Krieg (Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens)

Aus Schauungen, Visionen & Prophezeiungen
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Von Marianne Beth.

Krieg (frz. guerre, ital. guerra) ist ein verhältnismäßig junges Wort, ahd. werra = Verwirrung, Streit[1]. Der Weltkrieg hat Anlaß zur Entstehung einer umfassenden Literatur gegeben[2].

Naturzustand

Wenn auch nicht beständiger aktueller Kriegszustand, so war doch Nicht-Frieden das Normalverhältnis zwischen sozialen Verbänden, welche nicht durch religiöse oder Blutsbande (was eigentlich identisch ist) vereinigt waren[3]. Dies dürfte damit zusammenhängen, daß bei totemistischen Verbänden der Stamm sich selbst als Mikrokosmus, d.h. als Widerspiegelung der Totalität des Kosmos auffaßt[4], eine Weltanschauung, welche für einen anderen Stamm neben dem eigenen keinen Platz hat. Primitivste Jägervölker pflegen den Jagdbereich anderer Stämme zwar zu schonen und dadurch Reibungen zu vermeiden. Treten die Völker aber in das Stadium der Expansion, wie die Germanen der Völkerwanderungszeit, so entsteht ein tatsächlich andauernder Kriegszustand.

  1. Schrader Reallex. 1, 650 f.
  2. G.C. Ferrari Leggende e superstizioni di guerra, Rivista di psicologia 15 (1919), 219 ff.; Gemelli Folklore di guerra, Vita e pensiero 1 (1917), 1 ff.; ARw. 19, 540 ff.; 20, 299 ff.; Kulturgeschichte des Krieges (ANG. 561); K. Weule Der Krieg in den Tiefen der Menschheit; Bellucci Folklore di Guerra (Tradizioni popolari italiane Nr. 6) Perugia 1920; H. Bächtold Aus Leben und Sprache des Schweizer Soldaten4 1916 = SAVk. 19 (1915), 201 ff.; ders. Deutscher Soldatenbrauch u. Soldatenglaube. Straßburg 1917.
  3. Franz Benediktionen 2, 300 ff.; Wächter Reinheit 73; Wundt Mythus u. Religion 2, 432 ff.
  4. Beth Über die Exogamie bei den totemistischen Stämmen Australiens unter dem Gesichtspunkt der Fruchtbarkeitsriten. Abhandlung der Wiener Anthropologischen Gesellschaft 1917.

Kriegsgötter

Verwaltung des Kriegsgeschicks, wo nicht tatsächliche Anführerschaft im Kriege, ist stets Amt des höchsten Gottes[1]. Bei den Germanen war der Blitzgott Ziu, welcher mit dem römischen Mars verglichen wurde, der älteste Kriegsgott[2], so daß noch Kaiser Heinrich IV. paganico auspicio am dies Martis, dem Dienstag, alle Kämpfe begann[3]. Der Besitz seines Schwertes verbürgt dem Attila die Weltherrschaft[4], wie Sigmund mit Odins Schwert viele Schlachten gewinnt, bis es an des Gottes eigenem Speer zerschellt[5]. Auch Thor, der ebenfalls Blitzschleuderer ist, war Gott des Krieges[6]. Insbesondere aber war es Odin-Wotan, der Anführer des wilden Heeres, als Windgott[7]. Bei den Germanen wie bei anderen indogermanischen Völkern[8] gibt es auch Kriegsgöttinen: Freya gehört die Hälfte der Gefallenen; sie reicht den Einheriar das Trinkhorn[9], die Walküren sind Totenwählerinnen, Schenkmädchen, die Nornen der Schlacht[10], wie bei den Griechen Athena als Pallas Kriegsgöttin war.

  1. Wundt Mythus u. Religion 3, 557; R.M. Meyer Religgesch. 179; v. d. Leyen Sagenbuch 1, 268.
  2. E.H. Meyer GermMyth. 220.
  3. Ebd. 221.
  4. Simrock Myth. 271.
  5. Ebd. 175.
  6. Mannhardt Götter 207.
  7. E.H. Meyer GermMyth. 232.
  8. Haupt Lausitz 1, 13.
  9. Simrock Myth. 336; zum Kult einer wendischen Kriegsgöttin vgl. Meiche Sagen 433 Nr. 573.
  10. Simrock 359.

Krieg und Frauen

Kriegsdienst wird als Gottesdienst aufgefaßt[1]. Der Krieger muß sich in einem Zustand kultischer Reinheit befinden[2]. Er muß darum während des Krieges insbesondere die Keuschheit wahren[3] und mancherlei andere Bräuche beobachten[4]. Der engen magisch-mystischen Verbindung halber erstreckt sich dieses Gebot der Keuschheit bei vielen primitiven Völkern auch auf die Frauen, welche überhaupt symbiotisch-sympathetisch an dem Tun ihrer Männer Anteil zu nehmen haben. Es mag sein, daß beim Gebrauch des Keuschheitsgürtels im Mittelalter nicht nur männliche Eifersucht, sondern ein ähnliches Moment mitspielte. Man muß in diesem Zusammenhange an die vielen Erzählungen erinnern, in welchen es Helden, die jahrelang in einem Krieg verschollen waren, gelingt, auf wunderbare Weise heimgekehrt, noch im letzten Augenblick die schon zur Heirat mit einem anderen entschlossene Frau davor zu bewahren[5]. Die Frauen können durch magische Handlungen, insbesondere Tänze[6], den Gang der kriegerischen Unternehmung auch direkt beeinflussen. Die Germaninnen der Frühzeit nahmen aktiven Anteil[7]. Ihr anfeuerndes „Rufen“, das stets betont wird, wird wahrscheinlich auch magische Wirkung gehabt haben, nicht nur psychologische. Eine ganze Reihe von spätmittelalterlichen Sagen berichten noch, wie Frauen durch ihr Eingreifen einen Kampf entschieden haben[8]. Der Intervention der Frauen haben die Langobarden ihren Sieg zu verdanken; auch sonst erscheinen die Frauen mit Vorliebe als Erdenkerinnen der Kriegslisten.
Noch im 17. Jahrhundert wurde von den Frauen zur magischen Abwehr der Feinde ein Zauber (durch Aussprechung obszöner Worte und Entblößung) angewendet, teuer von den Häuptern der Stadt erkauft[9], weil man offenbar erwartete, daß dieses gegen Dämonen meist geübte Abwehrmittel (s. Abwehrzauber) sich auch gegen Feinde bewähren würde. In einer Reihe von Fällen wird berichtet, daß die Frauen den Ziegen brennende Fackeln an die Hörner banden und so das Heer der Feinde in Verwirrung brachten[10]. Von Aufhäufen von Erde[11] und mancherlei anderen rein rationellen Erfindungen der Frauen[12] wird berichtet.

  1. Golther Mythol. 550 ff.
  2. 5. Mos. 23, 11 ff.
  3. Fehrle Keuschheit 31.
  4. Frazer 3, 157 ff.
  5. Simrock Mythol. 180 ff.
  6. Beth Religion u. Magie2 176 ff.; Wundt Mythus u. Religion 3, 557.
  7. Otto Deutsches Frauenleben (ANuG. 45) S. 17.
  8. Lütolf Sagen passim.
  9. SAVk. 21 (1917), 97.
  10. SchwVk. 2, 90 u. 2, 75.
  11. Witzschel Thüringen 1, 4 Nr. 3.
  12. Lütolf Sagen passim.

Göttlicher Beistand

Man sicherte sich selbst nach Möglichkeit schon bei Kriegsbeginn den Schutz der Gottheit; so wetzten die ausziehenden Krieger ihre Schwerter am Odinstein[1]. Gleichzeitig versucht man über seinen Gegner den Zorn des Gottes heraufzubeschwören oder den Gott dadurch zu gewinnen, daß man ihn an dem Sieg der eigenen Partei beteiligt und interessiert. Nach biblischem Gebrauch wurde im Krieg über das ganze feindliche Volk und sein Eigentum[2] oder über einen Teil desselben[3] der Bann verhängt, d.h. die Menschen sollten im Falle Gott Sieg gab, getötet werden, die Dinge fielen, soweit sie nicht vernichtet wurden, in den Tempelschatz. Ähnliche Vorstellungen herrschten in Deutschland. Als der Schwedenkönig Erich die Schlacht bei Fyriswall gegen Styrbiörn schlagen sollte, opferte Styrbiörn dem Thôr, aber Erich dem Odin, weihte sich ihm und bestimmte die Frist seines Todes auf zehn Jahre. Da sah er einen großen Mann mit breitem Hute, der gab ihm einen Rohrstengel in die Hand, ihn über das feindliche Heer mit den Worten zu schießen: „Odin hat euch alle!“ Als das geschah, erschien ein Wurfspeer in der Luft und schlug die Gegner mit Blindheit[4].
Die Gefangenen werden geopfert[5]. Dies ist ja der Sinn der Weihe, daß sie dem Gotte damit geschenkt werden[6]. Gefangene sind dort, wo Menschenopfer überhaupt dargebracht werden, die wohlgefälligsten Opfer als tapfere und kraftvolle Männer (s. Opfer). So haben die Ureinwohner Mexikos gewisse Kriege nur zu dem Zwecke geführt, um Gefangene für die notwendigen Opfer zur Verfügung zu haben. Aber auch der eigenen Gemeinschaft entnimmt man Krieger und andere Personen, um die zur Gewinnung des Kriegsgottes nötigen Menschenopfer[7] zu haben; abgesehen von der Selbstweihe der Könige und Fürsten[8], zu der der Teufelspakt des den Hahnenschrei nicht ertragenden Wallenstein ein später Nachzügler ist. Solcher Selbstweihe kommt natürlich der hervorragenden Stellung des Opfers wegen besondere Kraft zu.
Man dachte die Gottheit persönlich beim Kampfe anwesend[9]; die Toten gingen zu ihren Heerscharen ein; die Hälfte zu Odin-Wotan, die Hälfte zu Freya. Sie genießen nun der ewigen Wonne täglich erneuten Kampfspieles. Daraus entwickelte sich die (präanimistisch gefärbte) Vorstellung vom lebendigen Weiterexistieren der Toten als wildes Heer oder wilde Jagd[10], wie auch die weitere von dem mit seinem Anführer in hohlem Berge schlafenden Kriegsheer und weiterhin von einzelnen Heeresgruppen, welche allmählich oder nur zu gewissen Zeiten sich immer wieder zum Kampfe erheben[11].
In späterer Zeit gab es verschiedene Zaubermittel für den ins Feld ziehenden Krieger, um ihn vor den bevorstehenden Fährnissen zu schützen. In Schweden (17. Jh.) gab man ihm zu essen[12]; mancherlei Segen wurden für ihn verfaßt[13]; er wird „festgemacht“, unverwundbar[14]; Kriegsgebete[15], Kriegssegen werden ihm mitgegeben. Das „Nothemd“ wird von zwei unschuldigen, noch nicht sieben Jahre alten Mädchen in der Christnacht gesponnen, gewebt und genäht. Auf der Brust zeigt es zwei Häupter, zu beiden Seiten je ein Kreuz[16].
Religiöse und magische Vorstellungen in unlösbarer Verkettung bestimmten Kriegstänze, fernerhin Kriegsschmuck[17], Kriegsmaske[18], Kriegsgeschrei, Kriegsbemalung, Kriegslieder[19], Kriegszauber[20].

  1. Kuhn Herabkunft 226; Schwenn Menschenopfer 142.
  2. Jos. 6, 18 f.
  3. Ebd. 8, 2.
  4. Simrock Myth. 176.
  5. Schwenn Menschenopfer 199; Schell Berg. Sagen 501 Nr. 15; Jahn Opfergebräuche 67 über Opferung von Kriegsgefangenen auch beim Opfer zu Hethra.
  6. Simrock Myth. 177.
  7. R.M. Meyer Religgesch. 413.
  8. Simrock Myth. 176 f.
  9. Ebd. 175 ff.
  10. E.H. Meyer GermMyth. 240.
  11. Wolf Beiträge 2, 152 ff.
  12. Höfler Weihnacht 23.
  13. SAVk. 21 (1917), 233.
  14. Kronfeld Krieg 11.
  15. DG. 15, 195 f.
  16. Grimm Sagen 188 Nr. 254.
  17. Simrock Myth. 275.
  18. Andree Parallelen 2, 118.
  19. Böckel Volkslieder LXIV.
  20. Nilsson Griech. Feste 403 ff.; E.H. Meyer Myth. 253.

Kriegsvorzeichen

Die ungeheure Fülle von Kriegsvorzeichen[1], wie sie das Volk in mancherlei Begebenheiten[2] erkennt, sind zum (geringeren) Teil rein rationale Konstatierungen oder psychologisch richtige Beobachtungen. Treiben die Schulknaben immer kriegerische Spiele[3], sind Ziegenfelle billig und die Käse teuer[4], schlägt der Tambour besonders stark[5], spielen Kinder mit Steinen (hier könnte man freilich zweifelhaft sein, ob es sich nicht um einen sympathetischen Zauber handelt[6]), so führt die allgemeine Aufregung oder Not voraussichtlich zum Krieg.

  1. E.M. Kronfeld Der Krieg in Aberglauben und Volksglauben; Alemannia 15 (1887), 70.
  2. Klingner Luther 99; Wehrhan Kriegsvorbereitungen ZfrwVk 16, 48.
  3. SAVk. 2, 221; Grimm Myth. 2, 7845; 3, 438 Nr. 106; ZfdMyth. 3, 310;
  4. SAVk. 2, 282.
  5. Kühnau Sagen 1, 42.
  6. ZfVk. 1 (1891), 189.

Kriegsvorzeichen in der Natur

Oft werden aber irgendwelche aussergewöhnliche Naturereignisse als Kriegsvorzeichen gedeutet: so z.B. das Einfallen unbekannter Vögel[1], vieler Vögel Flug[2], das zweimalige Blühen eines Kirschbaumes[3], übermäßige Fruchtbarkeit überhaupt[4], das Schreien der Elstern[5], das Auftreten von vielen Mäusen[6], starke Röte auf den Bergen[7], am Himmel[8], Morgenrot am Neujahr[9], Verbrecherblut am 2. Januar[10], ein Nordlicht[11], das Wachsen von Galläpfeln[12], eine feurige Kugel am Himmel[13], wildes Lärmen in den Lüften, mag man es einem unbestimmten geisterhaften Kriegsheer[14], der wilden Jagd[15], oder nur dem Wind[16] zuschreiben; ungewöhnlich starkes Wiehern und Schnauben von Rossen[17], zahlreiche Knabengeburten[18], Waldbruch[19], fremde Soldaten[20], Anschwellen von Wassern[21], schweres Herabhängen der Fahnen, die Erscheinung eines Kometen, Blütenregen, das Heulen der Wölfe, Luftspiegelungen[22]; Sturm in den Internächten, aber auch Sonnenschein in den Zwölften[23].

  1. Grohmann 63; Müller Siebenbürgen 196 f.
  2. Panzer Beitrag 1, 265.
  3. Grimm Mythol. 2, 952; 3, 477 Nr. 1116.
  4. Meier Schwaben 1 XV/9.
  5. Grohmann 67.
  6. Ebd. 60.
  7. SAVk. 19, 44.
  8. Heidelberg: Alemannia 33 (1905). 300; s. a. Eisel Voigtland 259 ff.
  9. Haltrich Siebenbürger Sachsen 284.
  10. Kohlrusch 339.
  11. Sébillot Folk-Lore 1, 96.
  12. Grimm Mythol. 3, 471 Nr. 968.
  13. SchwVk. 10, 35.
  14. Müllenhoff Sagen 247 Nr. 341; Reiser Allgäu 1, 297.
  15. Sébillot Folk-Lore 1, 173; E.H. Meyer GermMyth. 238; Wuttke 19 § 17.
  16. E.H. Meyer Germ.Myth. 232, 238; Schulenburg Volkstum 124.
  17. Grohmann 53; ders. Mäuse 31.
  18. Wuttke 212 § 296.
  19. John Erzgebirge 244.
  20. Wuttke 226 § 323.
  21. Birlinger Volksth. 1, 137.
  22. Meyer Aberglauben 137.
  23. John Erzgebirge 150.

Wunder als Kriegsvorzeichen

Kriegszeichen sind auch übernatürliche Erscheinungen; ein angeschnittenes Brot vergießt Blut[1]. Der heilige See bei Lommatzsch, an dessen Ufern die heidnischen Daleminzier ihre politischen Beschlüsse faßten und ihre Götter verehrten, ist mit Getreide bewachsen, solange der Friede währt. Krieg zeigt er an durch Blut und Asche[2]. Am Tage vor Ausbruch des deutsch-französischen Krieges sah man am Himmel zwei Wolken in Gestalt gegeneinander kämpfender Krieger und ein lichtes Kreuz[3]; ähnliches wurde im Mai und Juni 1870 im Spreewalde beobachtet[4]. Zu Mildenau lief vor dem Einfall der Feinde ein gespenstisches Kalb laut blökend durch das Dorf[5]. Eine Biene läßt sich vor dem Aufstand der Schweizer nach dem Sempacherlied auf des österreichischen Herzogs Schwerte nieder[6].

  1. Meiche Sagen 633 Nr. 779.
  2. Ebd. 637 Nr. 788.
  3. Schell Berg. Sagen 160, 51.
  4. Schulenburg Volkstum 167.
  5. Meiche Sagen 54 Nr. 56.
  6. Lütolf Sagen 358.

Erscheinungen als Kriegsvorzeichen

Auch gespensterhafte Erscheinungen , Gesichte und übernatürliches Geräusch weissagen Krieg: so das Erscheinen einer nackten männlichen Gestalt mit dem Schwert in der Hand, klagender Mädchenscharen[1], das Erscheinen des Nachtraben[2], Drachen-[3] bzw. Drakenflug[4]. Ein halbes Jahr vor Beginn der Kriegsgreuel im Muottatal (1798–1800) hörte man dort fürchterliches Geheul und Kanonendonner und sah viele Wachtfeuer[5], oder es wird berichtet, daß ein Kriegslager erscheint[6], man vernimmt Kriegslärm[7], die Zwerge ziehen aus[8]; auf dem Begräbnisplatze der Schweden in einem Wäldchen bei Weckersdorf hört man Trommelschlagen[9], anderswo Singen unter der Erde[10]. Der Gerichtsstein fällt um[11]; der Nickl im Helgraben bei Waldsassen in der Oberpfalz trommelt in der Mittagsstunde[12]; der Wassermann regt sich[13]; das Petermännchen zu Schwerin trägt statt seiner gewöhnlichen grauen Tracht rote oder schwarze Kleider[14]. Vor dem siebenjährigen Krieg hörte man beim Erforschen der Zukunft in der Silvesternacht am Kreuzweg großes Wagenrasseln; Antreiben der Pferde[15]. Krieg kommt, wenn sich die Waffen in den Zeughäusern von selbst bewegen[16].
Als ein Sonderfall des allgemeinen Glaubens, daß der Auszug des wilden Heeres Krieg bedeute, sind die Sagen aufzufassen, wonach der Auszug des wilden Heeres aus dem Schnellerts[17], das Hervorgehen der toten Helden aus dem Friedensberg bei Flensbug in Angeln, durch welches der dort errichtete Stein umgeworfen wird[18], das Erscheinen des Bissinger auf seinem Schimmel[19], der Aus-[20] bzw. Umzug[21] des Rodensteiners[22], der Zug der Unterbergsmännchen[23], der Auszug Kaiser Karls aus dem Donnersberg[24] oder Untersberg[25] oder Odenberg[26], als Vorzeichen des K.es aufgefaßt werden.

  1. Müller Siebenbürgen 196 f.
  2. Schambach und Müller 69.
  3. Niderberger Unterwalden 1, 62.
  4. Strackerjan 1, 328 Nr. 198.
  5. Lütolf Sagen 129 f.
  6. Strackerjan 2, 283.
  7. Kohlrusch S. 365.
  8. Quitzmann Baiwaren 174.
  9. Grohmann Sagen 24.
  10. Birlinger Volksth. 1, 238.
  11. Müllenhoff Sagen 247 Nr. 340.
  12. Panzer Beitrag 2, 80.
  13. Kuhn und Schwartz 426 Nr. 205.
  14. Ebd.
  15. Schulenburg WVolkstum 132.
  16. Meyer Aberglaube S. 137.
  17. Panzer Beitrag 1, 195.
  18. Wolf Beiträge 2, 153.
  19. Baader 151.
  20. Golther Myth. 287.
  21. Ranke Volkssagen 97, 276.
  22. Grimm Sagen 163 Nr. 169.
  23. Vernaleken Alpensagen 64.
  24. E.H. Meyer GermMyth. 242.
  25. Wolf Beiträge 2, 153.
  26. Ebd. 1, 59; 2, 99.

Kriegsweissagungen, letzter Krieg

Zahllos sind die Kriegsweissagungen[1]. Die „Harkbüre“ z.B. soll die napoleonischen Kriege und die Revolution 1848 vorausgesagt haben[2], andere Weissagungen bezogen sich auf die Kriege 1864, 1866, 1870/71[3], nicht zuletzt wurde auf 1913 Krieg prophezeit[4]. Der dreißigjährige Krieg soll von einem wilden Männlein dem Kurfürst Johann Georg I. prophezeit worden sein[5], Belagerung und Einäscherung verkündet ein Aschenweibchen[6].
Man erwartete Krieg, wenn im Pfennigstedter Felde ein rotes Haus gebaut würde[7]. Eine Prophezeiung, deren Erfüllung man durch die Schlacht am 31. VII. 1849 gegeben glaubt, bezieht sich auf eine Schlacht bei Schäßburg; wenn ein bestimmter Hollunderstrauch zum drittenmal ausschlägt[8]. Das Motiv des ausschlagenden Baumes (allerdings gehört dazu auch das des ausziehenden Kaisers)[9], der erscheinenden Libussa[10], leitet zu den Weissagungen vom letzten Krieg über[11], welcher das Ende der Welt bedeutet.
Diese Vorstellungen vom ersten und letzten Kriege[12], vom Krieg, welcher durch den Goldhunger in die Welt gekommen ist und das Ende der Welt herbeiführend eine Ära ewigen Friedens, wo Gold nur Spielzeug ist, einleitet, nach einer Zeit höchster Not und sittlicher Verwilderung, gehören zum moralischen unvergänglichen Schatz des Germanentums. Sie sind der völkerpsychologische Hintergrund noch zum englischen Schlagwort vom „War to End War“.

  1. Z.B. ZrwVk. 12, 65 ff.; 15, 131; 16, 48 f.; usw.; Brandenburgia 1916, 161; Légendes, Prophéties et Superstitions de la Guerre, SAVk. 9, 14; 19, 209.
  2. Meyer Baden 561.
  3. Grabinski Sagen 57.
  4. DG. 13, 257.
  5. Meiche Sagen 347 Nr. 451.
  6. Ebd. 197 Nr. 266.
  7. Strackerjan 2, 304.
  8. Müller Siebenbürgen 74.
  9. Vernaleken Mythen 122.
  10. Grohmann Sagen 50 ff.
  11. Ebd. 60 ff.
  12. Simrock Mythologie 149 ff.

Kriegskassen und vergrabene Schätze

Der früher mit dem Kriege so eng verknüpfte Beutegedanke läßt die Phantasie[1] des Volkes sich jetzt mit Vorliebe[2] mit der Erbeutung von Kriegskassen, die oft ganz nach Art von verwunschenen Schätzen verschwinden[3], und der Auffindung[4] verborgener, vergrabener[5] Schätze beschäftigen.
Auf praktische Erfahrung und richtige Erinnerung mögen auch manche der Erzählungen von in Kriegszeiten vergrabenen Schätzen[6] zurückgehen. Mit der Zeit wird es immer mehr der lebhafteste Wunsch des Kriegers, vom Kriegsdienst vollkommen befreit zu werden oder heil heim zu kommen[7], ein Zweck, dem zahlreiche Praktiken dienstbar gemacht wurden[8].

  1. Schell Berg. Sagen 377 16.
  2. Knoop Schatzsagen 24 f.
  3. Kühnau Sagen 3, 679.
  4. Ebd. 3, 582.
  5. Meiche Sagen 717 Nr. 888; 746 Nr. 915.
  6. Kühnau Sagen 3, 690 ff.
  7. Larsen Der Mensch, der Krieg Mitt. Verb. d. Ver. f. Vk. Nr. 9 (1909) 3; U. Bunzel Kriegsaberglauben MschlesVk. 20 (1918), 41 ff.; A. Wermighoff Bibliographie des Kriegs- und Soldatenaberglaubens ARw 19, 541; Kulturgeschichte des Krieges (ANuG. 561); Brandenburgia 1916, 166.
  8. Wuttke 454 § 719.