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Alles in Ordnung? -> 2021 (Freie Themen)

Fenrizwolf, Donnerstag, 31.12.2020, 09:50 vor 1206 Tagen (1371 Aufrufe)
bearbeitet von Fenrizwolf, Donnerstag, 31.12.2020, 10:15

Liebe Forumsteilnehmer,

der Grund unseres Verweilens an diesem imaginären Ort der Versammlung ist ein individuelles Bestreben, in dunkler Stunde den Ausblick einer Eule einzunehmen und bestenfalls dabei noch die eigene Camera Obscura von innen zu beleuchten.

Ein wesentliches Bedürfnis nach Berechenbarkeit in einer Schieflage der Welt, die einen Grad erreicht hat, der geneigt ist, die Dinge Kopf stehen zu lassen, ist auch Zeugnis von Verstand.

Längst sind wir an dem Punkt, an dem ein Anpassungsdruck besteht, der unsere Konformität auf Zugehörigkeit abklopft, auf Gesinnung prüft und nun auch immer offener und drastischer sanktionieren möchte.
Gemeinschaften bedürfen dieser Prüfung der Zusammengehörigkeit ab und an, wie jede Partnerschaft.

Gemeine Herrschaften, Herren über das Gemeinwesen, Seilschaften über die Gemeinen benötigen die Torsionskräfte, die Kohäsionskräfte, das harte splitterartige verhaken der Moleküle ineinander, um eine zusammenhängende aber formbare Masse zu behalten. Plastik.

Im Grunde wünschen sich die Mächtigen dieser Erde nichts anderes als wir, wenn sie planvoll nach Organisation, Bürokratie und immer mehr und immer tiefer gehendem Einfluß streben.

Jedes über den Zaun gesprungene Schaf ist ein Zeugnis der relativen Impotenz.
Ich glaube, es ist ein Zitat aus dem Horror-Science-Fiction „Alien“: „Wenn es blutet, kann man es auch töten.“

Eine auf Kante genähte Zivilisation welche ohne Nahtzulage, etwas aneinanderbinden will, daß nicht zusammengehören will, gebiert Spannungen, Geweberisse, und Erschwernisse zur Pflege.
Auf dem Pflegeetikett stehen darum auch: „Keine Nationalismen, keine Autarkie, keine Bewaffnung und keine Blicke außerhalb der Waschtrommel.“

Die Autorität eines jeden Amtsinhabers in seinem Pfarrhaus der Demokratur, und sei er noch so grobschlächtig und sadistisch beschaffen, schwindet mit dem Ausmaß des Chaos in seinem zu überwachenden Umfeld, welches sich instantan in seinen eigenen düsteren und engen Windungen als Unwohlsein bemerkbar macht.

Macht macht Macht, also ist Irritation die Nacht der Macht.

Jeder gute Kerl braucht erst einmal was auf's Maul, bis er begreift, daß es an der Zeit ist, sich zu verteidigen.
Den Fehdehandschuh haben wir nicht vor die Füße geworfen bekommen, oder etwa in die regungslose Visage geklatscht bekommen, sondern wir haben uns so lange so tief wegen so wichtiger Dinge bücken müssen, daß er von hinten heraus herrührend, aus dem stummen Mund hängt.

Zähne zusammenbeißen ist angesagt, oder? Nein!

Man schüttet uns Unrat vor die Füße und sagt: „Suche dein Glück darin“. Skepsis darum heißen sie psychopathologisch.
Sie malen ungeschickt Bilder an die Wand und wüten: „Da, guck, der Teufel!“

Sie erpressen Schutzgeld, töten den Baum, auf den sie Dich getrieben haben, und wollen Dich mit Cookies herunterlocken, die sie zuvor gestohlen haben.
Es ist ja nicht so, als sei dies eine Extravaganz der Moderne: gelogen, gepfercht und geschlachtet, wurde schließlich schon immer;

aber es ist diese primitive Plumpheit die mich aufmerksam werden läßt, die wahnwitzige Einfalt, der Sprung in der Platte, der Riß in der Schüssel.
Dieser boden- und hodenlose Dadaismus der paarfüßigen, gehörnten Elite.
Sind die hochwohlergaunerten Unwürden dieser Welt etwa gerade über die Nabelschnur gestolpert, die ihnen aus dem Höllenfeuer sonst ewiges Leben auf Kosten unserer Kinder pumpt?

Entweder trifft sie selbst das eherne Gesetz der Zuvielisisation, wonach jede Generation - umnachtet von Gülle und Lüge - etwa 184,72 % an Denkleistung verliert, oder ihre Inzucht in Abscheulichkeit und Ekel ist derweil soweit gediehen, daß „the next POTUS“ tatsächlich das Beste ist, was sie noch aufbieten können.

Kulisse, Blendwerk, Demütigung und Lüge. Das ist das Konzentrat der falschen Macht.

In Silvesternächten ohne Licht will man die Polizeipräsenz auf ein Höchstmaß aufstocken. Kommt zum 01. Jänner 2021 etwa schon die Abwertung des Euro, oder findet man wieder wohlerhaltende Pässe in der Asche?

Der Krug ist in einer anonymen Gesellschaft der Alkoholiker solange schon zum Brunnen gegangen, daß der Brunnen gebrochen ist.
Darum liegen zerbrochene Anonyme in ihrem Erbrochenen, und darüber steht die neue Polizei in ihrer feschen Uniform, die fast schon an die SS-Mode von Hugo, dem Boss erinnert.

Peitschenhiebe knallen durch den vollmondigen Abendhimmel des letzten Tages des Jahres.

Bei Vollmond spricht man nicht!

Ruhe bewahrend,

Fenrir ^;^
heil end


Allen mir Liebgewonnenen und auch allen Zaungästen
wünsche ich Gesundheit, Stärke und scharfe Zähne.
Auf ein neues Jahr voller Wunder, Plunder und Zunder!

Die Welt gehört den Lebendigen

nemo, Freitag, 01.01.2020, 16:54 vor 1205 Tagen @ Fenrizwolf (899 Aufrufe)

Ein Gruß zum neuen Jahr!


Die Könige sind gefallen und haben sich selbst zu Narren gemacht.
Lassen wir sie fallen und schauen dabei zu, wie die Macht sich selbst
vernichtet. Sie sitzen bereits tot in ihren gepanzerten Limousinen und
simulieren ihre Scheinexistenz. Sie werden vielleicht noch einige
Zeit aus dem Fenster schauen und die vorbeiziehende Welt
betrachten. Aber mit toten Augen, die sich dem Sinn und
der Wahrheit verweigern.

Ein ehrenvoller Tod ist nur dem Aufrichtigen vorbehalten. Die anderen
werden noch während ihres Daseins auf der Müllkippe des Lebens
entsorgt.

Das Schlimmste was passieren konnte, ist bereits geschehen. Kulisse,
Blendwerk, Demütigung und Lüge sind Realität geworden und haben
sich von der Spitze der Gesellschaft bis in alle Bereiche gefressen.
Falsches Denken bestimmt das Leben. Oder wie Baudrillard sagte:
„Die Simulation wurde zur Wirklichkeit.“

Wir betrachten eine tote Welt, in der das Lebendige wieder eine
Bedeutung bekommt, weil es sich nicht begraben ließ und
sich dadurch vom Toten unterscheidet. Die tote Welt wird in ihrer
Bedeutungslosigkeit verschwinden. Vielleicht werden die Toten
vorher noch einen Krieg herbei führen. Aber es nützt natürlich
nichts, es ist nur ein letztes Aufbäumen im Todeskampf.

Die Welt gehört den Lebendigen.


Allen ein gesundes, erfolgreiches und lebendiges neues Jahr.

nemo

Grüße zum neuen Jahr!

Giraffe, Samstag, 02.01.2020, 14:42 vor 1204 Tagen @ nemo (672 Aufrufe)

A guts neues Joahr,
an Stall voll Hörner,
a Feld voll Körner,
und an Geldbeutel voll Geld,
so dass es drüben und nüben raus fällt.

Die Giraffe aus Oberfranken

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Fragmente aus verlorenen Tagen...

Meri, Sonntag, 03.01.2020, 02:03 vor 1203 Tagen @ Fenrizwolf (914 Aufrufe)

Guten Abend im neuen Jahr!

Herzlichen Dank für den Faden, Fenrizwolf.

Bin ja eher eine Zaungästin, die lieber still mitliest, aber zwei Gedichte von den mir sehr geschätzten Rilke möchte ich hier gerne (mit)teilen: das erste zum neuen Jahr und das zweite ganz allgemein, weil ich dabei immer an dieses Forum denken muss, bzw. an den einen oder anderen interessanten Beitrag hier...

Wie ist doch alles weit ins Bild gerückt...

Wie ist doch alles weit ins Bild gerückt.
Wir staunens an und nennen es: das Wahre.
Und wandeln uns mit ihm im Gang der Jahre.
Und doch ist unsichtbar, was uns entzückt.

Nimm es als Zeichen, nimm es als Beweis -

Drum sorge nicht, ob du etwa verlörst,
dein Herz reicht weiter als die letzte Ferne,
wenn du dich selber selig singen hörst,
so singt die Welt, so jubeln deine Sterne.

Rainer Maria Rilke


Fragmente aus verlorenen Tagen...

....Wie Vögel, welche sich gewöhnt ans Gehn
und immer schwerer werden, wie im Fallen:
die Erde saugt aus ihren langen Krallen
die mutige Erinnerung von allen
den großen Dingen, welche hoch geschehn,
und macht sie fast zu Blättern, die sich dicht
am Boden halten, -
wie Gewächse, die,
kaum aufwärts wachsend, in die Erde kriechen,
in schwarzen Schollen unlebendig licht
und weich und feucht versinken und versiechen, -
wie irre Kinder, - wie ein Angesicht
in einem Sarg, - wie frohe Hände, welche
unschlüssig werden, weil im vollen Kelche
sich Dinge spiegeln, die nicht nahe sind, -
wie Hülferufe, die im Abendwind
begegnen vielen dunklen großen Glocken, -
wie Zimmerblumen, die seit Tagen trocken,
wie Gassen, die verrufen sind, - wie Locken,
darinnen Edelsteine blind geworden sind, -
wie Morgen im April
vor allen vielen Fenstern des Spitales:
die Kranken drängen sich am Saum des Saales
und schaun: die Gnade eines frühen Strahles
macht alle Gassen frühlinglich und weit;
sie sehen nur die helle Herrlichkeit,
welche die Häuser jung und lachend macht,
und wissen nicht, dass schon die ganze Nacht
ein Sturm die Kleider von den Himmeln reißt,
ein Sturm von Wassern, wo die Welt noch eist,
ein Sturm, der jetzt noch durch die Gassen braust
und der den Dingen alle Bürde
von ihren Schultern nimmt, -
dass Etwas draußen groß ist und ergrimmt,
dass draußen die Gewalt geht, eine Faust,
die jeden von den Kranken würgen würde
inmitten dieses Glanzes, dem sie glauben. -
...... Wie lange Nächte in verwelkten Lauben,
die schon zerrissen sind auf allen Seiten
und viel zu weit, um noch mit einem Zweiten,
den man sehr liebt, zusammen drin zu weinen, -
wie nackte Mädchen, kommend über Steine,
wie Trunkene in einem Birkenhaine, -
wie Worte, welche nichts Bestimmtes meinen
und dennoch gehn, ins Ohr hineingehn, weiter
ins Hirn und heimlich auf der Nervenleiter
durch alle Glieder Sprung um Sprung versuchen, -
wie Greise, welche ihr Geschlecht verfluchen
und dann versterben, so dass keiner je
abwenden könnte das verhängte Weh,
wie volle Rosen, künstlich aufgezogen
im blauen Treibhaus, wo die Lüfte logen,
und dann vom Übermut in großem Bogen
hinausgestreut in den verwehten Schnee, -
wie eine Erde, die nicht kreisen kann,
weil zuviel Tote ihr Gefühl beschweren,
wie ein erschlagener verscharrter Mann,
dem sich die Hände gegen Wurzeln wehren, -
wie eine von den hohen, schlanken, roten
Hochsommerblumen, welche unerlöst
ganz plötzlich stirbt im Lieblingswind der Wiesen,
weil ihre Wurzel unten an Türkisen
im Ohrgehänge einer Toten
stößt....

Und mancher Tage Stunden waren so.
Als formte wer mein Abbild irgendwo,
um es mit Nadeln langsam zu misshandeln.
Ich spürte jede Spitze seiner Spiele,
und war, als ob ein Regen auf mich fiele,
in welchem alle Dinge sich verwandeln.

Rainer Maria Rilke

Gruß
Meri

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