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Ein paar Flöckchen (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 03.06.2021, 07:32 (vor 1070 Tagen) @ BBouvier (1356 Aufrufe)

Hallo!

Was nicht bedeutet, daß ich mich nicht irren kann, und daß er tatsächlich mal
ein paar Äste mit "Flöckchen" darauf gesehen haben könnte, oder auch
ein Impaktgeschehen, das Landau vertilgt.

Wenn man sich ein paar Fitzelchen merkwürdiger Details herausklaubt, weil sie einem irgendwie physikalisch realistisch und möglicherweise "echt" anmuten, stellt sich vor allem die Frage, warum ausgerechnet diese belastbar sein sollten, wenn 99 % des Restes Adl-/Irlmaiers für die Tonne sind. Hinsichtlich der Textgenese in seiner Eigenschaft als Fälschung ist eigentlich nicht davon auszugehen, daß in einem gänzlichen Machwerk sich irgendwelche echten Fragmente verirrt haben. Warum sollte Irlmaier dazu etwas gesehen haben, wenn zu den Kernelementen und Eckpfeilern des Szenarios keine Schauung von ihm nachweisbar ist? Wahrscheinlicher und der Zusatzannahmen sparsamer ist bei einem kompletten Adlmaierfabrikat die Vermutung, daß bei den ungeklärten Elementen lediglich noch nicht nachvollzogen werden konnte, was Adlmaier sich dabei dachte.

Beispiel:
"Welche Jahreszeit es ist? Trüb, regnerisch und Schnee durcheinander. Vielleicht Tauwetter. Die Berge haben oben Schnee, aber herunten ist es aper (herbstliches Land?). Gelb schaut es her." (Adlmaier I)

"Welche Jahreszeit wird es sein? Das kann ich nur aus den Zeichen ablesen. Auf den Gipfeln der Berge liegt Schnee. Es ist trüb und regnerisch und Schnee durcheinander (Herbst oder Frühjahr. D. V.). Herunten ist es aper. Gelb schaut es her." (Adlmaier II)

"Auf die Frage, wann denn das ‚große Aufwaschen‘ käme: ‚Wenn die Blätter sich färben. Es kann im Herbst sein, es kann im Frühling sein. Ich sehe aber Weiß auf den Bäumen, aber das können Blüten sein und es kann der Schnee sein. Im Sommer ist es gewiß nicht." (Altbayerische Heimatpost von 1949, laut Datum geringfügig älter als Adlmaiers Broschüre, aber wohl schon unter Adlmaiers Einfluß entstanden)

Der Zusammenhang der drei Aussagen läßt eigentlich keinen anderen Schluß zu, als daß der Autor das Geschehen im Herbst zu einer Zeit ansiedelte, in der bereits Schnee fällt, aber nur in den höheren Lagen, nicht im Tale oder dem Alpenvorlande. Zudem scheint bereits in der ältesten Fassung die berüchtigte Pseudorätselsprache anzuklingen, mit der Adlmaier seinem Märchenonkel den Anhauch des Mystischen verleihen wollte. Zwar geht eindeutig hervor, daß Herbst gemeint ist, aber er flicht noch den Frühling mit ein, um dem Leser das gute Gefühl zu geben, selbst das Rätsel geknackt und auf den Herbst gekommen zu sein. Blätter färben sich im Frühling nicht. Punkt.

Adlmaier hatte freilich schon das Lindelied als eine der Vorlagen der Irlmaierprophezeiung im Kopfe, wo es heißt: "Winter kommt, drei Tage Finsternis"

Dem entsprechend ist auch völlig ausgeschlossen, daß mit dem Weiß auf den Bäumen etwas anderes als Schnee gemeint sein könnte. Es ist auch nicht zu unterstellen, daß dem ein reales Visionsbild Irlmaiers zugrundegelegen haben könnte. Die Beschreibung ist insgesamt eine Hervorbringung Adlmaiers, der sich eine Szenerie, wie sie Irlmaier beschreiben würde, zusammenphantasiert hat.

Die Überlegung, das könnten ja reale Vulkanaschen sein, die Irlmaier trotz der Komplettfälschung seiner Aussagen gesehen haben könnte, ist nichts weiter als ein Zirkelschluß und Notnagel zur Ehrenrettung Irlmaiers, der aber darauf beruht, daß Du Dich selbst irgendwann mal auf Vulkanaschen eingeschossen hast. :augenrollen:

Bei den "Feuerzungen" ist es wohl ähnlich:
"Von K. aus fliegen die Feuerzungen unermeßlich weit nach Nordwesten, nach Westen und nach Süden. Ich sehe sie wie Kometenschweife. Wir haben aber nichts zu fürchten. Nur einmal geht eine Zunge zu kurz und dann brennt eine kleine Stadt ab, die ist aber nördlich vom Saurüssel."

Wenn der ganze Irlmaier eine Fälschung ist, gibt es keine Argumentationsgrundlage, um die obige Stelle als Impaktgeschehen zu betrachten (nur weil man sich selbst mal auf Impaktgeschehen eingeschossen hat). Wahrscheinlicher ist, daß es sich lediglich um eine Extrapolation der aufkommenden Raketentechnik handelt, die seit der Verwertung der V2 durch die Propaganda des Reiches den Deutschen (also auch Adlmaier) bildlich bekannt war. Als Adlmaier die Aussage über die Feuerzungen veröffentlichte, standen die Sowjets kurz davor, ihr erstes, auf der V2 basierendes Raketensystem in Dienst zu stellen, das sie seit 1948 getestet hatten.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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