Jüngstes Gericht (Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens)

Aus Schauungen, Visionen & Prophezeiungen

Von Will-Erich Peuckert.

Begriffsbestimmung

Europäischer und vorderasiatischer Glaube lehrt, daß über jeden Menschen ein göttliches Gerichtsverfahren stattfindet. Entweder erfolgt dies nach dem Tode des Einzelnen oder im Rahmen eines allgemeinen Weltgerichtes am Ende des Aion. Im Volksglauben haben beide Meinungen ihren Niederschlag gefunden; durch ein dem Einzelnen geltendes Gericht wird der Böse zum Spuken verurteilt; vor ihm erzwingt er das Nachsterben seines Bedrängers, vgl. Josaphat. Im Folgenden ist aber nur vom endlichen Weltgericht zu sprechen.
Zum Ausdruck jüngstes Gericht vgl. Jüngster Tag.

Das jüngste Gericht in der Antike

Der Glaube an ein jüngstes Gericht läßt sich in den ältesten persischen Religionsurkunden, den Gathas[1] (6. Jahrhundert v. Chr.[2]), wohl auch in den Veden[3] nachweisen. Es wird an der Brücke des Scheiders, der Cinvatbrücke, durch das Feuer, nach Offenlegung der Bücher, das Gericht erfolgen[1]. Da es zu Lebzeiten Zarathustras[4] geschehen soll, ist dieses Endgericht zugleich Individual-Totengericht. Im jüngeren Avesta, nach Zarathustras Tode, scheint der Glaube an das Individual-Totengericht zu überwiegen, obwohl vom Endgericht noch immer die Rede ist[5].
Das nachexilische Judentum übernahm die Weltgerichtsidee von den Persern[6]. Die Apperzeption wurde dadurch erleichtert, daß seit Amos von einem Gerichtstag Jahves die Rede war (1, 3 ff. 13; 2, 1 ff.; 9, 1 ff.)[7]. Eine bedeutende Förderung erhielt der Gerichtsgedanke durch die Aufnahme des Glaubens an eine Auferstehung der Toten[8] und der Aionenlehre[9], so daß jetzt erst von einem allgemeinen „End“gericht die Rede sein kann[10]. Von Daniel 7, 9 ff. über Henoch 60 ff., IV. Esra 7, 26 ff. bis Matthäus 25, 31 ff. und Apoc. Joh. 20, 11 ff. kann man ausführliche Schilderungen finden. Bousset[11], Volz[12] und v. Gall[13] haben die darauf bezüglichen Stellen aus der hellenistisch-römischen Zeit des Judentums gesammelt; die Ausbreitung der Idee durchs ganze christliche Altertum bis Nicäa hat Atzberger dargestellt[14]. Augustin faßte, de civitate Dei XX, das Ganze zusammen.

  1. 1,0 1,1 v. Gall Basileia toy Oeoy 1926, 89 ff. Vgl. Hübschmann in Jb. f. protest. Theologie 5 (1879), 225 ff.; N. Soederblom La vie future d'après le Mazdaisme 1901; E. Böklen Die Verwandtschaft d. jüdisch-christl. mit d. pars. Eschatologie 1902; Karl Holl Ges. Aufsätze II Der Osten 1928, 2 f.
  2. Zur Datierung: Joh. Hertel Die Zeit Zoroasters 1924.
  3. Herm. Oldenberg Religion des Veda 1923, 541; Scheftelowitz im ARw. 14, 322 f.
  4. v. Gall 94.
  5. Ebd. 98 ff. 105.
  6. E. Böklen Die Verwandtschaft; Volz Jüd. Eschatologie 85 f.; J. Scheftelowitz Die altpers. Religion u. d. Judentum 1920, 206 f. Besonders v. Gall 219 ff.
  7. Ebd. 167 ff.
  8. Ebd. 312. 303 ff.
  9. Bousset-Greßmann Die Religion d. Judentums im späthellenist. Zeitalter 1926, 257.
  10. v. Gall 312.
  11. Bousset-Greßmann Religion d. Judentums 257 ff.
  12. Paul Volz Jüd. Eschatologie von Daniel bis Akiba 1903, 257 ff.
  13. v. Gall 312 ff.
  14. Leonhard Atzberger Geschichte d. christl. Eschatologie innerhalb d. vornicänischen Zeit 1896, Register unter Weltgericht. Vgl. besonders: nachapostol. Zeit 107 ff. Griechen d. 2. Jh. 158 ff., Irenäus 259 ff., Tertullian 329 ff., Hippolyt 288, Method. 490, Origines 449 ff., Lactanz 608 ff.; Reitzenstein in Sitzb. Heidelb. 10, H. 12, 34 f. 37.

Das jüngste Gericht im Mittelalter

Dem Mittelalter gehörte die Lehre vom jüngsten Gericht zu den Grundwahrheiten des Glaubens. In den Vorschriften des Aachener Konzils 789 heißt es 82: „Primum omnium praedicandum est omnibus generaliter, ut credant Patrem et Filium et Spiritum sanctum … Item praedicandum est, quomodo Dei filius incarnatus est de Spiritu sancto ex Maria semper virgine pro salute et reparatione humani generis, passus, sepultus et tertia die resurrexit et ascendit in celis; et quomodo iterum venturus sit … judicare omnes homines“[1]. Von Arn, dem Salzburger Erzbischof, fordert Alcuin gelegentlich der Frage, wie ein Heide zu unterweisen sei: Zuerst ist er zu unterweisen über die Unsterblichkeit der Seele, das zukünftige Leben, die Vergeltung für Gute und Böse usw.[2]. Das jüngste Gericht spielte als das abschließende Ereignis in der Darstellung des christlichen Weltbildes eine Rolle. Vielleicht war es Gebot der Mission, den Germanen ein geschlossenes Weltbild zu geben, denn Entstehung und Zukunft interessierten sie sehr[3], man kann das aus Karls Anweisungen 789 herauslesen, und die sog. karolingische Musterpredigt wäre wirklich ein Muster; sie umfaßt Schöpfung, Erlösung, Endgericht[4]. Denn daß es auf ein solches Wissen ankam, dafür zeugt schon Columban, der Glauben definiert als die Überzeugung von der Wahrheit des jüngsten Gerichts.[5].
Natürlich hat man daneben die Lehre vom jüngsten Gericht für die Morallehre ausgewertet. Den oben erwähnten Predigten hängt ein moralisierender Schluß an[6]; noch im 11. Jahrhundert fordert das Homiliar des Bischofs von Prag, daß man die Menschen zu guten Werken stärke durch die Predigt von den Schrecken des Gerichts[7].
Zur Zeit Muhammeds[8], dann in den Wirren der späten Karolingerzeit, gesteht 862 Karl II., der Kahle: Das angefangene Gute ist zurückgegangen. Es haben in diesem Reiche erschreckliche Übel ein solches Wachstum gehabt … Daher müssen wir ausrufen: Die Kinder sind bis an die Geburt gekommen, und es ist keine Kraft zu gebären da[9]. Ich greife aus vielen Klagen diese heraus, weil sie zeigt, daß eschatologische Ängste umgehen; das Nicht-mehr-gebären der Frauen ist seit alters ein Vorzeichen des Weltendes (vgl. Jüngster Tag). In den lateinischen Hymnen gewinnt das Thema de die judicii Bedeutung[10]; Otfrid (V, 19 ff.) räumt ihm einen weiten Raum ein; der Heliand, Cynewulfs Crist III., wie überhaupt die ags. Literatur[11] und nicht zuletzt das deutsche Muspilli wie Adsos Antichristschrift (vgl. Antichrist) gehören hierher.
Das 11. und 12. Jahrhundert läßt darin nicht nach. Zwar ist es nicht mehr so sehr die augenblickliche Bedrängnis, obwohl man immerfort das Ende erwartete (vgl. Jüngster Tag), – man geht eher wieder an die Gestaltung des christlichen Weltbildes. Honorius Augustodunensis mit seinem ersten Elucidarius[12], dem bald andere folgten, mag dafür Beispiel sein (Ezzos Gesang wie die summa theologiae[13] übersetzten den Honorius ins Deutsche). Auf ihm stehen jetzt die meisten Darstellungen. Auch die Predigtliteratur des 12., 13. Jahrhundert benützt ihn neben Rabanus Maurus und Gregor dem Großen[14]. Erwähnt seien für die mhd. Frühzeit noch das fränkische Bruchstück vom jüngsten Gericht [15], die Gedichte der Frau Ava[16], der Friedberger Christ und Antichrist[17], Otto v. Freisings 8. Buch, das auf Augustin steht, – die Spiele vom jüngsten Gericht der späteren Jahrhunderte[18]; im übrigen sei auf Wadsteins Zusammenstellung verwiesen[19].
Im 16. und 17. Jahrhundert hat man sich noch einmal ausgiebig mit der Idee befaßt (s. Jüngster Tag, Antichrist); es sei auf die Zusammenstellung in meinen „Rosenkreutzern“[20] verwiesen. Da gerade diese Zeit für die Ausbildung des Volksglaubens von Bedeutung war[21], wird man die einzelnen Äußerungen[22] wohl zu beachten haben.

  1. M.G. Leges.
  2. F.R. Albert Geschichte d. Predigt in Deutschland 2 (1892), 26.
  3. E.H. Meyer Mythologie (1903) 24; Ehrismann in PBB. 35, 209.
  4. ZfdA. 12, 436 ff. Vgl. Albert Predigt 1, 132. 133. 134 N. 2.
  5. Albert Predigt 1, 41.
  6. Vgl. auch Albert Predigt 1, 102. 107. 160.
  7. Ebd. 2, 162.
  8. Reitzenstein in Sitzb. Heidelb. 10, H. 12, 37; Soederblom 274 ff.
  9. Albert Predigt 2, 45 f.
  10. M.G. Poetae latini 4, 491 ff. 507 ff. 521 ff. 599. 601 f. 602 ff. 644. 646 ff.; ebd. 1, 468 f. Vgl. F.J. Mone Lateinische Hymnen d. Mittelalters 1 (1853), 403–422; Waldstein in Z. f. wiss. Theologie 38, 562 f. 611 ff.
  11. Gustav Grau Quellen u. Verwandtschaften d. älteren germanischen Darstellungen des jüngsten Gerichtes = Studien z. engl. Philologie 31 (1908).
  12. Migne PL. 172, 1165 f.
  13. Albert Waag Kleinere deutsche Gedichte d. 11. u. 12. Jh. 1890, 16 ff. V. 289 ff.
  14. ZfdPhil. 27, 150 ff. 184; Anton E. Schönbach Altdeutsche Predigten 2 (1886), Nr. 4. 5. Gregor: ebd. Bd. 2 Nr. 4; Bd. 3 Nr. 77; Friedr. Vogt Gesch. d. mhd. Literatur im Grundriß d. deutschen Literaturgeschichte 1, 26.
  15. Albert Leitzmann Kleinere geistl. Gedichte d. 12. Jh. 1910, 12 ff. Ebd. 9 f.: Cantilena de conuersione Sancti Pauli.
  16. ZfdPhil. 19, 129 ff. 275 ff.; ZfdA. 50, 312.
  17. MSD. XXXIII.
  18. Wadstein in Z. f. wiss. Theol. 38, 585 ff.; Künzelsauer Fronleichnamsspiel von 1479: Germania 4, 359; Mone Schauspiele 1, 265 ff.; Jellinghaus in ZfdPhil. 23, 426 ff.; 43, 245 ff.; P. Jessen Die Darstellung des Weltgerichts bis auf Michelangelo 1883, 6.
  19. Z. f. wiss. Theologie 38, 538 ff.
  20. Peuckert Rosenkreutzer 1928, 8 ff. 25 f. 39 f. 43 ff. 45 ff. 71. 77 ff.; Peuckert Jakob Böhme 1924, 2 ff. 6 ff.; vgl. auch Luthers Tischreden (Weimarer Ausg.) 5, 5237.
  21. Peuckert in Z. f. Deutsche Bildung 1928, 580 ff.
  22. Peuckert in Deutsche Rundschau 1929, 130 ff.

Das jüngste Gericht bei den Germanen

Einer gesonderten Erwähnung bedürfen das ahd. Gedicht Muspilli (31–36. 63 ff.) und die Voluspá der Edda, weil man in beiden eine heidnische Darstellung des jüngsten Gerichts angenommen hat. Was die Voluspá betrifft, so ist schon von Grimm die Möglichkeit christlichen Einflusses erwogen worden[1]. Heut schreibt man allgemein die Strophen „Kømr enn ríke at regendóme oflogr ofan, sás ollo ræþr“ d.h. das jüngste Gericht, der christlichen Zeit zu[2]. Die Herkunft des Muspilli aus der lateinischen Predigtliteratur (und Ephraem) scheint mir erwiesen zu sein[3]. Neckel bemerkt zu dem Ausdruck: Wir sehen nirgends ganz klar, wer oder was Muspell eigentlich ist. Der älteste Quellenbestand erweckt den Eindruck, daß Muspell eine Person sein muß, ein Dämon oder ein Riese. Ein geistlicher Dichter hat den jüngsten Tag, der plötzlich über die Menschen kommt, und bei dem es zugeht, wie wenn man mit Feuer das Unkraut verbrennt, seinen Landsleuten anschaulich gemacht, indem er ihn Mudspell oder Mudspelles megin nannte. Eine solche Veranschaulichung war wünschenswert, denn „jener Tag“ des Evangeliums ist ein unklares Etwas; die Assoziation mit Muspell lag aber ungemein nahe, wenn dieses Wort an den Dämon denken ließ, der am Ende der Dinge mit Feuer über die Welt fährt[4]. Muspilli ist die Götter-Endschlacht gegen ein Dämonenheer[5], in der Übergangszeit „jener Tag“ des Endgerichtes.

  1. Myth. 2, 680.
  2. F. Genzmer Edda 2, 43; E.H. Meyer Völuspa 1889, 234. Doch vgl. G. Neckel Studien zu d. germanischen Dichtungen vom Weltuntergang 1918 in Sitzb. Heid. 9 Heft 7, 39.
  3. AfdA. 35, 194 f.; Guntermann in ZfdPhil. 41, 401 ff.; v. Unwerth in PBB. 40, 349 ff.
  4. Sitzb. Heid. 9. Heft 7, 36. 35; Braune in PBB. 40, 427 ff. 433 ff.
  5. Sitzb. Heidelb. 9 H. 7, 4 f. 12 ff. 23 ff. 43 ff.

Motivverzeichnis

Zum jüngsten Gericht geschieht die zweite Parusie (Advent) Christi[1]; das entspricht dem Stand der Erniedrigung und Erhöhung des apostol. Bekenntnisses, ist m. W. im Neuen Testament nicht direkt ausgesprochen, dürfte aber auf Stellen wie 1. Thessal. 4, 13 ff.; 5, 1 f., Matthäus 24, 43 beruhen. Vier Fahrten Christi nennt eine alte Predigt, die vom Himmel bei seiner Geburt, die Höllenfahrt, die Himmelfahrt und die Wiederkehr zum jüngsten Gericht[2]. Die 12-Apostellehre nennt als 1. Zeichen: der Himmel tue sich auf, als 2.: den Schall der Posaune[3]. Sie ist das Kriegsinstrument, das Jahve (Sach. 9, 14; Psalm 47, 6) bläst[4], wird dann (I. Kor. 15, 52) zum Signal der Totenauferstehung[5]. Die Sibyllen (8, 239), lateinische Hymnen (Dies irae), die Predigtliteratur[6], Muspilli (73), Voluspá[7], Cynewulfs Crist III, 879 ff. 948 ff., die spätere Dichtung[8], wie die Schauspiele[9] bewahrten den Zug, der im Volksglauben noch lebendig ist[10]. Als 3. Zeichen nennt die 12-Apostellehre die Totenauferstehung[11]; sie ist parsischen Ursprungs, kommt zur Zeit der Makkabäer zu den Juden[12]. Erst der Glaube daran ermöglicht den Glauben an das allgemeine Endgericht[13]. In der ma.lichen Literatur[14] bezeugt (Muspilli 79 ff.: Engel erwecken die Toten), findet er sich heut im Volkslied[15] und Volksglauben[16]; am jüngsten Gericht sammeln die Toten ihre Beine[17]; das Meer hat ebensoviele Tote, ja einen mehr, als der Erdboden[18]; die toten Juden wälzen sich unter der Erde ins heilige Land, um da aufzuerstehen[19]; vgl. auch Josaphat. Die Lebenden, die nach 1. Kor. 15, 51 f. verwandelt werden, holt im Schwankmärchen[20] Petrus in einem Sack in den Himmel. Ein läuternder Feuerstrom geht aus; auch der ist parsisch bezeugt[21], findet sich dann Sibylle 2, 253, 315 f. und in ma.lichen Texten[22]. Das Gericht findet an einem Sonntag (Ostertag) statt[23]; so lehrt das Mittelalter; das geht wohl auf Amos 5, 18 und die Bezeichnung „Tag des Herrn“ für Sonntag zurück. Es beginnt um Mitternacht[24]; zwar ist nach jüd. Glauben die Nacht Zeit des Unheils[25], aber es dürfte sich hier um Ausdeutung von 1. Thessal. 5, 2; Matth. 25, 6; Luc. 12, 38 handeln[26]. Das Gericht findet bei Jerusalem[27], im Tal Josaphat (s.d.), oder im Luftraum statt; v. Gall bezieht 1. Thessal. 4, 17 darauf[28]; deutet das Volkslied „ihr sollt treten auf die Spitzen, wo die Engel sitzen“ dasselbe an? Entsprechend dem Gerichtsort sitzt der Richter auf einem Thron[29] oder auf dem Regenbogen[30]. Auch Christus als Richter kommt „in den Wolken“, vom Himmel her[31], aus einer weißen Wolke oder auf einem weißen Pferd aus einer Wolke[32]; Engel und Himmelsheer begleiten ihn[33]; doch erscheint er auch ganz allein[33]. Vor seiner Kunft erscheint in den Wolken das Zeichen des Menschensohnes (Matth. 24, 30), nach gewöhnlicher Deutung das Kreuz, oder die Engel tragen die Marterwerkzeuge vor ihm her[34]. Das Kreuz wird vor seinem Gerichtsstuhl aufgerichtet werden[35]. Entsprechend II. Thessal. 1, 8 (Psalm 50, 3; Joel 2, 3) geht Feuer vor ihm her[36]; Muspilli 55 f.: verit stuatago in lant, verit mit diu vuiru; schwere Stürme stehen auf[37], die nach jüd. Glauben erst nach dem Urteil kamen, ebenso wie das Gewitter[38]; doch sagt man auch, Christus komme im Wetter[39]; so habe ich es noch als Kind gehört.
Gott, der Richter[40], hat dieses Amt bei den Christen an Christus, den Menschensohn, abgetreten[41]. Diesem assistieren die Engel, die Heiligen[42], die aber auch allein den Gerichtshof bilden[43]. Vor dieses Gericht werden alle gezogen, der Teufel[44], die gefallenen Engel[45], darum beben selbst die hl. Engel[46] und die Gerechten[47] davor. Viele, wie z.B. die drei Männer im Zobten, erwarten den Tag zitternd[48]. Nach II. Baruch 54, 21 wird jeder einzeln zitiert[49]; sonst ist von zwei[50] oder vier Gruppen[51] die Rede, die nach dem italien. Schauspiel Michael scheidet[52]. Die Guten werden in lichter, die Bösen in schwarzer Gestalt erscheinen[53]. Nur die „Elementarwesen“ Paracelsi (s.d.), les petits hommes in Armagnac, sterben vorm Gericht und auferstehen nicht. Auch die unschuldigen Kinder dürften ihm entgehen; die führt der hl. Johannes in den Himmel[54]; sie kommen nach dem jüngsten Gericht wieder auf die Welt[55].
Daß die Seelen gewogen werden[56], ist wohl aus dem ägypt. in den jüd. Glauben[57] übergegangen. Jüdisch ist auch das Zählen der einzelnen Handlungen gegeneinander[58]; parsischen Ursprungs[59], daß über die Taten der Menschen von Gott oder einem Schreiberengel Buch geführt wird[60]; Petrus Blesensis unterschied sogar drei Bücher: librum viae (hl. Schrift), conscientiae et vitae[61]. Die zu richtenden Menschen haben bestimmte Zeichen an sich[62]. Die älteren deutschen Gedichte wissen, daß der Mensch seine Taten bekennt; jedes einzelne Glied sagt aus[63]. Ja, die Welt und alle Kreatur klagt ihn an[64]. In Schleswig-Holstein vergleicht eine Sage die Menschen mit Nüssen; sie sehen sich alle gleich, aber dann wird die Schale zerbrechen und das Innere offenbar[65].
Christus erscheint entweder in Glorie[66], oder in der Gestalt seines Leidens, seiner Auffahrt[67]; er zeigt seine Wunden und Martern (das tat ich für dich!)[68], und er ist nach Innozenz III. Ankläger, Richter, Advokat und Zeuge zugleich[69]. Doch fungiert auch der Teufel als Ankläger[70]. Christus hält dann eine Gerichtsrede mit dem anschließenden Urteil[71]. Im hl. Zorn verflucht er die Bösen[72]; die Erde tut sich auf und sie versinken in die Hölle[73]. Maria zeigt fürbittend ihm ihre Brüste[74]; wo Gott der Richter ist, wird auch von Christi Fürbitte erzählt[75]. Ob solche Fürbitte nützt an dem Tage, an dem keiner dem andern helfen kann[76]? Nach vollendetem Spruch loht das Feuer auf, und reinigt die Welt von allem Bösen[77]. Der Teufel und die Verurteilten werden ins Scheol, die Hölle, geworfen und verschlossen[78], die gute Zeit beginnt.

  1. Clementinen: Leonhard Atzberger Gesch. d. christl. Eschatologie 1896, 191; Cädmon: Wadstein in Z. f. wiss. Theologie 38, 595; Schönbach Altdeutsche Predigten 1 (1886), 147 f. 180; 2, 193 zu 12. 194.
  2. Ebd. 1, 198.
  3. Atzberger 101; Joseph Bautz Weltgericht u. Weltende 1886, 148 ff.
  4. v. Gall Basileia toy teoy 1926, 222 f. Das Gericht als Schlachttag: Volz 89.
  5. v. Gall 304.
  6. Rabanus Maurus bei Migne PL. 112, 1618.
  7. v. 46; Genzmer Edda 2, 40; E.H. Meyer Völuspa 1889, 188 ff.
  8. Bruder Wernher im 13. Jh.: Wadstein 614; Dichter des 15. Jh.: Wadstein 610.
  9. Wadstein 587. 588. 592.
  10. Freisauff Salzburg 26; Grohmann Sagen 63 f.
  11. Atzberger 101.
  12. v. Gall 303 ff. 426 f.
  13. Ebd. 312.
  14. Kynewulf Crist III 839 ff. 1022 ff.; Rabanus Maurus Migne PL. 112, 1618; Honorius Augustodunensis Migne PL. 172, 1076; Mone Latein. Hymnen d. Mittelalters 1 (1853), 404; Schönbach Predigten 1, 172; 2, 14.
  15. Erk-Böhme 3, 165; Böckel Volkslieder 99 Nr. 115; Mittler Deutsche Volkslieder 1865, 371 Nr. 473. 474; N.lausitz. Magazin 59, 370 aus Sorau; als Bettlergebet in der südl. Oberlausitz: ebd. 47, 111; Hruschka-Toischer 58 Nr. 84 b.
  16. Grässe Preußen 2, 260; ZfVk. 22 (1912), 156 f.
  17. Im Schwank von den Hammeldieben: Joh. Wier de praestigiis daemon. 1586, 44 f. nach Erasmus; Grimm KHM. 192; Bolte-Polívka 3, 395. Vgl. auch Sébillot Folk-Lore 4, 149.
  18. Sébillot Folk-Lore 2, 38; vgl. auch Kühnau Sagen 2, 337.
  19. Meyer Aberglaube 193 f.; Buxtorf 641; vgl. Jude.
  20. Grimm KHM. 192; Bolte-Polívka 3, 379 ff.
  21. v. Gall 91 f. 104 f. 224; Scheftelowitz Altpersische Religion u. d. Judentum 1920, 206 bezieht sich auf Adolf Harnack Ein jüdisch-christl. Psalmbuch aus d. 1. Jh. 1910, 69 Ode 39, wo aber nichts darüber zu finden ist.
  22. Jacobus a Voragine Legenda aurea, übers. von R. Benz 1 (1917), 11; Freidank Bescheidenheit 179, 6 ff. 16.
  23. Bouterwek Cädmon des Angelsachsen bibl. Dichtungen LVIII; Honorius Augustod., Migne PL. 172, 1165; Pseudo-Augustin Migne PL. 39, 2070; ZfdPhil. 27, 149. 150; Kelle Speculum ecclesiae 177; im Frühling, weil alle Wunder Gottes im Frühling u. um Ostern: Joh. Garceus Eine christl. kurtze Widerholung d. warhafftigen Lere v. d. Zukunfft d. Herrn Christi. Wittenberg 1569 DijA. Vgl. Sitzb. Heidelb. 10. H. 12, 62 f. N. 3.
  24. Beda, Migne PL. 94, 674; Aelfrik bei Wadstein 556; Honorius Aug., Migne PL. 172, 1077. 1165; Schönbach Predigten 2, 15.
  25. Gunkel Die Psalmen, im Göttinger Handkommentar z. Alt. Testament 19254, 198. 199.
  26. Das sagt wenigstens Haymo von Halberstadt in Epist. I ad Thessalon., Migne PL. 117, 773.
  27. v. Gall 224 f.; Cädmon bei Wadstein 595; Kynewulf Crist III, 875 ff.
  28. v. Gall 320. 425. Vgl. Petrus Damianus, Migne PL. 144, 303; ZfdPhil. 27, 153.
  29. v. Gall 317, 427; Bousset-Greßmann Religion d. Judentums im späthellenist. Zeitalter 1926, 257 f.; Paul Volz Jüd. Eschatologie von Daniel bis Akiba 1903, 89. 260. 264; Muspilli 85 f.; Kynewulf Crist III, 1217 ff.; Legenda aurea 1, 12. Vom jüngsten Gericht: Albert Leitzmann Kleinere geistl. Gedichte des 12. Jh. 1910, 12. Rex sedebit in solio: Rabanus Maurus, Migne PL. 112, 1619; Schönbach Predigten 1, 181.
  30. Wadstein 582; St. Hilarius, Migne PL. 9, 371; Gregorius Magnus, Migne PL. 76, 133. Im Volkslied: vgl. Nachw. zu 17. Zugrunde liegt wohl Ezechiel 1, 27 f.; Apoc. Joh. 4, 3.
  31. v. Gall 317. 424; vgl. auch Daniel 7, 13; Apoc. Joh. 4, 14. 16; Volz Jüd. Eschatologie 266; Sib. 8, 218; Rabanus Maurus, Migne PL. 112, 1618; Haymo, Migne PL. 118, 21 f.; Schönbach Predigten 2, 10 f.; Mone Latein. Hymnen 416 (So wohl auch Muspilli 74). Christus als imperator: ZfdPhil. 27, 153.
  32. Apoc. Joh. 19, 11; v. Gall 425; Kühnau Sagen 3, 495.
  33. 33,0 33,1 Volz Jüd. Eschatologie 261; Bousset- Religion d. Judentums 257 f.; v. Gall 317. 425; Wadstein 574; Kynewulf Christ III, 925 ff.; Muspilli 75 ff.; Richthofen Fries. Rechtsquellen 1840, 131; Schönbach Predigten 1, 181; ZfdA. 12, 439.
  34. v. Gall 423; Wadstein 574 und G. Grau Quellen u. Verwandtschaften d. ält. german. Darstellungen d. j. G.s 1908, 64 f. 250 f.; Rabanus Maurus, Migne PL. 110, 149; 112, 1618; Petrus Damiani, Migne PL. 144, 775; Legenda aurea 1, 13; Honorius Aug., Migne PL. 172, 1165; Wackernagel Die alten deutschen Handschr. d. Basler Universitäts-Bibliothek 23; Werner Deflorationes, Migne PL. 157, 740; Schönbach Predigten 2, 11; ZfdPhil. 27, 153; Alemannia 1, 71. Vom jüngsten Gericht: Leitzmann 12; Hugo v. Trimberg, Renner bei Wadstein 608; Hoffmann Fundgruben 2, 135; Mone Latein. Hymnen 404; Richthofen Fries. Rechtsquellen 131; Bautz Weltgericht u. Weltende 148 ff.
  35. Kynewulf Crist bei Wadstein 595.
  36. v. Gall 317; Wadstein 605. 611 = M.G. Poetae lat. 4, 507 ff.; Mone Lat. Hymnen 405. 416; Jacobus a Voragine Legenda aurea, übers. von Benz 1, 11; Gregorius M., Migne PL. 79, 143; Honorius, Migne PL. 172, 1077; Schönbach Predigten 2, 14; Kynewulf Crist III, 925 ff.
  37. Muspilli 59; Kynewulf Crist III, 975 f. 952; Mone Latein. Hymnen 405.
  38. Volz Jüd. Eschatologie 281. 280 f.
  39. v. Gall 423 zu Matth. 24, 27. 30; Sibyll. 5, 345; Hildegard von Bingen bei Wadstein 578; Schönbach Predigten 1, 148; vgl. Schöppner Sagen 3, 105; Wilh. Wisser Plattdeutsche Volksmärchen 2, 224.
  40. Bousset-Greßmann Religion d. Judentums 257. Bei den kaukasischen Bergjuden: Marcus Landau Hölle u. Fegfeuer 1909, 119. Vgl. Note zu 56.
  41. v. Gall 317. 319. 424 f.; Atzberger 159. 259. 288; Wadstein 574. Zum Menschensohn vgl. v. Gall 412 f.
  42. v. Gall 319 f. 425; Wadstein 582; Atzberger 330; 544; Muspilli 74 f.; Kynewulf Crist III, 942. 925 ff.; Legenda aurea 1, 13. Vom jüngsten Gericht: Leitzmann 12; Schönbach Predigten 3, 236; ZfdPhil. 27, 154; Mone Schauspiele 1, 296 ff.
  43. Midrasch Paradies u. Hölle: M. Landau Hölle u. Fegfeuer 118; Weisheit Salomonis 4, 20 f. = ebd.; Vision Othlos von Emmeran: ebd. 119.
  44. Honorius August., Migne PL. 172, 1077; Schönbach Predigten 2, 14.
  45. Engel und Dämonen: v. Gall 318; Atzberger 108. 288; Bousset-Greßmann 251 f.; Volz Jüd. Eschatologie 89 f. 271. 274.
  46. Haymo, Migne PL. 118, 21; Radulphus Ardens, Migne PL. 155, 1679; Schönbach Predigten 2, 10; Alemannia 1, 69.
  47. Rupert, Migne PL. 169, 1034; Volz 87. 88.
  48. Peuckert Leben Jakob Böhmes 1924, 112 ff. Vgl. Beer: oben 1, 973.
  49. Volz 91. 92 ff. 95 ff.
  50. Matth. 25, 32 f.; Legenda aurea 1, 12; Schönbach Predigten 1, 10; Müllenhoff Sagen 571 Nr. DLXXXV.
  51. Legenda aurea 1, 12 f.; Honorius August., Migne PL. 172, 281. 1166; Petrus Lombard., Migne PL. 191, 65; Cantilena St. Pauli bei Leitzmann 9; ZfdPhil. 27, 153 f. Nach jüd. Glauben (Volz 268 f.) erfolgt die Scheidung erst zu Ende des Gerichts.
  52. Wadstein 592.
  53. Hildegard v. Bingen bei Bousset Antichrist 168 f.; Wadstein 578 (597); Paracelsus im Liber de Nymphis etc. in Bücher und Schrifften, ed. Huser 9 (1589 ff.), 68. 66. 61 ff.; Sébillot Folk-Lore 1, 456.
  54. Schönwerth Oberpfalz 1, 204 Nr. 2.
  55. Andrian Alt-Aussee 111.
  56. Michael wägt: Urquell 1898, 203; Wadstein 582; Jahrb. f. roman. u. engl. Literatur 8, 410; B. Schmidt Volkslieder d. Neugriechen 247 = M. Landau Hölle u. Fegfeuer 114; ZfdA. 60, 230. Die Visionen Thurcills und Turpins: Landau 114. Aus Tirol: ebd. Zum Wägen vgl. noch Volz Jüd. Eschatologie 95; Bousset-Greßmann Religion d. Judentums 258. Im Tschechischen werden Sünden und Almosen gegeneinander gewogen: Tille Verzeichnis d. böhm. Märchen F.F.C. 34, 194.
  57. So v. Gall 315. Dazu M. Landau 113, der parsische und mandäische Stellen anführt.
  58. Volz Jüd. Eschatologie 94 f.
  59. v. Gall 88. 90. 225.
  60. Ebd. 313 ff.; Bousset-Greßmann Religion d. Judentums 258; Volz Jüd. Eschatologie 266. 93 ff.; Harder in ZfVk. 37, 111 ff.; M. Landau Hölle und Fegfeuer 1909, 114 ff. Die älteren german. Gedichte kennen keinen Tatbeweis aus Büchern. Hierher zu ziehen ist wohl auch das Märchen: Der Teufel in der Kirche: ZfdA. 60, 230; Le Grand d'Aussy Fabliaux 2, 17 = Landau 118. Vgl. Pesikta rabbati: Landau 116. Weitere Angaben über Buchführung: Talmud = Landau 116; Visio Beda: ebd. 117, Visio Prudentii: ebd. 118; Tischendorf Apokal. apocr. 44 ff. Der Schutzengel als Ankläger: Legenda aurea 1, 16.
  61. Wadstein 604. Vgl. auch ZfdA. 6, 149 ff.
  62. Bousset-Greßmann 258.
  63. Siehe Nachw. 98; Muspilli 91 f. Die ags. Rede der Seele an den Leichnam 95 ff. Vgl. Volz Jüd. Eschatologie 267; Sibyll. 8, 230. Die „Werke“ klagen den Menschen an: Volz 94 f.; Legenda aurea 1, 15 f. Das Gewissen: Legenda aurea 1, 16.
  64. Legenda aurea 1, 16.
  65. Müllenhoff (Mensing) Sagen 1921, 268 Nr. 405 = Meyer Schleswig-Holstein 223.
  66. Kühnau Sagen 2, 495. Vgl. Nachw. 68. 69.
  67. Acta apost. 1, 11; Atzberger 101; Sibylle 8, 256; Gregorius M., Migne PL. 76, 1079; Rabanus Maurus, Migne PL. 110, 28. 424; Haymo, Migne PL. 118, 21; Schönbach Predigten 1, 181; 2, 11; Legenda aurea 1, 13; Hildegard v. Bingen bei Wadstein 578; Vom jüngsten Gericht bei Leitzmann 12; Engl. Schauspiel bei Wadstein 588.
  68. Vom jüngsten Gericht Leitzmann 12; Mone Latein. Hymnen 404; Mone Schauspiele 1, 283; Wadstein 588; Legenda aurea 1, 12. Späte ma.liche Dichter: Wadstein 608. 609. 614. 615; Muspilli Schluß, Kynewulf Crist III, 1108 ff. 1116 ff.
  69. Migne PL. 217, 988. Vgl. Volz 265 f.; Legenda aurea 1, 16.
  70. Legenda aurea 1, 15 nach Augustin; Ludw. Bechstein Das große Thüringische Mysterium oder das geistl. Spiel von den 10 Jungfrauen 1855. Vgl. Volz 79.
  71. Volz Jüd. Eschatologie 265; v. Gall 226 f. 317. 427 f. u. häufig in ma.lichen Texten auf Grund von Matth. 25, 31 ff. Maßstab des Entscheids: Matth. 25; vgl. auch Volz 91 f. 96 ff.
  72. Schauspiele 1, 283.
  73. Alemannia 1, 78.
  74. Mone 1, 297 = Wadstein 615 N. 1; Bechstein Das große Mysterium 30 f.; Conrad v. Würzburg bei Wadstein 614 f.
  75. Meister Rumeland bei Wadstein 615 N. 5.
  76. Volz Jüd. Eschatologie 92. 267; Bousset-Greßmann Religion d. Judentums 258 f.; Bousset Antichrist 169; Muspilli 57; vgl. dazu v. Unwerth bei PBB. 40, 357 f.; Grau 241; Wadstein 597; Otfrid V, 19, 47 ff.; Rabanus Maurus, Migne PL. 112, 1609 ff.; Vom jüngsten Gericht bei Leitzmann 12; Freidank Bescheidenheit 179, 22 f.
  77. v. Gall 224. 317. 320 f.; Volz 277. 280 f.; Gregorius, M. Migne PL. 79, 143; Schönbach Predigten 1, 148; 2, 12.
  78. Volz 272 ff.; v. Gall 339 ff.

Das jüngste Gericht als Vergeltungstag

Der religiöse Volksglaube wurde oben (5) besprochen. Darüber hinaus heißt es: abgeschnittene Haare, die man nicht verbrenne, müsse man am jüngsten Tage sammeln[1]; dasselbe gilt im Norden von den abgeschnittenen Fingernägeln[2]. Beim jüngsten Gericht will Busewoy über Herzog Boleslaus gerechtes Urteil fordern[3]. Vgl. Josaphat.

  1. Meyer Baden 512.
  2. Germania 26, 204. Vgl. Liebrecht Z. Volksk. 319.
  3. Peuckert Schlesien 30; Schles. Provinzialbl. 1, 417; Martin Illig Das Nimptscher Land im Blütenkranz d. Sage 1921, 6.

Im Segen

Bei Gott und dem jüngsten Gericht wird das kalte Gesicht[1], die Gicht[2], das Friesel[3], das Feuer[4], das Blut[5] beschworen, Diebe[6], der Schuß gestellt[7]. Die Nennung erfolgt wohl, weil es das größte und furchtbarste Ereignis ist. Doch kennt das Nigromantische Kunstbuch auch eine Beschwörung beim erschrecklichen Tag des ängstlichen jüngsten Gerichts[8].

  1. Urquell 1 (1890), 169; Lammert 213. Vgl. ZfdMyth. 4, 109; ZfVk. 17, 198.
  2. Germania 26, 233 f. Nr. 25.
  3. Naumann Gemeinschaftskultur 143; Lammert 213.
  4. Baumgarten Heimat 1, 162.
  5. Grimm Myth. 3, 501 Nr. XXXII.
  6. Jahn Hexenwesen 56 f.; MVerBöhm. 18 (1880), 156; Viktor Lommer Volkstüml. aus d. Saalthal 1, 21 f.
  7. Ebd. 1, 15 f.
  8. Köln 1743 (Scheibledruck) 81.

Eschatologische Mystik im Volksglauben

Am jüngsten Gericht fährt der Teufel mit einem feurigen Ofen ein Jahr umher wer hineingeht und sich verbrennen läßt, kommt nach einem Jahr in den Himmel[1]. Am Tage des jüngsten Gerichts klettern alle Katzen längs der Mauer der Hölle entlang (franz.)[2].

  1. Knoop Posen 337.
  2. Sébillot Folk-Lore 3, 122.