FeuerWaerme


Damit es auch noch bei Scheißwetter heimelig bleibt, auch, wenn man sich gerade mal so eben gerettet hat, braucht man was? Ein Feuerchen. Feuer ist nicht nur der Gott des Revolutionärs, wie mal jemand gesagt haben soll (ich weiß nicht, ob es Carlos Marighela, Bakunin oder Jerry Rubin war, jedenfalls nicht Marinus van der Lubbe) sondern auch etwas psychologisch Wichtiges. Es beruhigt, es wärmt, es trocknet Kleidung, man kann etwas darauf köcheln oder man kann darin etwas braten.

Doch wie bekommt man sowas an? Zuerst braucht man Zunder. Dazu eignen sich die flauschigen Blütenpollen einiger Pflanzen, aufgeschnitzte Birkenrinde, trockenes zerkrümeltes Laub, die Flusen aus den Jackentaschen, trocknes Moos etc. Das Ganze gut vermischen.

Dann braucht man entweder einen Feuerstein und ein Stück Stahl, zwei Feuersteine oder den raffitückischen Feuerstahl aus dem Ikealand, den Starfire mal vorführte. Wer noch Feuerzeug oder Streichhölzer hat, ist ein ganz beglückter Pilz.

Aber das alles ist für den Arsch, wenn man das nur kurz anglühen kann und dann war es das. Gehen wir also von einem nassen Boden im Wald oder sonst wo aus. Was tun?

Zuerst wird eine Grube ausgehoben, die ringsherum mit Steinen oder Schrottstücken befestigt wird, besser mit Steinen oder Schutt. Zu Not tun es auch Schotter, Kiesel und Lehm. Die Grube sollte etwa fünfzig Zentimeter tief sein, die Steine etc. darum herum aufgeschichtet. Das alles in guter Entfernung von eventuell durch Funkenflug entzündbarem Zeug. Man will ja keinen Waldbrand. Nun sucht man brennbares Zeug zusammen.

Dazu gehören: Papier, Papiertaschentücher, zerfledderte Baumwollumpen, Öllappen, die bei der Wartung von etwas angefallen sind, Schnellzünderholzkohle aus dem Esoterikladen, Sägespäne, Sägemehl, Kerzenstummel oder Wachskrümel, feingeschnitztes Tannenreisig, und erst dann trocknes Holz. Ganz oben kann feuchtes Holz aufgestapelt werden. Sollte man aber nicht machen, wenn man Verfolgung befürchtet. Ein gutes Feuer sieht man nicht von weitem. Faustregel: Wo Rauch ist, ist auch Feuer, aber wo Feuer ist, da ist nur dann Rauch, wenn Öliges oder Feuchtes verbrannt wird. Birkenrinde feingeschnitzt brennt ebenso gut wie das harzige Nadelholz, wenn es aufgeschnitzt wurde.

Dann geht es ans Feuermachen. Ist die Glut im Zunder, dann pusten und in die Pyramide aus Holz legen. Verschwörungsfreaks müssen dann leider auf das Auge oben drin verzichten. Merke: Feuer brennt von unten nach oben. Also muss das am Leichtesten Entflammbare unten liegen, sodass genügend Hitze entwickelt wird, um das Obere zu entzünden. Es sollte genügend Deckung vorhanden sein, dass das Feuer nicht gleich ausgepustet wird, aber genug Belüftung, damit das Feuer, wenn es denn erst einmal brennt, im Gange bleibt.

Ein Feuer muss IMMER unter Beobachtung bleiben. Weshalb? Wegen des Funkenfluges, der auch anderes in Brand setzen kann. Holz darf auch nicht zu hoch geschichtet werden, weil sonst das gesamte Feuer außer Kontrolle geraten kann. Und man muss sich ja nicht selbst grillen. In ein glühendes oder brennendes Feuer niemals brennbare Flüssigkeiten schütten. Durch die dann drohende Verpuffung sind schon manche Fahrten oder Grillfeiern versaut worden. Und man will sich das Überleben ja auch nicht verderben. Ist das Feuer heruntergebrannt, kann man nachlegen. Feuer hält auch wilde Tiere fern. Einzige Ausnahmen sind vielleicht zweibeinige Säuger und verwilderte Hunde. Soll das Feuer gelöscht werden, so ist Wasser vonnöten oder Sand. Unter Sand allerdings glüht Kohle, die dann durch das Holz entstanden ist, noch längere Zeit weiter. Auspinkeln ist Männersache, riecht aber nicht besonders gut. Ein Eimer mit Wasser ist da schon ganz gut.

Also, kokelt mal ruhig, aber denkt dran: Smokey the Bear sagt: Helft Waldbrände verhindern!

Ergänzung von Bowie:
Ein sehr wichtiger Gesichtspunkt ist, daß ein Feuer einen Platz, eine Hütte oder auch ein Haus überhaupt erst lebendig macht, meiner Meinung und Erfahrung nach. Das Herdfeuer ist das Zentrum - materiell, aber auch spirituell. Heutzutage, so glaube ich, hat der Fernseher in vielen Wohnungen Teile der Funktion des Herdfeuers übernommen.

Der Mensch neigt dazu sich zu orientieren, wenn er neu irgendwo aufschlägt, und ein Feuer ist die Nabe des Rades. Das Feuer ist eines der wichtigeren Dinge, in denen sich der Mensch vom Tier unterscheidet.

Und das Einzige, das auf einem Altar oder Schrein essentiell notwendig ist, ist eine lebendige Flamme ...

Alles andere stimmt natürlich sowieso :) aber ich wollte doch mal auf diese Aspekte besonders hinweisen. Gerade in einer schwierigen Situation kann man jede Hilfe brauchen, und wenn es "nur" eine Flamme ist.

Ergänzung von Wizard:
Was tun, wenn weder Streichhölzer, Feuerzeug und ähnliches, noch Feuerstein, Stahl uns ähnliches zur Verfügung stehen uns man auch gerade kein Brennglas hat oder es nicht funzt weil keine Sonne zu sehen?

Dann hilft nur Feuerbohren. Selbiges kann von Hand geschehen, was sehr mühsam ist oder mittels eines kleinen Bogens der die Sache erheblich erleichtert. Im Forum hatte ich schon mal eine Anleitung geschrieben und es gibt genug Anleitungen im Internet. Einfach mal nach googeln und ausprobieren oder hier:

http://www.trackertrail.com

suchen (unter survival section). Ist leider in englisch, aber die Bilder sind sehr anschaulich und es gibt Videoclips.

Man benötigt allerdings einige Versuche.


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Letzte Änderung: 25.5.2005 05:52:28 - Autor: Schwimmer - Letzter Autor: Wizard
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