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Tod des Vaters (Freie Themen)

Fenrizwolf, Dienstag, 27.11.2018, 05:23 vor 1969 Tagen (1500 Aufrufe)

Hallo,

nach über acht Jahren des Matyriums, des Absterbens, des wahnsinnigen Leidens ist mein Vater endlich gegangen.

Der Anblick seines Leichnams hat mich weniger schockiert als sein Gefangensein in einem eigentlich vitalen Körper ohne funktionierende Datenbahnen.

Welch ein Kampf, welch ein Leid!

Rege im Kopf, starr im Leib, am Ende ohne Sprache.

Den Überrest seiner einst strahlenden Hülle wird ein Riese verlassen haben.

Jedem das Seine!

Mich als Teil Deiner, verläßt mich nun als Teil von mir, auf das wir einst zusammenfinden.

In Flammen wirst Du gehen, in Flammen werd' ich steh'n, um das Beste Deines Wesens in die Welt zu geben.

In Treue, Vater

Beileid

WernerH, Dienstag, 27.11.2018, 09:47 vor 1969 Tagen @ Fenrizwolf (980 Aufrufe)

Grüß Gott,

die ganze Wucht des Verlustes wirst du erst in einigen Monaten spüren.

Viel Kraft!

WernerH

Abschied nehmen

Sarah, Donnerstag, 29.11.2018, 13:42 vor 1967 Tagen @ WernerH (872 Aufrufe)

Hallo Fenrizwolf,

> die ganze Wucht des Verlustes wirst du erst in einigen Monaten spüren.

Das kann sein, muss aber nicht sein. Jeder Mensch ist anders. Ein Bekannter hat mir erzählt, dass er eher den Eindruck hatte, dass die ganze Kraft seines Vaters auf ihn übergegangen ist und er sich nach einiger Zeit sogar stärker fühlte! :-)

zu Abschied nehmen! (Xavier Naidoo)

Herzlichen Gruß :-)

Tod des Vaters...

Dennis, Dienstag, 27.11.2018, 17:33 vor 1969 Tagen @ Fenrizwolf (958 Aufrufe)

Hallo Fenrizwolf

Von ganzem Herzen mein aufrichtiges Beileid .

Dennis

Mein Beileid

Eluveitie, Heitenried - Freiburg - Schweiz, Mittwoch, 28.11.2018, 13:59 vor 1968 Tagen @ Fenrizwolf (822 Aufrufe)

Hallo Fenrizwolf
Auch ich bekunde mein herzliches Beileid!

Der Tod ist das Tor zum Licht
am Ende eines mühsam
gewordenen Lebens.

Franz von Assisi

Liebe Grüsse
Eluveitie

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Danke für die Anteilnahme

Fenrizwolf, Samstag, 01.12.2018, 10:08 vor 1965 Tagen @ Fenrizwolf (702 Aufrufe)

Hallo Ihr Lieben!

Ich danke jedem von Herzen, der mir seine Kondolenz übermittelt hat!

Auch wenn wir uns jeweils nicht persönlich kennen, hilft es mir doch ungemein mit dem Geschehen umzugehen.

Allein zu wissen, daß da jemand ist, der diese Erfahrung in seiner Relevanz erfaßt hat, und/oder aufgrund seiner Lebensjahre selbst einst in der Situation war, macht es mir ein Stück weit erträglicher.

Mein Vater litt seit spätestens 2010 an einer neurologischen Erkrankung, die ihn sukzessive seiner motorischen Fähigkeiten beraubte, während der Geist klar blieb.

Schon früh wurde offenbar, daß renommierte medizinische Fachzentren ebenso mit ihrem Latein am Ende waren, wie hiesige Neurologen oder die wenigen engagierten und vertrauten Mediziner vor Ort.

Selbst die nobelsten Vertreter ließen sich nicht dazu herab, sich mit meinem detektivischem Spürsinn zu infizieren, sondern befolgten stets eine Ethik, die sich jede Metaperspektive oder außerschulmäßige Gedanken verbat.

Ich hatte es mir zur Aufgabe erster Pflicht gemacht, für meinen Vater mehr zu erreichen, als diese lakonischen Intellektuellen mit ihrem akademischen Tunnelblick.

Meist tat ich das still in meinem Kämmerlein, ermüdet von Fachsyntax an denen sich mein Verstand verhob - eine Zeit lang aber auch tatkräftig in Form von Pflegetätigkeiten.

Heute trage ich Schuldgefühle umher, weil ich für mein Ermessen viel zu wenig bei ihm war.
Doch das Leben war derweil kein leichtes.
Ich hoffe sehr, daß ihm nun eine höhere Sicht gegeben ist, die ihm erlaubt, mein vielleicht verfehltes Handeln nachzuvollziehen.

Wenn sein Tod auch eine unbegreifliche Erlösung sein muß, war er nie todessehnsüchtig, sondern nahm die Tage wie sie kamen, so wie das Pflegepersonal kam und ging.

Seine totale Verzweiflung und meine völlige Ohnmacht in deren Gegenwart wurden mir schon in der Anfangsphase der Krankheit so offenbar, daß jede Zelle in mir sich über alles in voller Verachtung erbrach, was sakrosankt war.

Die endlose Suche nach Heilung oder Linderung, ließ mich wie einen Spielsüchtigen auf der Suche nach dem Goldenden Los, als armseliges Opfer seiner Wünsche zurück.

Die Pragmatiker, die Elenden, die Heuchler und die Feigen hatten immer Recht, während unser familiäres Schicksal umfassend am Ehesten als Fluch zu deklarieren gewesen wäre.

Ich wollte nach so langer Zeit meinem Vater nur mal ausnahmsweise etwas Positives berichten, und ließ mir wohl zu viel Zeit.
Am Ende bot sich mir kein Anblick, der mich mit unserem gemeinsamen Schicksal versöhnen ließe.

Aber ich weiß, wer uns all die Kraft, die Zeit, die Besinnung und die Würde genommen hat, als wir all das am Dringendsten brauchten.
Ich werde mich beizeiten dafür erkenntlich zeigen.

Die Gegenwart ist nicht dazu angetan, mit seinen Mitteln den bescheidenen, aber beachtlichen wirtschaftlichen Erfolg zu wiederholen; aber er hatte Attribute, die mir im Laufe der Zeit fast weltfremd naiv erschienen – aber mehr denn je erstrebenswert.
Neben der Tatsache, daß er mir ein Fundament bereitet hat, auf dem ich schadlos gedeihen konnte, was nicht selbstverständlich ist, war er mir in seinem friedfertigen und ausgleichendem Wesen ein echtes Vorbild.
An ihm ist ein bestechend guter Großvater verloren gegangen.

Eigentlich war das ein Abschied auf Raten, er konnte schon längst nicht mehr am Alltag teilhaben.
Aber gerechnet hatte ich mit dem Zeitpunkt des Todes nicht, schließlich waren nicht die Vitalfunktionen betroffen.
Ich freue mich, daß er nun endlich frei ist, und vermisse seinen erbauenden, mildernden und versöhnlichen Einfluß auf unser Leben, seit er nicht mehr selbständig laufen kann (2013), wie seinen Humor.
Bis auch die rechte Hand versagte (2015 / 2016) hat er am Rechner zumindest noch eifrig historische Fotos gesammelt.

Es mag nicht unbedingt in ein Forum wie dieses passen; und auch mein eigenes Bestreben, beinahe öffentlich ein so intimes Ereignis zu thematisieren, gehört freilich auf den Prüfstand.
Aber Mein Herz schwingt nicht mit den Konformisten, den Opportunisten und Selbstbetrügern.
Meinesgleichen, wenn auch in unterschiedlicher Couleur, finde ich im Außen kaum; hier sind gar Leute, die ich schätze, obgleich ich sie nicht immer verstehe.

Ohne jede Floskel danke ich von Herzen für jedes Händchenhalten!
Jenen, die mir ihr Beileid per elektronischer Post ausgesprochen haben, werde ich mich morgen widmen.
Es ist einfach ein besseres Gefühl, von Menschen verstanden zu werden, denen man sich wesensartig nahe fühlt, als Beistand von jemandem zu bekommen, der ganz anders ist.

Herzlichen Dank für die herrliche Unterstützung!

Das ist das vorrangige Thema, das mich seit 8 Jahren jeden Tag K. O. geschlagen hat.

In Dankbarkeit,

Fenrizwolf

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