Heerlager der Heiligen (Schauungen & Prophezeiungen)

Pferdchen, Mittwoch, 15.08.2018, 15:43 vor 2052 Tagen (1773 Aufrufe)

Hallo,

zum genannten Buch habe ich grade die Inhaltsangabe gelesen: Ein fiktiver Roman von 1973, jedoch zweifellos mit erstaunlich prophetischen Zügen, wenn man die historischen Entwicklungen seit 2015 betrachtet.

Zufall oder Schauungsgabe des Autors? Was meint ihr?

Gruß,
Pferdchen

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Voraussicht im Heerlager

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 15.08.2018, 16:19 vor 2052 Tagen @ Pferdchen (1655 Aufrufe)

Hallo, Pferdchen!

Zufall oder Schauungsgabe des Autors? Was meint ihr?

Siehe hierzu diese beiden Beiträge von mir:
Seher vs. "visionärer Geist"
Das Ende des Heerlagers

Schauungsgabe liegt gewiß nicht vor, aber eine herausregende Intuition, gepaart mit einem Durchblick durch die gesellschaftlichen Verhältnisse, den man nur haben kann, wenn man mit einem Teil seines Wesens noch in der Kultur (als Gegensatz zur Zivilisation begriffen) wurzelt. Vor dem Hintergrund dieses Empfindens, wie die Welt eigentlich sein sollte, weil sie einst so war, entfaltet sich bei der Betrachtung der Gegenwart die gesamte Misere unserer Epoche und ihres zwangsläufigen Werdegangs, dessen Realität die Romane in der Regel irgendwann noch überbietet.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Zufall oder Schauung - weder noch?

Pferdchen, Mittwoch, 15.08.2018, 18:06 vor 2052 Tagen @ Taurec (1416 Aufrufe)

Hallo,

mir sind noch zwei weitere Möglichkeiten eingefallen, warum Raspail so sehr ins Schwarze getroffen haben könnte: 1.) die Ereignisse laufen nach einem weltpolitischen Plan, von dem Raspail Kenntnis hatte, näheres dazu findet sich detailreich bei Weltverschwörungsforschern jeglicher Couleur. Oder 2.) er hat mit Hilfe von empirischen Mitteln einfach verdammt gut geraten - nach Art des Trendforschers Gerald Celente.

Schauungsgabe liegt gewiß nicht vor, aber eine herausregende Intuition, gepaart mit einem Durchblick durch die gesellschaftlichen Verhältnisse, den man nur haben kann, wenn man mit einem Teil seines Wesens noch in der Kultur (als Gegensatz zur Zivilisation begriffen) wurzelt. Vor dem Hintergrund dieses Empfindens, wie die Welt eigentlich sein sollte, weil sie einst so war, entfaltet sich bei der Betrachtung der Gegenwart die gesamte Misere unserer Epoche und ihres zwangsläufigen Werdegangs, dessen Realität die Romane in der Regel irgendwann noch überbietet.

...also siehe Möglichkeit 2, im Prinzip gutes, realistisches "Raten" wie die Zukunft aussehen könnte. Und zwar hat er wohl mit jenem von dir genannten Durchblick durch die gesellschaftlichen Verhältnisse offenbar aus der Erfahrung heraus die demografisch schlechtestmögliche Entwicklung angenommen - frei nach Murphy's Law - alles, was scheiße laufen kann, _wird_ auch scheiße laufen. Es klingt pessimistisch, aber das Gegenteil ist eigentlich eher selten der Fall.

Einmal sollten wir in der Schule (Ende der 80er Jahre war das) als klassengemeinschaftliches Projekt einen Zukunftsroman über das Leben in Europa 30 Jahre später schreiben. Niedlich wie wir waren, gingen wir von einer tollen, fortschrittlichen Zukunft aus, in die wir neben fliegenden Autos, Replikatoren und Dienstleistungsrobotern allerlei utopisches Gedankenzeugs reinpackten, wie z.B. ein geeintes Europa, eine Einheitswährung, eine Einheitssprache (nicht wenig davon war lehrerinduziert) und das alles freilich im Sinne von Friede, Freude, Eierkuchen, Weltfrieden, Umweltschutz. Nun, der technische Fortschritt hat sich nicht wie erträumt bewahrheitet - keine fliegenden Autos auf Perpetuum-Mobile-Basis, leider. Lediglich die Ideologie von Einheit, Einheit und nochmals Einheit wurde und wird gruselige Realität - jedoch keinesfalls im Friede-Freude-Eierkuchen-Modus, sondern unter den wehenden Fahnen von Alles-geht-den-Bach-runter. Das Eintreten von Dystopien ist eben wesentlich wahrscheinlicher als das Eintreten von Utopien, so sehr man sich letztere auch herbeiwünscht, und dies auch noch in bestgemeinter Absicht. Es ist offensichtlich ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft.

Gruß,
Pferdchen

künstlerische Prozesse öffnen transpersonale Räume

Sandstaub, Donnerstag, 16.08.2018, 19:22 vor 2051 Tagen @ Pferdchen (1229 Aufrufe)

Hallo,

Ich möchte noch einen Aspekt hinzufügen: Schriftsteller sind Künstler, das bedeutet, sie öffnen sich ihrer Intuition, Inspiration, lassen sich treiben, führen,.... Kunst funktionniert nur, wenn man sich öffnet und hingibt, in eine Art Flow hineinfindet. Da ist man selbst nicht mehr wirklich Akteur, sondern lässt ein Projekt sich entwickeln und erlaubt, dass es sich nach seiner eigenen Regie entfalten darf, dass es sich Raum nehmen darf....
Dabei werden immer transpersonale Räume geöffnet. Ich vermute, in den wenigsten Fällen ist das den Künstlern selbst wirklich so bewusst, eher handeln sie aus einem inneren Druck/Drang heraus. Manche wissen aber, was da Heiliges passiert......

Nun ist auch das Handwerkliche Teil eines guten Schaffensprozesses und der Künstler wird versuchen, einen Rahmen, einen schlüssigen Bogen, stringente Übergänge,... zu schaffen. Er wird sich auch überlegen müssen, ob und wie sich sein Projekt vermarkten lässt, welches Publikum er ansprechen wird/will, welche Reaktionen er möglicherweise heraufbeschwören wird. Somit geht er vielleicht Kompromisse ein...... immerhin muss auch ein Künstler von etwas leben.

Das Öffnen transpersonaler Räume schließt für mich immer auch die Möglichkeit ein, Zukünftiges zu erahnen, zu schauen. Das bleibt für uns Zuschauer/Leser eines Romans letztlich nicht beurteilbar, außer man lernt Schauungen, die aus großer Tiefe stammen, anders wahrzunehmen als irgendwelche Prophezeihungen. Ein Maßstab dafür könnte sein, ob durch fremde gelesene Schauungen unmittelbar eigene transpersonale Räume geöffnet werden, ob etwas angerührt wird, das augenblicklich den eigenen personalen Raum öffnet, weitet und sich im weiteren eigene Schauungen einstellen.....

Liebe Grüße!

Wie jetzt?

Ranma, Freitag, 17.08.2018, 02:25 vor 2050 Tagen @ Sandstaub (1121 Aufrufe)

Hallo!

Soll das heißen, wenn ich einen Roman über die Zukunft schriebe, dann enthielte der ganz automatisch auch wahre Aussagen über die Zukunft?

Darum enthalten auch Buck Rogers und Star Trek wahre Aussagen über die Zukunft?

Gruß,
Ranma

Präkognition ist nur ein kleiner Teil innerhalb einer transpersonalen Weitung

Sandstaub, Freitag, 17.08.2018, 08:09 vor 2050 Tagen @ Ranma (1160 Aufrufe)

Hallo Ranma,

Ich hab mich auf DIESES hier genannte Buch bezogen, nicht auf andere.

Die Präkognition ist auch nur ein kleiner Erfahrungsbereich der transpersonalen Weitung! Andere wären: Schöpfen aus dem Feld des Kollektiven, aus Ahnen-Erfahrungen, Identifizierung mit anderen Personen, anderen Gruppen, Tieren, etc. Mehr findest du zum Thema z.B. bei den Autoren S.Grof, Chr. Scharfetter, W.Belschner, etc.

Vielleicht magst du selbst mal in künstlerische Schaffensprozesse eintauchen um eigenen Erfahrungen diesbezüglich nachzuspüren (Gedichte schreiben, Bilder malen, Melodien erfinden, etc.) :-)

Liebe Grüße!

Kunst und Öffnung

Pferdchen, Freitag, 17.08.2018, 14:23 vor 2050 Tagen @ Sandstaub (1125 Aufrufe)

Hallo Sandstaub,

Zitat :
"Ein Maßstab dafür könnte sein, ob durch fremde gelesene Schauungen unmittelbar eigene transpersonale Räume geöffnet werden, ob etwas angerührt wird, das augenblicklich den eigenen personalen Raum öffnet, weitet und sich im weiteren eigene Schauungen einstellen....."

Könnte sein oder auch nicht. Was, wenn das Lesen fremder Schauungen die eigene Schauungsgabe hemmt, anstatt, wie du sagst, irgendwas zu öffnen? Was, wenn die Betrachtung von Werken Anderer, so erhellend sich das anfühlen mag, die eigenen kreativen Kanäle verstopft? Schau dir doch mal die Leute an, wer ist denn noch in der Lage, selber Künstlerisches zu erschaffen oder gar Schauungen zu generieren? Wohl die wenigsten. Das kommt offensichtlich daher, dass die meisten Menschen darauf ausgerichtet sind, ausschließlich zu konsumieren - Produkte, Dienstleistungen, Erfindungen, Kunstwerke, Schauungen ANDERER. Selber und aus eigener Kraft etwas erschaffen? Fehlanzeige. Ich nehme mich selbst davon nicht aus, ich kann nichts dafür, dass ich in eine Konsum- und Mediengesellschaft hineingeboren wurde. Doch meine Konklusion daraus lautet: Konsumieren von anderer Leute Kram hemmt die eigene Kreativität. Zumindest, wenn man von Kindesbeinen an aufs Konsumieren konditioniert wurde. Sicher mag es Leute geben, deren Schaffenskraft immun dagegen ist, die meisten von uns sind aber wohl als Fernsehkonsumkinder aufgewachsen und mit Bildern bereits so zugemüllt, dass sich kaum Bilder aus "transpersonalen Räumen" einstellen können.

Gruß,
Pferdchen

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Kreativität

Taurec ⌂, München, Freitag, 17.08.2018, 15:13 vor 2050 Tagen @ Pferdchen (1167 Aufrufe)

Hallo!

Schau dir doch mal die Leute an, wer ist denn noch in der Lage, selber Künstlerisches zu erschaffen oder gar Schauungen zu generieren? Wohl die wenigsten. Das kommt offensichtlich daher, dass die meisten Menschen darauf ausgerichtet sind, ausschließlich zu konsumieren - Produkte, Dienstleistungen, Erfindungen, Kunstwerke, Schauungen ANDERER. Selber und aus eigener Kraft etwas erschaffen? Fehlanzeige.

Der eigentliche Grund dürfte sein, daß die meisten Menschen von Natur aus nicht kreativ sind und auch nie waren. Es handelt sich hierbei um einen Persönlichkeitszug der gezielt/gekonnt aus bekannten und etablierten Mustern ausbricht, weswegen er mit rationalen Mitteln auch schlecht in ein System zu bringen ist. Solche Leute werden eher ausgesondert, da sie eine Gefahr darstellen.
Wie alle Persönlichkeitszüge tritt er in seinen höchsten Ausprägungen nur selten zutage. Wäre Kreativität mehrheitlich oder als Allgemeingut gegeben, wäre sie normal und würde als solche nicht mehr wahrgenommen werden, sich quasi selbst aufheben. ;-)

Kreativität wird man also nur selten und noch seltener in exponierten Positionen finden, da die Vereinnahmung/Wahrnehmung durch das System sie in ein Korsett zwängt und schwächt, frei nach Goethe: "Soll man dich nicht aufs schmählichste berauben, Verbirg dein Gold, dein Weggehn, deinen Glauben."

Gruß
Taurec

--
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kreatives Gestalten Wollen - Grundbedürfnis des Menschen

Sandstaub, Samstag, 18.08.2018, 08:35 vor 2049 Tagen @ Taurec (1080 Aufrufe)

Lieber Taurec,

Der eigentliche Grund dürfte sein, daß die meisten Menschen von Natur aus nicht kreativ sind und auch nie waren.

Darf ich nachfragen, wie du zu solch einem tristen Schluss kommst, nämlich dass die meisten Menschen von Natur aus nicht kreativ seien?

Meine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Pädagogik (und Kunstbereich) deckt sich gar nicht damit. Klar, auf den ersten Blick sieht man in der Gesellschaft viele müde, ausgebeutete, gelangweilte Menschen, die in ihrer Freizeit halt nur mehr vor dem Bier sitzen oder vor dem Fernseher hängen. Aber wenn du Menschen, egal welchen Alters, einen wertschätzenden "Experimentier-Raum" zur Verfügung stellst, sie ermutigst, den eigenen Impulsen zu folgen und sich auszudrücken, kommen ALLE mit ihrer kreativen Kraft in Berührung und Wunderbares entfaltet sich. Das ist keine Frage der Begabung, der Leidenschaft & Motivation oder eines inneren Drucks oder speziellen Persönlichkeitszugs sondern wohl eher ein menschliches Bedürfnis. So nehme ich es jedenfalls wahr. Gesellschaftsnormen, Tabus, Sozialisierungseinschränkungen hemmen und blockieren nur die Kreativität, das Bedürfnis, sich individuell auszudrücken und sein Leben auf kreative Weise gestalten zu wollen. Und diese Blockierungen rauben uns die Kraft, uns unseren kreativen Raum zurückzuerobern bzw. dagegen anzukämpfen, ihn uns erst gar nicht wegnehmen zu lassen. Normierungszwänge beginnen im Kindergarten und schleichend verlieren wir halt Energie und Kraft......und vermeintlich unsere Kreativität!

Liebe Grüße:-)

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Normal kreativ und "genial"

Taurec ⌂, München, Sonntag, 19.08.2018, 10:36 vor 2048 Tagen @ Sandstaub (1088 Aufrufe)

Hallo!

Darf ich nachfragen, wie du zu solch einem tristen Schluss kommst, nämlich dass die meisten Menschen von Natur aus nicht kreativ seien?

Es ist freilich eine allgemeinmenschliche Eigenschaft. Ich bezog mich auf deren höchste Ausprägungen.
Im Hinterkopf hatte ich dabei Jordan Petersons recht plausible Ausführungen. Bei ihm ist Kreativität (aus psychologischer Sicht) zunächst eine Mischung aus Intelligenz und "Assoziationsfähigkeit" ("fluiditiy" in der Formulierung von Ideen zu einem bestimmten Thema und deren Originalität im Vergleich zu Ideen anderer Leute). Diese ist wie alle Persönlichkeitezüge in der Bevölkerung normalverteilt, konzentriert sich also um einen Mittelwert. Jeder ist kreativ, allerdings ist nur eine Minderheit außergewöhnlich kreativ. An diesen wird Kreativität sichtbar, während sie beim Durchschnittsmenschen wegen der Durchschnittlichkeit nicht sonderlich in Erscheinung tritt.
Kinder, die Flaschenkorken zusammenstecken, oder Omas, die Blumen auf Kopfkissen sticken, sind in diesem engeren Sinne nicht kreativ, obwohl sie natürlich nicht unkreativ sind. ;-)

Aber wenn du Menschen, egal welchen Alters, einen wertschätzenden "Experimentier-Raum" zur Verfügung stellst, sie ermutigst, den eigenen Impulsen zu folgen und sich auszudrücken, kommen ALLE mit ihrer kreativen Kraft in Berührung und Wunderbares entfaltet sich.

Sie drücken dann sich selbt ("individuell") aus, bringen aber nichts hervor, das die Grundfesten der Gesellschaft berührt durch eine Schöpfung oder Idee, die so außergewöhnlich ist, daß jeder durch seine genötigte Reaktion darauf und Positionierung dazu sein eigenes Sein darin spiegelt. Das entspricht im wesentlichen dem Unterschied, den Goethe und Schiller in ihrer Schrift über den Dilettantismus zwischen dem Dilettanten und dem geborenen Genie zeichnen.
Man kann die Menschen also dazu bringen, ihr angeborenes Maß an Kreativität auszuleben, man kann sie aber nicht innerhalb der Normalverteilung nach rechts in den Bereich der Hochbegabten verschieben. Persönlichkeitszüge stehen mit minimaler Variabilität im Laufe des Lebens fest.

Gruß
Taurec

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Kreativität

Bubo, Samstag, 18.08.2018, 13:28 vor 2049 Tagen @ Taurec (1072 Aufrufe)

Hallo Taurec!

Deine Argumentation lässt für mich eher auf eine insgesamt pessimistische Perspektive im Blick auf unserer Gesellschaft schließen. Bist Du wirklich davon überzeugt, Menschen wären von Natur aus nicht kreativ?
Kreativität und Intuition sind untrennbar miteinander verbunden, charakterisieren den Menschen und aus meiner Sicht sogar hochentwickelte, intelligente Tiere. Welche Bedeutung Intuition für die Entwicklung einer Gesellschaft, gerade auch im fortschrittlichen, produktionstechnischen Sektor hat, ist in entsprechenden Kreisen durchaus bekannt. Hier allerdings tritt das, von Dir beschriebene, Problem zutage. Man kennt zwar um den Nutzen der Intuition und Kreativität der Mitarbeiter, speziell in industriell geprägten Gesellschaften, aber sie wird nicht gefördert, sondern oftmals nach allen Regeln der Kunst behindert. Das begleitet uns, ganz nach Wunsch und Einfluss der Regierungen, von der Wiege bis zum Sarg. Kreativität hat weniger Chancen im Leben der Extreme. Langeweile, Trägheit und Verblödung der Abgehängten einer Gesellschaft, die vom Rest durchgefüttert werden, oder die Sklaven in der Arbeitsmühle, die in ihrer begrenzten Freizeit nur noch Fernreisen und Präsentation ihres Wohlstands nach außen hin als Lebensinhalt verstehen, prägen inzwischen die meisten angeblich zivilisierten Nationen.
Der Grundstein zur Entfaltung der kreativen Anlagen, die wohl jeder Mensch mehr oder weniger in sich tragen dürfte, ist vor allem eine behütete Kindheit mit zuverlässigen Bezugspersonen. Es gilt die richtigen Anteile zwischen Forderung und Raum für mannigfache Freiheiten, wie z.B. zum Nichtstun und Träumen, in der Kinder auch Ruhe und Zeit für sich selber finden können (ohne Handy, Fernseher, etc.), auszuloten. Im weiteren Lebensverlauf gilt dies ebenso. Hier muss ich Dir allerdings ebenfalls zustimmen, kreative Menschen müssen grundsätzlich andere Schwerpunkte im Leben setzen. Dazu ist aber jeder, der von Kindesbeinen an die oben erwähnten Möglichkeiten bekam, fähig, es ist nur eine Frage des Wollens. Es ist dieser Anteil, der einer Gesellschaft den Feinschliff und Klasse gibt.


Gruß
Bubo

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Kreativität und Gesellschaft

Taurec ⌂, München, Sonntag, 19.08.2018, 11:57 vor 2048 Tagen @ Bubo (1075 Aufrufe)

Hallo!

Deine Argumentation lässt für mich eher auf eine insgesamt pessimistische Perspektive im Blick auf unserer Gesellschaft schließen.

Das kann man von verschiedenen Seiten betrachten. Jeder weitere Schritt in dem Abgrund ist womöglich optimistisch zu bewerten, weil unhaltbare Zustände sich ihrer Auflösung und eine abwärts gerichtete Entwicklung sich ihrer Talsohle nähern. ;-)

Bist Du wirklich davon überzeugt, Menschen wären von Natur aus nicht kreativ?

Siehe hier.

Kreativität und Intuition sind untrennbar miteinander verbunden, charakterisieren den Menschen und aus meiner Sicht sogar hochentwickelte, intelligente Tiere. Welche Bedeutung Intuition für die Entwicklung einer Gesellschaft, gerade auch im fortschrittlichen, produktionstechnischen Sektor hat, ist in entsprechenden Kreisen durchaus bekannt.

Realismus in Bezug auf das, was man von Menschen erwarten kann, ist wohl angebracht. Das nur durchschnittliche, am meisten vertretene Maß an Kreativität reicht nicht aus. Die kulturelle und heute "gesellschaftliche" Entwicklung wurde stets nur von elitären Minderheiten vorangetrieben, während der Rest mitzog. Es bedarf nicht nur eines hohen Maßes an Kreativität, sondern auch Intelligenz, was in Kombination doppelt selten ist.
Bei dummen Kreativen tritt dann das zutage, was Kurt von Hammerstein-Equord über dumme und fleißige Offiziere sagte: "Hüten muss man sich vor dem, der gleichzeitig dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten." :-D

Hier allerdings tritt das, von Dir beschriebene, Problem zutage. Man kennt zwar um den Nutzen der Intuition und Kreativität der Mitarbeiter, speziell in industriell geprägten Gesellschaften, aber sie wird nicht gefördert, sondern oftmals nach allen Regeln der Kunst behindert. Das begleitet uns, ganz nach Wunsch und Einfluss der Regierungen, von der Wiege bis zum Sarg.

Das liegt in der Natur der Sache, da Organisationen und Hierarchien von der Mehrheit adaptierbaren Regeln folgen und nach Stabilität streben, während Kreativität gerade diese Regeln durchbricht und für Instabilität sorgt. Systeme sind daher gleichermaßen für ihre Fortentwicklung auf die Einbindung der Kreativität angewiesen wie auf deren Einhegung, um sie schadlos zu halten. Dadurch wird die Kreativität indes im Kern geschwächt und fruchtbare/notwendige Entwicklungen drohen abgewürgt zu werden.
Der Durchschnittsmensch irgendwo in der Mitte der Hierarchie wird den Kreativen behindern, weil er ihm instinktiv zuwider ist und seine sicheren Kreise stört. Es liegt wohl an der Führung, ein "Reservat" für das obere Ende des kreativen Spektrums zu schaffen und von dort nützliche Ideen abzugreifen.

Auf das große zivilisatorische Ganze bezogen sind wir (in den Führungsebenen der Regierungen, der Finanz- und Wirtschaftswelt) wohl schon längst so weit, daß neue Ideen per se abgewürgt werden müssen, weil die notwendige Fortentwicklung zwangsläufig den Umsturz der herrschenden Hierarchien und Ideen voraussetzt.

Hier muss ich Dir allerdings ebenfalls zustimmen, kreative Menschen müssen grundsätzlich andere Schwerpunkte im Leben setzen. Dazu ist aber jeder, der von Kindesbeinen an die oben erwähnten Möglichkeiten bekam, fähig, es ist nur eine Frage des Wollens. Es ist dieser Anteil, der einer Gesellschaft den Feinschliff und Klasse gibt.

Es ist nicht nur eine Frage des Wollens, sondern auch der Veranlagung, da nicht wenige Menschen (bzw. die meisten) für ihre seelische Stabilität auf gleichförmige Strukturen angewiesen sind, in denen sie sich gehen lassen können. Der Mensch ist sowohl Herden- wie Rudeltier.
Die Offenheit, Schrankenlosigkeit, Unsicherheit und damit einhergehende Spannung, die an der Spitze des Vorstoßes ins Unbekannte und "Ungesonderte" stattfindet, der neue Strukturen mehr als beiläufiges Ergebnis hinterläßt, ist gar nicht von jedem verkraftbar.
Dabei halte ich den Großteil der Persönlichkeit für angeboren bzw. aus einem irgendwie gearteten Vorleben in die Inkarnation mitgebracht. Das Elternhaus kann hier lediglich Veranlagungen fördern und eine Konstitution der Persönlichkeit durch Prägung/Feinschliff anstreben, die es erlaubt, die eigene Kreativität so weit zu disziplinieren und zu kanalisieren, daß man nicht an ihr zugrunde geht.

Gruß
Taurec

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Nein Taurec, da muss ich dir widersprechen

Pferdchen, Sonntag, 19.08.2018, 15:37 vor 2048 Tagen @ Taurec (1088 Aufrufe)

Hallo,

Der eigentliche Grund dürfte sein, daß die meisten Menschen von Natur aus nicht kreativ sind und auch nie waren.

Der Mensch, von Natur aus blöde und unkreativ? Glaub ich einfach nicht. Große Kreativität zeigt sich nicht unbedingt darin, dass jemand zu einem von den wenigen gefeierten Künstlern oder Erfindern aufsteigt. Kreativität und Intuition fangen schon im Kleinen mit alltäglichen Wundern und Heldentaten an, von denen die Weltöffentlichkeit normalerweise nichts mitbekommt. Etwas Not, Mangel und Luxusentzug reicht oft schon aus, um den Menschen Erbauliches zu entlocken. ("Not macht erfinderisch.") Meine Schwiegeromi hat beispielsweise ihre vier Kinder mitten im 2. Weltkrieg geboren und als Vertriebene aus den Ostgebieten in der Nachkriegszeit großgezogen, gehörte also zu den ganz Armen, denen es am dreckigsten von allen ging. Ohne ihren Einfallsreichtum, ihre Intuition und Findigkeit im Alltag hätte sie ihre Kinder niemals durchgebracht. Also wenn das nicht Kreativität und (Überlebens-)KUNST ist, was dann? Nur weil diese Werke völlig unhonoriert und unerkannt sind, bedeutet das nicht, dass sie geringer sind als das, was man gemeinhin als "höchste Ausprägung" von Kunst, Kreativität und Intuition ansieht.

Gruß,
Pferdchen

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