Nostradamus lesen (Schauungen & Prophezeiungen)

Peenori, Samstag, 31.01.2015, 17:17 vor 3378 Tagen (2178 Aufrufe)

Hallo,

ich lese gerade so einiges zum allseits bekannten Nostradamus. Da ich gerade noch am Anfange bin, möchte ich eine Fehlerquelle ausschließen. Nämlich die zeitliche Einordung.

Scheinbar geht man derzeit davon aus, dass die Verse chronologisch geschrieben werden. D.h. 10. Centurie, Vers 10 ist Jahr n. Dann ist 10. Centurie, Vers 14 Jahr n+1. Usw. Aber stimmt denn das? Seht ihr auch eine chronologische Reihenfolge?

Gruß
Peeno

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Wohl eher nicht...

Taurec ⌂, München, Samstag, 31.01.2015, 18:26 vor 3378 Tagen @ Peenori (1992 Aufrufe)

Hallo!

Scheinbar geht man derzeit davon aus, dass die Verse chronologisch geschrieben werden. D.h. 10. Centurie, Vers 10 ist Jahr n. Dann ist 10. Centurie, Vers 14 Jahr n+1. Usw. Aber stimmt denn das? Seht ihr auch eine chronologische Reihenfolge?

Wo hast Du denn das her? Sieht mir nach einer wilden Behauptung aus.

Man kann zu Nostradamus sicher nicht sagen, daß "man" von etwas ausgeht, ganz als wäre es allgemein akzeptierter Stand des Wissens. Im wesentlichen stehen wir da alle im Dunkeln und man kann mehr oder weniger plausible, aber gewiss nicht über allen Zweifel erhabene Deutungsversuche unternehmen. Es wird wohl keine Gesamtinterpretation geben, welche die Mehrheit der Nostradamuskenner für sich gewinnen kann.

So weit ich das bisher überblicke, sind die Verse mehr oder weniger wild durcheinandergewürfelt, wobei sich gelegentlich Gruppen zu bilden scheinen, wo z. B. zwei oder drei aufeinandernfolgende Verse derselben Epoche angehören oder gar Fortsetzungen bilden.
Außerdem scheint es in bestimmten Centurien Häufungen zu bestimmten Ereignissen zu geben.
Im Zuge der Übersetzung fiel mir zudem auf, daß sich immer wieder über mehrere aufeinanderfolgende Verse hinweg gewisse Vokabeln und Wendungen häufen, die ansonsten im ganzen Nostradamus kaum oder nicht vorkommen. Die Verse selbst scheinen aber miteinander inhaltlich nichts oder selten etwas zu tun zu haben.
Die Verse sind offenbar nicht nach dem Zufallsprinzip durchmischt worden, was aber nicht bedeutet, daß es einen Schlüssel gibt, der die Originalreihenfolge wiederherstellen würde. Nostradamus scheint gezielt inhaltliche und sprachliche "Cluster" gebildet zu haben, aber vermutlich nicht nach einem System, sondern intuitiv, nach Gutdünken. Was den Eindruck erweckt, zusammenzugehören, gehört nicht unbedingt zusammen und umgekehrt. Man vermeint Muster zu erkennen, die sich aber nicht zu einem System erheben lassen, das für den ganzen Nostradamus gilt.

Die Ableitung der Datierung aus den Versnummern ist höchstwahrscheinlich nicht zutreffend. Wenn es so einfach wäre, hätte man Nostradamus schon längst geknackt.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

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Verse, die sich auf die Vergangenheit beziehen

Taurec ⌂, München, Samstag, 31.01.2015, 19:15 vor 3378 Tagen @ Taurec (2411 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 26.09.2018, 09:04

Hallo!

Was wahrscheinlich bei keiner der bisherigen Konzeptionen über die Centurien bedacht wurde, sind Verse, die sich auf die Zeit vor Nostradamus beziehen könnten.

Z. B. II/1:
Vers Aquitaine par inſults Britãniques,
De par eux meſmes grãdes incurſiõs:
Pluyes, gelées ferõt terroirs iniques,
Port Selyn fortes fera inuaſions.

Nach Aquitanien wegen britischer Verunglimpfungen,
Von durch jene selbst große Einfälle.
Gefrorene Regenfälle machen das Gelände unwegsam1,
Hafen Selene macht starke Invasionen.

1 Lat. „iniquus“ = „ungleich“, „uneben“, „ungünstig“, „beschwerlich“.

Und das paßt alles wunderbar ins Jahr 1453, ganze 102 Jahre vor Veröffentlichung des Verses.

Z. 1: Der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich, in dessen erster Phase Aquitanien an England fiel. Der Krieg endete 1453, als die Engländer aus Frankreich vertrieben wurden. Die letzte Schlacht war am 17. Juli bei Castillon in Aquitanien, dem letzten britischen Brückenkopf in Frankreich.
Z. 2: Im Laufe des Hundertjährigen Krieges war rund die Hälfte Frankreichs unter englische Herrschaft gefallen.
Z. 3: Wieder 1453: In der Südsee brach kurz zuvor der Vulkan Kuwae aus. Die Auswürfe verschatten die Sonne beträchtlich. Zwischen 1453 und 1457 kaum Baumwachstum, Ernteausfälle auf der ganzen Nordhalbkugel, Schneefall vernichtete die Ernten, Frosttote im Hochsommer. Ende Mai 1453 wird das belagerte Konstantinopel von einem Hagelsturm verwüstet. Die Straßenzüge verwandelten sich in Sturzbäche.
Z. 4: "Selyn" (Selene = griechische Mondgöttin, Chiffre für den Islam) macht Invasionen. Das bezieht sich auf die Hafenstadt Konstantinopel, die am 29. Mai 1453 von den Türken erobert wurde, 4 Tage nach dem Sturm.

⇒ Es trat seitdem keine historische Situation auf, die sich so gut auf diesen Vers beziehen läßt. Daß sich eine solche in Zukunft wieder ergibt, ist recht unwahrscheinlich.

Die Annahme, daß die Centurien ausschließlich Prophezeiungen sind, ist damit ziemlich angekratzt. Nostradamus scheint noch etwas anderes im Sinn gehabt zu haben. Vielleicht beschreibt er auch mehrere große Handlungsstränge, die ihren Anfang teils in der Vergangenheit nehmen.
Hier haben wir womöglich den Beginn oder einen frühen Vers des Handlungskomplexes "abendländisch-islamischer Konflikt", kombiniert mit einer Episode aus dem englisch-französischen Konflikt.
Aquitanier und Gascogner kommen noch in ein paar anderen Versen vor, allerdings ohne erkennbaren Zusammenhang zum Hundertjährigen Krieg... ⇒ Man wundert sich und tappt im Dunklen.

Gruß
Taurec

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"Reihenfolge" ?

BBouvier @, Samstag, 31.01.2015, 23:26 vor 3378 Tagen @ Peenori (1992 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Samstag, 31.01.2015, 23:34

<"dass die Verse chronologisch geschrieben werden">

Hallo, Peenori!

Soweit mir bekannt, hat sich diesbezüglich der Phantast
"Dimde" hervorgetan, der nach eigener Aussage
zwar nicht einmal französisch kann - jedoch, so Der:
"Ich schlage dann eben einfach mal eines der Worte
im Lexikon nach
."
Echt!! :-D

Auf dieser "Basis" verkündet er Anfang der 90er,
1994 würde die BRD Afrika erobern.
Denn in Vers 9/94 habe er die deutsche Stadt Lübeck
gefunden sowie das Wort "Barbaren".
Und Barbaren, das wären doch ganz klar die Neger dort!

:tigger:

Insofern ist Dir zu wünschen, Du hast da ein halbwegs
vernünftiges Buch ... die Masse ist bestenfalls durchwachsen.

Zu Vers IX/94 bitte hier lang:
=>
https://schauungen.de/forum/index.php?id=14449

Dazu der Kontext:
=>
https://schauungen.de/forum/index.php?id=291

Grüße,
BB

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- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

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