Hallo!
Roms Untergang wurde nicht etwa durch Barbaren besiegelt, sondern durch eine, nicht näher definierte Katastrophe im 5 Jhd., jedenfalls aber von Flutwellen und Schlamm begraben.
Erst im 15.Jhd begann Papst Nikolaus das röm. Zentrum auszugraben, bis dahin hatten die Menschen rund 1000 Jahre keine Ahnung wie die berühmten Bauten überhaupt aussahen. Die Erinnerung an die Stadt wurde somit abrupt abgebrochen!
Wikipedia berichtet da (im Gegensatz zu Dir wenigstens mit Quellen/Literaturangaben) hingegen:
"The emperor Constans II, who visited the city in 663 AD, stripped the lead roofs of the monumental buildings, exposing the structures to the weather and hastening their deterioration. By the 8th century the whole space was surrounded by Christian churches taking the place of the abandoned and ruined temples.
An anonymous 8th-century Einsiedeln Itinerary reports that the Forum was already falling apart at that time. During the Middle Ages, though the memory of the Forum Romanum persisted, its monuments were for the most part buried under debris, and its location was designated the 'Campo Vaccino' or 'cattle field,' located between the Capitoline Hill and the Colosseum."
Auch nach dem 5. Jahrhundert waren die antiken Gebäude im Stadtzentrum noch erhalten. Andernfalls hätte Konstans II. nicht im 7. Jahrhundert die Dächer entfernen können, wodurch sie erst den Elementen preisgegeben wurden. Im 8. Jahrhundert waren die Gebäude im Verfalle begriffen, doch die Erinnerung an das Forum dauerte (im Gegensatz zu Deiner Behauptung) im Mittelalter fort.
"After the 8th century the structures of the Forum were dismantled, re-arranged and used to build towers and castles within the local area. In the 13th century these rearranged structures were torn down and the site became a dumping ground. This, along with the debris from the dismantled medieval buildings and ancient structures, helped contribute to the rising ground level."
Nach dem 8. Jahrhundert wurde Material der ruinierten antiken Gebäude zur Befestigung der Stadt verwendet. Ab dem 13. Jahrhundert versank das Forum Romanum in den eigenen Trümmern und wurde zu einer "Müllkippe", was erst zur Anhebung des Bodenniveaus führte.
Ich halte das für die treffendere Beschreibung der historischen Tatsachen, nicht zuletzt weil auch außerhalb Roms bzw. andernorts in Italien Spuren einer Katastrophe aus Flutwellen und Schlamm, die im 5. Jahrhundert stattgefunden hätte, fehlen.
Grundsätzlich wird der Untergang zivilisierter Weltstädte nicht durch äußere Einflüsse, seien es Barbaren oder Naturkatastrophen, besiegelt, sondern durch die innere Schwäche dieser Zivilisationen. Rom war schon längst tot, als es in den "dunklen Jahrhunderten" an Bedeutung verlor und allmählich in Trümmer fiel. Seine Einwohnerschaft konnte sich bereits seit Jahrhunderten nicht mehr durch einen steten Strom aus der einst fruchtbaren Landbevölkerung Latiums und Mittelitaliens erneuern, weil diese Lande (ähnlich wie heute z. B. Mitteldeutschland und weite Teile des ländlichen Frankreichs) ausgedünnt und ausgestorben waren. Das Bauerntum, das die Grundlage und "Nährschicht" jeder höheren Kultur bildet, war verschwunden, seine Ländereien als Latifundien von Sklaven im antiken Gegenstück zur "industriellen Landwirtschaft" bewirtschaftet. Die Bevölkerung Roms und Italiens wurde sukzessive durch Zuwanderer aus allen Teilen der damals bekannten Welt ersetzt, die aber nicht mehr primär von dem Lande lebten, in dem sie nun hausten, sondern von den ganzen Mittelmeerraum umspannenden Liefer- und Handelsbeziehungen. Das Römische Reich war im antiken Maßstabe "globalisiert". Die imperiale Verwaltung stellte die damalige Variante einer "Weltregierung" dar. Entsprechend komplex, aber auch anfällig war dieses auf einer funktionierenden Verwaltung, intakter Infrastruktur und stabilen Währungsverhältnissen basierende Gebilde. Äußere Einflüsse wie die Klimaanomalie des 6. Jahrhunderts, die Justinianische Pest und die Germaneneinfälle führten dann zum schrittweisen Zusammenbruch dieser Zivilisation.
Bei anderen Zivilisationen, deren überwuchterte Ruinenstädte wir kennen, die in der Regel binnen weniger Jahre von ihren Bevölkerungen "verlassen" worden zu sein scheinen, dürfte es nicht anders gewesen sein. Lediglich die äußeren Einflüsse, die das morsche Gestell zu Fall brachten, waren andere.
Im vollen Safte stehende Hochkulturen können von äußeren Einflüssen (ausgenommen vielleicht seltene globale Auslöscher wie Riesenmeteoriten und Monstervulkane) hingegen schwerlich angegriffen werden. An der Kulturentwicklung des Abendlandes ging die Pestwelle, welche in manchen Bereichen die halbe Bevölkerung auslöschte, vorüber, ohne einen großen Bruch zu verursachen. Man könnte dieses Ereignis völlig aus der Geschichtsschreibung tilgen und es würde kulturhistroisch noch nicht mal auffallen. Die dezimierte Landbevölkerung war weiterhin fruchtbar und hob die Bevölkerungszahl allmählich wieder auf das alte Niveau und darüber hinaus.
Auf der anderen Seite wird die lächerliche Pandemie der 2020er Jahre von künftigen Historikern womöglich als der Wendepunkt erkannt werden, ab dem die abendländische Zivilisation durch Störung ihrer Systemabläufe in eine verhängnisvolle Abwärtsspirale geriet, die in Verbindung mit noch kommenden äußeren Einflüssen schließlich zu ihrem Untergange beigetragen haben wird.
Gruß
Taurec
--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
―
„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“