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Ein Räuberfürst im Süden (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 29.05.2022, 11:23 vor 670 Tagen (1570 Aufrufe)
bearbeitet von Forumsleitung, Sonntag, 29.05.2022, 14:40

Hallo!

Berndt hat ein Video veröffentlicht, in dem er die These ausbreitet, der im "unbekannten Kurier" sogenannte "Räuberfürst im Süden", der gegen Rußland antrete und großen Schaden anrichte, sei der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Das wertet er als veritablen Treffer und Bestätigung der Echtheit des Kuriertextes.

https://www.youtube.com/watch?v=u_sFvEuilE0

Ich sehe das natürlich anders. Ausgehend von der Annahme, daß der Text zumindest eine Inhaltsschicht aufweist, die nicht auf bekannte Irlmaierprophezeiungen zurückgeht, sondern erst in den Sechziger Jahren entstanden ist, wäre der "Räuberfürst" anders einzuordnen, nämlich aus der Entstehungszeit dieser Schicht heraus, welche die Ereignisse spekulativ in die damalige Zukunft projizierte.
Die These der Entstehung des Kuriertextes um 1969 herum habe ich bereits mehrmals angesprochen, z. B. hier:
https://schauungen.de/forum/index.php?id=52338

Zusammengefaßt weisen folgende Punkte auf eine Entstehung in den späten Sechzigern (1968/69) hin:

  • "So groß die Not jetzt ist, so groß in 20 Jahren der Überfluß."
    Verweist vom angeblichen Veröffentlichungsjahr 1945 in die Sechziger Jahre.
  • "Man wird immer hochmütiger werden und dem Herrgott alle Ehre nehmen wollen. So wird man falsche Sterne unter den echten schieben."
    Bezieht sich auf das in den Sechzigern im vollen Gange befindliche Raumfahrtprogramm und damals zunehmende Anzahl Satelliten.
  • "Alles wird im Westen ungehorsam gegen Gott, die Bischöfe streiten untereinander und mit dem Papst."
    Das Vatikanum II von 1962 bis 1965.
  • "Prag wird viel mitzumachen haben, wie die Ungarn."
    Der Prager Frühling 1968 und der Ungarnaufstand 1956.
  • "Straßen werden gebaut und jeder Lehrling hat sein Auto."
    Die Aufschwungsjahre und die Fortschritte der Automobilindustrie, welche ab den Sechziger Jahren Autos auch für den kleinen Mann erschwinglich machten.
  • "Amerika wird ihre eigenen Präsidenten ermorden."
    Die Ermordung Kennedys.
  • "Die Schwarzen werden die Macht bekommen, die solange im Staub waren."
    Die Bürgerbewegung in den USA und Martin Luther King.
  • "Amerika wird im Osten dauernd Kriege führen und nie mehr siegen."
    Der Vietnamkrieg unter US-Beteiligung ab 1964.
  • "Man wird alle Planeten besuchen um zu sagen, Gott wohnt nicht dort. Doch die Planeten spucken sie aus. Denn es sieht dort aus, wie auf der Welt, bevor Gott sie schuf."
    Die Mondlandung, erkennbar durch die Charakterisierung der kargen Mondoberfläche.
  • "Zuerst wird die Stadt mit dem eisernen Turm sich selbst anzünden und Revolte mit der Jugend machen. Der Stunk geht um die Welt."
    Die 68er Studentenrevolten in Paris, die Vorbild für ähnliche Bewegungen in anderen Ländern wurden. Vom unbekannten Verfasser wurden diese Ereignisse spekulativ in die Zukunft zum bereits bei Adlmaier genannten Brande Paris' verlängert.
  • "Die Mutter Gottes wird viel kommen und warnen."
    Die Erscheinung von Garabandal 1961–1965.

Die in Frage stehende Aussage ist die folgende:
"Ein Räuberfürst im Süden wird gegen Rußland antreten und großen Schaden machen."

In dem damaligen Beitrag ging ich davon aus, daß mit dem Räuberfürsten im Süden Israel gemeint sei. Plausibler erscheint mir aber unter der Annahme der Entstehung in den Sechzigern inzwischen, daß es sich um den Schah von Persien handelt, der bis zu seinem Sturz 1979 von den USA als Gegner der Sowjetunion aufgebaut wurde, vgl. den kurzen historischen Abriß auf Wikipedia.

Wie bei vielen Prophezeiungsfälschungen werden die Ereignisse der Naherwartung entsprechend in die nächste Zukunft gelegt. In dem Glauben, es handele sich um authentische Seheraussagen wird das Nichteintreffen dieser Spekulationen von den geneigten Interpreten und ihren Lesern nicht erkannt, weswegen man die irrigen Voraussagen als künftige Vorzeichen in Zeiten hineinschleppt, für die sie nie gedacht waren und die lange nach der projizierten Zeit des Fälschers liegen. In diesem Falle ging man wohl davon aus, der Krieg gegen die Sowjetunion, der zum Russeneinmarsch in Europa führen sollte, werde den geopolitischen Entwicklungen der damaligen Gegenwart entsprechend vom US-Verbündeten Persien mitinduziert. Diese Überlegungen erwiesen sich als falsch und werden jetzt von Berndt, der es weiterhin für einzutreffende Prophezeiungen hält, nun auf die in Grundzügen ähnliche Situation mit dem US-Verbündeten Ukraine gegen Rußland bezogen. Das ist aber irrig. Die mutwillige Verbiegung des Textes ist nicht zuletzt daran erkennbar, daß die Ukraine anders als Persien nicht südlich Rußlands liegt.

Der Verfasser des Kuriertextes war offenbar, obwohl er natürlich Rußland traditionell als den Angreifer aus dem Osten betrachtet, USA-kritisch eingestellt. Das wird insbesondere an der skeptischen Betrachtung der von den USA vorangetriebenen Raumfahrt und der Aussage, die USA werden dauernd Kriege führen und nicht mehr siegen, deutlich. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die Wortwahl "Räuberfürst". Gemeint ist der einer durch ein Zusammenwirken aus britischer und amerikanischer Intervention eingesetzten Marionettenregierung vorstehende Schah von Persien, der in die imperialistische Poltik der USA eingebunden wurde, welche das Britische Weltreich beerbt haben. In diesem Sinne ist der Autor nicht nur kritisch gegenüber den USA, sondern auch Großbritannien eingestellt, vgl. die Aussage im Kuriertext: "England wird für alles bestraft."

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Vorlage der Kurier-Aussage: "Ich sehe die Wolkenhäuser in sich zusammenstürzen."

randomizer, Montag, 30.05.2022, 02:27 vor 669 Tagen @ Taurec (1062 Aufrufe)

Hallo Taurec!

Ich sehe das natürlich anders. Ausgehend von der Annahme, daß der Text zumindest eine Inhaltsschicht aufweist, die nicht auf bekannte Irlmaierprophezeiungen zurückgeht, sondern erst in den Sechziger Jahren entstanden ist, wäre der "Räuberfürst" anders einzuordnen, nämlich aus der Entstehungszeit dieser Schicht heraus, welche die Ereignisse spekulativ in die damalige Zukunft projizierte.
Die These der Entstehung des Kuriertextes um 1969 herum habe ich bereits mehrmals angesprochen, z. B. hier:
https://schauungen.de/forum/index.php?id=52338

Das Postulat der "zwei Schichten" und der "Entstehungszeit um 1969" stammte ja ursprünglich von mir (2012 und 2014), zwei Kleinigkeiten gehören bei dieser Gelegenheit aber noch ergänzt:

1.) Der Satz "ich sehe die Wolkenhäuser in sich zusammenstürzen" wurde naturgemäß ja gerne auf die WTC-Sprengungen im September 2001 gedeutet, noch 2019 erwägst Du das vorsichtig als womöglichen Treffer. Der Kompilator des Kuriertextes hat das jedoch höchstwahrscheinlich von "Onit" plagiiert:

[image]

"[Die "Atommine" Rußlands werde das Untertauchen Englands im Meer verursachen.] Das Industriedreieck Detroit, Chikago, New York und deren plutokratische Symbole, die Wolkenkratzer, brechen elendiglich zusammen."

(Varena, Marcus: Die kommenden Schicksalsstunden der Menschheit, II. Die Propheten und Prognostiker der Gegenwart. in: Futurum : Wir rufen die Zukunft : Unanhängige und überparteiliche Zeitschrift für Fortschritt, Wissen und Unterhaltung, 1. Jahrgang, Nr. 2, Scheibbs o.J. (1951), Seite 12) [auf das Onit-Kapitel unter der Überschrift "39. Ein Schwarzmagier und Klärer der Kabbala" folgt in dem Futurum-Heft übrigens unmittelbar das Kapitel: "40. Alisi Irlmeier aus Freilassing - der moderne Waldprophet"!]


2.) Meine Argumentation (erstmals 2009, zuletzt hier 2018), der ursprüngliche Kurier-Artikel datiere sehr wahrscheinlich von Oktober 1949, wurde ja von Dir als plausibel akzeptiert. Wir gingen bei der Recherche also immer vom 12.10.1949 aus, wurden aber nicht fündig. Vielleicht hatte sich jedoch bei der Abschrift des Datums noch ein zweiter Fehler eingeschlichen: es könnte nämlich auch der "1./2.10.1949" gemeint sein. Der 1. und 2. Oktober fiel 1949 auf Samstag und Sonntag, ich habe bei alten Zeitungen schon manchmal gesehen, daß auf Wochenendausgaben so ein Doppeldatum steht. Sollte jemand also nochimmer nach dem Originalkurier suchen (am ehesten wahrscheinlich Stephan Berndt), empfehle ich, unbedingt auch den 1./2. Oktober zu überprüfen!

[*]"Die Mutter Gottes wird viel kommen und warnen."
Die Erscheinung von Garabandal 1961–1965.

Die angeblichen Muttergotteserscheinungen von Heroldsbach begannen übrigens im Oktober 1949, ich weiß aber nicht, ob die bayerische Presse darüber bereits vor dem 12. Oktober berichtet hatte.

Die in Frage stehende Aussage ist die folgende:
"Ein Räuberfürst im Süden wird gegen Rußland antreten und großen Schaden machen."

In dem damaligen Beitrag ging ich davon aus, daß mit dem Räuberfürsten im Süden Israel gemeint sei. Plausibler erscheint mir aber unter der Annahme der Entstehung in den Sechzigern inzwischen, daß es sich um den Schah von Persien handelt, der bis zu seinem Sturz 1979 von den USA als Gegner der Sowjetunion aufgebaut wurde, vgl. den kurzen historischen Abriß auf Wikipedia.

Ja, das klingt plausibel.


Vielleicht habe ich demnächst nochmal Muße, hier weitere Fotos von sehr wahrscheinlichen Irlmaier-Vorlagen hochzuladen, jetzt bin ich dafür schon zu müde. Ansonsten Dank und beste Grüße an alle, bitte weiter so!
randomizer

Frage

Windlicht, Hedwig Holzbein, Montag, 30.05.2022, 08:34 vor 669 Tagen @ randomizer (810 Aufrufe)

Hallo!

Ich habe zwar im Forum gesucht, aber es gibt einfach viel zu viel zu Irlmaier.

Woher stammt eigentlich die Aussage mit dem "Salzburger Kurier", nach dem immer gesucht wird?

Habe gesucht und gesehen, dass es im Österreichischen Online-Archiv ja die Salzburger Nachrichten gibt. Die gab es von 1945-1949. Der Kurier war der Vorgänger, steht dort https://zdb-katalog.de/title.xhtml?idn=01314278X&view=full
Demnach kann es ja keinen Kurier von 1949 geben.
Wenn man in alten Online-Archiven Irlmaier eingibt, kommt da recht wenig. In holländischen Zeitungen gibt es Empörung über Irlmaier am 19.Mai 1950, weil er eine Broschüre mit seinen Vorhersagen verkauft haben soll und die Leute deswegen vor Angst hamstern und Schlange stehen. Da wird nur zitiert, dass 3 Verbände aus dem Osten kommen und dass im Gebirge in Bayern irgendwo sichere Orte sind. Von fliegenden Kasteln und einem untergehenden England usw nix. (Wobei ich kein niederländisch kann, aber mit Kenntnissen des Plattdeutschen kann man sich das zusammenreimen)
Im österreichischen Archiv kommen nur 2 Ergebnisse, die auch nicht sehr erhellend sind.
Also nochmals: Meine Frage ist, woher das mit dem Kurier stammt, würde das gern wissen. Vielen Dank.

Und viele Grüße
Windlicht

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Ursprung des Kuriers

Taurec ⌂, München, Montag, 30.05.2022, 11:59 vor 669 Tagen @ Windlicht (882 Aufrufe)

Hallo!

Also nochmals: Meine Frage ist, woher das mit dem Kurier stammt, würde das gern wissen. Vielen Dank.

Der Kuriertext wurde 2002 von der Forumsnutzerin Mica im damaligen Prophezeiungsforum veröffentlicht.

Hier ist der Originalbeitrag:
https://schauungen.de/archive/forum53379/messages/20208.htm

2004 hat sie das in einem zweiten Beitrag erneut veröffentlicht:
https://schauungen.de/archive/forum53379/messages/125618.htm

In den beiden Fäden finden sich schon einige Infos zum Ursprung des Textes:

  • Die Blätter wurden Micas Mutter vom damaligen Nachbarn (also des Elternhauses Micas) namens "Rudolf", der Ende der Neunziger verstarb, ausgehändigt.
  • Die Abschrift erhielt Micas Mutter Mitte/Ende der Siebziger.
  • Rudolf soll den Text aus einer Zeitung abgeschrieben haben. (Gleichwohl hat diese Zeitung außer Rudolf wohl niemand zu Gesicht bekommen.)
  • Micas Mutter & Rudolf wohnten in Oberösterreich. (Die Suche nach dem Original müßte also dort ansetzen und weitere Kreise ziehen.)
  • Rudolf war selbst einst bei Irlmaier und fertigte irgendwann später aus weiterbestehendem Interesse die Kurierabschrift an.
  • Micas Mutter vermutete aufgrund Papier und Schriftfarbe eine Entstehung so zwischen 1945 und '50. (Natürlich ein rein subjektives Urteil eines Laien.)

Irgendwann hat Mica dann auch einen Scan der Originalpapiere ins Forum gestellt. Den Beitrag finde ich im Augenblick nicht. Womöglich ist er verschollen, weil es im "Zukunftsforum 3" unter Patrone große Lücken im Archiv gibt.
Berndt hat hier darauf verwiesen:
http://www.alois-irlmaier.de/Wiener%20Kurier.htm

Der Scan ist auch in unserer Quellensammlung:
https://schauungen.de/wiki/files/Unbekannter_Irlmaierkurier.pdf

Seitdem wird nach der Originalzeitung gesucht, bislang jedoch erfolglos.

Besonders merkwürdig ist, daß die Abschrift unvollständig ist und mit "dann konfisziert," endet, was nicht zuletzt wegen der seltsamen Wortwahl ins Auge sticht. War der Text im Original bereits unvollständig? Wurde der Artikel Rudolf während des Abschreibens wieder weggenommen ("konfisziert")? Hat er das falsche Wort gewählt und meinte eigentlich "zensiert"? Stand "konfisziert" bereits im Originaltext und wurde von Rudolf mit abgeschrieben? Warum steht hinter "konfisziert" ein Komma?

Ein paar Jahre später hat der Fatimaautor und prophezeiungsinteressierte L. in Portugal, der mit BB bekannt ist, verlautbaren lassen, er kenne einen Irlmaierfreund in Österreich (angeblich eine frühere Skibekanntschaft), der über ein umfangreiches Irlmaierarchiv verfüge. Darin solle sich auch der unbekannte Kurier befinden, angeblich weil dieser Irlmaierfreund bei dem Kurier sogar gearbeitet und daher das vielleicht wieder eingezogene Original besessen habe. Als Beweis nannte L. denn angeblichen vollständigen Satz, der in Micas Abschrift unvollendet ist:
"Gehet gerade den Weg, wenn Amerika alles übernehmen will. […] Die Vier (Siegermächte) kommen nicht überein. Die USA werden ab 1920 innerhalb von 95 Jahren untergehen im Mahlstrom der Zeit. Es wird krachen."
Das würde immerhin eine mutmaßliche Zensur durch die Besatzungsmacht erklären. Die Umstände bleiben aber dubios. Trotz energischen Insistierens BBouviers konnte oder wollte L. nie den Kontakt zu dem Irlmaierfreund herstellen oder auch nur den Titel der Zeitung übermitteln. Der Irlmaierfreund galt dann irgendwann auch als pflegebedürftig oder verstorben, wobei die "Haushälterin" dann über das Archiv gewacht haben soll. (Angaben ohne Gewähr auf Richtigkeit in allen Details. Ich rufe die Informationen zu Vorgängen aus dem Gedächtnis ab, die bereits einige Jahre zurückliegen.)
Diese zunächst vielversprechend wirkende Spur verlief also im Sande. BB sagt dazu, L. eigne eine gewisse Neigung, Garn zu spinnen, und hätte sich womöglich in eine ausgeschmückte Geschichte verrannt, aus welcher Nummer er nicht mehr schadlos herauskomme. Ob es diesen Irlmaierfreund wirklich gab, ob er tatsächlich beim unbekannten Kurier gearbeitet hat und ob die zensierte Passage authentisch ist, bleibt also mehr als fraglich.

Da der Text offenbar den Bezugsrahmen der Sechziger Jahre als Grundlage hat, müssen wir folgendes in Betracht ziehen:

  • Es gab vielleicht gar keinen Kurier von 1945 oder '49, sondern eine Veröffentlichung aus den Sechzigern, die zurückdatiert wurde. Dann müßte man sich auf Daten aus den Sechzigern konzentrieren, wobei mein Tip 1969 als Veröffentlichungsjahr wäre. Der Text könnte dann immerhin in der vorliegenden Form gedruckt existieren. (Wobei die Abschrift erkennbar nur ein Auszug ist. Es fehlen Einleitung und Erklärungen zur Person Irlmaiers, die in einem Artikel obligatorisch wären. Wir hätten dann nur den Prophezeiungsteil eines mutmaßlich längeren Textes.)
  • Eine Vorlage aus den Vierzigern müßte völlig anders aussehen als der uns vorliegende Text. Zieht man alles mutmaßlich später Hinzugefügte ab, was sich auf den Stand der Sechziger bezieht oder keine Entsprechung in anderen Irlmaierquellen hat, bleiben als Kern wohl nur die bereits sattsam bekannten Adlmaieraussagen, die im Kuriertext paraphrasiert rezipiert werden. Das führt mich zu dem Gedanken, daß wir die Veröffentlichung, die dem Kurierautor vorlag, vielleicht bereits kennen und es keinen auffindbaren Kurier von 1945 oder '49 gibt. Dieser wäre eine bloße Fiktion.
  • Der vorliegende Text wurde vielleicht überhaupt nirgendwo gedruckt, so daß eine Suche sowohl in den Vierzigern als auch in den Sechzigern auf ewig erfolglos bleiben könnte. Denkbar ist, daß es sich um eine Fälschung aus den Sechzigern handelt, die ausschließlich privat existiert und damals in interessierten Kreisen herumgereicht und abgeschrieben wurde.

Die seltsame Episode um L. wirkt unter diesen Gesichtspunkten um so abenteuerlicher. Zumindest besteht noch die kleine Möglichkeit, daß ein Irlmaierfreund tatsächlich eine wie auch immer geartete Vorlage der Abschrift Micas hatte. Diese könnte aber ganz anders ausgesehen haben, als wir es uns vorstellen, nämlich nicht als gedruckte Zeitung, sondern loses Manuskript in maschinen- oder handschriftlicher Form. Verständlich, daß wir nie einen Namen der Zeitung mitgeteilt bekamen. Einen solchen gibt es vielleicht gar nicht.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Danke

Windlicht, Hedwig Holzbein, Montag, 30.05.2022, 12:45 vor 668 Tagen @ Taurec (703 Aufrufe)
bearbeitet von Windlicht, Montag, 30.05.2022, 13:09

Hallo Taurec!

Vielen Dank für Deine Mühe.
Wenn man in den Wiener Kurier vom 12.10.45 guckt, wird einem klar, dass so eine Veröffentlichung gar nicht möglich ist. Herausgegeben von den Amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung. (die wohl kaum derartiges über die Allierten oder die USA veröffentlicht hätten)

Und die vier Seiten enthalten wirklich nur das Nötigste.
Im Archiv gibt es auch nur 2 Ergebnisse. In einem Salzburger Kirchenblatt 1950 bezieht sich jemand auf das, was die Zeitungen gerade schrieben und was sogar bis Holland gedrungen war - die drei Heeressäulen, die vordringen. Der Pfarrer, der sich da mit Irlmaier beschäftigt, meint, er würde nur allgemeine Dinge sehen, die sowieso im Bereich des möglichen liegen.

Das zweite Ergebnis ist eine Mitteilung Irlmaiers, dass er in der Angelegenheit nicht mehr behelligt werden will und Veröffentlichungen gegen seinen Willen erfolgt sind.
Mehr gibt es da einfach nicht. Die Zeiten waren hart. Vielleicht hat jemand seine Voraussagen einfach aufgeschrieben und welche dazugedichtet und verkauft. "Een Westmark per Stuk kosten ze" steht in der holländischen Zeitung. (Nadruk verboden) Es war eine gebundene Broschüre.
War damals bestimmt ne Goldgrube ;-)

Ich lese mir das aber nochmals genau durch, was Du mir geschrieben hast. Würde das Rätsel auch gern lösen, aber anscheinend haben das schon viele versucht.
EDIT: Im österreichischen Archiv sind bisher nur die Jahre bis 1951 erschlossen. Vielleicht steht der Text ja in einem späteren Jahr, als die Kontrollen der Alliierten nicht mehr so stark waren. Irlmaier starb 59.

Viele Grüße
Windlicht

18.8.2029 beginnt und 9.9.2029 endet der 3. Weltkrieg

Giraffus, Dienstag, 31.05.2022, 07:52 vor 668 Tagen @ Taurec (1152 Aufrufe)

Hallo Taurec,

Ich habe vielleicht eine interessante Korrelation in Bezug zu Irli. Abhigya Anand, ein 18 jähriger indischer Astrologe, ist bekannt geworden weil er Sommer 2019 Vorhersagen gemacht, dass Nov 2019 - April 2020 etwas großes passieren wird.

Im Sommer 2021 hat er folgende Vorhersagen gemacht:

"March 2022 will mark the beginning of serious problems for the World.
There will be a geopolitical crisis too - which might further shake the world."

https://web.archive.org/web/20210805085704/https://www.abhigyaanand.com/post/how-does-2021-december-2022-may-look-like-abhigya-anand-official-update

Nun vor zwei Monaten wurde er gefragt ob dies WK3 sei? Er meinte Nein, erst 2029 sei es soweit.

https://m.youtube.com/watch?v=6e_8saeGHQc

Nun, hat Ludwig Gartz in einem Interview auf apolut M-pathie gemeint das würde mit der Aussage von Irli dass der Beginn mit zwei 8 und einer 9 mit dem 18.8.2029 passen und genau drei Wochen später mit den drei 9er enden 9.9.2029.

Ist natürlich alles Spekulation und trotzdem als Orientierung eventuell hilfreich.

Lg

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andächtiger Schauder

BBouvier @, Dienstag, 31.05.2022, 16:00 vor 667 Tagen @ Giraffus (1033 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Dienstag, 31.05.2022, 16:07

<"das würde mit der Aussage von Irli ... passen">

Hallo, Giraffus!

1.
Wenn Du dann bitte noch die Güte hättest, uns zu verraten,
was man sich unter "Irli" wohl vorzustellen hätte?

2.
<"... ein 18 jähriger indischer Astrologe 2019... Vorhersagen gemacht,
daß (bis) April 2020 etwas großes passieren wird.
">

Eine geniale Prophezeiung, fürwahr! :ok:

3.
Ist aber rein nichts gegen Nostradamus, der jahraus- jahrein seit Menschengedenken
jeweils zu Neujahr den 3. Weltkrieg gleich für das kommende Jahr prophezeit.
Und nicht erst zum Ende des Jahrzehnts.
"Der berüchtigte Seher Nostradamus ... sagte für 2023 ein Weltuntergangsszenario
des Dritten Weltkriegs voraus...Nostradamus erklärte auch, dass dieses Jahr
die Unsterblichen die Menschen übernehmen werden.
"
Exemplarisch:
https://newstextarea.com/deutsch/nostradamus-sagte-den-3-weltkrieg-im-jahr-2023-voraus-nachdem-er-den-krieg-in-der-ukraine-richtig-vorhergesehen-hatte/

4.
Hinweis:
Das hier ist nicht das Prophezeiungsforum
https://prophezeiungsforum.freeforums.net/board/1/prophezeiungen
... in dem seit langen Jahren jeweils Fäden, wie:
"2022, das Jahr des `strengen Herrn´?"
oder
"2023, das Jahr der Auswirkungen?"
oder
"Haben wir nicht schon einen 3. Weltkrieg?"

... mit gelindem Kreischen stillen Schauderns,
jedoch im übrigen ohne rechten Sinn, vor sich her geschoben werden.

:waving:

Gruß,
BB

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- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

"Prag wird viel mitzumachen haben, wie die Ungarn." // weitere Rechercheoption

randomizer, Mittwoch, 01.06.2022, 11:47 vor 667 Tagen @ Taurec (872 Aufrufe)
bearbeitet von randomizer, Mittwoch, 01.06.2022, 11:57

Hallo nochmal!

Zusammengefaßt weisen folgende Punkte auf eine Entstehung in den späten Sechzigern (1968/69) hin:
[...]
[*]"Prag wird viel mitzumachen haben, wie die Ungarn."
Der Prager Frühling 1968 und der Ungarnaufstand 1956.

Dieser Satz ist vermutlich (umformulierter) tatsächlicher Irlmaier-Wortlaut aus dem vermeintlichen Kurier von Oktober 1949: in der allerersten uns erhaltenen Irlmaier-Quelle (Münchner Merkur vom 18. Oktober 1949) findet sich zumindest eine auffällige Parallele:

"Dieser Krieg wird nur vier Monate dauern, aber der schrecklichste der Weltgeschichte sein. Budapest und Prag werden dabei vernichtet werden."

Zur Erinnerung: der Münchner Merkur beginnt seinen kurzen Artikel wie folgt:

"Großes Aufsehen hat er namentlich mit folgender Prophezeiung erregt, die in ganz Südostbayern zum Tagesgespräch wurde."

Es muß also einen Irlmaier-Artikel mit "aufsehenerregenden" Zukunftsvorhersagen (à la Kurier) vor dem 18. Oktober gegeben haben. "Ganz Südostbayern" spräche für den Südost-Kurier. Da sich dort am 12. Oktober nichts findet, schlage ich vor, der Vollständigkeit halber auch den 1./2. Oktober zu prüfen. Falls ich mich recht erinnere, begann übrigens genau am 1. Oktober die "Lizenz-Zensurfreiheit" der deutschen Presse, vorher waren solche Artikel undenkbar.
Zu dem Südost-Kurier gab es meines Wissens auch eine (wöchentliche oder monatliche?) Heimatbeilage, welche ich nie prüfen konnte, es ist sehr gut möglich, daß sich dort der gesuchte Irlmaier-Artikel befindet!

Viele Grüße!
randomizer

der Artikel enthält nur bekanntes Material

randomizer, Mittwoch, 01.06.2022, 14:35 vor 666 Tagen @ Josefus (679 Aufrufe)

siehe das hier: Irlmaier Artikel im Merkur vom 26.03.2022 mit sehr interessanten Infos zum ersten Artikel, ich hoffe sie helfen dir!

Hallo Josefus,
darin steht doch gar nichts, was dem Forum nicht schon längst bekannt wäre. Im übrigen: wenn BBouvier, Taurec und ich uns mit Irlmaier beschäftigen, dann aus rein akademischen und quellenkundlichen Gründen: wir halten Irlmaiers Vorhersagen nicht für zukunftsrelevant! Gruß,
randomizer

Zu Irlmaier @randomizer

Josefus, Mittwoch, 01.06.2022, 18:20 vor 666 Tagen @ randomizer (733 Aufrufe)

Servus randomizer

ich wusste nicht dass du so tief in der Sache steckst und ein echter Profi bist, ich habe ja auch nicht die Zeit mich da reinzufuchsen wie du. Vor vielen Jahren habe ich mal über Irlmaier gelesen und die Aussagen haben micht nicht beindruckt, für mich wirkten sie schon damals wie geschönte Aussagen um die Bücher zu verkaufen. Also habe ich es nicht weiter beachtet.

Vor über 10 Jahren Jahren war ich bei einem Familienmitglied (mütterlicherseits) und irgendwann kamen wir zum Thema Krieg und er sagte mir dass er ein altes russisches Prophezeiungsbuch hat, sein Großvater war ein Ustasa und hat es in Russland gekauft oder bekommen als dort in Gefangenschaft war. Er hat mir das Buch damals gegeben aber ich habe es nie aufgemacht weil ich kein russisch kann und hatte auch keine Zeit es zu übersetzen.
Sollte ich es mal finden schaue ich ob es brauchbar ist für die Quellen hier.

Grüße Josefus

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Wie soll das helfen?

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 01.06.2022, 14:40 vor 666 Tagen @ Josefus (768 Aufrufe)

Hallo!

Randomizer ist derjenige, der uns überhaupt auf die Spur gebracht hat, daß die unter "Irlmaier" kursierenden Prophezeiungen bloß reine Fälschungen sind. Ohne hin wären wir wohl erst viel später darauf gekommen. Insofern ist ihm – wie auch für seine letzten Beiträge und das Vorhaben, die bislang unbekannten Vorlagen für Adlmaiers Pamphlete zu enthüllen – gar nicht genug zu danken.

Wie ihm da ein für Unwissende und oberflächliche Zeitungsleser gemachter reißerischer Artikel über die neuesten Irlmaierprophezeiungen ("für das Jahr 2020"), die in Wirklichkeit nur die letzte Aktualisierung einer fortlebenden Fälschung sind, helfen soll, erschließt sich mir nicht. ;-)

Gruß
Taurec

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Randomizer ist derjenige!

BBouvier @, Mittwoch, 01.06.2022, 15:54 vor 666 Tagen @ Taurec (769 Aufrufe)

<"Randomizer ist derjenige, der uns überhaupt auf die Spur gebracht hat ...
Insofern ist ihm – wie auch für seine letzten Beiträge ... gar nicht genug zu danken.
">

Ja, danke sehr, Taurec!

So ist es.
Dem möchte ich mich (als vergleichsweise kleines Licht) anschließen.
Hätte er mich nicht angestoßen, dann würde ich mir wohl noch immer
(exemplarisch) den Kopf zerbrechen, weswegen es erforderlich sein solle,
sich die Fenster mit schwarzem Papier zuzukleben. :lehrer:

Herzliche Grüße!
BB

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Gefälschter Feldpostbrief

Baldur, Mittwoch, 01.06.2022, 16:58 vor 666 Tagen @ BBouvier (763 Aufrufe)

Hallo,

War es nicht auch randomizer, dem die unterschiedliche Ausdrucksweise in den Briefen auffiel und damit die sehr wahrscheinliche Fälschung erkannte?

Beste Grüsse vom Baldur

hier Du meinst wahrscheinlich Ulrich

randomizer, Mittwoch, 01.06.2022, 17:37 vor 666 Tagen @ Baldur (790 Aufrufe)
bearbeitet von randomizer, Mittwoch, 01.06.2022, 17:59

Hallo Baldur!

War es nicht auch randomizer, dem die unterschiedliche Ausdrucksweise in den Briefen auffiel und damit die sehr wahrscheinliche Fälschung erkannte?

Nein, die wirklich originelle Idee, der erste Feldpostbrief sei authentisch, der zweite jedoch gefälscht, stammte von Ulrich. Damit hatte er mich sogar dermaßen verblüfft, daß ich mir knappe zwei Jahre Forenpause gegönnte habe (vgl. Rückkehr ganz unten). Nicht, daß ich mir generell keine Fälschung vorstellen konnte (obwohl mir noch das Motiv fehlt!), ich fand es nur äußerst erstaunlich, daß ein Brief echt und der andere gefälscht sein soll, wofür es keinerlei äußerliche Hinweise gab (inhaltliche sehr wohl, das hatte Ulrich ja gut fundiert). Inzwischen ist es wohl am wahrscheinlichsten, daß beide Briefe gleichermaßen gefälscht sind, wie Taurec hier sehr schön begründet. Solches verblüfft mich viel weniger, damit kann ich wesentlich besser leben, obwohl ich nach wie vor im Detail einige wenige Einwände gegen die dazugehörige Argumentation habe (vor allem das bisher fehlende Motiv, dazu schreibe ich bei Gelegenheit aber noch etwas).
Deine Verwechslung ist aber insofern witzig, Baldur, weil Du in der Vergangenheit auch schon mehrmals Ulrich für Recherchen gelobt hattest, die eigentlich von mir stammten; ich glaube, das betraf seinerzeit vor allem das Lindenlied (ich hatte die veränderte Zweitauflage von 1925 samt wichtigen Fußnoten entdeckt und Konzionator [erweiterte 3.-5. Auflage von 1920] als definitive Vorlage erkannt).
Beste Grüße!
randomizer

Eine grosse Entschuldigung an Ulrich

Baldur, Donnerstag, 02.06.2022, 17:13 vor 665 Tagen @ randomizer (694 Aufrufe)

Hallo, randomizer,

Ja, jetzt, da Du es sagst......da habe ich etwas verwechselt.

Ihr beide seid jedenfalls bei mir als die Fundusexperten abgespeichert.

Da kann in meinem/r fortgeschrittenen Alterungsprozess*in schon mal etwas durcheinander kommen, obwohl es das nicht sollte.

Ich bitte um Entschuldigung!

Beste Grüsse vom Baldur

Vorlage für das Kurierfragment: "Ein heiliger Papst wird kurz über die Erde gehen."

randomizer, Mittwoch, 01.06.2022, 19:14 vor 666 Tagen @ Taurec (913 Aufrufe)

Hallo schon wieder!

Das unkanonische Fragment "Ein heiliger Papst wird kurz über die Erde gehen" im Kuriertext ist sehr wahrscheinlich nicht ex-eventu, sondern vermutlich ebenfalls (früher) originaler Irlmaier-Wortlaut ohne präkognitiven Anteil. Vorlage ist wohl Konzionators "Der große Monarch", aus dem Irlmaier mutmaßlich mehrfach schöpfte, wie ich im Thread weiter oben in Kürze noch wahrscheinlich machen werde. Hier ein Ausschnitt aus der 5. Auflage von 1920, Irlmaier benutzte zwar offenbar eine spätere, nochmals erweiterte Auflage als Vorlage, diese Passage genügt aber völlig (zumal ich die Fotos der späteren Auflagen gerade nicht zur Hand habe). Praktischerweise sind die relevanten Stichworte schon bei Konzionator fettgedruckt, das erleichtert die Lektüre dieser unsäglichen Frömmeleien ein wenig.

[image]

[image]

Quelle: Konzionator, Alfons: Der kommende große Monarch und die unter ihm bevorstehende Friedenszeit nach den Weissagungen hervorragender katholischer Seher und Seherinnen. (van Acken) Lingen (Ems) 51920, S. 25-26

Viele Grüße!
randomizer

Frage dazu

styx, Donnerstag, 02.06.2022, 22:26 vor 665 Tagen @ randomizer (645 Aufrufe)

Was oder Wie nützt das nun?

Damit ist doch nichts wirklich bewiesen; Ob Irlmaier wirklich was gesehen hat, oder auch nicht; oder ob er sich von und an älteren Texten bzw. Artikeln "bedient" hat, was auch immer - Aber: Was hat das jetzt für einen praktischen Nutzen oder Mehrwert?
Was bringt uns das jetzt, in welcher Art und Weise ist es hilfreich?

LG

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Ist doch ganz einfach

Taurec ⌂, München, Freitag, 03.06.2022, 09:21 vor 665 Tagen @ styx (694 Aufrufe)

Hallo!

Es gibt nicht wenige, die noch an Irlmaier glauben, weil sie nur die einseitig pro Irlmaier argumentierenden Bücher à la Adlmaier, Berndt und Bekh kennen. Viele derer werden auch ihr Leben lang unbelehrbar bleiben. Wer etwas tiefer gräbt, findet hier nun die roten Fäden, welche die vermeintlichen Irmaierschauungen auf ihre prophetischen Vorlagen zurückführen.
Man mag nun argumentieren, wenn schon Irlmaier nichts gesehen habe, so hätten doch zumindest die Vorlagen einen wahren Kern und das ganze Szenario stimme wieder, wodurch Irlmaier postwendend rehabilitiert werde. Das zieht jedoch nicht, betrachtet man sich die Qualität dieser Vorlagen, welche sämtlich aus dem anonymen Strom religiöser Endzeitprophetie stammen, die schließlich auf urchristliche und jüdische Apokalypsenvorstellungen zurückgeht. Diese haben sich als Glaubensvorstellungen über Jahrtausende erhalten, wurden immer wieder umgewandelt, an die jeweilige Gegenwart angepaßt und zeitgenössischen fiktiven Sehergestalten zugeschrieben, so daß sie sich vom Ursprung völlig entfernt habend nur noch einen Komplex aus Märchen darstellen, die sich die Glaubensgemeinschaft gegenseitig erzählt. Ihr praktischer Nutzen ist nicht vorhanden. Man kann aus ihnen keine echte Zukunft destillieren.

Wenn einem dieser Zahn bereits gezogen wurde, ist die Beschäftigung damit eher akademischer Natur für Leute, die sich als Forscher und hobbymäßig damit gerne beschäftigen. Nicht zuletzt wurden noch nicht alle Irlmaieraussagen schlüßig auf Vorlagen zurückgeführt, so daß durchaus noch ein Interesse besteht, auf dieser Schiene weiterzuforschen. Am Ende könnte ein längeres Essay oder eine Monographie stehen, das professionell veröffentlicht als Verweisziel für all jene dient, die immer wieder mit den alten Klamotten ankommen.

Wer nicht versteht, was das soll, dem kann man ganz altbacken mit Goethe kommen: „Man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Encyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum obenauf, und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.“

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Mäßig begabte Brunnenbauer

Leseratte, Freitag, 03.06.2022, 10:29 vor 665 Tagen @ styx (690 Aufrufe)
bearbeitet von Leseratte, Freitag, 03.06.2022, 10:38

Hallo,

ohne Zweifel war Irlmaier seherisch begabt, zumindest wurde er oft von Menschen konsultiert, die nach dem Krieg wissen wollten was aus ihren Angehörigen geworden ist.

Wie viele eingeschränkt begabte hat er und haben seine Apologeten wohl das, was er möglicherweise gesehen hat, in den bekannten Überlieferungskanon hineingepackt und das Gesamtpaket als seine Schau verkauft.

Falls die von Berndt zitierten Prophezeiungen vom schneefreien Watzmann oder der Zubanschachtel tatsächlich von Irlmaier stammen sollten, würden sie nicht zu dem Überlieferungskanon passen, was für ihre Authentizität spräche.

Was die Irrigkeit der eschatologischen Erwartung insgesamt angeht, bin ich völlig anderer Meinung als Taurec: Die biblische Eschatologie verwehrt sich gegen Imperien, wie das römische, die sich als absolut sehen, diese samt ihren Göttern seien dem Untergang geweiht.

Dass nicht nur der Westen sondern die gesamte jetzige Hochzivilisation auf ihren Untergang zusteuert, ist vielen Wissenschaftlern schon vor 50 Jahren aufgefallen. Neu sind die Risse im Zivilisationsgebäude, die sich neuerdings an vielen Ecken auftun.


Grüße Leseratte

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Milchmädchen

BBouvier @, Freitag, 03.06.2022, 13:23 vor 664 Tagen @ Leseratte (652 Aufrufe)

<"Dass ... die ... Hochzivilisation auf ihren Untergang zusteuert ...">

Hallo!

Jau:
Das haben Hochzivilisationen eben so an sich. *gg*

Gruß,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Desaster größerer und kleinerer Natur

Leseratte, Freitag, 03.06.2022, 15:19 vor 664 Tagen @ BBouvier (686 Aufrufe)

Hallo BB,

Es gibt nur feine Unterschiede: Als die Westgoten Italien besetzten und die spärlichen Reste des Imperium Romanum liquidierten änderte sich für die Masse der Bauern und Leute auf dem Land fast nichts.

Als die Spanier in Südamerika landeten und die Inkas und Azteken bekriegten waren wohl wenige Jahrzehnte später die überwältigende Mehrheit aller Indios tot. Warum, das steht in jedem besseren Geschichtsbuch.

Nicht jeder, der aus dem Fenster fällt, stürzt gleich tief.

Grüße Leseratte

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Mäuseparadies

BBouvier @, Freitag, 03.06.2022, 16:36 vor 664 Tagen @ Leseratte (636 Aufrufe)

<"... änderte sich für die Masse der Bauern und Leute auf dem Land fast nichts.">

Hallo, Leseratte!

Was Du dabei übersehen hast, das ist, daß es da doch gar keine Bauern
zum Nichtändern mehr gab, weil deren Vorfahren bereits vor einigen
Generationen in die Städte abgewandert waren und dort Sozialhilfe bezogen.
Das "Land" bewirtschafteten mittels Großlatifundien und Sklaven
die Großgrundbesitzer, die vor dem Kolosseum für ihre goldverzierten Kaleschen
Dauerparkplätze angemietet hatten.
Als die staatlichen Hilfsgelder an die Gutsbesitzer mit dem Kollaps
des Imperiums ausblieben, sinnierten die gebildeten unter ihnen
kurz über das Mäuseparadies, bevor sie sich die Pulsadern öffneten.

Und hier geht es zum Mäuseparadies:
=>
https://schauungen.de/forum/index.php?id=54390

Grüße,
BB

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"Geschichtbücher" .... Echt??? :-))

BBouvier @, Freitag, 03.06.2022, 17:10 vor 664 Tagen @ Leseratte (593 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Freitag, 03.06.2022, 17:24

<"das steht in jedem besseren Geschichtsbuch">

Hallo, Leseratte!

Damit Du auf Basis "Geschichtsbücher" nicht ahungslos bleiben mußt:

Exemplarisch lebten die Azteken in voll ausgeprägter Hochzivilisation
und waren in ihrem Zyklus europäischen Staaten, wie beispielsweise
dem viel späteren Preußen unter Friedrich, dem Großen um Längen voraus.

Es gab keine Bauern mehr, sondern nur noch Agrarwerktätige,
die in Staatskolchosen lebenslang dienstverpflichtet waren.

Das ist so vorzustellen:
- Unterbeamter 5. Stufe mit Trillerpfeife 10 Minuten nach Sonnenaufgang auf dem Antreteplatz
- Antreten der Kolchoswerktätigen in einheitlichen Kitteln - dieses Dorf
beispielsweise dunkelbraun mit rosa Gürtel und zwei hellen Troddeln
- Vollzähligkeitsappell
- Meldung an den zuständigen Unterbeamten 4. Stufe
- Einteilung der Werktätigen => Felder und Bekanntgabe des Tagessolls
- 10:15 Uhr bis 10:25 Uhr Frühstückspause
... etc.
Alles penibel durchorganisiert - massive Privilegien für die Politiker
(Harem etc.) an der Spitze der Pyramide der Brüsseler Kommissar... äh...nein
der absolut rechtgläubige Papst ... nein ... der einzig rechtgläubige
Hochkatapultpitzli Moctezuma II.

Als die Spanier dann ganz nebenbei 2 Hände Sand in das Getriebe schaufelten,
qualmte es kurz und kollabierte dann:
Pars pro toto:
Unterbeamter Nr.3, Kleinkatapultpurzel, bekam keine Besoldung mehr,
setzte sich an den Straßenrand und bohrte noch ein wenig in der Nase.
Und das war´s dann.

Auf den Feldern wucherte dann dort das gleiche Unkraut wie
beim Ende des Römischen Reiches oder demnächst des Europäischen Reiches.

Aber wie sollten das Geschichtsbuchschreiber (US-Schlichtsprech: Schreiber von Büchern von Geschichte)
wohl wissen? :ahnungslos:

Gruß,
BB

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Wer hat noch nicht, wer will noch mal?

BBouvier @, Freitag, 03.06.2022, 18:08 vor 664 Tagen @ Leseratte (658 Aufrufe)

<"Die biblische Eschatologie verwehrt sich gegen Imperien, wie das römische.">

Hallo, Leseratte!

Na, nicht ganz wohl. *gg*

Zu unterscheiden ist das jüdische "Alte Testament"
vom christlichen "Neuen".

Den Juden hat ihr Stammesgott Jahwe angeblich versprochen, daß (seit Jahrtausenden jeweils demnächst)
ein Nationalfürst mit Namen "Messias" käme und ihnen die ganze Welt unterwerfen werde.
Vom "sich wehren" sowie von "Rom" nicht die kleinste Spur.

Den Christen wiederum wird ein gleichnamiger (s.o.) - jedoch Gott (Offenbarung des Johannes, Kapitel 19)
- nämlich der Sohn der Mutter von Gott - (ebenfalls gleich demnächst) versprochen, der als
blutiges Schaf verkleidet auf einer Wolke dahergeflogen käme und mit einer
Eisenbarre zum frohen Ergötzen aller gläubigen Katholiken weltweit alle Nichtkatholiken keulen werde.
https://schauungen.de/forum/index.php?mode=search&search=eisenbarre

Dann haben wir allerdings noch den moslemischen Mahdi, einen Nachkommen des Propheten Mohammed,
der ebenfalls in der Endzeit erscheinen und alles Unrecht auf der Welt beseitigen werde.
Der ist mir - zugegeben - schon deutlich sympathischer.
(Ich hatte mir nämlich schon immer bessere Zeiten auf 100 Meter gewünscht!)

Und dann hätten wir noch den indianischen Mahanna
https://schauungen.de/forum/index.php?id=25837
... oder auch Kaiser Friedrich II., der im Kyffhäuser schläft,
und der einst wiederkommen soll, des Reiches Herrlichkeit zu erneuern.

Gruß,
BB

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Schnüffeleien unter der Gürtellinie

Leseratte, Freitag, 03.06.2022, 19:42 vor 664 Tagen @ BBouvier (656 Aufrufe)

Hallo BB,

Die Art deines Beitrages, herablassend ironisch und trotzdem ohne erkennbare Bereitschaft, anders als das eigene zu denken, erlaubt mir keine Antwort.

Schade, so möchte ich mich nicht herablassen.

Grüße Leseratte

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Beste Grüße an Hochwürden :-)

BBouvier @, Freitag, 03.06.2022, 21:44 vor 664 Tagen @ Leseratte (615 Aufrufe)

<"möchte ich mich nicht herablassen">

Hallo, Leseratte!

Ja, es ist nachzuvollziehen,
daß ich einer sachlichen Antwort für unwürdig erachtet werde. *gg*
Daß Du Dich dazu nicht herabläßt. :-|

Es ist ja auch echt doof, wenn Jemand Deine Behauptung:
"Die biblische Eschatologie verwehrt sich gegen Imperien, wie das römische ">
... anhand der Bibel überprüft und widerlegt.

<"anders als das eigene zu denken">

Kann es vielleicht sein, daß Dir nicht klar ist,
daß es bei Forschung und Analyse nicht darum geht,
was sich Jemand alles so "denken" kann, sondern um
rational nachvollziehbare Tatsachen und Argumente ?
Die Du allerdings nicht lieferst.
Sondern nur auf (D)eine andere Meinung (!) als Scheinargument abheben kannst.

BB... zwar unwürdig einer Herablassung, grüßt dann eben herzlich von weiter unten! :waving:

--
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ich weiss, dass ich nichts weiss...

detlef, Freitag, 03.06.2022, 22:31 vor 664 Tagen @ Leseratte (589 Aufrufe)

moin,
.

ich weiss, daß ich nichts weiss. und DAS weiss ich genau.

ich glaube unerschuetterlich.

diese zwei aussagen sind unvereinbar.
wissen kann man ergaenzen, diskutieren, verwerfen, ersetzen - es ist ein offenes sysstem.
glaube kann man lediglich weitergeben, oder empfangen.

waehrend man beim wissen teile anfechten oder ablehnen kann, ohne das wissen an sich zu verwerfen, kann man glauben nur im gesamtpaket annehmen oder ablehnen.

deshalb sind wir hier im laufe der jahrzehnte zu dem konsens gekommen, dass glauben nicht diskussionsfaehig, also auch nicht forenfaehig ist.

die leider immer wieder vorkommenden versuche, glauben, bzw glaubensfragmente hier als pseudo-argumente einzuschleusen, werden deshalb abgewehrt.
die methoden der abwehr sind von forenteilnehmer zu forenteilnehmer verschieden. (das haengt vom jeweiligen temperament ab)

dies als antwort, auf deine, nach deinen worten "unerlaubte antwort":

Die Art deines Beitrages, herablassend ironisch und trotzdem ohne erkennbare Bereitschaft, anders als das eigene zu denken, erlaubt mir keine Antwort.

.

Schade, so möchte ich mich nicht herablassen.

sinn und zweck dieses forums ist es wissen (speziell zukunftbezogenes) zu pruefen, ergaenzen, verwerfen, erweitern.
dazu muessen wir uns ergebnisoffen verhalten.
echter glaube dagegen muss zwingendermassen ergebnis gewiss sein.

der, hoffentlich auch dir sichtbare, unterschied besteht darin, dass unsere meinung durchaus sich dahin entwickeln koennte, den einen oder anderen glauben fuer zutreffend zu halten, waehrend echter glaube sich nicht veraendern kann (oder soll).

zusammenfassend: um hier teilzunehmen, musst du in der lage sein, trennen zu koennen. trennen zwischen dem persoenlichen glauben an deine gottheit einerseits - und dem kooperativen versuch wissen zu erweitern andererseits.
.

gruss,d

Niveauliftung

Leseratte, Samstag, 04.06.2022, 11:35 vor 664 Tagen @ Leseratte (568 Aufrufe)

Hallo BB.,

In der Sache habe ich gerade Taurec geantwortet.

Den Glaubenskrieg überlassen wir anderen, oder?

Herzliche Grüße

Leseratte

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=> Leseratte

BBouvier @, Samstag, 04.06.2022, 12:59 vor 663 Tagen @ Leseratte (562 Aufrufe)

Hallo BB.,

In der Sache habe ich gerade Taurec geantwortet.

Den Glaubenskrieg überlassen wir anderen, oder?

Herzliche Grüße

Leseratte

Hallo, Leseratte!

Ja, natürlich!

Mit Deinem letzten Schreiben kann ich mich
durchaus anfreunden! :waving:


Beste Grüße!
BB

--
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Kein Bezug zur Eschatologie

Taurec ⌂, München, Freitag, 03.06.2022, 21:26 vor 664 Tagen @ Leseratte (619 Aufrufe)

Hallo!

Was die Irrigkeit der eschatologischen Erwartung insgesamt angeht, bin ich völlig anderer Meinung als Taurec: Die biblische Eschatologie verwehrt sich gegen Imperien, wie das römische, die sich als absolut sehen, diese samt ihren Göttern seien dem Untergang geweiht.

Dass nicht nur der Westen sondern die gesamte jetzige Hochzivilisation auf ihren Untergang zusteuert, ist vielen Wissenschaftlern schon vor 50 Jahren aufgefallen. Neu sind die Risse im Zivilisationsgebäude, die sich neuerdings an vielen Ecken auftun.

Der Grundgedanke dieser ganzen Endzeitschwadronade entsprang doch der höhlenhaften Weltvorstellung der (von Spengler so genannten) magischen Kultur, die ein sehr begrenztes Weltgeschehen nur weniger tausend Jahre Länge zum Inhalt hatte. Am Ende sollte Gott über die Schöpfung richten und selbige wieder einrollen, wie sie zuvor mit "Es werde Licht!" ausgerollt wurde. Alles kehrt wieder zum Ursprung zurück, ist wieder in Gott (in Ewigket im Gottesreich), wo es seinen Ausgang genommen hat. Mitnichten ging es dabei ursprünglich um eine Stellungnahme gegen Imperien. Das ist nachrangige Interpretation der Anhänger solcher Endzeitreligionen, die sich stets als die rechtgläubige und verfolgte Minderheit in einem vom Bösen verwalteten Imperium betrachten. Alle lebten sie stets in der Naherwartung, selbst die Zeugen des letzten Tages zu sein. Entsprechend war das sie umgebende staatliche Umfeld eben vom "Antichristen" (oder vergleichbaren Gestalten) beherrscht. Wenn sie da einen Absolutheitsanspruch der Imperien kritisieren, ist das doch nichts weiter als die spiegelbildliche Projektion (eine ganz banale psychologische Figur) des Anspruchs, den die Anhänger des einzig wahren Glauben selbst hegen.

Etwas völlig anderes ist dahingegen eine zyklische Betrachtungsweise der Geschichte, die feststellt, daß alle Kulturen irgendwann wieder endeten und alle Zivilisationen untergingen. Das ist, setzt man die Zeitvariable nur lang genug an, auch das Schicksal unserer Zivilisation. Anders als in den endzeitlichen Erwartungen geht die Welt nach dem Untergang der Zivilisation aber stets weiter! Daher hat auch die Feststellung des Niedergangs unserer Zivilisation keinerlei Bezug zur Eschatologie, geschweige denn, daß letztere dadurch bestätigt würde.

Ich habe das lang und breit schon öfter erklärt. Bitte hierzu (als Anfang einer Brotkrumenspur) die folgenden Schlagworte konsultieren:
Endzeitprophetie
magische Kultur

Gruß
Taurec

--
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Apokalyptik

Leseratte, Samstag, 04.06.2022, 11:19 vor 664 Tagen @ Taurec (633 Aufrufe)

Hallo,

zur Antwort ein paar Grundgedanken.

Die beiden apokalyptischen Bücher, Daniel und die Offenbarung, sind spirituelle Leitlinien für diejenigen, die wie die orthodoxe jüdische Gemeinde in Jerusalem unter den Griechen oder die Christen unter den Römern mit einer gadenlosen, fast globalen Macht konfrontiert sind, die unendliche Territorien und Völker kontrollierte und einen absoluten, göttlichen Anspruch erhob. Eine reale Zukunftsschau außer in einigen Bildern in der Offenbarung wollen sie nicht geben. Vielem was in die Offenbarung an scheinbar realen Aussagen eingewoben ist, sieht man nur zu deutlich die zeitbezogene Aussage (etwa die 200 Millionen, die aus Mesopotamien in Rom eindringen, eine kaum verhohlene Anspielung auf die Parther) oder das literarische Plagiat (der Untergang der Hure Babylon ist etwa ein Zitat aus Hesekiel) an. Der Sieg, den die Offenbarung verkündet, ist ein erstmal ein spiritueller. Ob man diese Texte als spirituelle Leitlinie nimmt, ist Privatsache.

Zweitens, die historische und aktuelle Erwartung der „letzten“ Schlacht, des Weltgerichtes. Dumm ist, dass diese spirituelle Texte auf einer anderen, direkt deutenden Ebene gelesen schlichtweg grotesk gefährlich sind. Da gibt es Muhammed Atta, die Wiedertäufer, die Frommen zur Zeit Jesu, oder jetzt, brandaktuell Herrn Dugin. Weswegen man diese Texte nicht als dummes Getue abtun darf, sie sind, falsch verstanden, eines der gefährlichsten ideologischen Mittel (etwa auch die Auslegung des Dschihad im Islam).

Absolut falsch ist, diese Texte seien Ausfluss eines magischen, zeitlich beschränkten Weltbildes. Griechen und Römern war selbstverständlich die Präzession bekannt, die mit Zeiträumen von 25000 Jahren agiert. Ebenso datiert Platon den Untergang von Atlantis auf 9600 v.Chr., mit langen Zeiträumen hatten die Gebildeten damals kein Problem. Die gebildete jüdische und später auch griechische Schicht, die ja das neue Testament redigierte und schrieb, war selbstverständlich mit griechischer Philosophie und Astronomie vertraut. Ebenso in Grundzügen mit indischer Philosophie, man stand ja in Kontakt.

Das mittelalterliche, magische Weltbild bildete sich in der wirtschaftlichen, politischen Krise und Katastrophe des römischen Staates erst heraus. Dazu muss man die hyperrealistischen Portraits der ersten römischen Kaiser mit denen von Konstantin oder den Tertrarchen vergleichen. Das erfordert natürlich einen genaueren Blick. Die angeblichen Tausend Jahre des höhlenartigen Denkens beruhen auf dem tausendjährigen Reich der Offenbarung, das die Welt nach tausend Jahren christlicher Herrschaft untergehen sah.

Grüsse Leseratte

Zukunftsschau in der Offenbarung?

Pat @, Samstag, 04.06.2022, 13:08 vor 663 Tagen @ Leseratte (657 Aufrufe)

Hallo Leseratte!

Eine reale Zukunftsschau außer in einigen Bildern in der Offenbarung wollen sie nicht geben.

Könntest Du noch kurz erläutern, welche Bilder in der Offenbarung als reale Zukunftsschau interpretiert werden können?
Ich dachte bisher, dass es darin gar keine Schauungen gibt, sondern primär "zeitbezogene Aussagen", wie Du ebenfalls schreibst, bzw. die Bilder eine rein religiöse und moralische (nicht historische) Funktion erfüllen, auf die Taurec schon öfters hingewiesen hat.


Viele Grüsse, Pat

--
_

«Die Kritik der Religion endet mit […] dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.»
_

«Also war die Kritik der Utopie implicite bereits eine Kritik der Technologie in der Vorschau ihrer extremen Möglichkeiten.»
_

«Das ist wirklich ein zu weites Feld.»

Tolle Recherchen, das Problem ist nur, daß die Vorlagen auch religiös sind und daher als Frömmeleien taxiert werden...

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Freitag, 03.06.2022, 23:05 vor 664 Tagen @ randomizer (575 Aufrufe)
bearbeitet von Eyspfeil, Freitag, 03.06.2022, 23:25

Hallo Randomizer et al!

...also als Endzeit-Prophezeiungen frömmelnder Hausfrauen, Nonnen
und Mönche, und nicht als Schauungen betrachtet werden.
Jedenfalls was den überwiegenden Teil der Schreiberlinge hier angeht.
Blöd ausgedrückt: Wer nicht religiös ist, für den ist das
alles bloße fabulierte Legende.
"Ein Heiliger Papst wird kurz über die Erde wandeln"

Tut mir leid, ich mußte das mal loswerden. :schief:

https://schauungen.de/forum/index.php?mode=tags&tag=28

Was Deine Recherchen anbelangt, die sind Spitzenleistung.
Aber haben nu die "Vorlagen" recht oder nicht?? :-D

LG,

Eyspfeil

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<"Aber haben nun die "Vorlagen" recht oder nicht?">

BBouvier @, Samstag, 04.06.2022, 00:48 vor 664 Tagen @ Eyspfeil (597 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Samstag, 04.06.2022, 01:17

Hallo!

Eigentlich ist alles doch ganz einfach:
Das Kriterium der Stimmigkeit einer Vorhersage besteht doch nicht darin,
ob die "Quelle" nun irgendwie religiös gestimmt wäre, oder der Bote,
oder das Vokabular oder gar nur Druck und Einband - oder mehr oder weniger
oder man gar nicht.

Sondern, ob die Information auf einer "Schau" (Pauschalbezeichnung, wie auch immer)
beruht, die dann auch eintrifft.

Weswegen die Antwort auf obige Frage lautet:
Wenn Prophezeiungen (eine literarische Gattung) klar definiertes Geschehen "demnächst" beinhalten
- wie exemplarisch z.B. die der Bibel nunmehr bereits seit mehreren tausend Jahren - :alt:
und rein nichts davon hat sich jemals bewahrheit*, dann können diese mit Fug&Recht
und bei aller Liebe irgendwann nicht mehr als valide bezeichnet werden.

Und das trifft dann selbstverständlich ebenfalls auf deren nachgedichtete Varianten zu:
s. die dümmlichen Schwadronaden frz. bigotter Hausfrauen und hysterischer Nonnen des 19. Jahrhunderts,
auf denen wiederum ganz weite Teile "Irlmaier" gründen.

:tonne:

*
Jesus kam eben nicht (!) binnen weniger Jahre als blutiges Lamm verkleidet
auf einer Wolke dahergeflogen und hat dann zum frohen Ergötzen aller
frommen Jesusanbeter weltweit alle Nichtkatholiken gekeult.
Und in Jerusalem regiert die Juden eben nicht (!) der dortige Messias.
Und so weiter =>

Grüße!
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Nicht religiös, sondern katholisch

aber @, Samstag, 04.06.2022, 14:55 vor 663 Tagen @ Eyspfeil (597 Aufrufe)

Hallo Eyspfeil,

“das Problem ist nur, daß die Vorlagen auch religiös sind und daher als Frömmeleien taxiert werden...“

Du wirfst katholisch und religiös in denselben Topf? Erstaunlich. Wo das doch ein gradezu absurd großer Unterschied ist.

Zweifellos trägt der Prophezeiungsfälschungskanon eindeutig katholische Handschrift. Daraus lässt sich eine Menge schlussfolgern.

LG,
und

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