Neues über die Phlegräischen Felder. (Freie Themen)

Wodans Sohn, Freitag, 03.05.2019, 10:09 vor 1813 Tagen (1291 Aufrufe)
bearbeitet von Wodans Sohn, Freitag, 03.05.2019, 10:31

Guten Tag und ein freundliches „Hallo“.
In diesem Artikel wird beschrieben, dass eine Gruppe von Wissenschaftlern einen kürzeren Ausbruchszyklus als bisher angenommen bei den Campi Flegrei vermutet, und dazu auch entsprechende Anhaltspunkte in Form vulkanischer Glase als Nachweismöglichkeit heranzieht.

Neapel sehen und sterben. Was Goethe damit wohl andeuten wollte? ;-)

Viele Grüße

Wodans Sohn

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Ja, eines Tages sterben wir.
Aber an allen anderen Tagen nicht!

Supervulkane und Druckausgleich

Frank Zintl @, Freitag, 03.05.2019, 14:02 vor 1813 Tagen @ Wodans Sohn (941 Aufrufe)

Hallo

Ich bin absoluter Laie, aber als solcher denke ich mir Folgendes:

Das Hauptproblem der Supervulkane ist der grosse Druckaufbau in der Magmakammer über lange Zeiträume hinweg. Dann erfolgt ein explosionsartiger Ausbruch ohne Vorwarnung.

Die Phlegräischen Felder sind ein solcher Supervulkan. Ein anderer ist der Yellowstone. Auch wir haben in der Eifel einen davon im eigenen Land, und damit ein eigenes Interesse.

Wenn ich etwas im Dampfkochtopf zubereite, habe ich ein Überdruckventil, das sich öffnet, bevor der Druck den Deckel gewaltsam abhebt. Wir verfügen seit langer Zeit über die Bohrtechnik, um tiefe Löcher in die Erde zu bohren. Warum versucht man nicht wenigstens mal so eine Magmakammer anzubohren und den Gasdruck gezielt abzulassen ? Wegen der giftigen Gase, die dann in die Atmosphäre entlassen werden ? Weil die Durchführung einer solchen Bohrung für die Arbeiter zu gefährlich wäre ? Weil sofort Magma eindringen und das Bohrloch wieder verstopfen würde ?

Lange Zeit hat man sich nicht gegen Blitze wehren können, bis Benjamin Franklin den Blitzableiter konstruiert hat. Das war damals auch Neudenken.

Fragt ein unkundiger

Frank

Der kleine Prinz

Frank Zintl @, Freitag, 03.05.2019, 14:06 vor 1813 Tagen @ Frank Zintl (916 Aufrufe)

Hallo

Da fällt mir der kleine Prinz ein, der auf seinem Miniplaneten die Vulkane regelmässig ausgefegt hat, damit sie nicht unkontrolliert zu heftig ausbrechen.

Frank

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Unwägbarkeiten

Taurec ⌂, München, Freitag, 03.05.2019, 14:28 vor 1813 Tagen @ Frank Zintl (1034 Aufrufe)

Hallo!

Warum versucht man nicht wenigstens mal so eine Magmakammer anzubohren und den Gasdruck gezielt abzulassen? Wegen der giftigen Gase, die dann in die Atmosphäre entlassen werden? Weil die Durchführung einer solchen Bohrung für die Arbeiter zu gefährlich wäre? Weil sofort Magma eindringen und das Bohrloch wieder verstopfen würde?

Dafür fallen mir auf Anhieb einige Gründe ein:

1. Ein Druckausgleich erfolgt in Maßen ohnehin auf natürliche Weise. Bei der Magmakammer unterhalb Tschechiens z. B. über die Thermalquellen, die Orte wie Karlsbad speisen.

2. Eine Magmakammer mit dutzenden Kilometern Erstreckung und tausenden Kubikkilometern Volumens läßt sich wohl kaum durch ein paar schmale Bohrungen signifikant entlasten. Die zur merklichen Reduzierung des Gasdrucks (vom Magmadruck ganz zu schweigen) nötige Menge Bohrungen wäre vermutlich unverhältnismäßig hoch und würde ein solches Projekt ökonomisch nicht tragfähig machen, zumal wenn der nächste Ausbruch innerhalb einiger Jahrtausende erwartet wird, also anscheinend (oder scheinbar?) keine unmittelbare Gefahr droht.

3. Die tiefste Bohrung, welche der Menschhheit je gelang, reicht 12 Kilometer in die Erdkruste. Der Aufwand war offenbar immens, der Erfolg nicht garantiert. Mit Glück würde man durch eine solche Bohrung die Magmakammer unter den Phlegräischen Feldern oberflächlich etwas ankratzen, kaum genug, um etwas zu bewirken. Die Kammer unter dem Yellowstone liegt sogar noch tiefer.
Ob ein so langes, instabiles Bohrloch, selbst wenn es technisch machbar wäre, den Kräften durch entweichende Gase gewachsen wäre, ist ohnehin fraglich.

4. Das Problem der Magmakammer besteht ja nicht in Form der Gase, sondern des aus dem Erdmantel aufsteigenden geschmolzenen Gesteines. Dieses würde auch bei Gastdruckentlastung die Kammer allmählich füllen und ausdehnen, bis es zu geologischen Brüchen und Eruptionen kommt. Dagegen gibt es keine Abwehrmöglichkeit. Das Magma muß irgendwo hin. Gegen die Dimensionen und wirkenden Kräfte solcher Prozesse im Erdinneren macht sich die Menschheit mit ihren aberwitzig überschätzten technischen Möglichkeiten aus wie eine Staubmilbe auf einem Gymnastikball, die dort oberflächlich etwas am Gummi herumnagt.

Gruß
Taurec

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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Noch ein Punkt

Kaladhor, Samstag, 04.05.2019, 09:36 vor 1812 Tagen @ Taurec (814 Aufrufe)

Habe das mal bei einer Doku zum Yellowstone gehört:
Da meinte ein Geologe und Vulkanologe vom zuständigen Amt (ich komm grad nicht auf den genauen Namen), dass man unter Umständen mit so einem Vorgehen einen Ausbruch anstoßen könnte. Man also mit der Absicht, eine Druckentlastung vorzunehmen, erst den Ausbruch des Vulkans auslöst.

Wenn man mal ein wenig darüber nachdenkt, erscheint das durchaus nachvollziehbar. Die Magmakammer ist in sich stabil, bis an irgendeiner Stelle das umgebende Material nachgibt. Im einfachsten Fall öffnet sich auf diesem Weg nur ein Weg in eine weitere Nebenkammer und an der Erdoberfläche bemerkt man das nur aufgrund von kleineren Erdbeben.
Im schlechtesten Fall öffnet sich ein Weg an die Oberfläche, und dann gibt es einen Ausbruch. So eine Magmakammer anzubohren könnte also durchaus die dümmste - und letzte - Idee gewesen sein.

Grüße

Da ist was dran

Frank Zintl @, Samstag, 04.05.2019, 12:05 vor 1812 Tagen @ Kaladhor (752 Aufrufe)

Hallo

Dieses Risiko besteht. Mit dem Loch entsteht eine Schwachstelle, und die starken Kräfte im Innern könnten das Loch schnell zu einem Riss erweitern, über den dann der gesamte Ausbruch stattfindet. Das weiss man allerdings erst, wenn man es versucht hat. Daher sollte man - wenn schon - überlegen, ob es irgendwo einen Supervulkan gibt, der abgelegen ist und bei dem man einen Test machen könnte. Die gesamte Bohrung müsste mit ferngesteuerten Robotern gemacht werden, damit, wenn die Magmakammer angebohrt wird, nicht massenweise Leute draufgehen. Es ist auch damit zu rechnen, dass die Gesteinsschicht nahe an der Magmakammer nicht fest, sondern zähflüssig ist, was einen Bohrvorgang erschwert. Das Material des Bohrgestänges müsste Temperaturen über 1000 Grad aushalten, ohne mechanisch schwach zu werden. Normale Stähle leisten das nicht. Da müssten die Teile aus extrem hoch schmelzenden Metallen gemacht werden. Das wäre eine echte Pionierleistung. Aber beim Blitzableiter, der viel einfacher zu bauen war, hat um 1750 auch kkeiner geglaubt, dass das geht.

Frank

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Abkühlen

dersoeflinger, Hauptstadt des Nebelreiches, Samstag, 04.05.2019, 12:53 vor 1812 Tagen @ Frank Zintl (768 Aufrufe)

Hallo,

nachfolgend ein Scharnier, was sich die NASA so denkt.

Es geht weniger um die Druckentlastung, sondern um das Abkühlen
des Supervulkans, hier der Yellowstone.

https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/geologie/die-nasa-will-verhindern-dass-der-yellowstone-supervulkan-ausbricht-13372473

Gruß

Peter

P.S.: Es ist nicht die Frage ob er ausbricht, sondern wann.:-D

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Nicht ein Hängen an dem, was gestern war, sondern ein Leben aus dem, was immer gilt.

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Gestein -Schmelze -Magma -Auswirkungen

Luzifer, Österreich, Samstag, 04.05.2019, 15:38 vor 1812 Tagen @ dersoeflinger (759 Aufrufe)

Hallo

Nur ein Satz aus "Understanding the earth", das ich in meinen ersten Semestern lesen musste.

"Decompression melting and freezing-point depression by volatiles (Wasser, Kohlendioxid,...) appear to be the major mechanism of melting.

Druckentlastung führt normalerweise nicht zum Gefrieren, sondern eher zum Aufschmelzen und bei Mantelgesteinen kann das Hinzufügen von Wasser den Schmelzpunkt, je nach Druck um mehrere hundert Grad reduzieren.

Auch hängt die Auswirkung einer Eruption hauptsächlich von der mineralogischen Zusammensetzung ab, in Hawaii ist die so, dass das Magma einfach dünnflüssig abfließt, ist das Magma "sauer" also reicher an Quarz, dann zum Beispiel gibt es sowas wie beim Krakatau. Und volatile Phasen, wie Wasser, führen zu heftigeren Eruptionen.

Das Ganze ist recht komplex, da ist es nur gut, dass so eine Bohrung nichtmal als Nadelstich durchgehen würde, weil die viel mehr schaden als nützen würde. Eingebrachtes Wasser oder Grundwasser einer "umläufigen" Bohrung würde unten verdampfen das Gebirge "abschrecken" wie bei der alten Methode des "Feuersetzens" im Bergbau, das Gebirge würde durchlässiger, noch mehr Wasser könnte zutreten.

Also alles in allem sehr kontraproduktiv.

Beste Grüße
Franz

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Der Feuerengel fliegt

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