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Haltung (Freie Themen)

Fenrizwolf, Sonntag, 20.06.2021, 11:50 vor 1039 Tagen (690 Aufrufe)

Hallo!

Es ist offenbar, daß Kooperation, Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit zur komplexen Kommunikation das Erfolgsmodell des Menschen abbilden, mit dem er sich die Welt Untertan gemacht hat.
Gewiß, die Befähigung, Angelegen zu Abstrahieren und Erlerntes chronologisch zu sortieren und zu einer planvollen Erwartung zu Formen, sollte nicht unterschlagen sein.
Zwar sind Bären stärker, Insekten staatsfähiger und Greifvögel weitsichtiger, aber es ist doch der Mensch, der mit seinem Talent, auf Metaebenen denken zu können, das Rennen um die Weltherrschaft gewonnen hat.
So vermeinte man vor hundert Jahren - bevor der Mensch selbst zum Parasit seines eigenen Habitats geworden war.
Grundsätzlich ist der Mensch dem Menschen – bis auf Widerruf – Menschenfeind, da Opportunismus die gewaltigste Kraft im Streben und Denken ist. (Dein? Mein. Fein!)

Als empathische Wesen sind wir dazu verdammt, unserem Gegenüber ein gewisses Maß an Freimut zu offerieren, das sich unter Umständen bis hin zur Fürsorge ausdehnen kann.
Jede soziale Interaktion ist aber Preisgabe von persönlichen Grenzen. Im glücklichsten Fall führt dies zu gegenseitiger Erhebung in Form von Liebesbeziehungen, im Normalfall aber zu Konflikten.
Wir streiten uns, wir vertragen uns, wir behaupten etwas, oder gar uns selbst. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.
Im Grunde ist der Mensch trotz seiner Hybris doch vielmehr Fauna als ihm lieb ist. Manchmal, in Belangen der Partnersuche und Sexualität täte er gar gut daran, sich dessen gewahr zu sein.

Wesentliche Informationen werden nonverbal ausgetauscht, unbewußt bewertet und in Zusammenhang mit der Situation bzw. sozialen Interaktion gebracht.
Ohne Nachzudenken, werten wir, ob jemand weiblich, männlich, agil, fragil, alt, jung, fruchtbar oder furchtbar ist.
Man weiß durch die Befragung von bösartigen Gewalttätern, wie effektiv diese nicht bewußte Berechnung funktioniert.

Im Rahmen eigener Selbstbetrachtung ist mir einmal aufgefallen, daß ich meine Stimme nicht nur gemäß meiner eigenen inneren „Stimmung“ moduliere, sondern, daß ich zu fast jeder Person in Bezug auf das Maß von Intimität, Hierarchie und Wohlwollen sehr unterschiedlich intoniere.
Auf visueller Ebene war mir diese Fähigkeit leider nicht gegeben, was dazu führte, daß sich allmählich aber unmerklich innere Empfindungen in der Körperhaltung niederschlugen.

Zwar wußte ich, daß das Ausmaß meiner unwillkommenen Erlebnisse des letzten Lebensjahrzehnts zehrend und bedrückend waren, doch wunderte ich mich immer wieder darüber, ob das Ausmaß der Verrücktheit meiner Mitmenschen nicht längst einen kritischen Punkt ihrer Wahrnehmung erreicht haben müßte.
Machte man mir früher lieber freiwillig Platz, oder zeigte sich befremdlich vorsichtig, so häuften sich doch Provokationen, die ich als irritierend und ungebührlich empfand.
Daß ich rational nicht ohnmächtig und gern verbindlich bin, war wohl immer schnell klar, aber daß das Ausmaß meiner körperlich repräsentierten Unsicherheit meine Innere bei weitem übersteigen könnte, hätte ich nicht geahnt.
So wie ein überfordertes Immunsystem nicht mehr sicher vor Krankheiten schützt, setzt eine nicht adäquate Körperhaltung Signale, die mindestens zum Wettstreit einlädt.
Gerade für Persönlichkeitsgestörte wie Narzißten und Choleriker muß ich wirklich sehr einladend gewirkt haben.

In meiner frühen Jugend hatte ich mir durch Ungemach in der Schule auch einmal eine Haltung angewöhnt, die zur Repräsentation eigener Absichten wenig tauglich war.
Chronische Morgenmüdigkeit und für mich ungeeignete gymnasiale Lehrmethoden haben mein pubertierendes Ich damals so zerrüttet, daß ich schließlich dabei in Form von Mobbing eine weitere Herausforderung finden konnte. Selbstverfreilich war ich der passive Part des Dramas – also eigentlich schon so etwas wie ein Hauptdarsteller – nur ohne Macht zur Gegenwehr.
Meine eigene Familie hat die Warnzeichen in der besten aller erdenklichen Welten nicht so recht zu deuten gewußt, weshalb ich eine Zeit lang wegen meiner Affinität zur Dekonstruktion in der Nachbarschaft nicht wohl gelitten war.
Der kälteste und ignoranteste der drei „Mobber“ ist dann zügig Doktor geworden, der böse Dicke ist schnell und tief gefallen, und den Sohn des Bürgermeisters hat es zu einer Malocher-Karriere hingezogen.
Es war wohl eine Gnade des Schicksals, daß wir einen Familienausflug zu sehr konservativen Freunden der Familie gemacht haben.
Nach ausgiebiger Kritik an meiner Haltung lernte ich fortan mit einem Spazierstock zwischen Ellenbeugen und Wirbelsäule samt Büchern auf dem Kopf, wiederholt (!) das aufrechte gehen.

Im nachtönenden Lachen Johanna Harrers gelang es mir gar, so lange stattlich zu bleiben, daß germanischer Wuchs Wucherer, Wichser und Wegelagerer abwehren konnte bis ich mit der hohlen Stirn auf dem Schreibtisch aufschlug.
Heute, als einfacher Mensch vom Bau, erinnere mich notgedrungen an die Notwendigkeiten physischer Stärke.
Ich glaube, die cholerischen Gemüter am besten damit beruhigen zu können, indem ich die Ärmel fülle, gerade stehe, und Haltung bewahre.
Es ist sehr leicht und freudvoll, seine aktuelle physische Präsenz auszubauen, zu verbessern.
Mich deucht, die Mythen der 80er Jahre – bezüglich Körperkultur, waren ein Angriff auf die Volksgesundheit.
Noch heute sehe ich beim besten Wetter, in die Jahre gekommene, die sich mit „Jogging“ vor den ersten Cerealien noch schnell in Form bringen wollen.
Einen im Morgengrauen herumirrenden Finanzberater aus der Nachbarschaft habe ich irrtümlich mal für jemanden gehalten, der aus einer Anstalt ausgebüchst ist. Seine Bewegungen sind so grotesk hilflos, daß ich ihm die Knochen geradebiegen wollte.
Noch absurder ist mir die Tatsache, daß er es wirklich geschafft hat, eine attraktive Dame der besseren Männerwelt vorzuenthalten.

Ein echter Offizier steht kerzengerade,
auch wenn das Schrapnell ihm die Sicht nimmt.
Männer weinen nicht
Frauen pupsen nicht

Aber in der jetzigen Situation gilt es überhaupt, ein Rückgrat zu haben.
Der Wurm, der aufrecht steht, besteht aus einem Segment und ist ein Turm.

In höflicher und mitleidsloser Liebe

Fenrizwolf

Aufrecht ist besser

Kuddel, Montag, 21.06.2021, 00:51 vor 1038 Tagen @ Fenrizwolf (449 Aufrufe)

Richtig so geschätzter Fenrizwolf

Mein guter Judotrainer hat uns in den Arsch getreten wenn wir gebeugt gekämpft haben.
So gab es gutes und schönes Judo.

Als der Mensch sich von 4 Beinen auf 2 Beine aufrichtete, gerat er in in eine Wackelposition,
aus deren instabiler Lage er schneller und flexibler handeln konnte. Zusammen mit der Fähigkeit des Rudels, Talente zu orchestrieren,
gelang es dann Tiere zu erlegen, die jedem Einzelnen in vielfältiger Art und Weise überlegen waren.

In aufrechter Haltung wird der Einzelne mehr Niederlagen einstecken, sich aber auch zügiger entwickeln.
Dann geht es immer hin und her, zwischen Bodenlage und Aufrichten.

Und was unseren Planeten betrifft denke ich:

Einer für Alle und Alle für Einen.

Viele Grüße
Kuddel

Wohnst Du in Berlin?

Isana Yashiro, Montag, 21.06.2021, 11:53 vor 1038 Tagen @ Fenrizwolf (498 Aufrufe)

Hallo!

Vom Danisch-Blog kenne ich eine surreal anmutende Welt, in der man Sanitäter und Feuerwehrleute mit Steinen bewirft. Das ist Berlin. Falls Du dort wohnen solltest, dann würde das einiges erklären. Deine Welt scheint ähnlich surreal zu sein. Meine Umgebung ist da ganz anders. Dieses Mal konnte ich trotzdem Deinem Beitrag folgen. Ich kann nur nicht erkennen, worauf Du hinaus willst. Worauf willst Du hinaus?

Ein paar Punkte fand ich trotzdem interessant:

Als empathische Wesen sind wir dazu verdammt, unserem Gegenüber ein gewisses Maß an Freimut zu offerieren, das sich unter Umständen bis hin zur Fürsorge ausdehnen kann.

Ja, wir sind dazu verdammt. Manche meinen, daß genau dadurch das Paradies entstünde.

Zwar wußte ich, daß das Ausmaß meiner unwillkommenen Erlebnisse des letzten Lebensjahrzehnts zehrend und bedrückend waren, doch wunderte ich mich immer wieder darüber, ob das Ausmaß der Verrücktheit meiner Mitmenschen nicht längst einen kritischen Punkt ihrer Wahrnehmung erreicht haben müßte.

Über etwas reden, ohne offenbaren zu wollen, worum es eigentlich geht. Das ist schon schwierig. Aber die Mitmenschen sind in der Tat verrückt. Dem stimme ich zu. Obwohl ich mich zugleich wundere, daß es wohl immer an den anderen liegen muß. Falls wir jedoch von Berliner Verhältnissen reden, dann liegen die schon weit jenseits dessen, was ich mir in meiner eigenen Phantasie ausmalen würde. Da muß ich dann schon die Schilderungen anderer Leute lesen, um einschätzen zu können wie verrückt die Leute in Berlin bereits sind und ob sie irgendwann eine Gefahr für andere Gegenden darstellen werden.

Machte man mir früher lieber freiwillig Platz, oder zeigte sich befremdlich vorsichtig, so häuften sich doch Provokationen, die ich als irritierend und ungebührlich empfand.
Daß ich rational nicht ohnmächtig und gern verbindlich bin, war wohl immer schnell klar, aber daß das Ausmaß meiner körperlich repräsentierten Unsicherheit meine Innere bei weitem übersteigen könnte, hätte ich nicht geahnt.
So wie ein überfordertes Immunsystem nicht mehr sicher vor Krankheiten schützt, setzt eine nicht adäquate Körperhaltung Signale, die mindestens zum Wettstreit einlädt.
Gerade für Persönlichkeitsgestörte wie Narzißten und Choleriker muß ich wirklich sehr einladend gewirkt haben.

Na dann. Aber wieso machte man Dir dann früher freiwillig Platz?

In meiner frühen Jugend hatte ich mir durch Ungemach in der Schule auch einmal eine Haltung angewöhnt, die zur Repräsentation eigener Absichten wenig tauglich war.
Chronische Morgenmüdigkeit und für mich ungeeignete gymnasiale Lehrmethoden haben mein pubertierendes Ich damals so zerrüttet, daß ich schließlich dabei in Form von Mobbing eine weitere Herausforderung finden konnte. Selbstverfreilich war ich der passive Part des Dramas – also eigentlich schon so etwas wie ein Hauptdarsteller – nur ohne Macht zur Gegenwehr.

Die gymnasialen Lehrmethoden sind nicht nur für Dich ungeeignet, sondern die Methoden der Beschulung sind darauf ausgelegt Jugendliche gerade während der Entwicklungsphase Pubertät zu zerrütten. Warum sollte es Dir besser ergehen als anderen? Warum machst Du Dir nicht klar, daß es den anderen, es sei denn sie wären mit einem Silberlöffel im Mund aufgewachsen, nicht besser ergeht als Dir?

Meine eigene Familie hat die Warnzeichen in der besten aller erdenklichen Welten nicht so recht zu deuten gewußt, weshalb ich eine Zeit lang wegen meiner Affinität zur Dekonstruktion in der Nachbarschaft nicht wohl gelitten war.
Der kälteste und ignoranteste der drei „Mobber“ ist dann zügig Doktor geworden, der böse Dicke ist schnell und tief gefallen, und den Sohn des Bürgermeisters hat es zu einer Malocher-Karriere hingezogen.
Es war wohl eine Gnade des Schicksals, daß wir einen Familienausflug zu sehr konservativen Freunden der Familie gemacht haben.
Nach ausgiebiger Kritik an meiner Haltung lernte ich fortan mit einem Spazierstock zwischen Ellenbeugen und Wirbelsäule samt Büchern auf dem Kopf, wiederholt (!) das aufrechte gehen.

Wieso wiederholt? Wieso überhaupt Dekonstruktion der Nachbarschaft? Wird man mit dem eigentlichen Problem nicht fertig, dann sucht man sich halt ein leichteres Opfer? Kann ich Dir wirklich glauben, daß Du nur passiver Part des Dramas Mobbing warst?

Heute, als einfacher Mensch vom Bau, erinnere mich notgedrungen an die Notwendigkeiten physischer Stärke.
Ich glaube, die cholerischen Gemüter am besten damit beruhigen zu können, indem ich die Ärmel fülle, gerade stehe, und Haltung bewahre.
Es ist sehr leicht und freudvoll, seine aktuelle physische Präsenz auszubauen, zu verbessern.

Dem einfachen Menschen vom Bau sollte das leichtfallen, weil er schon entsprechende Muskeln haben sollte. Mir fiele das ganz und garnicht leicht. Aber gerade darum fällt mir die Behauptung leicht, daß ich diesen Weg schon aufgrund unserer physischen Vergänglichkeit für nicht erstrebenswert halte.

Mich deucht, die Mythen der 80er Jahre – bezüglich Körperkultur, waren ein Angriff auf die Volksgesundheit.

Mich deucht, die Mythen der 80er Jahre waren noch lange keine solche Beleidigungen der menschlichen Intelligenz wie die Mythen späterer Jahrzehnte.

Einen im Morgengrauen herumirrenden Finanzberater aus der Nachbarschaft habe ich irrtümlich mal für jemanden gehalten, der aus einer Anstalt ausgebüchst ist. Seine Bewegungen sind so grotesk hilflos, daß ich ihm die Knochen geradebiegen wollte.

Was wolltest Du? Uns weismachen, Du wärest beim Mobbing das Opfer?

Noch absurder ist mir die Tatsache, daß er es wirklich geschafft hat, eine attraktive Dame der besseren Männerwelt vorzuenthalten.

Am besten läßt man die Damen selbst entscheiden. Dann treffen sie die besten Entscheidungen. Als Finanzberater hatte der es sicherlich dicke. Was will ein Blutegel auf einem blutleerem Wirt? Außerdem werden manche Gene sowieso besser nicht weitergegeben.

Aber in der jetzigen Situation gilt es überhaupt, ein Rückgrat zu haben.
Der Wurm, der aufrecht steht, besteht aus einem Segment und ist ein Turm.

Du kannst ein Wurm sein oder ein Turm. Diese Wahl macht Dir niemand mehr streitig! (Darum vergreift sich der Staat an Kindern. Die lassen sich noch biegen und beugen.) Von Kuddel gab es schon weise Worte über die beste Haltung. Ich kann denen nur hinzufügen, daß es nicht ausreicht, sich eine äußere Haltung aufzusetzen, weil die Freunde der Familie konservativ sind. So eine Haltung muß schon aus dem Inneren kommen.

Das war eines Tages dann der Schlüssel dazu, daß auch ich mich gegen meine Mobber durchsetzen konnte, obwohl die immer körperlich stärker, schneller, ausdauernder, zu einem Teil auch körperlich größer (die kleineren sind jedoch die schlimmeren) als ich geblieben waren und manche dazu noch mir geradezu mystisch erscheinende Fähigkeiten zu haben schienen.

Gruß,
Shiro

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