Aus dem "Bordbuch des Satans"

Geschrieben von HJH am 19. September 2006 16:39:05:

Als Antwort auf: Ausfälle hast du nicht nötig geschrieben von Odin am 19. September 2006 14:04:51:

Tag Odin

Lasse mich mit folgendem Text, gefunden im "Bordbuch des Satans" antworten, durchaus sind da Parallelen zur jetzigen Situation um Kirche und Staat und weiteren Herrscher/Machenschaften erkennbar, man braucht nur Namen und Orte in unsere Zeit hin austauschen:

Abendland in Gefahr
(um 1530)

Karl V. war voll des frömmsten Willens, doch sinnlich bedrängt, schmächtig von Gestalt, zuinnerst zaghaft, mißtrauisch, doch gewaltsam zäh, ein ehrgeiziger Fechter, romantisch schwermütig und romantisch befeuert, doch durchlüftet von flandrischem Seewind, versöhnlichen Geistes, doch leicht gekränkt, ein gelegentlicher Schlemmer, doch schließlich ein kluger Verzichter. Er war der letzte Großkaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit europäischem Großraum und gewaltigem Kolonialbesitz, und war der letzte, den ein Papst gekrönt (von Bonaparte zu schweigen).

Karl V. war einer der wenigen Herrscher, die mehr Kinder der Sünde gemacht als Todesurteile unterschrieben. Nie hat er persönliche Grausamkeiten begangen, keine Verwandten vergiftet, keine Frauen aufs Schafott geschickt, aber seine Peinliche Gerichtsordnung sieht für Aneignung fremden Eigentums, Anstiftung zum Mord und Freiheitsberaubung grausame Strafen vor: Zerschneidung des Körpers in vier Stücke, Zerstoßung der Glieder durch ein eisenbeschlagenes Rad, Ertränken, Lebendigbegrabenwerden, Tod durch Verbrennen.

Er hat alle die benannten Delikte im großen begehen lassen und mit begangen, aber da es von Staats wegen geschah, trugen sie ihm nicht mehr als ein Gallenleiden ein. Und was er auch tat, gegen Frankreich und gegen und für den Papst...es war alles der mehr und mehr verzweifelte Versuch, Europa gegen sich selber und die islamische Gefahr zu einigen...Die Muslims haben seine Bedeutung geehrt. Sie haben nur einmal einem europäischen Herrscher den Titel verliehen: Der Gottverfluchte.

Sein islamischer Gegenspieler war Suleiman, der, fünf Jahre älter als er, Sultan wurde, als man Karl zu Aachen, zwanzigjährig, zum deutschen König krönte. Damals war Franz I. schon König von Frankreich, ein Jahr älter nur als Suleiman. Auf den Gehirnen dieser drei jungen Männer schaukelte damals das Schicksal der Welt.

Und unterdes sich italienische Städterepubliken gegenseitig zu vernichten trachteten, in Schweden der Adel einander abschlachtete, Inquisitoren in Spanien, Frankreich und Flandern wüteten, in Schwaben die Bauern sich erhoben und niedergeschlagen wurden, die europäischen Raubzüge in Übersee Triumpfe feierten und England sich mit blutigen Fäusten den Schlaf aus den Augen rieb, schob sich die islamische Flut langsam über die ungarischen Ebenen auf Wien zu und über den blauen Fluren des Mittelmeers gegen die Küsten der Christenheit.

Zypern ging verloren, und auch Rhodos wurde überspült, die Hochburg der Johanniter, dieser letzten Kreuzfahrer. Rhodos war der internationale Wachtposten der Pilgerbetreuung gewesen, des Seenotdienstes und der Seepolizei im Mittelmeer, schon fast von der Christenheit vergessen. Das Gelübde der Johanniter enthielt auch die Verpflichtung zu unversöhnlichem Kampfeseifer gegen den Islam. Der Dienst war streng, die Ausbildung der Mannschaften hervorrragend, ihre Tapferkeit berühmt. Die Seeräuber wichen den weiß und rot gemalten Ordensgaleeren aus. Aber Suleiman opferte vierzigtausend Muslims, um die christliche Seefeste zu erorbern. Und sie fiel nur durch Verrat. Den Überlebenden wurde ehrenvoller Abzug gewährt. Der Kaiser gab ihnen die Insel Malta als Ersatz. Und er beklagte bitter, nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben.

Was heißt zu früh? Was heißt zu spät?
Wer will die Pole messen,
dazwischen sich hohnlächelnd bläht
das Hirngespinst Stattdessen?

Und zum Schluss:

Hab acht, daß Mord nicht auf dich zurückfalle, denn niemals ruht vergossen Blut!
(Saladin 1192)

Nun denn...wir werden es erleben.

Es grüßt

Jörg

(Für meine aktuelle Passagier-Flugzeug-Bilderfolge ist das Wetter momentan zu bewölkt. Da muss erst die Sonne wieder scheinen für...und die Bäume lichter werden.)




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