten keine Spur, man ist 20 Jahre hinter der Zeit.
Ich habe das hier so ausführlich geschrieben, um mal zu zeigen, was China im Bereich der qualitativ hochwertigen Produkte wirklich kann, wenn wir nicht so dumm wären, denen alles zu zeigen. Nämlich GAR NIX! So schaut's aus. Und wenn sie 300 Millionen Jungingenieure haben, dann können sie diese schnurstracks auf die Reisfelder schicken oder mit Kübeln Mörtel in den 88 zigsten Stock eines Hochhauses schleppen, das ist doch deren Durchschnittsschicksal. Lächerlich. Denen nützt ihr Engagement genausowenig wie damals vielen DDR-Wissenschaftlern, als die Mauer aufging. An denen hatte schlicht auch keiner einen Bedarf. Doppelforschung hatte ausgedient, und so ist es auch hier.
mit polemischem Gruß
>Der geistige Diebstahl ist doch nur in der Übergangszeit als "Starthilfe" interessant, immer mehr Dinge können die Chinesen doch schon aus eigener Kraft viel besser. Erschreckend ist das Tempo.
>Aber bei etwa 1.300.000.000 Menschen, sind auch jedes Jahr unglaublich große Mengen an Top-Leuten dabei. So 500.000+ Abgänger wissenschaftlicher Studiengänge. Und in den nächsten 25 Jahren kommen nochmal 200.000.000 dazu.
>Wer will da ausser Indien mithalten? Da kommen in den nächsten 25 Jahren vermutlich nochmal 300.000.000 Leute hinzu.
>Junge Menschen, die mittlerweile die Chance haben beste Ausbildung zu bekommen.
>Macht bald bei beiden Ländern in Summe 1.000.000 junge Ingengieure/Wissenschaftler pro Jahr, denen in Summe vielleicht in der EU so 2.000.000 insgesamt entgegenstehen (Tendenz fallend), die auch das 10fache Geld bekommen.
>Es kommt die Zeit, in der man im Westen technisch nicht mehr in der Lage ist indisch-chinesische Produkte zu kopieren, selbst wenn man sich Mühe gibt.
>btw, selbst Russland wird im Osten besetzt, riesige Gebiete fallen schon an China auch wenn die auf dem Papier noch zu Russland gehören.
>cu AlexP
Antworten:
- Re: Nur ein Beispiel AlexP 03.12.2006 21:35 (4)
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