Vergil

Aus Schauungen, Visionen & Prophezeiungen
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Diese Verse sind der vierten Ekloge (dem Hirtengedicht) Vergils entnommen, des berühmten römischen Dichters (70 - 19 v. Chr.). Die Ekloge, geschrieben um 40 v. Chr., prophezeit die Geburt des Weltenheilands und ein neues goldenes Zeitalter. In der Tat hat Vergil damit den Aufstieg Octavians (Augustus) zum Princeps gemeint. Bereits in der Spätantike setzte jedoch eine christliche Umdeutung des Textes ein, da man den Knaben mit Jesus Christus gleichsetzte. Diese Gleichsetzung geht zurück auf Kaiser Konstantin I. Sie wurde beeinflusst durch eine griechische Übersetzung der vierten Ekloge, die dem Konzil von Nicäa vorlag. Die Übersetzung weicht stark von Vergils Ekloge ab. Es fehlen sämtliche Götternamen, bis auf solche, die rein künstlerisch konnotiert sind (Musen) oder in der vierten Ekloge als unterlegen dargestellt werden. Des Weiteren fehlen historische Bezüge wie das Konsulat des Pollio. Diese Auslegung trug viel zu dem hohen Ansehen Vergils im Mittelalter bei.

Ekloge 4, Verse 4 bis 17[1]

Lateinisches Original

Ultima Cumaei venit iam carminis aetas;
magnus ab integro saeclorum nascitur ordo.
iam redit et Virgo, redeunt Saturnia regna,
iam nova progenies caelo demittitur alto.
tu modo nascenti puero, quo ferrea primum
desinet ac toto surget gens aurea mundo,
casta fave Lucina: tuus iam regnat Apollo.

Teque adeo decus hoc aevi, te consule, inibit,
Pollio, et incipient magni procedere menses;
te duce, si qua manent sceleris vestigia nostri,
inrita perpetua solvent formidine terras.
ille deum vitam accipiet divisque videbit
permixtos heroas et ipse videbitur illis,
pacatumque reget patriis virtutibus orbem.

Deutsche Übersetzung

Das letzte Zeitalter des cumäischen Liedes ist schon gekommen.
Die große Reihe der Jahrhunderte wird von neuem geboren.
Schon kehrt auch die Jungfrau, kehrt Saturnus' Reich wieder,
Schon wird ein neuer Sproß hoch vom Himmel herabgesandt.
Sei du nur dem Kinde, das geboren wird, mit dem zuerst das eiserne Geschlecht
aufhören und in der ganzen Welt das goldene sich erheben wird,
gnädig und hold, reine Lucina; schon herrscht ja dein Apollo.

Und unter dir gerade als Konsul wird diese Ruhmeszier der Zeit, unter dir beginnen,
Pollio, und die großen Monate hervorgehen;
Unter dir als Anführer, wenn noch Spuren unserer Schuld bleiben,
werden sie getilgt werden und von langer Angst die Erde befreien.
Er wird göttliches Leben empfangen und Heroen, unter Göttern
gesellt, schauen, und auch sie werden ihn schauen,
er wird über eine Erde, befriedet von den hohen Kräften seines Vaters, herrschen.

Quelle

<references>

  1. Klingner, Friedrich: Vergil. 1967.