Rettung (m)eines Bauernhofes (Freie Themen)

Leserzuschrift @, Sonntag, 18.06.2017, 07:55 vor 2466 Tagen (2494 Aufrufe)

Hallo Forum!

Mein Bruder und ich dürfen erwarten, einen kleinen Bauernhof zu erben. Der ist bisher und schon immer unser beider einziges Zuhause. Leider ist das noch nicht alles, was es dazu zu sagen gibt. Der Bauernhof ist seit ungefähr zwanzig Jahren stillgelegt, konnte seitdem weder wachsen noch modernisiert werden. Scheune und Wohnhaus sind beide eher Bruchbuden. Investitionen gab es auch ins Wohnhaus so gut wie noch nie und es ist in einem entsprechendem Zustand. Maschinen wurden vor langer Zeit verkauft und ein paar übrige (schon damals veraltete) sind komplett durchgerostet. Als Betrieb ist der Bauernhof also wenig wert. Wegen der Stillegung wird er de jure auch noch dem Privatvermögen angerechnet, obwohl das de facto eigentlich völliger Quatsch ist. Darum wird sich nun mancher fragen, wieso man sich so etwas antut und einen Bauernhof so verkommen lassen kann. Die Antwort darauf ist sehr einfach. Unser Erblasser in spe mußte den Bauernhof stillegen, weil die Rentenkasse das verlangt hat. Entweder Stillegung oder der Status ist Landwirt statt Rentner und es gibt keine Rente!

Das stellt meinen Bruder und mich vor einige Herausforderungen. Ideal wäre sicherlich den Bauernhof zu modernisieren und wieder in Betrieb zu nehmen. Zumindest unter den Vorsorgern dürfte das generell so gesehen werden. Dieses Vorhaben würde jedoch immense Investitionen fordern, für die kein Geld vorhanden ist. Siehe dazu auch "Konkreter schwerer Pflegefall / Bitte um Rat"! Eher droht uns also noch den kläglichen Rest des Bauernhofes zu verlieren. Das wäre kaum halb so schlimm wenn es nicht zugleich unser einziges Zuhause wäre, trotzdem wäre es dann aus der Sicht der Vorsorge noch sehr schlimm und auch weil die Arbeit unserer Vorfahren in dem kleinen Bauernhof steckt.

Zugleich ist das ein Dilemma, weil mich der Bauernhof schon immer vom konsequenten Auswandern abhielt. Es gibt ganz sicher bessere Gegenden für mich. Das klappt aber auch nicht ohne ausreichend Geld auf der hohen Kante. Der Verkauf des Bauernhofes kommt eigentlich sowohl wegen meines Bruders (obwohl der aus medizinischen Gründen nicht mit manchen Maschinen arbeiten oder Fahrzeuge fahren kann) als auch wegen der familiären Tradition nicht in Frage. Halt wie bei jeder echten Bauernfamilie. Schon wer ein Haustier verkauft möchte es normalerweise nur in verantwortungsvolle Hände abgeben. Das kann man heutzutage bei einem Bauernhof vergessen. Ich mußte mir in den letzten Tagen mitansehen wie sich nichtmal unter den Vorsorgewilligen unter dem Forumsschreibern ein Hauch landwirtschaftlicher Kompetenz findet. Ich könnte mich stundenlang über kontraproduktive und zerstörerische Vorschläge ereifern, während es bei astronomischen Themen wenigstens nur Ahnungslosigkeit ist, über deren wiederholte Demonstration ich mich auch schon ärgere. Ähnlich beim Thema Überleben. Aber die Sondermüllverklappung auf deutschen Feldern, wegen der sich Deutschland bereits in der zweiten Stufe eines EU-Vertragsverletzungsverfahrens befindet, auch noch nach einem Zusammenbruch wiederholen zu wollen! Da wird mir schon angst und bange hier um Rat fragen zu wollen. Aber wo sonst, nachdem auch das Gelbe Forum bald nicht mehr dafür zur Verfügung stehen wird. Manche nehmen die Themen Überleben, Vorsorge und Landwirtschaft ‚danach‘ vielleicht doch ernst.

Wie sieht eigentlich die Zwangsbewirtschaftung aus, die in den bundesdeutschen Notstandsgesetzen vorgesehen ist. Richtet sich vermutlich sowieso gegen stilliegende Bauernhöfe? Setzt man dann einen hundertprozentig verstädterten Beamten auf einen Traktor und schaut, was dann passiert? Da dürfte es auf jeden Fall besser sein, den Bauernhof selbst wieder in Betrieb zu nehmen.

Falls es hier doch noch Leute gibt, welche die Themen Landwirtschaft, Vorsorge und Überleben ernstnehmen, möchte ich genau diese Leute um Rat und Vorschläge ersuchen. Wie läßt sich ein kleiner, veralteter Bauernhof über die Endphase des heutigen Wirtschaftssystems und den anschließenden Zusammenbruch retten? Wahrscheinlich ist die einzige Bedrohung während dieser Zeit die Konkurrenz durch die großen Agrarkonzerne. Das dürfte die Aufgabenstellung kaum ändern, oder doch? Ich würde gerne mehr zur Lage des Bauernhofes schreiben, aber ich will die destruktiven Kräfte nicht auch noch ermutigen oder gar anlocken (falls ein konkretes Projekt daraus wird). Falls sich der Bauernhof nicht retten läßt und er doch verkauft werden muß, wie kann ich dann sicherstellen, daß der Bauernhof wenigstens in verantwortungsvolle Hände kommt?

Gruß,
Ranma

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Ich würde dir DRINGENDST empfehlen, juristischen Rat einzuholen

Mephistopheles, Sonntag, 18.06.2017, 14:56 vor 2466 Tagen @ Leserzuschrift (1945 Aufrufe)

Mein Bruder und ich dürfen erwarten, einen kleinen Bauernhof zu erben.

Dürft ihr nicht.

Wenn es so weitergeht, dann erbt zuerst der Staat als Haupterbe. Dein Vater wird nämlich Sozialhilfeempfänger, sobald ihr die Pflege nicht mehr schultern könnt, und alles, was das Sozialamt in den letzten 10 Jahren geleistet hat, wird bei Eintritt des Erbfalls zurückgefordert.

Die meisten Erblasser sind sich der Problematik nicht bewusst und würden das gerne vermeiden.
Das geht auch durch entsprechende Verfügungen, aber, um die treffen zu können, muss einer eigentlich geschäftsfähig sein.

In eurer Situation wird es schwierig.


Gruß Mephistopheles

Was nu?

Mephistopheles, Sonntag, 18.06.2017, 15:23 vor 2466 Tagen @ Leserzuschrift (1881 Aufrufe)

ideal wäre sicherlich den Bauernhof zu modernisieren und wieder in Betrieb zu nehmen. Zumindest unter den Vorsorgern dürfte das generell so gesehen werden.

Damit dann, wenn der Vorsorgefall eintreten sollte, sämtliche modernen Maschinen versagen und unbrauchbar werden?

Wenn es tatsächlich zu einem Kollaps kommen sollte, dann ist einem mit allen Geräten vor 1960 besser geholfen als mit den modernen GPS-gesteuerten halbautomatischen 500-PS-Trekkern.

Wie sieht eigentlich die Zwangsbewirtschaftung aus, die in den bundesdeutschen Notstandsgesetzen vorgesehen ist.

Ganz einfach, du bekommst Vorgaben, was du mindestens abzuliefern hast. Die Vorgaben sind so hoch, dass dir weder Nahrung übrigbleibt für dich oder für deine Tiere.

Oder du bekommst Vorgaben, dass du das Eisen, aus denen deine Maschinen bestehen, abzuliefern hast, weil der Staat eine bessere Verwendung dafür hat.

Kein Witz, sondern tatsächlich so geschehen in der Ukraine 1932-1933 oder in China beim großen Sprung nach vorn 1958-1962.

Der beste Rat, den ich dir geben kann, ist: Versuche die alten durchgerosteten Maschinen wieder in Gang zu bringen. Genau dieses Wissen wird dir nämlich sehr nützlich sein, wenn der Kollaps tatsächlich eintreten sollte.
Stelle deinen Betrieb um auf Viehwirtschaft. Halte nur so viele Tiere, wie dein Hof ernähren kann. Mach dir keine Sorgen um den Zustand des Hauses und der Scheune, genau dieser nämlich signalisiert durchziehenden Beutegreifern, dass hier ist sowieso nichts zu holen ist.
Vergiss nicht, dir ein paar Gänse und einen großen Hund zu halten.

Gruß Mephistopheles

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Kommt drauf an

Siolarei, Tamehu, Sonntag, 18.06.2017, 17:30 vor 2466 Tagen @ Leserzuschrift (1894 Aufrufe)

Hallo Ranma,

ergänzend zu den guten Ratschlägen von Mephistopheles hätte ich da noch ein paar Fragen. Wo in etwa liegt der Hof? Sollte er in Norddeutschland liegen, dann würde ich verkaufen. Was in Eurem Fall nicht so ohne weiteres geht, da er ja nur eine mögliche Erbmasse darstellt, wie ich es verstanden habe. Sollte er in der Nähe einer Großstadt liegen, dann würde ich ebenfalls verkaufen, wenn er sich in Euren Händen befindet. Liegt der Hof weiter im Süden, dann wäre meine Handlung danach ausgerichtet, ihn vorab zu erben oder für ein Appel und `n Ei zu kaufen. Ziel sollte es sein, ihn aus dem Möglichen Zugriff des Staates herauszuhalten. Euer Vorteil ist, ihr hättet/habt schon einen Hof UND ihr kennt die Umgebung, seit dort aufgewachsen. Ortskenntnisse sind immer von Vorteil. Also erster Schritt, den Hof in Eure Hände bekommen. Dann wie bereits Mephistopheles geschrieben hat, die Gerätschaften wieder in Gang bekommen. Das heißt auch sämtliches Werkzeug etc. Die Gebäude nur soweit herrichten, dass die Dächer dicht sind und kein Wasser in Form von Regen eindringt.

Dann würde ich mir Kleinvieh, z.B. Hühner, Gänse und/oder Enten zulegen. Vielleicht auch noch Schafe, siehe mein Kommentar ganz unten. Einen Gemüsegarten wieder aufbauen. Vielleicht ein Gewächshaus anschaffen, etc.

Habt Ihr eine unabhängige Wasserquelle? Einen Brunnen, Bach, Bohrloch oder so? Wäre in Zukunft hilfreich, unabhängig vom allgemeinen Versorgungsnetz zu sein.

Erst jetzt würde ich mir über eine kleine Solaranlage Gedanken machen. Das wäre ein weiterer Schritt in die Unabhängigkeit.

Je abgelegener der Hof liegt, desto eher würde ich den Aufwand in die oben erwähnten Schritt legen.

Eine weitere Möglichkeit wäre, sich mit wenigen Gleichgesinnten zusammenzutun und eine Bewirtschaftung anzufangen. Das "Geld" was dann erst mal dort hinein gesteckt wird, ist hauptsächlich die Arbeitsleistung.

Ich schreibe das alles aus meiner Sicht, da ich im südlichen Afrika auf einer Schaf-Farm aufgewachsen bin und wir bis zum gewissen Grade Selbstversorger waren. Wir sind maximal einmal im Monat, häufig nur alle zwei Monate in die Stadt gefahren. Die war über 300km entfernt.

Falls noch mehr an Ideen erwünscht, dann gerne auch per PN melden.

Herzliche Grüße aus Süddeutschland
Siolarei

--
Was ist die menschliche Intelligenz verglichen mit Gottes Wille und Wissen?
Nicht einmal ein einziger Tropfen im Ozean.
Mitar Tarabich (1829-1899)

Ein gutes Buch macht Dich klug,
ein schlechtes aber kann mehr schaden,
als je zehn gute Gutes taten.

Wenn, aber dann mindestens Kompaniestärke!

Mephistopheles, Sonntag, 18.06.2017, 20:21 vor 2466 Tagen @ Siolarei (1914 Aufrufe)

Sollte er in Norddeutschland liegen, dann würde ich verkaufen.

Das sehe ich nicht so. Unverschuldetes alteingesessenes Eigentum hat einen ideellen Zusatzwert, den niemand bezahlen kann noch bezahlen wird.
Frage doch mal die, die verkauft haben, ob die einen einzigen kennen, der damit glücklich geworden ist.

Dann würde ich mir Kleinvieh, z.B. Hühner, Gänse und/oder Enten zulegen. Vielleicht auch noch Schafe,

Warum nicht Schweine? Ich denke, es hat einen guten Grund, dass unsere Vorfahren auf Schweine gesetzt haben. (Das Schwein ist ein ultimativer Bioreaktor, welcher aus Abfall, Gras, Erde und vergammelten Essensresten ein essbares Schnitzel produziert.) Zu Beginn der Stadtbildung hatten fast alle Bewohner ein Schwein.

Habt Ihr eine unabhängige Wasserquelle? Einen Brunnen, Bach, Bohrloch oder so?

Wenn ja, dann teilt das bloß keiner Behörde mit!!!

Erst jetzt würde ich mir über eine kleine Solaranlage Gedanken machen.

Solaranlage nur dann, wenn du selber daraus verwertbaren Strom machen kannst. Was sollte die Solaranlage sonst für einen Zweck haben?

Eine weitere Möglichkeit wäre, sich mit wenigen Gleichgesinnten zusammenzutun

Aber mindestens Kompaniestärke! In geringerer Größe sind Gleichgesinnte eher schädlich als nützlich.

Das "Geld" was dann erst mal dort hinein gesteckt wird, ist hauptsächlich die Arbeitsleistung.

Arbeitsleistung ist niemals Geld. Vergiss das schnellstmöglich.

Ich schreibe das alles aus meiner Sicht, da ich im südlichen Afrika auf einer Schaf-Farm aufgewachsen bin

Wir sind aber hier nicht im südlichen Afrika. Es muss einen Grund geben... siehe oben.

Herzliche Grüße aus Süddeutschland.

Ach?!? Und warum bist du jetzt in Süddeutschland und nicht mehr im südlichen Afrika?


Gruß Mephistopheles

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südliches Afrika ist für mich keine Option

Siolarei, Tamehu, Sonntag, 18.06.2017, 21:45 vor 2466 Tagen @ Mephistopheles (1867 Aufrufe)

Hallo Mephistopheles,

Norddeutschland ist aus meiner Sicht langfristig kein gutes Pflaster. Zuviele Schauungen deuten auf eine Überflutung hin. Jetzt kann jeder für sich entscheiden, ob er diese Information nutzt oder ignoriert. Meine Entscheidung war es, diese Information zu nutzen. Ich habe über zwanzig Jahre im südlichen Afrika gelebt, aber mehr als 7 Generationen meiner Vorfahren sind in Deutschland verwurzelt und daher bin ich lediglich in die Heimat meiner Eltern und Vorfahren, also nach Deutschland gezogen. Nachdem ich wiederum über 20 Jahre in Norddeutschland (überwiegend Hamburg) gelebt habe, bin ich seit einiger Zeit mit Sack und Pack nach Süddeutschland gezogen. Wie gesagt, es bleibt jedem SELBST überlassen, Aufgrund von Schauungen zu entscheiden oder auch nicht. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Ich sage mir, wenn ich diese Informationen von den Schauungen habe, dann ist das kein Zufall und ich handel dementsprechend.

Natürlich hängt man sehr am elterlichen Hof und es wäre immer Ratsam, ihn zu erhalten. Meiner Überzeugung nach ist aber Norddeutschland nicht Zukunftsträchtig.

Klar, Schweine oder ander kleinere Tiere sind auf jedenfall ratsam. Ich plädiere nicht auf Vollständigkeit der Vorschläge.

Mit Kompaniestärke schafft man natürlich viel mehr, ich gehe von einem Reibungsloseren Verlauf, wenn die Gruppe nicht 10 Leute übersteigt. Ist aber vermutlich Ansichtssache. Da greife ich auf meine Armee und Bundeswehrzeit zurück.

Geld gleich Arbeitsleitung gilt auch bei mir nicht. Das war in der Antwort auch so nicht gemeint. Mit viel Geld kann man sich noch vieles Erkaufen. Wer aber knapp bei Kasse ist, der muß eben mit viel Eigenleistung in Form von Arbeit selber einbringen. Oder eben auf freiwillige Unterstützung hoffen. Es ist sicherlich keine leichte Entscheidung für Ranma.

Das südliche Afrika erscheint heute vielleicht für einige eine sicherere Option als Mitteleuropa oder Deutschland aufgrund der aktuellen Lage. Aber das Leben dort ist ein gänzlich anderes und auf keinen Fall "leichter". Die Herausforderungen dort sind eben andere und ich für meinen Teil möchte dort nicht mehr leben. Urlaub jederzeit, alles andere ist für mich Vergangenheit und keine Option. Auch dort gibt es Bürokratie, und nicht zu vergessen, eine ganz andere Mentalität. Meine Mutter und zwei meiner Geschwister leben noch dort, aber auch das motiviert mich nicht, dort hinzuziehen.

Beste Grüße
Siolarei

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Subventionen, Landwirtschaftskammer

Jacob, Donnerstag, 06.07.2017, 01:15 vor 2448 Tagen @ Leserzuschrift (1697 Aufrufe)

Hallo Ranma,

Euer Vater war sicherlich, oder ist es immer noch, Mitglied der Landwirtschaftskammer. Als solches gibt es einen Anspruch auf Beratung.
Selbst wenn Ihr Mitglied in spe wäret, würden die im Zweifel beraten.

Landwirtschaft heute trägt sich meist nur durch die Fleischtöpfe aus Brüssel, also Subventionen in Zeiten des schrankenlosen Freihandels. Welch' langfristig destruktives, abgekartetes Spiel dies ist, ist die eine Sache. Dennoch muss der Einzelne, um sich durchzuschlagen stets versuchen auch diese Mittel zu erhalten. Man glaubt gar nicht, was alles gefördert wird. Kaum ein Landwirt erwirtschaftet einen Gewinn ohne diese Subventionen. Eine Subventionsberatung ist daher dringend anzuraten.

Einfach nach dem Berater der Landwirtschaftskammer für Eure Region vor Ort im Internet suchen und dann den Kontakt herstellen. Verlieren kann man dabei nicht, nur gewinnen.

In Zeiten einer niedergehenden Währung wird Land von vielen Seiten als Investition in Sachwerte angestrebt. Die Landpreise sind in den letzten Jahren stetig und enorm gestiegen:
http://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/6/nav/355/article/28417.html

Ein Teilverkauf von Land könnte den Erlös bringen, den es für Eure Investitionen bräuchte.
Die Landwirtschaftskammer sollte auch für solche Fragen ein kompetenter Ansprechpartner sein.

Viel Erfolg,
jacob.

schwierige Situation für alle Beteiligten

Baldur, Samstag, 05.08.2017, 20:09 vor 2418 Tagen @ Leserzuschrift (1669 Aufrufe)

Hallo, Ranma,

vorab, ich habe auch kein Patentrezept, möchte aber auf einen anderen Aspekt hinweisen - der ist jetzt zwar nicht besonders politisch korrekt, aber notwendig.

Ich habe mal eine Situation mitbekommen, die mich an Deine erinnert.

Es ging um eine Frau, die es neben ihrem täglichen Beruf geschafft hat, über lange Jahre ihre pflegebedürftige (und kraftvoll klammernde, wohl dominante) Mutter zu pflegen.
Das ging an ihre Substanz, und wie so oft steuerte es auf eine Entscheidung zu, wer von beiden zuerst gehen würde, das kann auch die viel jüngere, erschöpfte Pflegekraft sein.

Jedenfalls starb die Mutter dann irgendwann hochbetagt, und mit rund 60 Jahren stellte die "Pflegerin" nun fest, dass sie ja völlig auf ihr eigenes Leben verzichtet hatte, denn sie war die ganze Zeit über zwangsläufig alleinstehend geblieben, oder, um deutlicher zu werden, sie hatte keine Gelegenheit, einen eigenen Lebenspartner zu finden.

Sie merkte schmerzlich, dass ihre berechtigten Erwartungen an ihr eigenes Leben keinen langen Aufschub mehr aushielten, und wollte wissen, ob und wann sie denn zu ihrem eigenen Recht käme.

Du kannst Dir selbst ausmalen, wie gross die Chancen sind, jemanden passendes zu finden, der Dir noch die grossen Träume verwirklichen hilft. "Das Ding war, realistisch gesehen, gelaufen". Das relevante Zeitfenster hatte sich bereits geschlossen. Sie hatte sich für ihre Mutter aufgeopfert.

Wenn ihr jetzt keine Möglichkeit habt, in wirtschaftlich guten Zeiten für Euch selbst Geld zu verdienen, einen guten Job zu finden, werdet ihr das in schlechten Zeiten gar nicht mehr können.

Das Erbe ist, wenn nicht schon aufgrund der von Mephistopheles dargestellten Verlustsituation, sicher kein Ersatz für ein eigenes Einkommen, für ein eigenständiges Leben, eine eigene Bleibe.

Wenn ihr so weitermacht, werdet ihr alle vermutlich alles verlieren.

Bei allem Verständnis für familiären Zusammenhalt und Loyalität ist Deinem Vater nicht damit geholfen, Euch durch die Situation de facto ins Elend zu stürzen.
Das ist wie die Frage der Selbstgefährdung bei einem Rettungseinsatz.
Dem Ertrinkenden ist nicht damit geholfen, wenn der Retter auch ertrinkt.

Ihr müsst diese Situation entschärfen, egal, wie, praktisch jede Lösung ist besser, als so wie bisher weiterzumachen.

Ich kenne weder ungarische noch bulgarische Pflegeheime, stelle mir aber die Anreise nach Bulgarien noch viel schwieriger vor, als in das weit entfernte Ungarn.

Um die Bestellung eines gesetzlichen Vertreters/Vormunds werdet ihr kaum herum kommen, schliesslich kann die Situation noch etliche Jahre anhalten.

Denke auch an Dich! Das hat mit Herzlosigkeit nichts zu tun, sondern mit einer vernünftigen Abwägung der Interessen.

Dein Vater kann Dir nicht mehr helfen, wenn Du hinterher mittellos und chancenlos auf der Strasse stehst. Und würde das wohl auch kaum von Dir wollen.

Beste Grüsse vom Baldur

Schließe mich an

DcDruide, Montag, 21.08.2017, 21:03 vor 2402 Tagen @ Baldur (1559 Aufrufe)

Eine desolate Situation auf dem Hof mit Investitionsstau und kaputter Struktur kostet vermutlich mehrere Hundert Tausend EUR.
Um zu entscheiden, ob die auch erwirtschaftet werden können, müssten noch mehr Daten vorliegen:
in welchem Land?
ist Eigenland vorhanden und wie viel? Liegt langfristige Verpachtungsverträge vor?

Grundsätzlich die Frage: das Sterben der Höfe beschleunigt sich eher und Ihr habt vor als nicht Fachleute einen Hof mit Gewinn über Jahre zu betreiben, dass die Sanierungskosten + Lebensunterhalt daraus erwirtschaftet werden können?

Wie wäre es damit die Gebäufe günstig abzureißen und einfach Holzhäuser erst einmal zu beziehen?

Schöne Grüße
DcDruide

Erste Aktualisierung

Leserzuschrift @, Donnerstag, 21.09.2017, 09:42 vor 2371 Tagen @ Leserzuschrift (1679 Aufrufe)

Hallo Forumsgemeinde!

Zunächst möchte ich mich für alle Antworten und elektropostalischen Zuschriften bedanken. Davon waren zwar nicht alle sinnvoll, aber das lag größtenteils an mir, weil ich erst sehr spät um Rat gebeten hatte. Vieles war da schon gelaufen, aber das wiederum nicht weil ich etwas verpennt hätte, sondern weil ich Entscheidungen ausschließlich für mich selbst treffen darf. Ich weiß zwar, daß niemand in meiner Familie den Bauernhof verlieren will, schon garnicht nur deswegen, um ein Pflegeheim zu bezahlen, trotzdem muß ich hilflos zusehen wie gerade alles darauf hinausläuft.

Im Prinzip wäre es, wie mir jemand empfohlen hat, eine gute Idee gewesen, den Bauernhof für einen Appel und ein Ei selbst zu kaufen. Das schon deswegen, weil eine Schenkung noch zehn Jahre lang rückabgewickelt werden könnte, um ein Pflegeheim zu bezahlen. Dabei gibt es jedoch drei Probleme. Erstens hätte ich nur über den Kauf entscheiden können, aber nicht über den Verkauf. Nichtmal als Bevollmächtigter hätte ich über den Verkauf entscheiden können, weil ich nur zusammen mit meinem Bruder eine Vollmacht habe und die mangels notarieller Beglaubigung nicht für Immobilienangelegenheiten gilt und jeder Immobilienverkauf notarpflichtig ist. Zweitens wird die Vollmacht auch von Banken nicht anerkannt. Eine Recherche im Netz ergibt zwar, daß Banken rechtlich dazu eigentlich verpflichtet sind, aber sich häufig darüber hinwegsetzen, so daß das möglicherweise eingeklagt werden müßte. Die Erfolgsaussichten dafür stehen zwar gut, aber es würde viel Zeit kosten und Streß verursachen und was ich gerade dringend bräuchte wären mehr Zeit und weniger Streß. Drittens kann mir auch keine notariell beglaubigte Vollmacht mehr ausgestellt werden, weil der Bevollmächtigende dafür bereits zu dement ist.

Ein Schreiber aus dem Gelben Forum hat mir geschildert wie ein Betreuungsverfahren abläuft. Das war sehr nützlich, denn das hat mir die Panik bei dem genommen, was danach kam. Nur als Betreuer könnte man über die Finanzen und Immobilien eines dementen Betreuten entscheiden. Wegen der Möglichkeit des Mißbrauchs so einer Macht, muß darüber ein Gericht entscheiden. Den Antrag dazu hat bereits der Hausarzt gestellt. Das aber nicht nur für den Pflegefall, sondern für meinen Bruder und mich gleich mit! Zu dem Zweck hat er sich auch gleich noch selbst zu meinem Hausarzt erklärt, denn ich hatte ihn zuvor noch nie konsultiert und er hatte mich zuvor höchstens mal von weitem gesehen. Das macht zwar die Erfolgsaussicht des mich betreffenden Verfahrens deutlich geringer, aber es torpediert zuverläßig die Möglichkeit, daß ich als Betreuer in Betracht gezogen werde. Ein Berufsbetreuer wird also mindestens noch zusätzlich bezahlt werden müssen.

Inzwischen war kurz eine Sozialpädagogin vom Landratsamt da, wußte anscheinend selbst nicht, was sie bei uns wollte, und war schnell wieder weg. Dann kam eine Gutachterin, die sich etwas mehr Zeit nahm, Gutachten erstellte, in denen dann aber doch einiges durcheinander lief. Man kann den Gutachten anmerken, daß sie von vorneherein mit dem Ziel geschrieben sind, möglichst allen eine Betreuung zukommen zu lassen. Dann war noch ein windiger Typ da, dem man anmerkte, daß er nur Kohle abgreifen, aber nicht viel dafür tun will, dieser Typ ist ein Rechtsanwalt und unser Verfahrenspfleger. Ein Teil meines Eindrucks von dem kommt daher, daß ich sein Geburtsdatum kenne. Ich wundere mich zwar, wieso man mich über das Geburtsdatum des Verfahrenspflegers und auch das Geburtsdatum einer vorgeschlagenen Betreuerin informiert hat, aber ich finde das sehr hilfreich. Es verrät mir nämlich, daß ich mit Letzerer gut klarkommen würde. Das muß aber nicht viel heißen, außerdem hat das Gericht noch nichts entschieden.

Außerdem habe ich eine Erhöhung des Pflegegrades beantragt, aber die wurde abgelehnt. Möglicherweise half das jedoch, die Lieferung, die trotzdem mit dreimonatiger Verzögerung erfolgte, eines Stehlifters, der inzwischen mehrmals täglich eine Notwendigkeit ist, zu beschleunigen. Ich bin körperlich und geistig völlig fertig, das steht auch im Gutachten über mich, außerdem habe ich zwei üble Entzündungen am Fuß. Selbstverständlich bleibt so viel Arbeit liegen. Das macht den sowieso schwachsinnigen Vorschlag, den ich mir leider immer mal wieder anhören muß, nämlich mir noch mehr Arbeit zu suchen, noch schwachsinniger. Von meinem Bruder kommt zur Zeit nur massive Realitätsverleugnung. Das könnte dafür reichen, daß der eine Betreuung aufgedrückt bekommt. Das wären dann Kosten für zwei (vielleicht sogar drei) Gerichtsverfahren, zwei (oder drei) Betreuungen und ein deutsches Pflegeheim, was aus unterschiedlichen Gründen keiner der Betroffenen will. Hauptsache stur und nicht einmal auf mich hören, womit alles schon schwupps erledigt gewesen und die Situation dreier Personen erheblich verbessert worden wäre.

Jedenfalls sehe ich nun nur noch drei Möglichkeiten. Erstens die Berufsbetreuerin ist so nett, ihr primäres Ziel nicht darin zu sehen, uns arm zu machen. Für den Fall brauche ich immernoch eine Lösung, wer einen sehr schwierigen Pflegefall über eine weite Entfernung transportieren kann. Die brauche ich jedoch auch für die nächste Möglichkeit. Zweitens schaue ich erst zu wie Entscheidungen gegen den Willen meines Bruders durchgesetzt werden und versuche danach selbst die Betreuung zu übernehmen. Drittens kann ich den Verkauf der Äcker und Waldgrundstücke nicht verhindern. Dann könnte ich nur noch Interessierten mitteilen, wo die zu holen sind, falls ich sie damit zumindest in gute Hände fallen lassen würde. Leider scheint es die berüchtigten Gleichgesinnten garnicht zu geben. Jemand wollte wissen, ob Waldgrundstücke dabei sind. Ich würde dazu gerne wissen, was das für einen Unterschied macht. Es sind kleine Waldparzellen dabei, nicht so groß, daß man meinen könnte, sich dort verstecken und von dortigen Wildpflanzen ernähren zu können. Das wäre schon mit einem größerem Waldgrundstück eine eher absurde Vorstellung, falls die Frage darauf abgezielt haben sollte. Die Gemeinde hatte mal kurz eine Forstbereinigung angedacht, aber dann entschieden, daß die zu teuer wäre. Es werden also immer kleine Parzellen bleiben, eine davon sogar nur ein Anteil an einer Eigentümergemeinschaft (ich weiß nichtmal, wer die anderen Eigentümer sind) und die übrigen schwer zugänglich. Wahrscheinlich bringen die daher nicht viel Erlös.

Bei meiner Idee, den Betrieb wieder aufzunehmen, ging es auch nur um eine mögliche Reduzierung zu erwartender Schulden (zum Beispiel durch Subventionen, denn man muß mir, der ich schließlich schon immer auf einem Bauernhof wohne, nicht extra erklären, daß sich ein Bauernhof in unserem Land nicht rentabel betreiben läßt), nicht etwa darum, mit großen Agrarkonzernen zu konkurrieren. (Darum ist auch die mir zugetragene Idee, eine Hypothek aufzunehmen, keine gute Idee.) Das hieße eine Nische suchen, die sonst wenig beachtet wird, aber es würden wahrscheinlich trotzdem Investitionskosten von hunderttausenden Euro anfallen, was nicht zu machen ist. Die Idee war also nicht so gut. Würde es so viele an einem Bauernhof interessierte Leute geben, wie ich den Eindruck hatte, dann wäre die Idee schon ein gutes Stück sinnvoller und realistischer gewesen. Vielleicht sollte ich mich noch weniger mit der Schauungsszene beschäftigen. Lieber als den Betrieb wieder aufzunehmen würde ich mich mit einer guten Dosis Startkapital ins Ausland absetzen. Für den Fall bräuchte ich ausreichend Startkapital und ich müßte es so rechtzeitig haben, daß ich nicht erst nur mit dem, was ich in den Händen tragen kann, auf der Straße stehe. Darin sehe ich zur Zeit ein Problem. Also falls es noch weitere Hinweise, Informationen oder Vorschläge gibt, dann nur her damit!

Gruß,
らんま
Ranma

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Etwas unklare Situation

Brutus, Samstag, 07.10.2017, 23:00 vor 2355 Tagen @ Leserzuschrift (1600 Aufrufe)

Deine Schilderungen sind für mich noch etwas verwirrend. Auf jeden Fall, soviel ich aus Deiner Geschichte herauslesen kann, sieht das eher übel aus, wenn nicht sogar sehr übel. Sollte dein Vater unter Fremdbetreuung fallen, hast Du quasi schon verloren. Rechte hast du so gut wie keine mehr, aber Zahlungsverpflichtungen. Aber selbst, wenn du es schaffen solltest, vom Betreuungsgericht als persönlicher Betreuer eingesetzt zu werden, musst du alle wichtigen Entscheidungen vom zuständigen Rechtspfleger am Gericht absegnen lassen. Ein gewünschter Verkauf von Immobilien muss begründet und oft noch mit einem Wertgutachten eines (nicht billigen) vereidigten Sachverständigen unterlegt werden. Ein Verkauf unter Wert ist unzulässig. Zudem muss der Bruder zustimmen und bei einem eventuell zustandekommenden Verkauf auch beim Notar mitunterschreiben. Das ist alles äußerst nervenzerfetzend und enorm zeitraubend. Selbstverständlich darf der Verkaufserlös nur zur Begleichung der Pflegekosten verwendet werden, was auch regelmäßig nachgewiesen werden muss. Da gibt es noch viele andere Dinge zu beachten und zu bearbeiten. Ich habe das selbst mit beiden Elternteilen durchgemacht und war am Ende selbst überschuldet, bekam keinen Kredit mehr, und war physisch und psychisch völlig fertig. Bei uns waren ruckzuck mehrere hunderttausend Euro für die Pflegekosten angefallen und ich musste zum Schluss selbst die Kosten für das Grab noch stunden lassen. Viel Hoffnung kann ich Dir nicht machen, aber ich wünsche Dir die Energie und die Kraft, das alles durchzustehen.

Grüße von Brutus!

Zweite Aktualisierung (Rettung (m)eines Bauernhofes)

Leserzuschrift @, Samstag, 06.01.2018, 09:17 vor 2264 Tagen @ Leserzuschrift (1363 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Donnerstag, 01.02.2018, 09:11

Hallo Forum!

Die Sache mit der Betreuung hat sich arg hingezogen, weil zwischendurch noch die erste Kandidatin, um die Betreuung zu übernehmen, ausgefallen ist. Aber jetzt gibt es eine Berufsbetreuerin. Noch hat die nichts Schlimmes getan, sondern kümmert sich wirklich. Sie hat auch gleich versucht, einen Platz für die Kurzzeitpflege zu bekommen. Aber das wurde von einem Pflegeheim, das einen freien Platz hatte, abgelehnt und zwar deshalb, weil dem Pflegeheim der Aufwand für unseren Pflegefall zu hoch ist. Ein ambulanter Pflegedienst kommt jeweils morgens und abends zu uns. Dieser Pflegedienst sagt auch, daß der Aufwand für eine Pflege zuhause für unseren Pflegefall so hoch ist, daß die Pflege nicht mehr gewährleistet ist. Laut der Betreuerin bedeutet die Ablehnung durch ein Pflegeheim, daß auch alle anderen Pflegeheime unseren Pflegefall ablehnen werden.

Einerseits bedeutet das, daß ich die Hoffnung haben darf, daß der Bauernhof nicht aufgrund der Kosten für ein Pflegeheim verloren geht.

Andererseits ist die Situation ziemlich verzweifelt. Wenn die Pflege zuhause nicht mehr funktioniert und Pflegeheime aus dem gleichen Grund den Pflegefall nicht übernehmen wollen, wo soll er dann hin? Pflegedienst und Betreuerin sind für ein Hospiz. Da würden auch die Kosten von der Krankenkasse voll übernommen. Aber da gibt es nur sehr wenige Plätze. Daran könnte auch das noch scheitern. Internetrecherche bringt mich nicht weiter. Mehr tun kann ich jedoch nicht, schon jetzt bekomme ich an manchen Tagen nur drei Stunden Schlaf. Hat noch jemand irgendwelche Ideen oder Informationen?

Gruß,
Ranma

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Kopf hoch, Köpfe ab - wer zuletzt lacht, lacht allein

Fenrizwolf, Sonntag, 07.01.2018, 08:58 vor 2263 Tagen @ Leserzuschrift (1357 Aufrufe)

Hallo Ranma!

Im Spätsommer hatte ich mal einige Zeilen guten Willens hier verfaßt, die aber nach Absenden im Nirvana verschwunden sind, weil ich entweder zu doof für Tablets bin, oder es falsch eingesetzt habe.

Deine Erfahrungen machen mich betroffen und betrübt, eigentlich wütend bis zur Weißglut.
Berührt bin ich deshalb, weil ich sehr, sehr ähnliche Erfahrungen wie Du in den letzten Jahren gesammelt habe.

Vater wurde zum Pflegefall, Behörden üben Terror aus, Geschäftspartner scheiden sich zwischen Kriminellen und kleinen Aufrichtigen.

Der Bypass eigener Lebenskräfte ins Portemonnaie Krimineller läuft wie am Schnürchen, während selbst bei schwindender Kraft, nichts mehr gelingt.

Selbst das Kind wollte man uns rauben – freilich unter Domestizierung staatlicher Organe, feindlicherseits.

In der Stunde des Entsetzens folgten dann die heimtückischen Angriffe ehemaliger Vertrauter.
Meine Tante, meinen vermeintlich besten Freund und meine Schwester habe ich durch ihre seelische Deformation und Intrigen verloren.

Ein vorsichtig geführtes, kleines Familienunternehmen ist zerstört, Vater ist pflegebedürftig und Mutter auf den Rollstuhl gefesselt.
Alles was einmal fundamental war, ist eliminiert; fast alle, denen ich vertraute, sind nun Verbrecher.

Auf dem Weg in den Abgrund, zeigen insbesondere jene beachtliche Fürsorge, die noch vom Leichnam zehren wollen.
Und während das Gesindel am lebendigen Fleisch herumbeißt, kommt das kälteste aller kalten Ungeheuer und nimmt noch mehr, immer mehr. Alle Teufel sind unersättlich.


Die Welt in der ich aufgewachsen bin, ist ganz ohne Weltkataklysmus auf Stumpf und Stiel ausgerottet.
Je pervertierter, vertierter und haltloser ein Individuum oder Komplex ist, desto größer scheint sich dieser Tage seine Macht aufzublähen.
In Gegenwart dieser Tendenzen ist mir insbesondere die Kuschelesoterik verwöhnter Hausfrauen besonders zuwider.

Diesen Saustall misten wir nicht aus, indem wir uns in Vergebung üben. Eben selbstreflektierende, sanfte, gutmütige Geister sind es doch, die dem Schlachten erliegen sollen.
Ja, Schlimmes passiert, und ein Dominostein fällt den anderen.
Aber die Parallelen zwischen Deinem Leiden und meiner jüngsten Vergangenheit sind unübersehbar.
An einem astrologischem Vergleich beider Vitae bin ich sehr interessiert.

Ich weiß nicht, welchen Wert meine Ergriffenheit haben mag, aber ich drücke hiermit symbolisch einem Freund im Geiste einen sehr altehrwürdigen Speer in die Hand:
Geh‘ behutsam damit um – denn an ihm zerbrechen alle bei Anritt. Er heißt ,Widerstand‘.

Im Herzen ein Wille

Mit besten Grüßen

Fenrizwolf

Dritte Aktualisierung (Rettung (m)eines Bauernhofes)

Leserzuschrift @, Donnerstag, 01.02.2018, 09:07 vor 2238 Tagen @ Leserzuschrift (1373 Aufrufe)

Hallo!

Inzwischen wurde der Pflegefall tatsächlich fast überall abgelehnt. Sogar dem Hospiz ist er zu schwierig. Inzwischen hat er den Pflegegrad 5. Außer dem rechtem Arm und dem Mund bewegt sich praktisch nichts mehr, mit den beiden wehrt er sich trotzdem gegen Hilfe. Außerdem werde ich weiterhin andauernd beschimpft und beleidigt. Auch wenn die Betreuerin praktisch keine Rücksprache mit uns hält, erfüllt sie doch ihre Aufgabe. Einige der Leser hier scheinen noch nicht mitbekommen zu haben, daß sich an der Betreuung nichts mehr ändern läßt. Die Aufnahme in eine Pflegeeinrichtung ist übrigens so ein gewaltiger Papierkrieg, daß ich froh bin, den nicht selbst erledigen zu müssen. Der Pflegefall ist auf einer Warteliste für eine für Intensivpflege ausgerüstete Einrichtung. Es ist wohl sogar so, daß die meisten Pflegeheime so etwas nicht leisten können, egal ob sie das wollen oder nicht. In der Intensivpflege gibt es einen besseren Personalschlüssel. Das klingt auch nach höheren Kosten. Nur daß sich die Einrichtung im eher ländlichen Raum befindet wirkt denen entgegen. Im Moment läßt sich wirklich nur abwarten.

Aber ein Spezialthema muß ich noch anbringen, daß eher etwas ist, das auf elektropostalischer Ebene diskutiert werden sollte. Es geht um Schußwaffen: Der Erblasser in spe besitzt Schußwaffen aus der Nachkriegszeit. Damals war es viel einfacher, Schußwaffen zu erwerben und (als später die WBK-Pflicht eingeführt wurde) eine WBK dafür zu bekommen. Heute kommt es bei der Auswahl einer Schußwaffe darauf an, ob sie für die Jagd, die Selbstverteidigung oder für sportliches Schießen bestimmt sein soll. Damals machte man solche Unterschiede noch nicht. Das bedeutet, daß die fraglichen Schußwaffen nicht den heutigen Reglements sportlicher Disziplinen entsprechen. Mit so alten Geräten sollte man auch keine sportlichen Erfolge erwarten. Bei einer der vielen Waffenrechtsverschärfungen der letzten Jahre ist wohl auch die Erben-WBK weggefallen? Deshalb kann und soll man Schußwaffen heutzutage bei Behörden abgeben, wo dann diese Werte von hunderten Euro vernichtet, aber man nicht einen einzigen Cent dafür sieht. In der Situation, in der ein Pflegefall bereits eingetreten ist, kommt es selbstverständlich garnicht in Frage, auf hunderte Euros einfach so zu verzichten. Verkauft werden können die fraglichen Schußwaffen sicherlich nur noch durch die Betreuerin, aber die könnte stattdessen auch auf die Idee kommen, die Schußwaffen entschädigungslos abzugeben. Fände ich Kaufinteressenten, dann dürfte die Betreuerin nicht weniger für die Schußwaffen verlangen ohne ihre Sorgfaltspflicht zu verletzen. Aber wie mache ich das, wenn ich die Schußwaffen selbst nicht verkaufen darf? Ist es überhaupt wahrscheinlich, daß es Kaufinteressenten für Schußwaffen (Kleinkaliber Kurz- und Langwaffen, Luftdruckgewehre) aus den 1950ern gibt?

Gruß,
Ranma

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Kleinkaliber und Luftgewehre

Fenrizwolf, Samstag, 17.02.2018, 08:03 vor 2222 Tagen @ Leserzuschrift (1332 Aufrufe)

Hallo Ranma!

Insbesondere bei Kleinkaliberwaffen findet sich in Altbeständen selten Wertvolles.
Problematisch ist hierbei vor allem die gesetzliche Gleichstellung zu großkalibrigen Waffen.

Gewehre, sofern keine Selbstlader, ließen sich unproblematisch an Jäger veräußern, während
Pistolen und Revolver vermutlich niemand haben will, da durch strenge Erwerbsbeschränkung niemand wertvolle "Erlaubnisse" für Tand verschwenden wird.

Sammlerstücke jedoch wird gar der Hersteller mit Kußhand zurückkaufen wollen.

Bei Druckluftwaffen sind Gewehre und Pistolen gleichgestellt. Hier gilt, daß das
Projektil nicht mit mehr als einer Energie von 7,5 Joule den Lauf verlassen darf.
Jene "Waffen" sind seit langer Zeit mit einem "F" im Fünfeck gekennzeichnet.
Diese dürfen von allen Erwachsenen Personen besessen werden, und bedürfen keiner
gesonderten Aufbewahrung.

Vorsicht ist jedoch bei jenen Druckluftwaffen geboten, die diese Kennzeichnung nicht besitzen, oder vormals mit einer stärkeren Feder zur Schädlingsjagd bestückt wurden.
Diese Luftgewehre sind rechtlich "scharfen" Waffen gleichgestellt.

Beim Thema Waffen sollte man unbedingt jemanden ins Vertrauen ziehen, der mit der aktuellen Gesetzeslage vertraut ist.


Mit freundlichen Grüßen

Fenrizwolf

Vierte Aktualisierung

らんま, Samstag, 28.04.2018, 03:51 vor 2152 Tagen @ Leserzuschrift (1174 Aufrufe)

Hallo!

Wenn man das Forum öffnet, dann zieht man Internetsüchtige wie mich an. Ob das eine gute Idee ist? Nachdem schon wieder eine Elektropostadresse mitsamt dem Anbieter verschwunden ist, wollte ich eigentlich meine pseudonyme Identität schon einstampfen. Aber jetzt kann ich hier sogar ohne Elektropostadresse schreiben. Also existiert Ranma noch bis hier wieder zu ist.

Mein alter Herr ist inzwischen tot und begraben. Auf Dokumente warte ich noch. Auch darauf, daß das Finanzamt zuschlagen wird. Weil das der primäre Existenzzweck des Staates ist, deshalb sollte man da nicht viel Widerstand leisten. Also kann ich erstmal nur abwarten, was danach noch möglich sein wird oder nicht. Viel wird nicht gehen. Manche Flächen sind noch auf Jahrzehnte hinaus verpachtet. Ein Pächter bekam sogar ein Vorkaufsrecht eingeräumt. In vielen Gegenden war ich schon so lange nicht mehr, daß ich zum Beispiel die winzigen Waldgrundstücke vielleicht nicht mehr auffinden würde. Maschinen existieren hier wirklich nicht mehr, höchstens noch kleine Haufen überwucherten Rostes. Moderne Maschinen wären viel zu teuer. Außerdem ist der durchschnittliche Bauernhof in Bayern schon dreimal so groß, in Norddeutschland mindestens zwanzigmal.

Die WBK habe ich noch nicht gefunden. Weil die jedoch existiert, deshalb sollte Behörden bekannt sein, was hier an Waffen zu finden ist. Also müssen diese abgegeben werden. Lieber wäre mir natürlich, diese nach außerhalb der deutschen Jurisdiktion zu bringen. Aber liberal genug ist dafür heute wahrscheinlich kein Land mehr. Ausgerechnet jetzt, während hierzulande mehr und mehr Menschen mal mit der Realität in Kontakt kommen.

Aus Versicherungsgründen durften bei uns im Hof noch nie Fremde auf Bäume klettern und mein Bruder darf das aus medizinischen Gründen nicht. Bei mir verursachten diese beiden Einflüsse schon als Kind eine Phobie auf Bäume zu klettern. Das habe ich mein Leben lang noch nicht gemacht und jetzt wäre es sicherlich noch gefährlicher, damit anzufangen. Das erschwert natürlich die Obsternte, während die Obstbäume die einzige Ressource sind, die noch genutzt werden könnten, um hier zur Deckung der Kosten beizutragen.

Primäre Landbevölkerung denkt in Generationen. Sicherlich hatte mein Großvater die Bäume hier nicht in erster Linie für sich selbst gepflanzt. Eine Verantwortung, die auch ich ernstnehme. Deshalb will ich einerseits den Bauernhof halten, andererseits will ich auch wirklich von hier weg und mir etwas aufbauen, das mir liegt. Dieser Zwiespalt macht die Entscheidungen auch nicht einfacher.
乱馬
(ランマ)

Keine leichte Entscheidung

Joe, Sonntag, 13.05.2018, 21:20 vor 2137 Tagen @ らんま (1079 Aufrufe)

Hallo Ranma,

zunächst mein Beileid an den Tod deines Vaters. Es ging ja alles recht schnell, ich hoffen du hattest genug Kraft es zu verdauen.

Kannst du nicht versuchen etwas Abstand zu bekommen und dann die Zukunft zu planen? Ohne eine existenzsichernde Einnahmequelle ist so ein Hof nicht halte-fähig, sei froh dass es, falls erfoderlich, momentan genügend Käufer gibt.

VG, Joe

Danke

Ranma (らんま), Montag, 14.05.2018, 03:35 vor 2136 Tagen @ Joe (1079 Aufrufe)

Hallo Joe,

Kannst du nicht versuchen etwas Abstand zu bekommen und dann die Zukunft zu planen?


Ich befürchte immer, daß dafür niemand Verständnis hat, aber anscheinend ist dem nicht so. Ein guter Rat also.

Gruß,
乱馬

niemand hat für irgendetwas Verständnis

Baldur, Montag, 21.05.2018, 20:43 vor 2129 Tagen @ Ranma (らんま) (1097 Aufrufe)

Hallo, Ranma,

von einem Medium kam bei einer bestimmten Situation im Umfeld mal die Aussage durch, es wird alles gut sein und werden.

Die Person von Interesse starb aber.

Genau das jedoch machte die Situation für die Hinterbliebenen wieder gut und erträglich. Vermutlich sogar für die entleidete Verstorbene.

In Deiner Situation war das Eins vor Zwölf und vermutlich trotzdem zu spät.

Wenn der demente Verblichene die grünen Karten nicht sorgfältig aufbewahrte, wird auch der Rest möglicherweise unauffindbar sein.
Was Du grob beschrieben hast, hat einen realistischen Verkaufswert von Null.

Ein Käufer muss die Formalitäten erledigen und bekommt dann schlecht gepflegtes Allerweltszeug, das niemand will und niemand braucht, zumal es zigtausenderweise vorhanden ist.

Würde man als Interessent so etwas suchen, bekäme man zehn Angebote für weit unter 100 Euro.

In der Schweiz kosten typische Schützenutensilien für einen Käufer ca. 1200, bringen einem Verkäufer aber gerade mal 500, wenn überhaupt, ein. Denn das Angebot quillt über, und die Formalitäten beim Händler wollen bezahlt sein, ausserdem liegt das Zeug jahrelang wie Blei herum, es gibt ein extremes Überangebot. Dabei sprechen wir aber von topgepflegter Spitzenqualität.

Materiell wirst Du für alles, falls Du es fändest, zusammen nicht mal einen Tausender bekommen, eher wären 100-300 realistisch, für alles.

Das lohnt die Suche nicht.

Beste Grüsse vom Baldur

Mit viel Geld rechne ich nicht mehr

Ranma (乱馬), Dienstag, 22.05.2018, 12:31 vor 2128 Tagen @ Baldur (1093 Aufrufe)

Hallo!

von einem Medium kam bei einer bestimmten Situation im Umfeld mal die Aussage durch, es wird alles gut sein und werden.

Die Person von Interesse starb aber.

Genau das jedoch machte die Situation für die Hinterbliebenen wieder gut und erträglich. Vermutlich sogar für die entleidete Verstorbene.

Dann stimmte die Aussage offenbar.


Wenn der demente Verblichene die grünen Karten nicht sorgfältig aufbewahrte, wird auch der Rest möglicherweise unauffindbar sein.

Der Verblichene war immer sehr verschlossen, vor allem was Rechtliches und Finanzen anging.

Was Du grob beschrieben hast, hat einen realistischen Verkaufswert von Null.

Ein Käufer muss die Formalitäten erledigen und bekommt dann schlecht gepflegtes Allerweltszeug, das niemand will und niemand braucht, zumal es zigtausenderweise vorhanden ist.

Würde man als Interessent so etwas suchen, bekäme man zehn Angebote für weit unter 100 Euro.

In der Schweiz kosten typische Schützenutensilien für einen Käufer ca. 1200, bringen einem Verkäufer aber gerade mal 500, wenn überhaupt, ein. Denn das Angebot quillt über, und die Formalitäten beim Händler wollen bezahlt sein, ausserdem liegt das Zeug jahrelang wie Blei herum, es gibt ein extremes Überangebot. Dabei sprechen wir aber von topgepflegter Spitzenqualität.

Materiell wirst Du für alles, falls Du es fändest, zusammen nicht mal einen Tausender bekommen, eher wären 100-300 realistisch, für alles.

Als ich die Frage stellte, ging ich zwar nicht von einem extremem Überangebot aus, aber kaum etwas dafür zu bekommen, das fände ich nicht schlimm. Es ging mir vor allem darum, über den Verbleib Bescheid zu wissen. Im besten Fall hoffte ich, das Allerweltszeug eines Tages gleichermaßen billig zurückerwerben zu können. Aber auch das nicht, weil mir viel daran läge, sondern weil ich eine politische Kursänderung (erst in vielen Jahren) wittere. Wenn ein extremes Überangebot vorliegt, dann gibt es das Problem nicht, das ich lösen wollte. Dann möchte ich es eigentlich nur dem Staat nicht gönnen, seiner Lust an der Zerstörung freien Lauf zu lassen. Leider werde ich das nicht verhindern können.

Gruß,
ランマ

Fünfte Aktualisierung (hier geht es um Waffen)

Ranma (らんま), Samstag, 07.07.2018, 12:34 vor 2082 Tagen @ Leserzuschrift (1062 Aufrufe)

Hallo!

Inzwischen habe ich alle aufgefundenen Waffen im Sinne des Waffenrechts (das befaßt sich eigentlich nicht mit Waffen, sondern mit Sportgeräten, scharfkantigen Spielzeugen und Dekorationsartikeln) abgegeben. Am Ende war ich doch erstaunt, wieviel zusammenkam. Bei der Anschaffung der sogenannten Waffen verhielt sich unser alter Herr völlig gesetzeskonform. Nur durch die häufigen, schwachsinnigen Änderungen und die gleichzeitig nachlassenden Geisteskräfte unseres alten Herrn, die der zum Verständnis der vielen Änderungen benötigt hätte, rutschten einige Gegenstände in die Illegalität. Manche auch erst für die Erben, denn ein vor 2017 angeschaffter Waffenschrank hat zwar Bestandschutz, aber dieser gilt nicht für die Erben! Das führte dazu, daß ich auch einen 4mm-Randzünder-Revolver mit einem F im Fünfeck, das freie sogenannte Waffen kennzeichnet, nicht behalten konnte. Der war wohl extra mal produziert worden, um die strengen Auflagen des Waffenrechts zu umgehen.

Wie komplett schwachsinnig das Waffenrecht ist, das wurde mir ein weiteres Mal dadurch bewiesen, daß man als Erbe das gesamte abzugebende Zeug einfach so in der Gegend herumkutschieren soll. Ich hatte den zuständigen Beamten extra noch gefragt wie der Transport vonstatten gehen soll, wenn ich die fraglichen Gegenstände nichtmal besitzen darf. Der Beamte meinte, das wäre doch kein Problem: einfach ins Auto packen und herfahren! Offenbar sehen die Staatsbediensteten nicht die geringste Gefahr darin, wenn ein Staatsbürger das macht, was von der Gesetzeslage her streng verboten ist!

So gesehen war es vielleicht ein Fehler, der gesetzlichen Aufforderung zur Abgabe so streng Folge zu leisten. Andererseits ist es völlig illusorisch zu meinen, daß man mit legalen oder ehemelig legalen Gegenständen auf drohende Gefahren vorbereitet wäre. Bewaffnung galt hier immer als ein wichtiger Teil der Vorbereitung. Vielleicht hätte ich den 4mm-Randzünder-Revolver behalten können, wenn ich bereit gewesen wäre, einen neuen Stahlschrank für einige hundert Euro dafür anzuschaffen. Das Kaliber wurde hergestellt, um damit in geschlossenen Räumen schießen zu können, die Mündungsenergie bleibt unterhalb des Grenzwertes von 7,5 Joule, durch das F im Fünfeck bestätigt. Die Randfeuerpatronen enthalten nur einen großen Zündsatz, keine richtige Treibladung, wegen der man die Munition nicht haben dürfte. Trotzdem produzieren sie etwas Pulverdampf, weswegen sie auf Schießständen ohne Lüftungssystem nicht zugelassen sind. Dieses Problem liegt rechtlich jedoch auf der Seite des Schießstandes. Wirtschaftlich auch, weshalb Luftgewehrschießstände solche Munition ausschließen und normalerweise nur für kalte (im Sinne des Rechts, physikalisch heizt sich Druckluft nämlich ganz schön auf) Antriebsgase zugelassen sind. Das fragliche Kaliber läßt sich also für praktisch nichts verwenden. Wegen der fehlenden Treibladung gibt es noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß Geschosse im Lauf steckenbleiben. Jedenfalls ist beim abgegebenem Exemplar noch irgendetwas Kleines aus der Trommel gefallen und ich vermute, daß da Geschosse sogar schon innerhalb der Trommel nicht mehr weitergeflogen waren. So einen Versager könnte man beim sportlichen schießen mal hinnehmen, bei der Jagd wäre das ärgerlich und bei der Selbstverteidigung fatal. So gesehen nimmt einem das Waffenrecht nur Illusionen und Selbstgefährdung weg.

Überhaupt sollte man nicht meinen, daß man sich bei ernstlich drohender Gefahr mit Waffengewalt verteidigen könne. Manche glauben, daß sie in früher häufiger diskutierten Szenarien ihre Essensvorräte verteidigen müßten. Was könnte wohl ein aktiver Sportschütze oder Jäger, denen immerhin einige Waffen erlaubt sind, gegen ausgebildete Dienstwaffenträger ausrichten? In Wirklichkeit garnichts. Bei solchen Versuchen würde man nur sehr schnell selbst erschossen. Unbewaffnete Hungernde werden ausgebildeten Dienstwaffenträgern, die selbst hungern, selbstverständlich den Vortritt lassen. Das aus dem gleichen Grund, warum sich auch Essenshorter mit einem Rest Menschenverstand denen nicht in den Weg stellen werden. Insofern kann man froh sein, daß die übertriebenen Vorschriften zum Waffenbesitz Schlimmeres verhindern werden.

Man kann für einen Vergleich mal in die USA schauen. Dort gibt es einige Fälle von ganz offensichtlichem Justizirrtum, wenn nicht gar offensichtlicher Rechtsbeugung, deren Opfer im Todestrakt auf ihre Hinrichtung warten. Zugleich haben die Staatsbürger der USA das Recht auf freien Waffenbesitz, um genau solchen Zuständen jederzeit und falls nötig auch auf robuste Weise entgegenwirken zu können. Aber hilft das den Opfern des US-amerikanischen Systems auf irgendeine Weise? Sich durch Bewaffnung auf irgendetwas anderes vorbereiten zu können als darauf, für die Mächtigen Kanonenfutter zu sein, ist nur Illusion. Es wird Zeit, sich von dieser Illusion zu verabschieden.

Gruß,
Ranma

Stopp - nur eingeimpfte Illusion für BRD-Bürger

Baldur, Samstag, 14.07.2018, 19:28 vor 2075 Tagen @ Ranma (らんま) (1038 Aufrufe)

Hallo, Ranma,

Sich durch Bewaffnung auf irgendetwas anderes vorbereiten zu können als darauf, für die Mächtigen Kanonenfutter zu sein, ist nur Illusion. Es wird Zeit, sich von dieser Illusion zu verabschieden.

mit Verlaub, aber da unterliegst Du selbst einer gewollten Illusion.

Eín de facto bestehendes Waffenverbot für rechtschaffene Einwohner gibt es nur in sehr wenigen Staaten, wie etwa einstmals in der DDR, oder heute in der BRDDR, oder Grossbritannien.

Fast alle anderen Staaten gestehen unbescholtenen Einwohnern legalen Waffenbesitz selbstverständlich zu, bis hin zum seltenen Recht, eine legale Waffe auch verdeckt im Alltag mit sich zu tragen (CZ).

Bitte schliesse nicht automatisch von daheim auf die Fremde.

Kaum ein Staat ist weltweit derart verblödet wie das Regime der BRDDR, auch wenn es ernstzunehmende Mitbewerber auf Augenhöhe gibt (etwa Schweden oder Grosstbritannien).

Trotzdem sind das - NOCH - Einzelfälle, und Ausreisser aus der Normalität.

Beste Grüsse vom Baldur

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Ja, ja ...

dersoeflinger, Hauptstadt des Nebelreiches, Samstag, 14.07.2018, 21:38 vor 2075 Tagen @ Baldur (989 Aufrufe)

Hallo,

ja, früher war sogar die Zukunft besser.

Würde mich mal interessieren wo in Doitschland ein Waffenverbot für unbescholtene Bürger herrscht?

Ich bin eigentlich recht froh, daß bei uns nicht jede Nase eine Wumme haben darf. Wenn ich mal wieder jemanden den Parkplatz wegnehmen würde, da hätte ich ein schlechtes Gefühl.

Das doitsche Waffengesetz mit dem englischen Waffengesetz zu vergleichen zeugt doch von einer gewissen Uninformiertheit.

Ja, und im Land der NRA ist es auch nicht so einfach. Manche Staaten haben solch restriktive Gesetze, da bekomme ich vom Kopfschütteln Schmerzen.

Bis auf wenige Ausnahmen hat ein Staat kein Interesse daran, daß sich seine Bürger effektiv bewaffnen.

"Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben. Eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben." V

Eine Ausnahme bildet zum Beispiel Finnland, hier jedoch aus Eigennutz, da ein aufdringlicher Nachbar vorhanden ist.

Gruß

Peter

--
Nicht ein Hängen an dem, was gestern war, sondern ein Leben aus dem, was immer gilt.

Nicht nur BRD

Ranma (乱馬), Sonntag, 15.07.2018, 03:23 vor 2074 Tagen @ Baldur (1074 Aufrufe)

Hallo!

mit Verlaub, aber da unterliegst Du selbst einer gewollten Illusion.

Gewollt, ja. Aber nur Illusion? Gegen ausgebildete Dienstwaffenträger hast du keine Chance. Gegen erfahrene Verbrecher auch nicht. Es gibt praktisch keine Situation, in der du dich mit einer Schußwaffe verteidigen könntest. Noch weniger eine, in der du das solltest.

Eín de facto bestehendes Waffenverbot für rechtschaffene Einwohner gibt es nur in sehr wenigen Staaten, wie etwa einstmals in der DDR, oder heute in der BRDDR, oder Grossbritannien.

Oder in Mexiko, Venezuela, Brasilien, Australien, Japan. Sind nur diejenigen, die mir auf Anhieb einfallen, nebst so ziemlich allen Staaten Europas und Asiens. In arktischen Gegenden glaubt man, Waffen wegen der Eisbären nicht verbieten zu können. Daher gibt es dort Ausnahmen. Bei vielen weiteren Staaten sind Informationen schwierig zu beschaffen, so daß ich die Rechtslage vieler Länder nicht kenne. In Australien darf man nichtmal ein Messer bei sich haben. So etwas erfährt man eher nur zufällig, weil man auf so eine Idee garnicht erst kommt. Obwohl es in UK und Deutschland ähnlich ist.

Fast alle anderen Staaten gestehen unbescholtenen Einwohnern legalen Waffenbesitz selbstverständlich zu, bis hin zum seltenen Recht, eine legale Waffe auch verdeckt im Alltag mit sich zu tragen (CZ).

Weißt du das sicher? Tschechien hat zwar das liberalste Waffenrecht in Europa und nicht zuletzt deswegen reisen viele Sportler regelmäßig dorthin, aber als Teil des Schengenraums darf eigentlich niemand kontrollieren, was man über die deutsch-tschechische Grenze bringt. Ich hätte gerne meine Waffen nach Tschechien gebracht, aber wie wäre es dort weitergegangen?

Bitte schliesse nicht automatisch von daheim auf die Fremde.

Um die Fremde ging es mir eigentlich garnicht. Die Polizisten in der Fremde sind schließlich viel schlechter ausgebildet. Im Amiland besteht die Ausbildung der Polizisten aus einem zweiwöchigem Kurs im Pistolenschießen. Weiter lernen die nichts. Gegen die magst du mit einer eigenen Feuerwaffe eine Chance haben. Das sehen die auch so und deshalb schießen sie vorsorglich Leute tot, einschließlich Kindern mit Spielzeugpistolen. Ein deutscher Polizist, egal aus welchem Bundesland, kann sich die Inkompetenz, ein Spielzeug nicht von einer Waffe unterscheiden zu können, nicht leisten. Dienstwaffenträger sind selten so schlecht ausgebildet wie die im Amiland. Dafür ist die Macht der Regierenden in allen anderen Ländern absoluter als in den USA. Bei uns ist es nicht vorgesehen, daß man sich überhaupt gegen übergriffiges Vorgehen von Staatsorganen schützen darf.

Trotzdem sind das - NOCH - Einzelfälle, und Ausreisser aus der Normalität.

Es sind keine Ausreißer. Schußwaffenverbote sind Normalität. Die vielen weiteren Verbote in Deutschland sind sicherlich extrem. Die Auflagen für legalen Waffenbesitz auch, so daß effektiv verboten ist, was rechtlich noch erlaubt wäre. Rechtlich gesehen ist Japans Waffenverbot in Bezug auf Schußwaffen viel strenger.

Gruß,
Ranma

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