Studie von Maier et al.: Vermeidung einer negativen Zukunft (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Pat @, Sonntag, 15.08.2021, 11:09 vor 983 Tagen (685 Aufrufe)

Hallo!

Anschliessend zum "Penrose-Link" von Luzifer und dem Beitrag von Schwan über die Nützlichkeit von Schauungen, weise ich auf drei Links - mit direkten Zitaten in blauer Farbe - zu Experimenten des Psychologen Markus Maier hin. Obschon die experimentelle Reichweite in die Zukunft – mit einer halben Sekunde (aus dem Interview 2012) – sehr bescheiden und geradezu winzig wirkt, geschieht dies im Kontext von soliden wissenschaftlichen Studien. Nebst der Frage, ob eine negative Zukunft vermieden werden kann, wird in einem Artikel (2016) auch das Verhältnis von Bewusstsein und Zeit untersucht. Ich bin mal gespannt, ob folgende Ergebnisse im Forum bereits diskutiert wurden?

Markus A. Maier et al (2014): Feeling the Future Again. Retroactive Avoidance of Negative Stimuli
https://www.psy.lmu.de/gp/people/leitung/maier/feeling_the_future_again1.pdf

Markus A. Maier (2016): Time and Consciousness.
https://www.psy.lmu.de/gp/people/leitung/maier/time_and_consciousness1.pdf

Interview (2012). Es ist möglich eine negative Zukunft zu vermeiden.
http://www.felderfilm.de/blog/zufall/?p=815

Zum Interview mit Markus Maier:

Wie weit kann man denn in die Zukunft sehen?

Der englische Mathematiker und Physiker Roger Penrose hat sich mit seiner Theorie, dass das menschliche Bewusstsein und der Geist auf Quantenmechanik basieren, durchaus nicht beliebt gemacht. Quantenmechanik – hier setzt der gesunde Menschenverstand des Alltäglichen aus, hier regiert der Zufall, nicht die Kette von Ursache und Wirkung.
Jedoch hat diese umstrittene Theorie durchaus interessante Konsequenzen, sollte sie denn stimmen: Der Mensch könnte in der Lage sein, in die Zukunft zu blicken – und diese zu beeinflussen. Markus Maier ist ein Psychologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München [ https://www.psy.lmu.de/gp/people/leitung/maier/index.html ]. Er hat diesen Aspekt der Theorie mit Experimenten überprüft und kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis.

In Ihren Experimenten ging es also um die Zeitumkehrung im Unbewussten. Was genau haben Sie versucht, da zu erforschen?

Im Prinzip haben wir ein subliminales Priming-Experiment durchgeführt, nur umgedreht. Bei diesem Experiment ist es so, dass etwas dargeboten wird unterhalb der bewussten Wahrnehmung, also subliminal – ein negatives Bild zum Beispiel, und danach wird die emotionale Reaktion gemessen. Das haben wir auch gemacht, nur dass wir es zeitlich umgekehrt haben. Wir haben also vorher die Reaktion erfasst und danach den reaktionsauslösenden Reiz dargeboten. Das macht aus der klassischen Sicht keinen Sinn, weil: Wie sollte etwas kausal auf meine Reaktion wirken, wenn es erst in der Zukunft angeboten wird? Aber in der Theorie von Penrose sollte das durchaus möglich sein, solange die Reaktion und das, was wahrgenommen wird, unbewusst dargeboten werden. Wir wollten nun wissen, ob eine Versuchsperson in der Lage ist, etwas Negatives vorherzusehen und entsprechend darauf zu reagieren, es also zu vermeiden. Die Versuchsperson sollte also keine Ahnung haben, dass in der Zukunft etwas Negatives dargeboten wird, aber auch keine Ahnung davon haben, dass sie reagiert.

Und wie sahen die Experimente dann aus?

Die Versuchspersonen mussten Tasten drücken, ohne dass sie wussten zu welchem Zweck. Eine Taste führte zu einem positiven Bild, die andere zu einem negativen Bild. Wenn die Versuchsperson die Zukunft kennt, müsste sie auch wissen, was potentiell passieren wird und folglich ein unbewusstes Entscheidungsverhalten einbauen. Wenn man keine Ahnung von der Zukunft hat, würde man also zu fünfzig Prozent negative und zu fünfzig Prozent positive Bilder sehen. Was wir finden, ist eine Abweichung der negativen Bilder – im Schnitt 1,7 Prozent Abweichung vom Zufall.

http://www.felderfilm.de/blog/zufall/?p=815 (auf der Link-Seite zum Interview herunter scrollen)


Englisches Zitat aus Time and Consciousness, wo sich Maier - u.a. auf Feeling the future (2011): Experimental evidence for anomalous retroactive influences on cognition and affect. J Pers Soc Psychol, 100, 407-425 - und auf die Studie (2014) Feeling the Future Again bezieht:

However, in Study 4, Maier et al. [30] run a high powerful study with a more sophisticated randomization, that is a combined use of a predefined randomized list of trials (PRNG) and a hardware based true random generator (RNG, i.e., a quantum based number generator) that passed both DIEHARD and NIST tests of randomness. Participants therefore could not “algorithmically know” the consequence of their response before or during the key-press and thus, any avoidance effects could only be explained by retro-causal effects from the future (see [31]). Results revealed a significant deviation from 50%, showing that participants were able to unconsciously avoid a negative future outcome.

In Time and Consciousness werden auch Studien erwähnt, in denen die Möglichkeit des freien Willens erörtert wird:

Similar effects of mental influences on superposition states in a double slit experimental design are reported by Radin et al. [50]. The randomness postulate that plays a central role in leading theories about quantum mechanics seems thus to be violated under such specific experimental conditions. This offers the possibility for Free Will to be introduced into our world (see also [47]).

https://www.psy.lmu.de/gp/people/leitung/maier/time_and_consciousness1.pdf

Wenn die Fähigkeit, negative Zukunft zu vermeiden, zumindest experimentell erwiesen ist – welcher Zusammenhang besteht dann zu den dokumentierten Schauungen?
Kann es sein, dass einfach eine zu geringe Anzahl von Schauungen dokumentiert wurde, sodass der Eindruck entsteht, dass eine Beeinflussung der Zukunft (des Ausgangs von Situationen) - wie zum Beispiel bei BBouviers Sohn [ https://schauungen.de/wiki/Bernhard_Bouviers_Sohn ] - nur in seltenen Fällen möglich sei?

Viele Grüsse, Pat

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«Die Kritik der Religion endet mit […] dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.»
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«Also war die Kritik der Utopie implicite bereits eine Kritik der Technologie in der Vorschau ihrer extremen Möglichkeiten.»
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«Das ist wirklich ein zu weites Feld.»

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Definitionsproblem

Taurec ⌂, München, Sonntag, 15.08.2021, 13:08 vor 983 Tagen @ Pat (520 Aufrufe)

Hallo!

Wenn die Fähigkeit, negative Zukunft zu vermeiden, zumindest experimentell erwiesen ist – welcher Zusammenhang besteht dann zu den dokumentierten Schauungen?
Kann es sein, dass einfach eine zu geringe Anzahl von Schauungen dokumentiert wurde, sodass der Eindruck entsteht, dass eine Beeinflussung der Zukunft (des Ausgangs von Situationen) - wie zum Beispiel bei BBouviers Sohn [ https://schauungen.de/wiki/Bernhard_Bouviers_Sohn ] - nur in seltenen Fällen möglich sei?

Es liegt das bereits von mir erwähnte Definitionsproblem vor: Präkognition ist nur, was sich im Nachhinein als valides Vorauswissen bestätigt.* Eine hypothetische Präkognition, die nicht eintrifft, weil – obwohl zunächst valide – durch Verhaltensänderung die vorausgewußte Zukunft geändert worden wäre, ist als Präkognition nicht erkennbar, sondern würde zwingend anders erklärt werden: Einbildung, verarbeitete Ängste, Beeinflussung durch Angelesenes und was einem da sonst noch einfallen mag.
Damit ist der Nachweis der Übertragbarkeit von der quantenphysikalischen Mikroebene auf die Makroebene des Weltgeschehens (womit auch der individuelle Lebenslauf gemeint ist) eigentlich nicht erbringbar. Ein Experimentieren ist auf der Makroebene nicht möglich, weil sich Schauungen nur selten gezielt hervorrufen lassen (entsprechende Höchstbegabung vorausgesetzt) und inhaltlich nicht kontrollierbar sind. Es ist also nicht möglich, gezielt eine valide Präkogintion zu einem im Voraus festzulegenden zukünftigen Sachverhalt hervorzurufen, um diesen dann experimentell zu ändern. Das empirisch gesammelte Datenmaterial wird sich hingegen stets nur aus solchen Fällen zusammensetzen, in denen wesentliche (oder alle) Teile der Schau eingetroffen sind.

Im Falle beispielsweise der Straßenbahnschau kommt erschwerend hinzu, daß wir gar nicht wissen, ob BBouviers Sohn wirklich abgestochen worden wäre, wenn er sich wie in der Traumschau verhalten und den Übeltäter angesprochen hätte. Vielleicht lag das Abgestochenwerden grundsätzlich nicht auf seinem Lebensplan und wäre so oder so nicht eingetreten, wobei ihm während des Schauungserlebens seine Psyche einen Streich gespielt hätte. Das Abgestochenwerden in der Schau könnte eine ins Bild umgewandelte, angstinduzierte Befürchtung sein, was alles passieren könnte, wenn man sich mit Assozialen und Chaoten anlegt. Diese könnte das Schauungsbild an entscheidender Stelle verfälscht haben.
Unterstellt man, daß in der Schauung das eigene zukünftige Bewußtsein angezapft wurde, wäre sogar eine Art zykelhaften Selbstbezugs denkbar: Weil BBouviers Sohn das Schauungsbild erinnerlich unter massivem inneren Streß stehend alle Willenskraft zum Nichthandeln aufbringen mußte, wurde in der Schauung selbst eben diese innerliche Befürchtung des tödlichen Ausgangs angezapft und gesehen, weswegen er überhaupt erst unter dem innerlichen Streß stand, der zu der Schau führte usw.…
Die Abwandlung könnte insofern nur eine scheinbare gewesen sein, während der wirkliche Verlauf stets determiniert war.
Es wäre zu prüfen, inwiefern dergleichen auf andere Fälle einer Abwandlung ebenfalls zutreffen könnte, ehe man sie als Belege für eine weitreichende Beeinflußbarkeit der Zukunft heranzieht.

Gruß
Taurec

* Dessen eigedenk muß man sich im Übrigen sein, daß Schauungen nicht immer eins zu eins die Zukunft abbilden, sondern oft genug nur in Form von Allegorien andeuten, deren Bezug auf die Zukunft vom Schauunden & Erlebenden im Nachhinein als schlagend erkannt wird. Der geneigte Interpret kann solche Erlebnisse allerdings als Humbug abtun, weil der Bezug auf die Zukunft nicht ohne eine gewisse Willkürlichkeit des Deutenden hergestellt werden kann.

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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

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