Re: Die gläserne Scheune: Mühlhiasl

Geschrieben von Fred Feuerstein am 17. Oktober 2006 18:06:55:

Als Antwort auf: Anonymous vom März 2006: Budweiser Büchl ; Buchinger geschrieben von Fred Feuerstein am 16. Oktober 2006 22:44:56:

Weils gerade hier rein passt:
War jemand von euch schon mal in der gläsernen Scheune in 94234 Viechtach?

Die gläserne Scheune:

Die Prophezeiungen des Mühlhiasl:

"Nach einem langen Krieg wird die Armut in Wohlstand übergehen. Die Häuser werden wie Schwammerl aus der Erde wachsen. Es schleicht sich der Übermut ein. Die Magd wird man nicht mehr von der Frau wegkennen. Die Frau wird sich nicht mehr vom Manne unterscheiden. Man wird Farben an den Kleidern sehen, wie sie noch niemand gesehen hat.
Die Leute werden von den großen Städten aufs Land ziehen. Sie werden sich die zusammengefallenen Häusel kaufen und darin wohnen wie in Wolfshütten.Die großen Herren werden Sachen befehlen, daß alle Leut darüber lachen. Die Kleinen aber werden es auslöffeln müssen.Der katholische Glaube wird fast völlig verschwinden. Die Geistlichen sind selber schuld, weil sie nicht mehr nach ihrem Stand leben.
Die großen Herrn werden dem armen Mann die Kleider abkaufen und sich in die Wildnis verkriechen. Es wird ihnen aber nichts nützen, weil man sie an den weißen Händen erkennt. Nach dieser Rebellion wird es ein Wunder sein, wenn man noch zwei Herrscher miteinander gehen sieht."


Scheune mit riesigen Glasbildern erzählt interessante Kapitel der ostbayerischen Geschichte / Jährlich kommen 30.000 Besucher

Viechtach (obx) – Mit Schlapphut, Knotenstock und schwarzem Schnurrbart erscheint er hier: Der Räuber Heigl, auch Robin Hood im Bayerwald genannt. Wo einst das Futter für die Tiere auf einem kleinen Einödhof im Bayerischen Wald lagerte, treibt heute der Räuber Heigl als kunstvolle Glasmalerei sein Unwesen. Er und der Seher Mühlhiasl oder die Baderstochter Agnes Bernauer werden jährlich von zehntausenden Bustouristen aus ganz Europa bewundert. In der „Gläsernen Scheune“ im niederbayerischen Rauhbühl nahe Viechtach erzählt der Künstler Rudolf Schmid in erstaunlichen Bildern die Geschichten vom Leben und Treiben ostbayerischer Volkshelden.

Die Geschichten um den Mühlhiasl, den Seher des Bayerischen Waldes, um den gutherzigen Räuber Heigl oder die bejammernswerte Agnes Bernauer, die wegen ihrer unglücklichen Liebe zum Herzog Albrecht III. von Bayern als Hexe in der Donau bei Straubing ertränkt wurde: Das ist der Stoff, aus dem die bunten Scheiben in der Gläsernen Scheune sind. Zugleich der Stoff, der seit Jahrhunderten in Ostbayern weiter lebt und die Fantasie nicht nur der Menschen in der Region beflügelt.

Die Idee, den legendären Waldpropheten Mühlhiasl in Glasbildern auf einer riesigen Wand darzustellen, hatte Rudolf Schmid schon beschäftigt, bevor er überhaupt mit seiner Familie nach Raubühl zog. Der 1753 in der Mühle zu Apoig geborene Matthias Lang, besser bekannt als Waldprophet Mühlhiasl, hat Vorhersagen gemacht, die uns Menschen von heute erschüttern können. Eine Art Weltuntergang hatte der Hiasl angekündigt: „Es kommt eine Zeit, wo die Welt abgeräumt wird und die Menschen weniger werden“, versprach er. Es sei „nimmer weit hin, wenn die Mannerleut rote und weiße Hüte aufsetzen, wenn d’Leut nichts mehr tun als fressen und saufen, wenn d’Wagen ohne Roß und Deichsel fahren, wenn die meisten Leut mit zweiradeligen Karren fahren, so schnell, dass kein Ross und kein Hund mitlaufen kann...“ Heutige Lebensweisen und der Straßenverkehr lassen vermuten, dass Heigls Weltuntergang nicht mehr weit entfernt sein dürfte.

Die Geschichten, die Rudolf Schmid in seiner Scheune mit leuchtenden Silikatfarben oder in Bleistiftzeichnungen erzählt, machen nachdenklich, bringen vergangene Jahrhunderte in Erinnerung. Der heute 66-Jährige schuf zwischen 1977 und 1980 ein Kunstwerk, dass Jahr für Jahr rund 30.000 Menschen aus ganz Europa nach Niederbayern lockt. An Meter hohen Wänden der originalen Scheune, sind heute statt Brettern riesige Glasfassaden geschaffen worden – von Rudolf Schmid und seinen Söhnen.

Auch dem berühmten Räuber Heigl wurde in der Gläsernen Scheune eine eigene Wand gewidmet. Vor 150 Jahren machte er die Gegend um Kötzting unsicher, schröpfte Großgrundbesitzer und den reichen Klerus, wurde nach jahrelanger Hetze durch die Polizei festgenommen, zum Tode verurteilt und auf Volkes Bitte begnadigt, um schließlich im Gefängnis von einem Mithäftling erschlagen zu werden. Noch heute ist seine Räuberhöhle am Mittagsstein zu besichtigen. Und er lebt weiter, zum Beispiel in Familienferien, die im „Räuber Heigl Dorf“ angeboten werden, und bei denen man mit einem leibhaftigen Räuber Heigl am Lagerfeuer sitzen kann. Oder auf dem Räuber-Heigl-Wanderweg, der über 15 Kilometer zu Originalplätzen führt, an denen Heigl seinerzeit hauste und raubte.

Alle Themen in der Gläsernen Scheune beschäftigen sich mit Schicksalen aus Ostbayern – und haben es nicht nur durch Schmid zu Ruhm und großer Bekanntheit gebracht. So wie Agnes Bernauer, deren Schicksal nicht weniger als zwölf verschiedene Bühnenwerke zum Thema hat – von Friedrich Hebbel über Carl Orff bis hin zu Franz Xaver Kroetz. Jedenfalls wurde mit der Gläsernen Scheune ein Denkmal für alle geschaffen, die sich mit Ostbayern, seinen Volkshelden und ihrer Geschichte auseinandersetzen möchten. Eine Erweiterung ist allerdings nicht möglich – „dazu müssten wir erst anbauen“, sagt der Schwiegersohn von Schmid und heutige Inhaber Franz Thöner.


mit freundlichen Grüßen
Fred




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