Re: Ein gefährlicher Papst
Geschrieben von Bonifatius am 18. September 2006 23:40:15:
Als Antwort auf: Re: Ein gefährlicher Papst geschrieben von IT Oma am 18. September 2006 21:01:07:
> Da stimme ich Dir zu. Das war eine bewußte Provokation, denn dies Zitat war unnötig für
> den Gesamtzusammenhang der Rede, und goß in der jetzigen Situation Öl ins Feuer.
> Ratzinger ist hochintelligent und sehr geübt in solchen Diskursen. Auch ich kann
> deshalb nicht glauben, daß er nicht gewußt hat, was er da sagte, und welche Wirkungen
> es hervorrufen würde.
> Und das macht ihn in meinen Augen zum Kriegstreiber.
Liebe IT Oma,vielleicht wollte er den Westen aufwecken, bevor es zu spät ist?
Mir fällt beim Zitat des Papstes aber noch mehr auf. Sinnzusammenhang (aus einer eMail an mich)
>> in der Tat erleben wir derzeit etwas, was die ganze katholische Kirche und
>> die westliche Welt erschüttern könnte. Was der Papst denkt und meint, was
>> er bewirken will, auf was er hinweisen will, das versteht fast keiner
>> ... Es ist Zeit zu Handeln, aber es ist keiner da, der handeln kann oder
>> will. Der Papst wird (fast) alleine sein, und das ist das Dilemma. Was in
>> oder mit der Türkei passieren wird, wird ein weiterer Schritt in jene
>> Richtung sein, die nicht mehr verändert werden kann. Denn sie liegt in
>> Gottes Willen.Ich schrieb dazu:
dass es selbst in [xxx] so wenig erkannt wird, das ist natürlich erschütternd. Denn das, was der Papst tut, ist zwar in gewisser Weise gewagt (siehe die jetzigen Reaktionen), aber doch ein sehr geschickter Versuch, sowohl die Träumer bei uns aufzuwecken und ihnen die innere Natur des Islam zu zeigen, als auch, die Moslems selbst herauszufordern.
Der Papst versucht nicht, den Moslems von außen her etwas aufzuzwingen, sondern führt ihnen ihr eigenes Dilemma vor, das sie nur selbst bewältigen können. Dazu will er einen Anstoß geben.
Wie können die Moslems denn darauf reagieren? WÄRE der Islam aus seinem Inneren heraus friedlich, dann könnten sie das Zitat des Kaisers als Steilvorlage verwenden, um für sich Werbung zu machen.
Der Papst sagte:
> Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur
> guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung…
> Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen
> Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man
> jemanden mit dem Tod bedrohen kann…“.> Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung
> durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln, ist dem Wesen Got-
> tes zuwider.Warum stehen Moslems nicht dazu, dass der Islam immer wieder auf Gewalt baut? Und wenn sie das als Vergangenheit ansehen, umso besser! Denn dann kann eine wirkliche Reformation stattfinden, die die Gefahr von Gewalt für den Glauben verringert. Aber daran, an die Grundaussage, wagen sich die Moslems leider nicht, sondern greifen einen Punkt auf dem Weg dorthin heraus.
Das Dilemma für die friedlichen Moslems ist: Sie können ihren Wunsch nach Gewaltlosigkeit nicht mit dem Koran begründen. Und ein Neues Testament, dass die Stellen im Koran neu auslegen könnte, das haben sie nicht. Und Vernunft als Korrektiv (darauf zielte der Papst ja ab!, siehe "Nicht vernunftgemäß handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider"), das lassen sie erst gar nicht zu. Denn der Koran ist nicht zu hinterfragen, sondern zu befolgen.
Der Papst sagte im kritisierten Zitat:
> „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur
> Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, daß er vorgeschrieben hat,
> den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten“.Wenn Moslems dies nun als Aufhänger benutzen wollten, um Werbung für den Islam zu machen, dann würden sie erkennen, dass das Gute im Koran nicht von Mohammed stammt, sondern aus unserem Alten Testament übernommen wurde. Während sie gleichzeitig zugeben müssen, dass ihnen der Islam kein Korrektiv für die als negativ erkannten Stellen erlaubt.
Das Zitat ist, rethorisch gesehen, geradezu fantastisch: Ich gebe dem anderen die Gelegenheit, genau das zu beweisen, was er die ganze Zeit nach außen vorgibt. Ich mache es ihm sogar leicht, mich zu kritisieren, indem ich eine Radikalposition einnehme, die natürlich leichter angreifbar ist als ein Mittelweg. Und obwohl ich dem anderen damit nach außen hin eigentlich die beste Gelegenheit gebe, Punkte zu machen, weiß ich doch, dass er bei jedem Versuch, die Gelegenheit zu nutzen, zur Erkenntnis geführt wird, dass ihm im Inneren etwas fehlt, nämlich das Neue Testament (letztendlich Jesus). Er muss sich also selbst beweisen, dass ich recht habe. Und da er das wohl kaum öffentlich zugeben will, baue ich ihm die Brücke der Vernunft.
Gruß in die Runde
B.
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