Phantasie oder Schauung am Bodensee (Schauungen & Prophezeiungen)

urda @, Dienstag, 29.05.2018, 22:10 vor 2151 Tagen (3677 Aufrufe)

Guten Abend

Ich habe hier ein wenig gelesen und einen sehr guten Eindruck von den Menschen hier gewonnen. Deshalb wollte ich einfach mal meine Bilder in den Raum stellen, die ich vor ein paar Monaten hatte.

Auf dem Pfänder stehend sah ich nach unten und sah Bregenz und in Richtung Lindau zeitgleich in real und wie in einem Traum. Man nennt das wohl das dritte Auge.

In Richtung Lindau waren die jetzt noch im Bau befindlichen Gebäude irgendwie verfallen, jedoch mussten sie wenige Jahre zuvor noch fertig gestellt und bewohnt gewesen sein.

Bregenz war ebenfalls verfallen. Die Hochhäuser wirklich wie seit Jahrzehnten nicht mehr bewohnt oder erhalten und es lebten nur noch sehr wenige Menschen dort. Ich sah ein oder zwei Menschen herum laufen und Materialien sammeln. Sehr wenige Menschen lebten noch dort und ich wusste irgendwie, dass eine Krankheit sehr viele Menschen dahin gerafft hatte.

Es sah mir aber gar nicht so aus, als hätte dort ein Krieg statt gefunden.

Tage später sah ich ein ähnliches Szenario in der Altstadt von Lindau.

Vielleicht habe ich das alles nur zusammenphasziniert. Jedoch fehlt mir dafür einfach der immer gross angekündigte Krieg oder Besatzer oder irgendwas, was auf den Knall hinweisen würde.

Was das für Menschen waren, kann ich wirklich nicht sagen. Aber es kam mir so vor, als wären das Einheimische gewesen. Von der Zeit her müsste das Ganze in den nächsten vielleicht bis zu 50 Jahren stattfinden, wenn das eine Schauung war.

Viele Grüsse
Urda

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Eine reine Fata Morgana auf Fälscherbasis

BBouvier @, Dienstag, 29.05.2018, 23:02 vor 2151 Tagen @ urda (3521 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Dienstag, 29.05.2018, 23:22

<"Jedoch fehlt mir dafür einfach der immer gross angekündigte Krieg.">

Hallo, Urda!

Sei hier ganz herzlich willkommen! :ok:
... und besten Dank für Dein so freundliches Urteil
hinsichtlich unserer Kompetenz ...

Zum obigen:
Diese Schimäre zieht sich bereits seit mehreren Generationen
(in Teilen seit glatt mehr als 2.000 Jahren - Gog&Magog -)
wie eine Fata Morgana durch die Geschichte.
Insbesondere der Betrüger Irlmaier hat dazu sein Scherflein beigetragen
und diese fixe Idee damals auf den neuesten Stand gebracht.
=>
https://schauungen.de/forum/index.php?id=35885
https://schauungen.de/forum/index.php?id=32779

<"Es sah mir aber gar nicht so aus,
als hätte dort ein Krieg stattgefunden
">.

Ja, natürlich:
Was Du gesehen hat, ist schlicht das Resultat
des/eines künftigen Zivilisationskollapses,
auf den ja kräftig hingearbeitet wird. ;-)

Beste Grüße!
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

was bedeutet die antwort?

urda @, Mittwoch, 30.05.2018, 07:33 vor 2151 Tagen @ BBouvier (3271 Aufrufe)

Guten Morgen

Soll das bedeuten, ich hätte von Irlmaier kopiert? Oder vielmehr, ich hätte eine Fata Morgana gehabt?

Viele Grüsse
Urda

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Bedeutung

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 30.05.2018, 09:07 vor 2151 Tagen @ urda (3330 Aufrufe)

Hallo, Urda, und Danke für den Beitrag!

Du schriebst:

Es sah mir aber gar nicht so aus, als hätte dort ein Krieg statt gefunden.

Und:

Vielleicht habe ich das alles nur zusammenphasziniert. Jedoch fehlt mir dafür einfach der immer gross angekündigte Krieg oder Besatzer oder irgendwas, was auf den Knall hinweisen würde.

BBouvier daraufhin:

Diese Schimäre zieht sich bereits seit mehreren Generationen (in Teilen seit glatt mehr als 2.000 Jahren - Gog&Magog -) wie eine Fata Morgana durch die Geschichte.

Ein apokalyptischer Krieg, der von wilden Horden aus dem Inneren Asiens (Gog & Magog) ausgeht, ist als Vorzeichen der Wiederkunft Christi nämlich spätestens seit Pseudo-Methodius (ca. 690 n. Chr.) Bestandteil der christlichen Endzeitradition. Daraus hat sich im europäischen Zweig bis in unsere Zeit der russische Überraschungsangriff à la Irlmaier entwickelt. Es handelt sich aber wohl um ein reines Phantasiegebilde. Das bedeutet nicht, daß nicht irgendwann Russen einmarschieren würden. Dann aber nicht in der Absicht, hier Verwüstungen anzurichten.

Daß Zeichen eines großen Krieges fehlen, spricht schon mal nicht dagegen, daß Du eine echte Schau hattest.

Die Bilder zeigen einen Zustand, den man nach einem irgendwie gearteten Zivilisationskollaps erwarten würde. Meines Erachtens wird dieser auch irgendwann eintreten, weil die Zivilisation an sich nicht dauerhaft lebensfähig ist, was auch durch den Einsatz noch weiterer technischer Innovationen nicht behoben, sondern nach der inneren Logik des Geschehens nur verschlimmert wird. Allein das weltweite Bevölkerungswachstum, das im Wesentlichen eine Folge wissenschaftlicher Innovation ist, bricht uns irgendwann das Genick.

Interessant ist die Erwähnung einer Krankheit. Das ist in den Schauungen, die wir haben, ein neues Element, was aber nicht gegen Echtheit spricht.
Eigentlich ist davon auszugehen, daß zentraler Motor des Untergangs der Zusammenbruch weltweiter Wirtschaftsbeziehungen zu einem Grade ist, daß die Versorgung der Bevölkerung mit dem zum Leben Notwendigsten nicht mehr gewährleistet ist.

Über den Auslöser läßt sich spekulieren. Möglicherweise stößt das System selbst an die absolute Tragfähigkeit des Planeten und seines Ressourcenangebots oder es zerbricht an seiner inneren Komplexität und Krisenanfälligkeit (etwa in Form kontinentaler Stromausfälle).
Denkbar sind aber auch äußere Anstöße wie Naturkatastrophen oder eine Krankheit. Letztere dürften sich ohnehin recht schnell wieder verbreiten in der Phase, da die Ver- und Entsorgungssysteme nicht mehr richtig funktionieren, aber noch viele Menschen am Leben sind. Es mag durchaus sein, daß eine große Zahl Menschen bereits an Krankheiten stirbt, ehe sie überhaupt dazu kommen, zu verhungern.

Im Augenblick sehe ich keine Anzeichen für eine bloße Phantasie Deinerseits. Eine abschließende Bestätigung, "ja, es ist eine Schau", läßt sich aber ebenfalls nicht geben.

Hattest Du bereits präkognitive Erlebnisse im persönlichen Bereich, die eingetreten sind? Das wäre mal die erste Frage, um eine grundsätzliche Begabung auszuloten.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

OT: zur "Zivilisation"

Sagitta, Mittwoch, 30.05.2018, 10:16 vor 2151 Tagen @ Taurec (3174 Aufrufe)

Hallo!

Die Bilder zeigen einen Zustand, den man nach einem irgendwie gearteten Zivilisationskollaps erwarten würde. Meines Erachtens wird dieser auch irgendwann eintreten, weil die Zivilisation an sich nicht dauerhaft lebensfähig ist, was auch durch den Einsatz noch weiterer technischer Innovationen nicht behoben, sondern nach der inneren Logik des Geschehens nur verschlimmert wird. Allein das weltweite Bevölkerungswachstum, das im Wesentlichen eine Folge wissenschaftlicher Innovation ist, bricht uns irgendwann das Genick.

Es ist gerade ein Kennzeichen der "Zivilisation", dass sie extrem langlebig sein kann. Ich habe das schon mehrfach angedeutet, aber es ist bislang offenbar noch nicht angekommen.

Die "Zivisation" nach der Spenglerschen Terminologie oder die "Mechanei" nach der Terminologie von Frobenius ist im Rahmen von Kulturentwicklungen der dauerhafteste Zustand, der sich überhaupt denken lässt. Denn es ist diejenigen Form einer kulturellen Konfiguration (sozial-wirtschaftlich-technischen Lebensform), die so weit wie möglich optimiert wurde und nun profitabel genutzt werden kann, solange Menschengruppen (!) da sind, die sie ausführen (d.h. wie eine Kunst ausüben) und von Generation zu Generation weitergeben können.

Beispielsweise ist Byzanz (von +500 bis + 1500) die Zivilisationform des griechisch-römischen Kulturzyklus, der von -1500 bis +500 gedauert hat. In einem solchen Kulturzyklus ist die letzte Epoche (von rund 500 Jahren), diejenige Phase, in der die abschließenden Verbesserungen stattfinden und alles integriert wird zu einer dauerhaften kulturellen Gebrauchsform, eben der ZIVILISATION.

Ein anderes Beispiel wäre Ägypten nach -1000: da ist der pharaonische Kulturzyklus abgelaufen und das Land wird nacheinander von Lybiern, Ptomeläern, zuletzt Arabern besetzt (man könnte Napoleon und die Engländer auch noch dazusetzen). Während dieser Zeit, sagen wir -1000 bis +500, ist im Niltal das Leben auf einem hohen Produktionsniveau so eingespielt und so perfekt organisiert (aufgrund der davor stattgefundenen Innovation), dass eine Fremdherrschaft diejenigen Kräfte abschöpfen kann, die die Pharaonen zuvor für ihre Pyramiden und ihren Totenkult aus dem Land gesogen haben (auch sie waren nämlich anfangs Fremdherrscher aus Nordeuropa, die jedoch im Unterschied zu den späteren Besatzern einen vollständigen Kulturzyklus angestoßen haben, wozu es bestimmter, hier nicht darlegbarer Voraussetzungen bedarf).

Ein weiteres Beispiel wäre China, dessen originaler Kulturzyklus von - 1750 bis + 250 gedauert hat. Danach war das Land immer unter fremder Herrschaft, wobei einheimische Fremdherrscher sich mit ganz anderen Rassen (etwa Mongolen, zuletzt dann Mandschus) abwechselten, genau wie das in Ägypten so war. Dass unter der Fremdherrschaft die zivilisatorischen Formen weiter lebendig waren (und die eigentliche organisatorische Voraussetzung der effektiven Fremdherrschaft darstellten) mag man daran sehen, dass die Beamtenprüfung (inklusive natürlich der extrem schwierigen Ausbildung davor), die während der Han-Zeit ihre abschließende Form fand, bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurde, mithin also 2000 Jahre fast unverändert praktiziert worden war. Der Kursus und die Stellung der chinesischen Staatbeamten war sozusagen ein zivilisatorisches Element des sehr umfangreichen und durch und durch perfektionierten kulturellen Inventars der Chinesen.

Wenn gemäß Taurec oder BB so genannte "Zivilisationen" kollabiern, so hat das überhaupt nichts mit den inneren organisatorischen Strukturen jener Zivilisationen zu tun sondern mit Gründen, die außerhalb liegen. Im Übrigen ist der europäische Kulturzyklus (der ein globaler geworden ist) noch nicht zu Ende (auch darauf habe ich mehrfach schon hingewiesen) sondern wird bis etwa +2500 dauern. Und bis dahin werden jene Erscheinungen, die wir gegenwärtig im Bereich der Technik als kritisch ansehen, ganz sicher optimiert sein. Das schließt die Gefahren moderner Technologie für die planetare Natur oder für das ungeordnete Bevölkerungswachstum mit ein.

Mitten im kulturellen Prozess kann es Krisenzeiten geben, im 30jährigen Krieg 'schrumpfte' die Bevölkerung in Deutschland um zwei Drittel (in meinem Dorf waren von ursprünglich 300 Bewohnern nur 7 übrig), und das Land war komplett verwüstet. Derartiges stört den kulturellen Prozess überhaupt nicht, wirkt eher stimulierend auf ihn. Es ist von daher aus weltgeschichtlicher (wie auch 'kulturmorphologischer') Sicht völlig irrelevant, ob am Bodensee für ein paar Jahrzehnte ein paar Häuser oder Städte in Ruinen liegen. Selbst wenn die USA oder Europa eine Trümmerwüste würden (sehr, sehr unwahrscheinlich ...), würde der gegenwärtige Kulturzyklus sich weiter entwickeln und auf die Ausbildung der zivilisatorische Form drängen. Denn es handelt sich um einen transzendenten Prozess, der außerhalb der menschlichen Sphäre liegt, sich des Menschen nur bedient bzw. sich durch den Menschen eben ausdrückt und darstellt.

Dennoch: an dieser Stelle herzlichen Dank an @Urda für die Mitteilung seiner Schauungen, die ganz persönliche Gründe wohl haben und nicht dazu verwendet werden sollten, irgendwelche schrägen Kultur- und Zivilisationtheorien zu illustrieren.

MfG, Sagitta

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Stört überhaupt nicht

BBouvier @, Mittwoch, 30.05.2018, 13:11 vor 2150 Tagen @ Sagitta (3118 Aufrufe)

<"Wenn gemäß Taurec oder BB so genannte "Zivilisationen" kollabiern,
so hat das überhaupt nichts mit den
inneren organisatorischen Strukturen jener Zivilisationen zu tun
sondern mit Gründen, die außerhalb liegen
.">

Hallo, Sagitta!

Es ist doch das Kennzeichen der nachkulturellen Zivilisation,
daß sie bar jeglicher organischer, tragender Struktur ist.
Weswegen sie dann vergeht und Eroberern weicht.
Wobei Dir letzteres offensichtlich klar ist.

<"... und das Land war komplett verwüstet.
Derartiges stört den kulturellen Prozess überhaupt nicht.
">

Mit "das Land" spielst Du sicherlich auf die verfemte
Bezeichnung Deutschland an?
Du übersiehst bei obiger Behauptung, daß sich der
Dreißigjährige Krieg mitten in der Phase europäischer Kultur abspielte:
Die Seelen der Völker waren gesund, die Menschen voller
praller Aktivität, organisch in Gemeinschaft, Sitte und Religion stabil verwurzelt.
Weswegen dann (!) selbst eine solche Katastrophe überwunden wird.

Gruß,
BB

--
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Begriff bei Spengler

Adler, Mittwoch, 30.05.2018, 17:03 vor 2150 Tagen @ Sagitta (3084 Aufrufe)

Hallo Sagitta,

Die "Zivisation" nach der Spenglerschen Terminologie oder die "Mechanei" nach der Terminologie von Frobenius ist im Rahmen von Kulturentwicklungen der dauerhafteste Zustand, der sich überhaupt denken lässt.
wird von Spengler tatsächlich der Begriff "Zivisation" verwendet oder hast Du Dich an dieser Stelle nur verschrieben?


Gruß

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Spengler und "Zivilisation"

BBouvier @, Mittwoch, 30.05.2018, 18:49 vor 2150 Tagen @ Adler (3567 Aufrufe)

<"Wird von Spengler tatsächlich der Begriff "Zivisation" verwendet
oder hast Du Dich an dieser Stelle nur verschrieben?
">

Hallo, Adler!

"Die letzte Phase einer Kultur nennt Spengler „Zivilisation“,
ein Begriff, der in der deutschen Tradition als Antonym zu Kultur
verwendet wurde.
Spengler ordnet die beiden Zustände erstmals historisch an.
Zivilisation sei der Tod der Kultur, genauer:
Der Kulturtod vollziehe sich, indem Kultur
in Zivilisation übergeht.
Den späten Zustand der Zivilisation charakterisiere:

Das Greisenhafte statt des Jugendlichen, Geschichtslosigkeit,
Künstlichkeit und Erstarrung aller Lebensbereiche,
Herrschaft der anorganischen Weltstadt anstelle des lebensvollen bäuerlich geprägten Landes,
kühler Tatsachensinn anstelle der Ehrfurcht vor dem Überlieferten,
Materialismus und Irreligiosität,
anarchische Sinnlichkeit, panem et circenses,
Unterhaltungsindustrien, Zusammenbruch der Moral und Tod der Kunst,
Zivilisationskriege und Vernichtungskämpfe,
Imperialismus und die Heraufkunft formloser Gewalten.

Jede Kultur durchlaufe eine Phase umfassender Weltkriege,
barbarischer Gewaltorgien und Kämpfe um die Endherrschaft.
Spengler nennt sie in Anlehnung an eine Periode der chinesischen
Geschichte die „Zeit der kämpfenden Staaten“.

Nach dem Übergang der Kultur in Zivilisation verschwinde allmählich
die gesamte kulturfähige Bevölkerung,
indem sie in den Vernichtungskriegen der Zivilisationskrise
sich selbst zerstöre bzw. durch einen Drang,
nur noch als Individuum zu existieren, die Produktion von Nachkommen
vernachlässige.
Das ehemalige Kulturgebiet würden am Ende primitive,
nicht entwicklungsfähige Volksmassen bewohnen, die Fellachen."

Von - und mehr - hier:
=>
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Untergang_des_Abendlandes#Grundbegriffe

Gruß,
BB

--
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Zivilisation

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 30.05.2018, 19:11 vor 2150 Tagen @ Adler (3163 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 30.05.2018, 19:26

Hallo!

Die "Zivisation" nach der Spenglerschen Terminologie oder die "Mechanei" nach der Terminologie von Frobenius ist im Rahmen von Kulturentwicklungen der dauerhafteste Zustand, der sich überhaupt denken lässt.
wird von Spengler tatsächlich der Begriff "Zivisation" verwendet oder hast Du Dich an dieser Stelle nur verschrieben?

Spengler schreibt von „Zivilisationen“. „Zivisation“ gibt es überhaupt nicht.

Im übrigen entbehrt Sagittas Aussage jeglicher Grundlage, da „Mechanei“ in der heutigen hochtechnisierten, globalisierten Form in der bekannten Menschheitsgeschichte in unserer Epoche erstmalig aufgetreten ist. Ein Vergleich mit der Entwicklung früherer Zivilisationen muß mit Unwägbarkeiten auskommen, da die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen gänzlich andere sind. Unsere Zivilisation greift alle älteren noch vorhandenen mit ein und wandelt sie um. Die Frage ist, ob in dieser Form (keine Konkurrenten) eine Kristallisation möglich ist, oder ob uns die horrende Dynamik des Prozesses zur Explosion drängt.

Es zeigt ich zudem, daß Zivilisationen nicht per se langlebig sind. Ihr Fortbestehen hängt von äußeren Faktoren ab, während die Kultur aus sich selbst heraus regenerations- und lebensfähig ist. So vermochten weder die Pestwellen im 14. Jahrhundert, noch der Dreißigjährige Krieg Deutschland und Europa derart zu schädigen, daß die kulturelle Entwicklung versiegt wäre.
Hingegen wurde in Mittelamerika durch die Anlandung der Spanier eine in voller Entfaltung befindliche Zivilisation, die noch vergleichsweise jung war, binnen kürzester Zeit ausgerottet und konnte ihre Formensprache nicht gegen den christlich-europäischen Einfluß bewahren. Die kulturellen Lebenskräfte waren versiegt, der höhere Sinn der Formen, die man gewohnheitsmäßig weiterführte, wurde nicht mehr erkannt, so daß man sie getrost gegenüber äußerem Zwang aufgeben konnte.
Auch die antike Zivilisation endete etwa im sechsten Jahrhundert nach etwa sieben- bis achthundert Jahren, weil sie gegen den Einfluß der magischen Kultur, die schon lange in ihren Kern vorgedrungen war, sowie konkret gegen den Ansturm der Germanen nicht standhalten konnte.

Der Vorteil Ägyptens, Babylons, Chinas und Indiens war wohl, daß diese Zivilisationen lange Zeit keiner ernsthaften Konkurrenz durch in direkter Nähe aufsteigende Hochkulturen ausgesetzt waren, so daß sie allmählich kristallisieren und ohne innere Bestimmung und Richtung sich über Jahrtausende selbst zitierend wie Leichname in der Sonne mumifizieren und langsam erodieren konnten.

Der Verdacht erhebt sich, daß die faustische Zivilisation aufgrund ihrer Dynamik und innewohnenden Selbstzerstörungstendenzen der Traditionen, die im Vergleich zum Sterbeprozeß früherer Kulturen wohl ihresgleichen suchen, einer beschleunigten Entwicklung unterliegt. Was wir erleben, gleicht in historischen Dimensionen mehr einer Explosion oder spontanen Selbstentzündung.
„Explosion“ scheint das einigende Symbol unserer Zivilisation zu sein. Explosionen und Verbrennungen sind die Grundlagen unserer Technik, sei es im Motor oder in Kraftwerken. Explosionen sind Kernelemente der herrschenden Weltanschauung, z. B. „Urknall“, „Artenexplosion“, „Bevölkerungsexplosion“. Dem entspricht die Expansion über den gesamten Planeten und das sukzessive Verzehren seiner Ressourcen in einem zivilisatorischen Verbrennungsprozeß. Nichts liegt ferner, als diese Vorgänge mit Stabilität in Verbindung zu bringen. Das völlig Neue im Vergleich zu den zaghaften Ansätzen der Technisierung in früheren Zivilisationen, die überwiegend nutzten, was auf der Erdoberfläche wuchs, und menschliche sowie tierische Kraft umwandelten, liegt darin, daß wir die Tiefe der Erde selbst verbrauchen und die Materie aufbrechen, um die in sie gebannte Energie zu nutzen.
Aus göttlicher Sicht ist das ein Sakrileg. Wir rühren Dinge an, die nicht für uns bestimmt sind, deren Nutzung uns aber als ständige Versuchung vor Augen steht. Es gleicht dem Essen der Frucht vom Baume der Erkenntnis, verführt durch die Schlange Luzifer, was uns nur zum Übel gereicht. Die Analogie zum Titanen Prometheus (ebenfalls ein „Lichtträger“), der den Menschen das nie für sie gedachte Feuer der Götter brachte, liegt nicht umsonst nahe. Die Folge ist das Öffnen der Büchse der Pandora und das Ausgießen nie gekannter neuer Leiden über die Menschheit.
Spenglers Begriff des Faustischen für das Abendland ist treffend gewählt, da er immer auch den Pakt mit dem Teufel einschließt.
Die Mythen stellen in diesem Sinne Warnungen in Form in Bilder verwandelter uralter Weisheit dar. Das impliziert, daß über kurz oder lang, was wir hier auf Erden gerade veranstalten, für alle Beteiligten eigentlich nur übel enden kann.

Gruß
Taurec

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Literaturhinweis

Sagitta, Montag, 04.06.2018, 10:53 vor 2146 Tagen @ Adler (2947 Aufrufe)

Hallo, dem Adlerauge entgeht nichts!

wird von Spengler tatsächlich der Begriff "Zivisation" verwendet oder hast Du Dich an dieser Stelle nur verschrieben?

Es war ein Schreibfehler!

Die "Mechanei" von Frobenius hat nichts mit der starken technischen Ausrichtung in der Phase der Zivilisation zu tun (war übrigens in den vorherigen Kulturzyklen genauso), sondern dieser Begriff von Frobenius verdankt seine Findung folgender Charakteristik: in dieser letzten Phase eines Kulturzyklus ist das soziale Leben und sind alle Kulturerscheinungen sehr stark mechanisiert, durchrationalisiert, monetarisiert. Dass rationelle Technik überhand nimmt, ist eine Folge der seelisch-geistigen Verarmung, nicht deren Ursache. Der Greis, der nicht mehr laufen kann, greift eben zu einem Gehstock ...

Eine zentrale Schrift von Frobenius (der Spengler in München seinerzeit gekannt, aber eine umfassendere Kulturtheorie als ersterer entwickelt hatte) findet sich hier digital:

http://schuledesrades.org/palme/bibliothek/paideuma/?Q=16/25/73/14

Zu Spengler gab es letztes Jahr eine sehr wichtige Tagung. Die Vorträge sind hier zusammengestellt:

Oswald Spenglers Kulturmorphologie : eine multiperspektivische Annäherung / Sebastian Fink, Robert Rollinger (Hrsg.)/ Wiesbaden : Springer VS, [2018], VII, 790 Seiten : Diagramme.

(einzelne Texte daraus findet man verstreut im Netz).

MfG, Sagitta

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Schräge Kultur- und Zivilisationstheorie

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 30.05.2018, 19:12 vor 2150 Tagen @ Sagitta (3203 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 30.05.2018, 21:39

Hallo!

Beispielsweise ist Byzanz (von +500 bis + 1500) die Zivilisationform des griechisch-römischen Kulturzyklus, der von -1500 bis +500 gedauert hat. In einem solchen Kulturzyklus ist die letzte Epoche (von rund 500 Jahren), diejenige Phase, in der die abschließenden Verbesserungen stattfinden und alles integriert wird zu einer dauerhaften kulturellen Gebrauchsform, eben der ZIVILISATION.

Byzanz ist, jedenfalls von Spenglers System ausgehend, nicht mehr antik, sondern magisch. Es ist die magische Form einer christlichen Nation und ging etwa um das Jahr 1000 herum in die Zivilisation über. Alsbald wurde es von den Osmanen mangels innerer Kraft einkassiert.
Die herrschenden Begrifflichkeiten „Ostrom“, „Spätantike“, der Fortbestand der Sprache usw. verschleiern diese Tatsache und führen bei oberflächlicher Betrachtung zu dem Fehlschluß, es handele sich um eine Fortführung der Antike.
Aber schon die Formensprache, z. B. Architektur, Kunst usw. unterscheiden sich fundamental von der Antike, was eigentlich auf den ersten Blick auffällt. Indes entsprechen z. B. die Sakralbauten dem von antiken Tempeln grundverschiedenen Typus „Basilika“, „Moschee“ und „Synagoge“, anhand dessen die Zugehörigkeit zur magischen Kultur offenbar wird. Diese drang von unten herauf in die antike Zivilisation ein, führte einzelne Formen, z. B. in der Reichsorganisation, fort, wandelte sie aber zu einem „Gottesstaate“ magischen Zuschnitts um.

Bei Ägypten unterschlägst Du völlig, daß nach der Entstehung des Christentums auch die letzten Reste altägyptischer Formensprache verschwanden. Aus den Ägyptern wurden die christlichen Kopten, ebenfalls eine Nation magischen Zuschnitts und mit den ursprünglichen Ägyptern bestenfalls genetisch und linguistisch verwandt.

China scheint in diesem Sinne wohl tatsächlich eine die Regel bestätigende Ausnahme zu bilden. Das Reich war derart gut gegründet, daß es Zugriffen von außen standhalten konnte und Usurpatoren integrierte. Ursächlich mag wohl die fernöstliche Wesensart sein, die kaum expansiv mehr harmonisch in sich selbst ruht und das Innere in Betracht nimmt.

Wenn gemäß Taurec oder BB so genannte "Zivilisationen" kollabiern, so hat das überhaupt nichts mit den inneren organisatorischen Strukturen jener Zivilisationen zu tun sondern mit Gründen, die außerhalb liegen.

Etwas anderes habe ich ja auch nicht behauptet. Um durch äußeren Anstoß zusammenbrechen zu können, muß das Gebilde indes innen morsch sein. Zivilisation ist eben tote Organisation im Gegensatz zur organischen Selbsterneuerung aus sich selbst heraus in einer lebendigen Hochkultur.
Die zivilisatorische Organisation kann gleichwohl im höchsten Grade perfektioniert sein. Das widerspricht dem gar nicht. Sofern man aber allein diese detailliert durchgebildete, systematisch Organisiertheit wahrnimmt und, wie Du, aufgrund dessen Zyklen abgrenzt, übersieht man das Wesentliche, nämlich das Leben selbst, was für sterile Denker aber wohl nicht untypisch ist.
Du scheinst Kultur und Zivilisation, welche zwei grundverschiedene Konzepte sind und gänzlich anders „funktionieren“, aus Verständnisschwäche nicht sauber trennen zu können.

Im Übrigen ist der europäische Kulturzyklus (der ein globaler geworden ist) noch nicht zu Ende (auch darauf habe ich mehrfach schon hingewiesen) sondern wird bis etwa +2500 dauern.

Die Fortführung der faustischen Zivilisation (nicht „Kulturzyklus“) für weite 500 Jahre wäre in der Tat die größtmögliche Katastrophe.

Und bis dahin werden jene Erscheinungen, die wir gegenwärtig im Bereich der Technik als kritisch ansehen, ganz sicher optimiert sein. Das schließt die Gefahren moderner Technologie für die planetare Natur oder für das ungeordnete Bevölkerungswachstum mit ein.

Insofern Du die Probleme der Technik mit noch mehr Technik zu heilen gedenkst, entsprichst Du genau dem Typus des modernen Menschen, der in einer Erneuerung des Sündenfalls dem Titanismus verfallen ist. Solche Naturen tragen dazu bei, Paradiese in Wüsten zu verwandeln.
Dennoch magst Du recht haben. Der Prozeß muß womöglich wirklich bis zum Ende durchlaufen, um möglichst gründlich zu sein. Um so prächtiger wird der anschließende Wiederaufstieg, wenn (in Jüngers Terminologie) Göttliches wiederkehrt und die Titanen besiegt werden.

Gruß
Taurec

--
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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Wieso ist China eine Ausnahme?

Ranma (らんま), Donnerstag, 31.05.2018, 15:49 vor 2149 Tagen @ Taurec (3022 Aufrufe)

Hallo!

In Byzanz verschleiern Begrifflichkeiten und eine fortbestehende Sprache die Tatsachen und führen zu dem Fehlschluß, daß die Antike fortgesetzt würde. Aber China ist eine Ausnahme? Wieso?

Übrigens ging das System der Beamtenprüfungen erst in der Song-Dynastie so richtig los und Fortbestand hatte nur die Schrift, die von China aus auch zu den Nachbarn gebracht wurde, nicht unbedingt die Sprache.

Gruß

乱馬

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Nabelschau mit Tunnelblick

BBouvier @, Donnerstag, 31.05.2018, 17:14 vor 2149 Tagen @ Ranma (らんま) (3087 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Donnerstag, 31.05.2018, 17:41

<"Aber China ist eine Ausnahme?">

Hallo, Ranma!

Nur ein Versuch!

Die Griechen "dachten" in Stadtstaaten und
gründeten z.B. Syrakus, Ephesus, Neapel, Marseille
als Kolonien.
Mit Ende des Zentrums "Griechenland" gingen sie separat unter.
Die Römer einverleibten und unterwarfen sich über Jahrhunderte
Stück für Stück jeweils angrenzende Territorien ("romanisieren"),
die mit dem Ende des Zentrums "Rom" ebenfalls untergingen.
Das Reich der Atzteken kollabierte auf Grund
eingeschleppter europäischer Seuchen.
Die Europäer ("Briten") mordeten die jeweiligen Menschen
der von ihnen "missionierten" Länder nach besten Kräften aus:
Nordamerika, Australien, Neuseeland - in Tasmanien vollständig!
Da blieb mangels Einwohnern nichts übrig.

China (überlegene Kultur) hingegen, hat seine Eroberer "verschluckt"
und chinesisiert diese!
China, Ende des 13. Jahrhunderts:
"Die mongolischen Garnisonen konzentrierten sich besonders um die Hauptstadt.
China ... folgte eher chinesischen als mongolischen Traditionen.
(Die) Mongolen (waren) nomadische Viehzüchter
(und) wurden schnell zu Minderheiten in ihrem nun beherrschten Territorium."

Die Bevölkerung Chinas zählte um 1290 siebzig Millionen Chinesen
und nur 2 Millionen Mongolen.
=>
Anders als die "Briten" haben die 2 Millionen Mongolen
die 70 Millionen Chinesen nicht massakriert,
und sie starben auch nicht (wie die Südamerikaner fast) aus.
Im Jahre 1368 verjagte Xu Da dann den Khan Toghan Timur aus Peking.
Es folgt die Mingdynastie, die Bevölkerung verdoppelte sich.

Mein Fazit:
China ist zu groß, um erfolgreich "geschluckt" zu werden.
Auch, zu "abgelegen"!
Selbst, wenn es mal eigentlich (wieder mal) am Ende eines "Zyklus" wäre.

Das Jahrhundert zwischen den britischen Opiumkriegen "1849"
- bis ca. 1820 erzielte China einen Außenhandelsüberschuß! -
und der Gründung der Volksrepublik China 1949 stellt für "China"
angesichts seiner jahrtausende langen Geschichte
nur eine zu vernachlässigende "Delle" dar.

Das ist "uns" nur nicht richtig bewußt,
denn unser "gefühltes" Weltbild setzt eigentlich erst mit
dem Aufkommen des Angloamerikanischen Imperiums ein.
=> reiner Tunnelblick einer Nabelschau:
Und da kam bis neulich "China" schlicht nicht vor. ;-)

Gruß,
BB

--
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- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Dellen in der Geschichte

Ranma (乱馬), Sonntag, 03.06.2018, 11:58 vor 2147 Tagen @ BBouvier (2900 Aufrufe)

Hallo!

China liefert viele Beispiele dafür, wie Geschichte sich selbst ähnelt und sich wiederholt. Das funktioniert nur noch besser, wenn man weitere Weltgegenden miteinbezieht.

Die Mongolen verlangten von ihren Beamten Chinesisch zu lernen und natürlich wäre es sehr unpraktisch gewesen, sämtliche Dokumente ins Mongolische übersetzen zu müssen. Woher hätten die paar Mongolen so viele Übersetzer nehmen sollen? Aber als die Römer die Griechen ‚romanisierten‘, da bestand das auch hauptsächlich darin, Griechen als Hauslehrer einzustellen und das Altgriechische zur lingua france des gesamten Römischen Reiches zu machen. Da scheint mir kein wesentlicher Unterschied zu sein.

Die Bevölkerungszahl Indiens dürfte inzwischen die Chinas überholt haben, neben den offizjellen Zahlen gibt es dazu noch inoffizjelle. Indien wurde jedoch auch schon von den Briten regiert und offensichtlich wurden die Inder nicht ausgemordet. So ganz kann das also nicht stimmen, was du über die Briten behauptest.

Die Opiumkriege wurden jedoch tatsächlich von den Briten wegen des chinesischen Außenhandelsüberschusses begonnen. Schließlich waren sie sogar siegreich, aber auch hier haben die Briten offensichtlich nicht alle Chinesen ausgemordet! Genau wie die Mongolen hätten sie nicht die Macht dazu gehabt.

Der ‚Große Sprung nach vorn‘ und die Kulturrevolution waren Dellen, aber ganz ohne äußeren Einfluß.

Die Mingdynastie, die du erwähntest, bedeutete zwar die Rückeroberung Chinas von den Mongolen, jedoch bedeutete sie keinesfalls, das verrät der Name schon deutlich, die Fortführung der früheren Songdynastie. Ein Chinese vom Ende der Sòng(宋)-Zeit hätte zum Beginn der Míng(明)-Zeit China nicht mehr wiedererkannt! Das muß nicht an den Mongolen gelegen haben, schließlich hat auch das heutige Deutschland mit dem von 1718 kaum irgendetwas gemeinsam. Müssen wir deshalb davon ausgehen, daß die deutsche Kultur in den letzten dreihundert Jahren bereits komplett verlorenging?

Gruß,

Ranma

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Nicht "behauptet"

BBouvier @, Sonntag, 03.06.2018, 13:44 vor 2146 Tagen @ Ranma (乱馬) (2908 Aufrufe)

<"So ganz kann das also nicht stimmen,
was du über die Briten behauptest
.">

Hallo, Ranma!

Ich habe doch nicht behauptet, daß die Briten per se
die Bewohner sämtlicher von ihnen unterworfenen Länder
allzugern komplett ausgemordet hätten.

Sondern, daß die Maoris in Neuseeland,
die Aborigines in Australien (von den Briten) nach Kräften
dezimiert wurden. Von den (geschätzen bis 1.000.000)
Aborigines hatten bis 1920 nur 60.000 überlebt.
Von der 1/4 Million Maoris lebten um 1900 nur noch 40.000.

Die Tasmanier wurden komplett ausgerottet!
Keine Überlebenden.

Meine Intention war nur, auf das Schicksal
dieser Völker
hinzuweisen, die so aus der "Geschichte" (!)
gelöscht wurden.
Und nicht auf die Täter.

Und - ja, ich weiß:
Auch Krankheiten trugen ein Gutteil dazu bei.

Gruß,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Aber es geht doch um den Kulturzyklus!

Ranma (ランマ), Dienstag, 05.06.2018, 03:09 vor 2145 Tagen @ BBouvier (2864 Aufrufe)

Hallo!

Wo Leute auf einem fremdem Kontinent siedelten, dort kam es natürlich auch zu Kontakten mit unbekannten Pflanzen, Tieren und Krankheiten. Wo nur wenige Leute zuhause waren, dort blieben nach den neuen Krankheiten natürlich noch weniger übrig. Jäger und Sammler können außerdem nicht so dicht aufeinanderhocken wie es Ackerbauern und Viehzüchtern möglich ist. Daher kam die zahlenmäßige Überlegenheit europäischer Kolonisatoren. Aber das sind geographische Besonderheiten. Auf den Kulturzyklus sollten die wenig bis keinen Einfluß haben!

Songdynastie:
Neokonfuzianische Reform der Staatsreligion,
explodierende Bureaukratie,
Verwaltung durch tausende Beamte, sogar der Kaiser hat kaum etwas zu melden,
relativ freizügige Gesellschaft,
Großfamilien leben zusammen,
bunte Textilien und buntes Porzellan, nur kein blaues Porzellan, weil man das nicht konnte.

Mingdynastie:
Absolutistische Herrschaft durch den Kaiser,
infolgessen relativ strikte Regeln,
je nach gesellschaftlicher Stellung leistet man sich ein eigenes Haus und eigene Diener,
Juden und viele mohammedanische Muslime im Land, auch mohammedanische Chinesen,
die Eunuchen gewinnen an Macht,
das berühmte blau-weiße Porzellan und zwar nur noch, weil man nun blau färben konnte.

Nun ist die Frage nach wie vor: Inwiefern ist die Mingdynastie eine Fortführung der Songdynastie? Ich sehe da nur Unterschiede.

Gruß,

Ranma

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Alles Indikaturen der Zivilisation

BBouvier @, Dienstag, 05.06.2018, 12:53 vor 2144 Tagen @ Ranma (ランマ) (2997 Aufrufe)

<"Ich sehe da nur Unterschiede.">

Hallo, Ranma!

Ich sehe da lauter Gemeinsamkeiten
der nachkulturellen Epoche:
"Zivilisation", nämlich.

- Burokratie
- Staatsreligion/Doktrin (s. Rom ab Konstantin)
- strikte Regeln (Staatsgängelung - Glühbinenverbot)
- "Imperator" (s. Cäsar)
oder:
- einen "König", der nichts zu melden hat (s. "England" heute)
- "leistet man sich" = Geldherrschaft
- religiöse Beliebigkeit (s. die BDR)
- etc.

Obiges bunt gemischt aus Deinen beiden Aufzählungen.
Das täuscht nur.
Varianten/Indikatoren (auch zeitlich) der Erscheinung.
=>
Des Verfalls nämlich.

Grüße,
BB

--
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Nachtrag

BBouvier @, Dienstag, 05.06.2018, 16:13 vor 2144 Tagen @ BBouvier (2974 Aufrufe)

Hallo!

Ich versichere, daß ich weiß, wie man "Indikatoren" schreibt. :lehrer:
Jedoch kann ich es offensichtlich nicht immer. :cool:

Nachtrag hierzu:

- kein blaues Porzellan
- das berühmte blau-weiße Porzellan

... entspricht:
- Bundeskanzler Schmidt (1974) kein Internet
- Bundeskanzler Schröder (1998) das berühmte Internet
oder:
- 1900 ... kein Motorflug
- 1901 .... der berühmte (wohl erste) Motorflug - Gustav Weißkopf

Derlei technische Fertigkeit/Erfindung ist kein Indikator
für "Epoche der Zivilisation"
... oder nicht.

Grüße,
BB

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Danke - Die Diskussion löste einige Fragen

urda @, Mittwoch, 06.06.2018, 21:09 vor 2143 Tagen @ BBouvier (2881 Aufrufe)

Dennoch hoffe ich, dass es nicht so kommt. Ich liebe das Deutsche.

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Rückgängig zu machen?

BBouvier @, Mittwoch, 06.06.2018, 22:07 vor 2143 Tagen @ urda (2890 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Mittwoch, 06.06.2018, 22:20

<"Dennoch hoffe ich, dass es nicht so kommt.
Ich liebe das Deutsche.">

Hallo, Urda!

Ja, natürlich.

Ich möchte zu meinem obigen noch klarstellen,
daß das (noch) Fehlen des Motorfluges um 1900
oder des Internetzes um 1974 natürlich nicht bedeutet,
die "moderne Welt" hätte sich zuvor noch nicht
in der Phase der Zivilisation befunden.
Sondern eben, daß derlei Aufkommen (s. Ranmas Mingvase)
durchaus mittig in eine Phase fallen kann.
Der Blockdruck ist beispielsweise selbst "uralt",
und der Buchdruck wurde gegen Ende des Mittelalters
erfunden - mitten in der europäischen Kulturphase.
Und die mechanische "Taschenuhr" ebenfalls, gleich kurz darauf.

Zu Deinem oben:
Ich wüßte nicht, wie der Mensch die Zeit und diesen Ablauf
wohl rückwärts drehen könnte und aus der
nachkulturellen Phase der (gegenwärtigen) Zivilisation,
gekennzeichnet durch:
- Megametropolen
- hedonistische Vermassung
- Wertekollaps
- Geld- und Technikherrschaft
- "Sterilität" der Frauen
- Materialismus
- Irreligiosität
- Zivilisationskriege
- etc.
... sich wieder frei machen könnte.
Insbesondere auch deswegen, weil Politik
und allgemeines "Empfinden" diesen Verfall auch noch als
Fortschritt betrachtet!

Mussolini z.B., und sein Faschismus versuchten
das wohl mit drakonischen Maßnahmen:
"National-Sozialisten" ... und dabei wurde
offenbar nicht erkannt, daß derlei ein absurd-lächerliches Unterfangen ist,
das mit monumentalen Prachtbauten, mit uniformierter "Gleichschaltung"
und Staatspropaganda eben die Entseelung des/der Menschen nur noch befördert,
sich vom Kommunismus Stalins kaum unterscheidet.
Siehe dazu auch "Brüssel" und die von dort uns alle beherrschenden Kommissare.
Ich gehe davon aus, es handelt sich bei dem Gesamtzyklus
um eine Einbahnstraße, und dieser endet einst bei primitiven,
nicht entwicklungsfähigen Volksmassen, eben bei Spenglers "Fellachen."

Fraglich ist, ob und inwiefern der blutrünstige Eingriff des Kommunismus
zwischen 1917 und 1990 in den russischen Zyklus,
der sich noch mittig in seiner aufblühenden Kulturphase befand,
diesen sozusagen "geköpft" hat - oder aber, ob es der russische Seele
wohl gelingt, diese schwere Verletzung zu überwinden,
an die russische Kultur wieder anzuknüpfen.

Natürlich ist Putin ein "Zar" in ziviler Garderobe.
Nur mit einem demokratischen Wahlmäntelchen.
Was denn auch sonst wohl?
Die Forderung der US-Demokratierepublikpräsidenten,
Rußland möge bitte "richtig" demokratisch werden zeigt nur,
daß sie von Völkern und deren Aufwachsen und Vergehen,
von Kultur und Zivilisation keinen blassen Schimmer haben:
"Rußland" kann das doch gar nicht!
Und die Russen wollen derlei verständlicherweise auch überhaupt nicht:
Denn "Demokratie" ist ein Verfallsindikator.
Nur wird das einem in der Schule natürlich nicht auf´s Butterbrot geschmiert.

Grüße!
BB

--
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Ich möchte verdeutlichen:

BBouvier @, Donnerstag, 07.06.2018, 02:20 vor 2143 Tagen @ BBouvier (2838 Aufrufe)

<"Denn "Demokratie" ist ein Verfallsindikator.">

Besser und treffender wohl:
"Die gegenwärtige Demokratie ist ein Verfallsindikator."

Denn sie hat mit der "attischen" nur sehr wenig gemein.
Was kaum Jemandem bewußt ist.

Zitate hieraus nämlich
http://www.bpb.de/175892/grundzuege-der-athenischen-demokratie?p=all
=>
"Jeder Bürger konnte an der Volksversammlung
sowie an den Gerichtsversammlungen teilnehmen,
jeder Bürger war befugt, ein Amt zu bekleiden.
Die Bürger Athens übten die volle Gesetzgebungs-, Regierungs-,
Kontroll- und Gerichtsgewalt aus.
Sie beschlossen in der Volksversammlung die Gesetze,
wählten die Beamten, kontrollierten die gewählten
und erlosten Amtsträger, prüften die Amtsführung
und bestimmten die Richter.
Zur Idee der athenischen Demokratie gehörte,
dass jeder Bürger als befähigt erachtet wurde, ein Amt zu bekleiden.
Die etwa siebenhundert Amtsträger wurden prinzipiell
durch das Los bestimmt, ihre Amtszeit war strikt begrenzt,
und sie unterlagen lückenloser Kontrolle und Rechenschaftslegung.
In Athens demokratia übte das Volk die volle Gesetzgebungs-,
Regierungs-, Kontroll- und Gerichtsgewalt aus.

Die Demokratie der athenischen Polis kannte
im Gegensatz zu modernen Demokratien
weder ein Parlament noch Parteien."

Gruß,
BB

--
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Wie hält man dreihundert Jahre Stillstand aus?

Ranma (らんま), Mittwoch, 06.06.2018, 01:23 vor 2144 Tagen @ BBouvier (2912 Aufrufe)

Hallo!

Natürlich gab es Entwicklungen innerhalb der dreihundert Jahre. Entwicklungen gab es auch innerhalb der Sòng-Zeit und innerhalb der Míng-Zeit. Die einzige Alternative dazu wäre gewesen die Jahrhunderte in völligem Stillstand zu verbringen. Wo hätte es das je gegeben?

Die Problematik hier ist vielmehr, daß man den Einfluß einer fremden Kultur nicht von natürlicher Weiterentwicklung unterscheiden kann. Das ist völlig logisch für eine in Zyklen verlaufenden Geschichte.

Selbstverständlich wurden auch viele der Eigenschaften der Míng von den Mongolen eingeführt. Hätten die alle Macht bei den Beamten belassen, dann hätten weiterhin Chinesen regiert. Also hatte der Khan das letzte Wort. Die Míng-Kaiser hatten schließlich kein Interesse daran, ihre Macht wieder abzugeben. Es hatte zuvor schon Jahrhunderte gedauert bis die Macht in die Hände der Beamten gefallen war und die Míng-Zeit war die mindestens schon dritte absolutistische Phase in der Geschichte Chinas.

Gruß,
Ranma

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Übergang der chinesischen Kultur zur Zivilisation

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 06.06.2018, 09:20 vor 2144 Tagen @ Ranma (らんま) (2950 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 06.06.2018, 13:32

Hallo!

Die einzige Alternative dazu wäre gewesen die Jahrhunderte in völligem Stillstand zu verbringen. Wo hätte es das je gegeben?

In den meisten Erdregionen über die längste Zeit der Geschichte. Kulturelle Entwicklung ist die absolute Ausnahme, verläuft innerhalb weniger Jahrhunderte und endet ausschließlich tragisch. Anschließend gehen die in der Regel seelisch (und oft auch genetisch) völlig ruinierten Kulturkreise wieder in das dumpfe Wabern über, das schon vor der Hochkultur war, nur auf einem technisch und organisatorisch höheren, starreren und sterileren Niveau. Da mag es durchaus Einbrüche geben, auch wieder Aufstiege, die dem Fellachen dann als Entwicklung erscheinen. Das Wesentliche ist doch, daß es sich nicht um eine organische Entwicklung aus sich selbst heraus handelt.

Die Problematik hier ist vielmehr, daß man den Einfluß einer fremden Kultur nicht von natürlicher Weiterentwicklung unterscheiden kann. Das ist völlig logisch für eine in Zyklen verlaufenden Geschichte.

Warum sollte es nicht möglich sein, exogenen Einfluß von endogener Entwicklung zu unterscheiden?

Selbstverständlich wurden auch viele der Eigenschaften der Míng von den Mongolen eingeführt. Hätten die alle Macht bei den Beamten belassen, dann hätten weiterhin Chinesen regiert. Also hatte der Khan das letzte Wort. Die Míng-Kaiser hatten schließlich kein Interesse daran, ihre Macht wieder abzugeben. Es hatte zuvor schon Jahrhunderte gedauert bis die Macht in die Hände der Beamten gefallen war und die Míng-Zeit war die mindestens schon dritte absolutistische Phase in der Geschichte Chinas.

Dein Problem ist, daß Du nur bereits zivilisatorische Zeiten Chinas betrachtest. Die Hochkulturphase fand zwisch 1.300 und 300 vor Christus statt und wird weitgehend von der Shang-Dynastie und der Zhou-Dynastie eingefaßt. Die Zeit der streitenden Reiche entspricht unserem Zeitalter der Weltkriege seit Napoleon.

"Die Shang-Dynastie ist die erste chinesische Dynastie, die zeitgenössische schriftliche Dokumente hinterlassen hat."

Schriftliche Dokumente (mehr als nur Runenkritzeleien usw.) sind primäres äußeres Merkmal einer Hochkultur. Die Menschen sind in die Geschichte bewußt eingetreten, sind seelisch erwacht.

In Zhou ging es aber erst richtig aufwärts. China glich oberflächlich dem Heiligen Römischen Reich:

"Das Reich teilte sich in 9 Provinzen und ca. 1700 Lehen. Es gab 5 Rangklassen von Lehnsherren, eine Hofhaltung mit königlichen Inspektionsreisen und ein diplomatisches Protokoll für den Umgang zwischen dem König und seinen Lehnsherren. Drei Großherzöge und sechs Minister fungierten als Staatsverwaltung."

Beachtlich ist auch die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen, die etwa unserer Hansezeit (ab ca. 14. Jahrhundert) entspricht:

  • Herausbildung einer nichtadligen Oberschicht in den Dorfgemeinden.
  • Herausbildung einer Schicht von der Aristokratie unabhängiger Kaufleute.
  • Fortschreitende Differenzierung des Handwerks, Entstehung einer von dem für die Höfe produzierenden Handwerk unterschiedenen Schicht selbstständiger Handwerker.

Weiters traten erstmals Philosophen (Laotse, Konfuzius) auf. Für eine Urkultur ein Unding, für Hochkulturen unabdingbar.

"Besonders zur Zeit der Frühlings- und Herbstannalen und der Zeit der Streitenden Reiche blühte sie [die Philosophie] aufgrund der schwierigen Verhältnisse."

Auch der Autor des Wikipediaartikels hatte natürlich keine Ahnung. Die Philosophie blühte nicht aufgrund "schwieriger Verhältnisse" (die Verhältnisse sind immer schwierig), sondern weil die Kultur zunehmend in die Spätzeit überging, in der die Städte wuchsen und allmählich die Oberhand über das geistlose Land gewannen. Im selben Maße wächst die Intellektualität, bis schließlich an der Schwelle zur Zivilisation die großen Ideologien auftauchen, für die sich für wenige Generationen Millionen abschlachten lassen, ehe die fellachoiden Nachfahren in Ideen keinen großen Sinn mehr erkennen können.

"Die straffere Organisation der Herzogtümer führte im 4. und 3. Jhd. v. Chr. auch zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und technischen Neuerungen. Die Landwirtschaft wurde intensiviert, man verwendete Dünger, gegossene Eisenwerkzeuge (Eisenguss 513 v. Chr. nachgewiesen) und das Brustgurtgeschirr, was den Zugtieren nicht mehr die Luftröhre abdrückte. Ferner unterschied man mehrere Bodenarten, be- und entwässerte in großen Anlagen, deren Konstrukteure auch namentlich überliefert sind."

Nein, nicht die straffere Organisation, sondern der Übergang zur Zivilisation ging mit technischen Neuerungen und strafferer Organisation (beides bedingt einander) einher. Anzunehmen ist, daß nun nicht mehr der chinesische Bauer auf seiner Scholle sich selbst ernährte, sondern daß Großteile des Volkes entwurzelt in den Städten darbten und an der Zitze des Systems saugten, für das sie Frondienste (heute sagt man "Dienstleistung") verrichteten.

"Infolgedessen nahm die Bevölkerungszahl im Gegensatz zur frühen Zhou-Zeit zu. Auch die Art der Kriegsführung wandelte sich vom ritualisierten Privileg des Adels zum gewissenlosen Einsatz großer Bauernheere, die mehr als 100.000 Mann umfassen konnten. In diesem geänderten Umfeld formten sich die Machtgrundlagen der künftigen Qin-Dynastie."

Damit ist die chinesische Hochkultur in die Zeit der Massenbevölkerungen und Massenheere eingetreten, die unserem 19. Jahrhundert entspricht. Typischerweise werden sie noch von klassischen Monarchen oder Präkursoren der Imperatur wie Napoleon ins Feld geführt. Qin ist schließlich reine imperiale Machtentfaltung, in der die chinesischen Reiche in einem Imperium vereint sich im Osten Chinas geographisch auf die heutige Ausdehnung ausweiten.

Die Vielfalt der chinesischen Nationen, die zur Zeit der streitenden Reiche noch existierte und unserer Vielfalt (Deutsche, Franzosen, Briten, Italiener, Spanier) mit den unterschiedlichen Volkscharakteren und Sprachen durchaus vergleichbar ist, verschwindet in der Zivilisation vollständig. Der Typus des chinesischen Fellachen ist der massenhaft auftretende Han-Chinese, der in der Hochkulturphase noch gar nicht vorhanden war. "Unter dem Han-Kaiserreich (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) bildete sich die Volksgruppe der Han heraus." Offenbar hat sich die chinesische Zivlisation dort ihre Variante des "neuen Menschen" geschaffen, der die alte organisch gewachsene Vielfalt ersetzte. Kennzeichnend für Qin und alle folgenden "Dynastien" ist die Ersetzung der altens Reichsstruktur durch von kaiserlichen Beamten geleitete "Kommandanturen", die Umsiedlung aller Adligen in die Hauptstadt (kaltgestellt und damit abgeschafft), die Vereinheitlichung der Schrift (und damit der Sprache) und der Gesetzgebung, vor allem aber großangelegte Büchervernichtungen mit dem Ziel, die Geschichte umzuschreiben und Gedanken auszumerzen, welche "die Gegenwart mit Hilfe der Vergangenheit kritisierten". Das erinnert an heutige "Geschichtspolitik" und das Bestreben des modernen europäischen Menschen, seine Vorfahren als möglichst dumm und zurückgeblieben zu betrachten, um selbst als die Endlösung aller historischen Probleme zu erscheinen.
Damit ging natürlich einher, daß wir heute übermäßig viel über die chinesische Zivilisationsphase wissen, recht wenig indes über die Epoche der hochkulturellen Entwicklung, und manche vermeinen, die Zeit nach Qin wäre die chinesische Kultur.

Bedeutend ist, daß die Völker- und Sprachenvielfalt, die den Han unterstellt wird, sich auf die Südküste Chinas konzentriert:

[image]

Historisch ist das aber nicht der Mutterboden der chinesischen Hochkultur. Bis zum Südchinesischen Meer hat sich die chinesische Zivilisation erst nach 200 v. Chr. ausgebreitet. Zuvor herrschten dort die "Hundert Yue-Stämme", "Sammelbegriff für nicht-chinesische Volksgruppen („Barbaren“) im heutigen Südchina". Die heutige Struktur ist offenbar die Folge mehrerer Kolonisationswellen, während sich auf dem chinesischen Mutterboden der neue chinesische Mensch herausbildete.
Entsprechend hat sich z. B. die antike Zivilisation unter den Römern immer wieder angrenzende Barbarenstämme unterworfen. Solche Expansion in fremde Gebiete ist typisch für Zivilisationen, deren Imperatoren zur Herstellung innerer Stabilität immer wieder Kriege im Äußeren führen.
Indes wurde die Vielfalt der italischen Sprachen und Dialekte, schließlich auch in den unterworfenen Gebieten von der römischen Zentralsprache, dem Lateinischen, völlig überprägt. Solche Vorgänge sind typisch für Zivilisationen.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Es gibt keinen Stillstand

Ranma (ランマ), Donnerstag, 07.06.2018, 04:07 vor 2143 Tagen @ Taurec (2841 Aufrufe)

Hallo!

Anschließend gehen die in der Regel seelisch (und oft auch genetisch) völlig ruinierten Kulturkreise wieder in das dumpfe Wabern über, das schon vor der Hochkultur war, nur auf einem technisch und organisatorisch höheren, starreren und sterileren Niveau. Da mag es durchaus Einbrüche geben, auch wieder Aufstiege, die dem Fellachen dann als Entwicklung erscheinen. Das Wesentliche ist doch, daß es sich nicht um eine organische Entwicklung aus sich selbst heraus handelt.

Meinst du mit dumpfem Wabern, daß Historiker keine umfangreichen Dokumentensammlungen für manche Zeiten mancher Kulturen haben? Das heißt noch lange nicht, daß nichts passiert wäre!

Warum sollte es nicht möglich sein, exogenen Einfluß von endogener Entwicklung zu unterscheiden?

Weil es immer irgendeine Entwicklung gibt. Außerdem auch, weil die Entwicklung gleich verläuft, egal ob sie exogen oder endogen angeschoben wird. Die Unterscheidung ist somit also sogar auch dort irrelevant, wo die Ursache einer Entwicklung ausreichend gut dokumentiert ist.

Dein Problem ist, daß Du nur bereits zivilisatorische Zeiten Chinas betrachtest.

Mein Problem an dieser Stelle ist vielmehr, daß man die gesamte Geschichte Chinas nicht betrachten kann. Es ist noch keinem Historiker gelungen, in seiner Lebenszeit mehr als einen vergleichsweise winzigen Schwerpunkt unterzubringen. Daher bleibt die Betrachtung der Gesamtzeit immer sehr oberflächlich. Du könntest also sogar Recht haben mit deiner Jahrtausende überspannenden Betrachtung. Das würde dann bedeuten, daß eine zivilisatorische Phase beliebig lange dauern kann. Dann muß auch der komplette Zyklus beliebig lange dauern. Ein Zyklus, der beliebig lange dauert, ist jedoch kein Zyklus. Du läßt ihn in der europäischen Antike Jahrhunderte dauern, in China Jahrtausende und im Wertewesten nur Jahrzehnte und das wiederum läßt mich an der logischen Stringenz der Theorie zweifeln.

Die Hochkulturphase fand zwisch 1.300 und 300 vor Christus statt und wird weitgehend von der Shang-Dynastie und der Zhou-Dynastie eingefaßt. Die Zeit der streitenden Reiche entspricht unserem Zeitalter der Weltkriege seit Napoleon.

"Die Shang-Dynastie ist die erste chinesische Dynastie, die zeitgenössische schriftliche Dokumente hinterlassen hat."

So kann man das auch sehen. Jahrhundertelang sahen Europäer das jedoch so, daß die Chinesen die Shang und die Zhou frei erfunden hätten. Nach und nach mußten europäische Gelehrte erst die Existenz der Zhou zugeben und dann auch die der Shang. Die vorangegangene Xia-Dynastie wird trotzdem noch immer angezweifelt. Dabei reicht die chinesische Geschichte sogar noch weiter zurück, wobei sie, wie allerdings auch die griechische und die japanische Geschichte, in Mythologie übergeht.

Schriftliche Dokumente (mehr als nur Runenkritzeleien usw.) sind primäres äußeres Merkmal einer Hochkultur. Die Menschen sind in die Geschichte bewußt eingetreten, sind seelisch erwacht.

Hier lehnst du dich ziemlich weit aus dem Fenster. Schreiben wurde auf unserem Planeten viermal erfunden. Von China aus und von der Levante aus wurde diese wichtige Kulturtechnik weiterverbreitet.

In Zhou ging es aber erst richtig aufwärts. China glich oberflächlich dem Heiligen Römischen Reich:

"Das Reich teilte sich in 9 Provinzen und ca. 1700 Lehen. Es gab 5 Rangklassen von Lehnsherren, eine Hofhaltung mit königlichen Inspektionsreisen und ein diplomatisches Protokoll für den Umgang zwischen dem König und seinen Lehnsherren. Drei Großherzöge und sechs Minister fungierten als Staatsverwaltung."

Beachtlich ist auch die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen, die etwa unserer Hansezeit (ab ca. 14. Jahrhundert) entspricht:

  • Herausbildung einer nichtadligen Oberschicht in den Dorfgemeinden.
  • Herausbildung einer Schicht von der Aristokratie unabhängiger Kaufleute.
  • Fortschreitende Differenzierung des Handwerks, Entstehung einer von dem für die Höfe produzierenden Handwerk unterschiedenen Schicht selbstständiger Handwerker.

Weiters traten erstmals Philosophen (Laotse, Konfuzius) auf. Für eine Urkultur ein Unding, für Hochkulturen unabdingbar.

"Besonders zur Zeit der Frühlings- und Herbstannalen und der Zeit der Streitenden Reiche blühte sie [die Philosophie] aufgrund der schwierigen Verhältnisse."

Auch der Autor des Wikipediaartikels hatte natürlich keine Ahnung.

Warum zitierst du ihn dann? Leider ist die Wikipedia zur Zeit das beste Werk, das es über die Geschichte Chinas gibt. Das liegt jedoch nur an der mangelnden Konkurrenz, aufgrund der Notwendigkeit der Spezialisierung auf kleine Gebiete, wenn man die Geschichte Chinas erforscht.

Die Philosophie blühte nicht aufgrund "schwieriger Verhältnisse" (die Verhältnisse sind immer schwierig), sondern weil die Kultur zunehmend in die Spätzeit überging, in der die Städte wuchsen und allmählich die Oberhand über das geistlose Land gewannen. Im selben Maße wächst die Intellektualität, bis schließlich an der Schwelle zur Zivilisation die großen Ideologien auftauchen, für die sich für wenige Generationen Millionen abschlachten lassen, ehe die fellachoiden Nachfahren in Ideen keinen großen Sinn mehr erkennen können.

Nur wenige Generationen? Das wäre wirklich schön, wenn es so wäre. Das ist allerdings nicht das, was ich in der Geschichte erkennen kann.

Qin ist schließlich reine imperiale Machtentfaltung, in der die chinesischen Reiche in einem Imperium vereint sich im Osten Chinas geographisch auf die heutige Ausdehnung ausweiten.

Das war eine der absolutistischen Phasen, die ich meine, wenn ich behaupte, daß die Chinesen mindestens drei davon schon hatten. Es kann natürlich sein, daß das nur ein Auf und Ab innerhalb der Zivilisation ist. Bisher hatte ich BBouvier und dich jedoch so verstanden, daß Absolutismus ein Zeichen für die Zeit der Imperatoren ist. Was ihr wohl auch so meintet, nur nicht, daß dann daraus der Umkehrschluß zu ziehen wäre, daß Zeiten mit machtlosen Monarchen außerhalb der Phase der Zivilisation liegen müssen?

Der Typus des chinesischen Fellachen ist der massenhaft auftretende Han-Chinese, der in der Hochkulturphase noch gar nicht vorhanden war.

Wie schön, daß dir das nicht entgangen ist. Ich hatte schon befürchtet, daß ich das erklären müßte und mich niemand verstehen würde. Chinese ist nicht gleichbedeutend mit Hàn und die ethnische Zusammensetzung der Chinesen hat sich im Lauf der Geschichte gewandelt. Auch deshalb meinte ich, man müßte den Hàn einen eigenen Kulturzyklus zugestehen und andere chinesische Ethnien hätten einen anderen Kulturzyklus. Deine Idee, Lehen der Zhou mit modernen Nationen gleichzusetzen, ist eine, heftige Projektion. Sie können eine ähnliche Funktion gehabt haben, aber sie konnten nicht etwas sein, das erst im achtzehnten nachchristlichem Jahrhundert erfunden wurde. Also woran macht man dann fest, wer zu einer Kultur gehört, wenn nicht an der Ethnie? Du erzählst mir, daß auch die Ethnie dafür ausscheidet, aber wer gehört dann zu den Chinesen und wer nicht?

Damit ging natürlich einher, daß wir heute übermäßig viel über die chinesische Zivilisationsphase wissen, recht wenig indes über die Epoche der hochkulturellen Entwicklung, und manche vermeinen, die Zeit nach Qin wäre die chinesische Kultur.

Das ist schon deshalb nicht verwunderlich, weil europäische Gelehrte während des größten Teils der Zeit, in der man sich überhaupt für die Geschichte Chinas interessiert, alles vor der Qin als bloße Erfindung abgetan haben!

Bedeutend ist, daß die Völker- und Sprachenvielfalt, die den Han unterstellt wird, sich auf die Südküste Chinas konzentriert:

An der Stelle verstehe ich nicht, was du meinst. Du zeigst eine Karte, die betitelt ist als Karte der sinitischen Sprachen. Ins Deutsche übersetzt ist das der chinesische Zweig der sinotibetischen Sprachen. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um die Sprachen ethnisch echter Chinesen! In China sind jedoch (mit Ausnahme der konstruierten Huí, bei denen es sich um islamisierte Hàn handelt) nur solche Ethnien als ethnische Minderheiten und damit als eigenständige Ethnien anerkannt, die nichtchinesische Sprachen sprechen. Nach der besagten Karte redest du dann jedoch nur noch von den ethnischen Minderheiten. Deren Sprachen sind auf der Karte nicht eingezeichnet! Die Offenbarung völliger Unkenntnis und daher sehr fraglich, was daran bedeutend sein soll. Im Deutschen wird übrigens rein aus politischer Korrektheit (schließlich wollen wir uns der chinesischen Regierung anbiedern) nur Hàn als die chinesische Sprache bezeichnet. Die übrigen chinesischen Sprachen werden politisch korrekt Dialektgruppen genannt, was nichts weiter als eine sprachwissenschaftliche Definition einer Sprache und daher als Umschreibung praktikabel ist. Die nichtchinesischen Sprachen ethnischer Minderheiten in China darf man als Sprachen bezeichnen.

Gruß

Ranma

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Zivilisation

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 07.06.2018, 09:56 vor 2143 Tagen @ Ranma (ランマ) (2954 Aufrufe)

Hallo!

Meinst du mit dumpfem Wabern, daß Historiker keine umfangreichen Dokumentensammlungen für manche Zeiten mancher Kulturen haben? Das heißt noch lange nicht, daß nichts passiert wäre!

Nein. Ich meine damit, daß sich das Leben der Germanen um 300 n. Chr. vom Leben ihrer Vorfahren 1000 v. Chr. nicht prinzipiell unterschieden hat. An diese Stelle kannst Du jedwede Region der Welt setzen und Du wirst über lange Zeit keine Veränderung finden.
Das Leben ist über lange Zeitperioden gleichförmig, bis wie ein kurzer Blitz in der Welgeschichte eine Hochkultur aufflammt, anderen Stelle es noch zwei- bis dreitausend Jahre nachlodern mag.
Die Chinesische Zivilisation etwa zeichnet sich nach der Zeit der Streitenden Reiche durch ein wildes, zufälliges Konglomerat folgender Bestandteile aus, deren Auftreten keinem Sinn folgt, kein inneres Schicksal darstellt, sondern von äußeren Zufälligkeit abhängt:

  • Einfall von Fremdvölkern und Barbaren von außen
  • Einsickern fremder Weltanschauungen (z. B. Buddhismus, Kommunismus oder faustische Wissenschaft) von außen
  • Bestrebungen zur Renaissance des chinesischen Kaiserreichs und der Kultur in der Anfangsfassung. In der Regel tritt dabei eine eklektische, synkretistische Auswahl älterer Elemte auf: Legalismus, Konfuzianismus und was es da sonst noch geben mag. Einzelne Elemente werden herausgegriffen, uminterpretiert und der jeweiligen Situation angepaßt.

Das ist Zivilisation: Eine fertige, überkochte Suppe, in der von außen ständig aufs Neue mit dem Löffel umgerührt wird. Sobald sich oben eine Haut bildet und die Fettaugen schwimmen, wird die abgestandene Plörre wieder in Bewegung versetzt. Wer zufällig vorbeikommt wirft seine eigenen Zutaten hinein, wobei eher aus Versehen etwas Genießbares entsteht.
So läuft es in Indien seit 500 v. Chr. So lief es in Ägypten seit 1500 v. Chr. So läuft es in der arabischen Welt seit 1000 n. Chr. So würde es in der antiken Zivilisation noch bis zum heutigen Tage laufen, wenn sie nicht durch äußere Einflüsse zusammengebrochen wäre.
Das ist reiner Stilltand in der ewigen Wiederkehr des Immergleichen.

Warum sollte es nicht möglich sein, exogenen Einfluß von endogener Entwicklung zu unterscheiden?


Weil es immer irgendeine Entwicklung gibt. Außerdem auch, weil die Entwicklung gleich verläuft, egal ob sie exogen oder endogen angeschoben wird. Die Unterscheidung ist somit also sogar auch dort irrelevant, wo die Ursache einer Entwicklung ausreichend gut dokumentiert ist.

Du schreibst "Entwicklung", aber meinst "Veränderung". Dabei unterstellst Du, daß es sich per se um etwas Gutes handeln würde. Allerdings sollte man es bei der bloßen Feststellung lassen, daß es stets Veränderungen gibt, die einen Zustand von einem vorherigen Unterscheiden. Die Frage ist, ob sich tatsächlich etwas entwickelt oder nur abwechselt.

Du könntest also sogar Recht haben mit deiner Jahrtausende überspannenden Betrachtung. Das würde dann bedeuten, daß eine zivilisatorische Phase beliebig lange dauern kann. Dann muß auch der komplette Zyklus beliebig lange dauern.

Die Zivilisation, die zyklenlos ist, kann beliebig lange dauern. Die Hochkultur indes, die am Anfang steht dauert mit einer geringern Unschärfe ca. 1000 Jahre. Das ist fest.

Du läßt ihn in der europäischen Antike Jahrhunderte dauern, in China Jahrtausende und im Wertewesten nur Jahrzehnte und das wiederum läßt mich an der logischen Stringenz der Theorie zweifeln.

Mein Problem ist, daß ich ständig mit Leuten diskutiere, die Spengler entweder nicht gelesen oder nicht verstanden haben, wobei sie nicht verstanden haben, daß sie ihn nicht verstanden haben, was sie aber der Philosophie anlasten statt sich selbst.
(Persönlich bin ich durchaus schon weiter als Spengler und habe ihn für mich abgewandelt. Allerdings muß man hierfür erst mal die Grundlagen verstanden haben.)

  • Antike:
    • Hochkultur: 1300 v. Chr. bis 300 v. Chr.
    • Zivilisation: 300 v. Chr. bis ca. 500 n. Chr.
  • China:
    • Hochkultur: 1300 v. Chr. bis 300 v. Chr.
    • Zivilisation: 300 v. Chr. bis mindestens heute
  • Japan:
    • Hochkultur: ca. 800 n. Chr. bis 1800 n. Chr.
    • Zivilisation: 1800 n. Chr. bis mindestens heute
  • Abendland:
    • Hochkultur: 800 n. Chr. bis 1800 n. Chr.
    • Zivilisation: 1800 n. Chr. bis mindestens heute
  • Ägypten:
    • Hochkultur: 2600 v. Chr. bis 1600 v. Chr.
    • Zivilisation: 1600 v. Chr. bis zur Zeitenwende
  • Jüdisch-arabische Kultur:
    • Hochkultur: Zeitenwende bis 1000 n. Chr.
    • Zivilisation: 1000 n. Chr. bis mindestens heute
  • Indische Kultur:
    • Hochkultur: 1500 v. Chr. bis 500 v. Chr.
    • Zivilisation: 500 v. Chr. bis mindestens heute
  • Mittelamerikanische Kultur:
    • Hochkultur (vermutlich): ca. 100 v. Chr. bis 900 n. Chr. (Kollaps der Maya-Zentren im zentralen Tiefland)
    • Zivilisation: 900 n. Chr. bis zur Ankunft der Spanier

Der Dauer der Zivilisation scheint keiner festen Regel zu folgen, wenngleich intern wild durcheinander Dynastien wechseln.

Schriftliche Dokumente (mehr als nur Runenkritzeleien usw.) sind primäres äußeres Merkmal einer Hochkultur. Die Menschen sind in die Geschichte bewußt eingetreten, sind seelisch erwacht.


Hier lehnst du dich ziemlich weit aus dem Fenster. Schreiben wurde auf unserem Planeten viermal erfunden. Von China aus und von der Levante aus wurde diese wichtige Kulturtechnik weiterverbreitet.

Es wurde sogar von jeder Kultur für sich entdeckt, also mindestens acht mal. Dabei wurden durchaus vorhandene Schriftsystem übernommen und abgewandelt.

Qin ist schließlich reine imperiale Machtentfaltung, in der die chinesischen Reiche in einem Imperium vereint sich im Osten Chinas geographisch auf die heutige Ausdehnung ausweiten.


Das war eine der absolutistischen Phasen, die ich meine, wenn ich behaupte, daß die Chinesen mindestens drei davon schon hatten. Es kann natürlich sein, daß das nur ein Auf und Ab innerhalb der Zivilisation ist.

Es geht allein um die erste Phase. Diese ist als Vollendung des Zyklus noch bedeutsam. Alle folgenden sind zufällige Erneuerungen, die an die erste Reichseinigung anknüpfen wollen.
Entsprechend versuchten spätere Cäsaren immer wieder die augustäische Epoche wiederherzustellen, oder Pharaonen das Neue Reich, die als Höhepunkt empfunden wurden.

Bisher hatte ich BBouvier und dich jedoch so verstanden, daß Absolutismus ein Zeichen für die Zeit der Imperatoren ist. Was ihr wohl auch so meintet, nur nicht, daß dann daraus der Umkehrschluß zu ziehen wäre, daß Zeiten mit machtlosen Monarchen außerhalb der Phase der Zivilisation liegen müssen?

Dann wäre bereits Ludwig XIV. ein Imperator gewesen, was er aber nicht war.
Deine Betrachtung ist rein oberflächlich. An dieser Stelle scheinst Du BBouvier und mich nicht verstanden zu haben.
Es kann ebenso machtlose Monarchen wie machtlose Imperatoren geben. In jedem Falle ist irgendwo in deren Umgebung jemand zu finden, der tatsächlich die Zügel hält, entweder ein General, ein Kanzler, ein Kardinal, im Einzelfalle sogar eine Frau. Ist so jemand nicht vorhanden, zerfällt das Reich in Untergruppen.
Der Unterschied zwischen hochkulturellem Monarchen und Imperator liegt darin, daß der Monarch an der Spitze einer organischen Ständegesellschaft steht, während der Imperator über eine formlose Masse herrscht, die bestenfalls nach ökonomischen Gesichtspunkten (Reichtum) sozial geschichtet ist oder (wie in Indien) durch ein starres, undurchlässiges Kastensystem anorganisch geschichtet ist.

Der Typus des chinesischen Fellachen ist der massenhaft auftretende Han-Chinese, der in der Hochkulturphase noch gar nicht vorhanden war.


Wie schön, daß dir das nicht entgangen ist. Ich hatte schon befürchtet, daß ich das erklären müßte und mich niemand verstehen würde.

Schön, daß Du mich ausnahmsweise nicht für blöd hältst. :ok2:

Chinese ist nicht gleichbedeutend mit Hàn und die ethnische Zusammensetzung der Chinesen hat sich im Lauf der Geschichte gewandelt. Auch deshalb meinte ich, man müßte den Hàn einen eigenen Kulturzyklus zugestehen und andere chinesische Ethnien hätten einen anderen Kulturzyklus.

Es müßte sich in jedem Falle der von Dir ganz und gar nicht verstandene spengler'sche Kulturzyklus finden, dessen Anfänge sich äußerlich dadurch kennzeichnen, daß ein Bauerntum mit darüber liegendem Landadel und einer Priesterschaft in einem stadtlosen Lande lebt.
Sobald Großstädte vorhanden sind, vor allem anorganisch konstruierte nach Schachbrettmuster quadratisch angelegte Städte, wie man sie in China seit 2000 Jahren ausnhamslos findet, ist das ein Zeichen allererster Güte für das Vorhandensein einer Zivilisation.
Daß daneben Städte verlassen werden können, daß ganze Reginonen verwüstet, die Bevölkerung sich andernorts ansiedeln und neue Städte gründen kann, hat mit dem Neubeginn ein Zyklus nichts zu tun. Die Hauptstadt des Reiches Qin wurde wohl mehrmals verlassen und später in direkter Nähe oder an derselben Stelle über den Ruinen neu geplant und errichtet. Entsprechende Geschichten finden sich zu vielen alten und jüngeren chinesischen Städten.

Zu fragen wäre etwa, ob das bis 200 v. Chr. unscheinbare, um Zustand eines Urvolkes verweilende Korea durch Austrahlung der chinesischen Zivilisation einen eigenen Zyklus entwickelt hat.
Im Falle Japans scheint das ab ca. 800 n. Chr. der Fall gewesen zu sein.

Deine Idee, Lehen der Zhou mit modernen Nationen gleichzusetzen, ist eine, heftige Projektion.

Mitnichten. Ich berufe mich hier auf die Darstellung über ein altes chinesisches Werk:
"Before Qin unified China, each state had its own customs and culture. According to the Yu Gong or Tribute of Yu, composed in the 4th or 5th century BC and included in the Book of Documents, there were nine distinct cultural regions of China, which are described in detail in this book. The work focuses on the travels of the titular sage, Yu the Great, throughout each of the regions. Other texts, predominantly military, also discussed these cultural variations."

Es gab hier kulturelle Unterschiede, die vermutlich ähnlich weit gespannt waren wie die Differenz zwischen Oberitalien und Schottland im Hochmittelalter. Varianten einer Grundkultur.
Ebenso gab es sprachliche Varianten, wobei sich die Frage stellt, ob uns von außen betrachtet als Dialekte erscheint, was intern eigenständige Sprachen sind. Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit mag es dem Chinesen erscheinen, Deutsch und Französisch wären Dialekte einer indogermanischen Sprache, weil sein eigenes Idom gänzlich anders gestaltet ist.

Das ist schon deshalb nicht verwunderlich, weil europäische Gelehrte während des größten Teils der Zeit, in der man sich überhaupt für die Geschichte Chinas interessiert, alles vor der Qin als bloße Erfindung abgetan haben!

Die Verantwortung liegt wohl eher bei Qin, das in bester sozialistischer (oder zivilisatorischer) Manier die Welt neu erfinden wollte, weswegen die alte Welt zunächst zu verschwinden hatte.
Siehe die Bücherverbrennungen des ersten Kaisers:

"Ich bitte deshalb darum, alle historischen Aufzeichnungen, die nicht aus dem Reiche Qin stammen, zu verbrennen. Außer den Exemplaren, die in der kaiserlichen Hofakademie liegen, sollen alle Lieder, Urkunden und alle Schriften der Hundert Schulen, die irgendjemand im Reich aufzubewahren gewagt hat, zu den Gouverneuren und Kommandanten gebracht und verbrannt werden. Jeder, der es wagt, über die Lieder und die Urkunden zu diskutieren, soll auf dem Marktplatz hingerichtet werden. Diejenigen, die das alte System heranziehen, um das neue zu kritisieren, sollen mitsamt ihren Familien exekutiert werden. Beamte, die von diesen Verbrechen hören oder von ihnen wissen, ohne sie zu verfolgen, sollen genauso bestraft werden wie diese Kriminellen. Dreißig Tage nachdem dieses Dekret ergangen ist, wird jeder, der seine Bücher noch nicht verbrannt hat, mit dem Brandmal im Gesicht und Zwangsarbeit bestraft. Ausgenommen sind nur Bücher über Medizin, Orakelkunde und Landwirtschaft."

Blöd nur, daß die kaiserliche Hofakademie nach dem Untergang der kurzlebigen Qin-Dynastie von den Nachfolgern niedergebrannt wurde, so daß auch die letzten literarischen Einzelexemplare chinesischer Hochkultur vernichtet wurden.

"Wenig später musste er das Reich allerdings an den Rebellenführer Xiang Yu abtreten, der den gesamten kaiserlichen Clan der Qin hinrichten ließ und die Hauptstadt Xianyang, samt der kaiserlichen Hofakademie mit all ihren Büchern und Dokumenten, dem Erdboden gleichmachte."

Das war nicht weniger verheerend als die systematische Vernichtung der antiken Kultur durch das Christentum, weswegen heute von einstmals Millionen lediglich 3000 Texte antiker Literatur erhalten sind.

An der Stelle verstehe ich nicht, was du meinst. [...] Die Offenbarung völliger Unkenntnis und daher sehr fraglich, was daran bedeutend sein soll.

Darauf antworte ich schon allein wegen Deiner Arroganz nicht, mir Unkenntnis zu unterstellen, obwohl Du mich nach eigener Aussage nicht verstanden hast.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Keine sauberen Merkmale zur Unterscheidung

Ranma (乱馬), Freitag, 08.06.2018, 05:27 vor 2142 Tagen @ Taurec (2780 Aufrufe)

Hallo!

Nein. Ich meine damit, daß sich das Leben der Germanen um 300 n. Chr. vom Leben ihrer Vorfahren 1000 v. Chr. nicht prinzipiell unterschieden hat.

1000 v. Chr.: Keine historische Aufzeichnung erwähnt auch nur die Germanen. Rom gab es noch nicht, daher auch kein Kontakt mit Römern. Bronzezeitliche Werkzeuge könnten aus der Zeit stammen, wahrscheinlich von den Kelten importiert.

300 n. Chr.: Germanen können Eisen bearbeiten, haben ständig Kontakte und Auseinandersetzungen mit den Römern, viele Germanen dienen als Söldner in den römischen Legionen.

Ich finde schon, daß die Unterschiede groß sind. Man kann sie für unbedeutend erklären, aber dann könnte man auch gleich behaupten, daß sich niemals irgendetwas ändert.

Du schreibst "Entwicklung", aber meinst "Veränderung". Dabei unterstellst Du, daß es sich per se um etwas Gutes handeln würde. Allerdings sollte man es bei der bloßen Feststellung lassen, daß es stets Veränderungen gibt, die einen Zustand von einem vorherigen Unterscheiden. Die Frage ist, ob sich tatsächlich etwas entwickelt oder nur abwechselt.

Nun gut, sichtbar ist die Veränderung. Ob es sich dabei um eine Entwicklung handelt ist dann die nächste Frage. Wobei ich Entwicklung nicht mit einer guten Veränderung gleichsetzen würde. Veränderung halte ich tatsächlich per se für gut, weil ich dabei vom heutigem Zustand ausgehe, weil ich nur mit dem vertraut bin.

Es wurde sogar von jeder Kultur für sich entdeckt, also mindestens acht mal. Dabei wurden durchaus vorhandene Schriftsystem übernommen und abgewandelt.

China hatte aktiv Entwicklungshilfe geleistet, den Nachbarn die chinesische Schrift geradezu aufgedrängt.

Der Unterschied zwischen hochkulturellem Monarchen und Imperator liegt darin, daß der Monarch an der Spitze einer organischen Ständegesellschaft steht, während der Imperator über eine formlose Masse herrscht, die bestenfalls nach ökonomischen Gesichtspunkten (Reichtum) sozial geschichtet ist oder (wie in Indien) durch ein starres, undurchlässiges Kastensystem anorganisch geschichtet ist.

Aha. Wie findet man heraus, ob eine Ständeordnung organisch oder anorganisch ist? Die Unterscheidung scheint mir ziemlich willkürlich zu sein.

Es müßte sich in jedem Falle der von Dir ganz und gar nicht verstandene spengler'sche Kulturzyklus finden, dessen Anfänge sich äußerlich dadurch kennzeichnen, daß ein Bauerntum mit darüber liegendem Landadel und einer Priesterschaft in einem stadtlosen Lande lebt.
Sobald Großstädte vorhanden sind, vor allem anorganisch konstruierte nach Schachbrettmuster quadratisch angelegte Städte, wie man sie in China seit 2000 Jahren ausnhamslos findet, ist das ein Zeichen allererster Güte für das Vorhandensein einer Zivilisation.

Man kann wohl kaum zurückkehren zu einem Zustand, in dem Städte unbekannt sind. Die heutigen Römer wohnen immernoch in der Stadt Rom. Also kann der römische Zyklus noch nicht geendet haben?

Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit mag es dem Chinesen erscheinen, Deutsch und Französisch wären Dialekte einer indogermanischen Sprache, weil sein eigenes Idom gänzlich anders gestaltet ist.

Damit läge er nicht weit daneben. Noch im Mittelalter verstanden sich Europäer ziemlich problemlos.

Die Verantwortung liegt wohl eher bei Qin, das in bester sozialistischer (oder zivilisatorischer) Manier die Welt neu erfinden wollte, weswegen die alte Welt zunächst zu verschwinden hatte.
Siehe die Bücherverbrennungen des ersten Kaisers:

"Ich bitte deshalb darum, alle historischen Aufzeichnungen, die nicht aus dem Reiche Qin stammen, zu verbrennen. Außer den Exemplaren, die in der kaiserlichen Hofakademie liegen, sollen alle Lieder, Urkunden und alle Schriften der Hundert Schulen, die irgendjemand im Reich aufzubewahren gewagt hat, zu den Gouverneuren und Kommandanten gebracht und verbrannt werden. Jeder, der es wagt, über die Lieder und die Urkunden zu diskutieren, soll auf dem Marktplatz hingerichtet werden. Diejenigen, die das alte System heranziehen, um das neue zu kritisieren, sollen mitsamt ihren Familien exekutiert werden. Beamte, die von diesen Verbrechen hören oder von ihnen wissen, ohne sie zu verfolgen, sollen genauso bestraft werden wie diese Kriminellen. Dreißig Tage nachdem dieses Dekret ergangen ist, wird jeder, der seine Bücher noch nicht verbrannt hat, mit dem Brandmal im Gesicht und Zwangsarbeit bestraft. Ausgenommen sind nur Bücher über Medizin, Orakelkunde und Landwirtschaft."

Blöd nur, daß die kaiserliche Hofakademie nach dem Untergang der kurzlebigen Qin-Dynastie von den Nachfolgern niedergebrannt wurde, so daß auch die letzten literarischen Einzelexemplare chinesischer Hochkultur vernichtet wurden.

"Wenig später musste er das Reich allerdings an den Rebellenführer Xiang Yu abtreten, der den gesamten kaiserlichen Clan der Qin hinrichten ließ und die Hauptstadt Xianyang, samt der kaiserlichen Hofakademie mit all ihren Büchern und Dokumenten, dem Erdboden gleichmachte."

Trotzdem bist du offenbar dazu in der Lage, ein Werk von vor der Bücherverbrennung über den Großen Yu zu zitieren. Daher bleibt es ein vergeblicher Versuch, abstreiten zu wollen, daß bis in die jüngste Zeit hinein nur aus Rassismus die chinesische Geschichte keinesfalls vor der europäischen beginnen durfte. Nachdem diese Einstellung endlich überwunden ist, können wir die Diskussion über diesen Punkt als überflüssig betrachten. Ich wollte nur erklären, warum es bisher keine Gesamtbetrachtungen zur chinesischen Geschichte gibt.


Gruß

Ranma

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Urvolk, Schrift, Ständeordnung, Kulturzyklus

Taurec ⌂, München, Freitag, 08.06.2018, 10:52 vor 2142 Tagen @ Ranma (乱馬) (2864 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 08.06.2018, 14:34

Hallo!

1000 v. Chr.: Keine historische Aufzeichnung erwähnt auch nur die Germanen. Rom gab es noch nicht, daher auch kein Kontakt mit Römern. Bronzezeitliche Werkzeuge könnten aus der Zeit stammen, wahrscheinlich von den Kelten importiert.

300 n. Chr.: Germanen können Eisen bearbeiten, haben ständig Kontakte und Auseinandersetzungen mit den Römern, viele Germanen dienen als Söldner in den römischen Legionen.

Ich finde schon, daß die Unterschiede groß sind. Man kann sie für unbedeutend erklären, aber dann könnte man auch gleich behaupten, daß sich niemals irgendetwas ändert.

Ich hätte auch die amerikanischen Ureinwohner 5000 v. Chr. mit ihren Nachfaren 1000 n. Chr. vergleichen oder die Jahrhunderttausende im subsaharischen Afrika ohne Hochkultur und Zivilisation heranziehen können. Dort hat sich innerlich grundsätzlich nichts geändert.
Ob die Germanen Bronze- oder Eisenäxte schwingen, ist doch völlig nebensächlich gegenüber ihrem kulturellen Zustand als Urvolk.

Zu fragen wäre etwa, ob sich in der kurzzeitigen Vereinigung der germanischen Stämme unter Arminius gegen die Römer bereits das deutsche Volksbewußtsein als Wetterleuchten ankündigt, ehe es für die nächsten Jahrhunderte im Schlummer seiner Brutstätte versinkt, sozusagen als die ersten Lebensregungen eines heranwachsenden Fötus.

Noch weiter als nach 300 n. Chr. wollte ich nicht gehen. Germanien, östlich des Limes von Römern weitgehend unbehelligt, ging dann in die Völkerwanderung über, in der auch seelisch einiges in Bewegung geriet. Man kann die Ereignisse als die einleitenden Geburtswehen der faustischen Kultur betrachten.

Du ziehst oberflächliche technische Innovationen heran und interpretierst sie als "Entwicklung", während Du seelische Entwicklung, die der Kulturentwicklung eigentlich zugrundeliegt, gar nicht adressierst.

China hatte aktiv Entwicklungshilfe geleistet, den Nachbarn die chinesische Schrift geradezu aufgedrängt.

Bitte nicht wieder in Einzelerscheinungen verlieren und den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen.

So stellt etwa die europäische Schrift mit Majuskeln und Minuskeln eine Fortentwicklung der lateinischen Schrift dar.

Zu den Runen schreibt Wikipedia:
"Die Runen sind vermutlich weder unabhängig entstanden, noch sind sie von den Germanen als fertiges Schriftsystem übernommen worden, sondern wurden weitgehend eigenständig nach Vorbildern südeuropäischer Schriften entwickelt."
Insofern eine eigenständige Erfindung auf Grundlage anderer Schriftsysteme.

Das lateinische Alphabet ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage des etrustkischen Alphabets.
Das etrustkische Alphabet ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage des griechischen Alphabets.
Das griechische Alphabet ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage des phönizischen Alphabets.
Das phönizische Alphabet ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage des protosemitischen Alphabets.
Das protosemitische Alphabet ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage des altägyptischen Alphabets.

Völlig verquer wäre die Annahme, da wäre ein Mal die Schrift erfunden worden und fertig.

Daß die Chinesen in der Zivilisationsphase Nachbarvölker zur Verwendung ihrer Schrift nötigten, ist eine ganz andere Angelegenheit.

Der Unterschied zwischen hochkulturellem Monarchen und Imperator liegt darin, daß der Monarch an der Spitze einer organischen Ständegesellschaft steht, während der Imperator über eine formlose Masse herrscht, die bestenfalls nach ökonomischen Gesichtspunkten (Reichtum) sozial geschichtet ist oder (wie in Indien) durch ein starres, undurchlässiges Kastensystem anorganisch geschichtet ist.


Aha. Wie findet man heraus, ob eine Ständeordnung organisch oder anorganisch ist? Die Unterscheidung scheint mir ziemlich willkürlich zu sein.

Weil Du sie nicht verstanden hast.
Die organische Ständeordnung wächst organisch aus einer entstehenden Kulturlandschaft. Sie läßt sich historisch bis in die Lebensform des Urvolkes zurückführen, aus dem die Kultur entstand, verläuft aus den Urständen Bauerntum und Adel aus anfänglicher "Flachheit" sich immer weiter in die Höhe ausdifferenzierend bis z. B. zu dem hier:

[image]

Anorganische Systeme werden hingegen rational konstruiert und künstlich einer ansonsten formlosen Masse aufgetragen. So ist die heutige BRD-Gesellschaft völlig formlos und schichtet sich anhand ökonomischer Kriterien ("Mittelstand") oder Bildungsabschluß rein äußerlich anhand des Potentials zur Wertschöpfung.

Man kann wohl kaum zurückkehren zu einem Zustand, in dem Städte unbekannt sind. Die heutigen Römer wohnen immernoch in der Stadt Rom. Also kann der römische Zyklus noch nicht geendet haben?

Aufgrund dieser Unmöglichkeit der Rückkehr in frühere Verhältnisse ist ein neuer Zyklus derselben Kultur unmöglich.

Rom war im frühen Mittelalter nahezu völlig ruiniert, während im ehemaligen Stadtgebiet ein paar Bauern ihre Schafe auf dem Forum weideten. Die römische Zivilisation war damit beendet.

Unter dem Einfluß germanischer Einwanderer und einer germanischen Oberschicht wurde Italien indes (wobei sich die norditalienischen Städte besonders hervortaten) Schauplatz eines weiteren, neuen Zyklus, nämlich der abendländischen Kultur. Das antike Rom war bis auf Ruinen völlig verschwunden. An seinem Platz entstand ein neues Rom, das den abendländischen Zyklus mitmachte.

Die heutigen Römer heißen Römer, weil sie den Namen des antiken Ortes weiterführten. Es sind aber gänzlich andere Römer. Allein vom Namen auszugehen, ist völlig oberflächlich.

Damit läge er nicht weit daneben. Noch im Mittelalter verstanden sich Europäer ziemlich problemlos.

Germanen und Romanen konnten auch damals einander nicht verstehen. Ebenso waren die romanischen Sprachen so weit voneinander entfernt, daß Franzosen und Italiener einander nicht verstehen konnten.
Hingegen bestand noch zwischen Norddeutschland und England ein Dialektkontinuum, so daß der Niedersachse den Angelsachsen recht gut verstehen konnte. Ähnliches gilt wohl für Dänen, Norweger, Schweden und Isländer.

Daher bleibt es ein vergeblicher Versuch, abstreiten zu wollen, daß bis in die jüngste Zeit hinein nur aus Rassismus die chinesische Geschichte keinesfalls vor der europäischen beginnen durfte.

Wann die chinesische Geschichte im Vergleich zur europäischen beginnt, ist mir doch völlig egal, dem entsprechend sind es auch die Beweggründe diverser Historiker.
Aus Spenglers Kulturmorphologie folgt doch gerade, daß es keine absolute Rangordnung der Kulturen gibt, die sich daraus ableitet, wer zuerst die allheiligmachenden Segnungen der Zivilisation erreicht hat. :-D

Gruß
Taurec

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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

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Nachtrag: Urvölker

Taurec ⌂, München, Freitag, 08.06.2018, 11:31 vor 2142 Tagen @ Taurec (2868 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 08.06.2018, 11:57

Hallo!

Besser hier als in den alten Beitrag eingefügt:

Ich hätte auch die amerikanischen Ureinwohner 5000 v. Chr. mit ihren Nachfaren 1000 n. Chr. vergleichen oder die Jahrhunderttausende im subsaharischen Afrika ohne Hochkultur und Zivilisation heranziehen können. Dort hat sich innerlich grundsätzlich nichts geändert.
Ob die Germanen Bronze- oder Eisenäxte schwingen, ist doch völlig nebensächlich gegenüber ihrem kulturellen Zustand als Urvolk.

Spengler vergleicht die Urvölker in seinem fragmentarischen Spätwerk mit "Amöben", die lagsam und ziellos über die Kontinente fließen, ineinander übergehen oder sich spalten, wobei bisweilen (aus wohl nicht geklärten Gründen) eine Art "Verdichtung" erreicht wird, daß es zu einer hochkulturellen "Spontanentzündung" kommt. In diesem Sinne flossen Indogermanen über Jahrtausende durch Eurasien, spalteten sich ab, gründeten z. B. die griechisch-römische Kultur, später das Abendland. Bis zur Ankunft der Europäer flossen die indianischen Urvölker durch die beiden amerikanischen Kontinente, entstanden (nach menscheitsgeschichtlichem Maßstab, der Jahrzehntausende umfaßt) kurzzeitige Verdichtungen und Hochkulturen wie jene der Maya.
Die Urvölker können dabei durchaus technische Innovationen aufnehmen: Eisenbearbeitung, Pferdezucht, den Streitwagen, Schrift, wenngleich letztere überwiegend wohl zu religiösen Zwecken (Bannsprüche, Orakel usw.) genutzt wird. Erst die Hochkultur kennt Literatur.
Die Leute sind ja auch ohne Hochkultur nicht bescheuert. Es scheint, daß es schon in der Stein- und Bronzezeit weitreichende Verbindungen durch Europa gab und Bauprojekte wie Stonehenge. Das alles aber in einem stadtlosen und geschichtslosen Lande. Die Ereignisse eines Jahrhunderts waren in der Regel völlig belanglos für das nächste Jahrhundert und wurden wohl sogar mangels Überlieferung vergessen oder gingen in diffuse Mythen über, wenn sie – wie die Sintflut – fulminant waren. Welche Relevanz hatte der Zug der Kimbern und Teutonen für den Rest Germaniens? Gar keine. Die Ereignisse des Heldenalters hingegen gingen in die deutsche Gründungssage ein.
"Geschichte" besteht darin, daß die Ereignisse sich aufeinanderschichten und dadurch in Beziehung zueinander stehen. Daher können überhaupt nur Hochkulturen Geschichte haben. Sobald mit der Zivilisation wieder ein Zustand der Zufälligkeit der äußeren Einflüsse eingetreten ist, ist auch die Geschichte zuende, jedenfalls für die Träger der Zivilisation.

"Heldenalter" sollte man nicht unterschätzen. Neue Kulturzyklen beginnen nicht "einfach so" und wiederholen sich auch nicht immerzu beliebig in der selben Landschaft, wie manche es aus Unkenntnis den 3000 Jahren chinesischer Existenz unterstellen. Solange kein neuer Urmythos (wie der trojanische Krieg oder die Niebelungensage) vorliegt und sich die Bewohner einer Landschaft auf dieselbe mythische Vorgeschichte berufen, befindet man sich noch in der selben Hochkultur bzw. (in späteren Phasen) Zivilisation.

Gruß
Taurec

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Ich versuche eine Zusammenfassung

Ranma (乱馬), Samstag, 09.06.2018, 04:26 vor 2141 Tagen @ Taurec (2777 Aufrufe)

Hallo!

Um zu sehen, ob ich es jetzt verstanden habe, versuche ich eine Zusammenfassung.

Ein Zyklus wird von einer Kultur nur einmal durchlaufen, so daß der Ausdruck Zyklus nicht gerade glücklich gewählt ist. Es beginnt bevor es Städte gibt, dementsprechend passend ist das Wort Kultur vom lateinischen Wort für pflügen abgeleitet. Die eigentliche Kulturphase (Hochkultur) wird also nur von der Landbevölkerung erlebt und dauert ungefähr tausend Jahre. In die spätere Literatur findet diese Zeit in der Form der Mythologie Eingang.

Es gibt ein Milleniarismus genanntes Phänomen, das darin besteht, daß religiöse und politische Demagogen tausendjährige Reiche versprechen. Möglicherweise liegt dem eine schwache Erinnerung an die ungefähr tausendjährige Kulturphase zugrunde, die als ein verlorengegangenes Paradies empfunden wird. Dabei gab es für die Leute jener Kulturphase einfach nur nichts, worüber sie nachzudenken gehabt hätten, weil eine dünne Oberschicht aus Adel und Klerus das komplett übernommen hatte.

Die Hochkultur wird gefolgt von einer Phase der Zivilisation, die beliebig lange dauern kann und die sich auch territorial beliebig weit ausdehnen kann. Während der Phase der Zivilisation sind beliebige Veränderungen möglich, exogen angeschobene und endogen angeschobene, bereichernde und verarmende, zur Religiosität hin und zu einer hinterfragenden Philosophie hin, ein völlig beliebiges Auf und Ab. Durch die völlige Beliebigkeit ist es nicht möglich, aus der Theorie irgendwelche Vorhersagen abzuleiten. Für unser Bestreben, die Zukunft zu ergründen, ist sie also völlig unbrauchbar.

Ganz am Ende werden schließlich die Städte verlassen. Das ähnelt auffallend den modernen Schauungen verlassener Städte und Dörfer. Das ließe möglicherweise Schlußfolgerungen zu, wenn man halt nur wüßte, warum die Städte verlassen werden und die Bevölkerung schrumpft.

Ich habe mal gelesen, daß das Imperium Romanum zum Ende seiner Zeit hin an einer ähnlichen Überalterung litt wie das heutige Deutschland. Möglicherweise liefert das bereits die Erklärung für verlassene Dörfer und Städte.

Gruß

Ranma

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Megametropolen (!)

BBouvier @, Samstag, 09.06.2018, 12:58 vor 2140 Tagen @ Ranma (乱馬) (2821 Aufrufe)

<"Ganz am Ende werden schließlich die Städte verlassen.">

Hallo, Ranma!

Eher wohl:
Findet man verfallene Megametropolen (!) vor,
dann ist das ein Hinweis auf das (endgültige)
Ende eines Volkes, das sie dort einst schuf und bevölkerte.

Grüße,
BB

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- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

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"noch immer" ?

BBouvier @, Freitag, 08.06.2018, 13:40 vor 2141 Tagen @ Ranma (乱馬) (2878 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Freitag, 08.06.2018, 14:08

<"Die heutigen Römer wohnen immer noch in der Stadt Rom.">

Hallo, Ranma!

Nur zu obigem.

Richtig ist:
Um "300" hatte Rom ca. 1.200.000 Bewohner.
Dann brach das Reich zusammen, und auf dem Palatin
weideten Ziegenhirten ihre mageren Schafe.
In Rom lebten nur noch 20.000 Menschen, *
3/4 des ehemaligen Stadtgebietes wurden nunmehr landwirtschaftlich genutzt.
Das antike Stadtzentrum war eine Trümmerwüstenei.
Sowie:
Bei den Menschen, die heuzutage in Rom leben,
handelt es sich nicht (mehr) um "Römer" (!)
sondern nur um Menschen, die dort jetzt wohnen. ;-)

*
Weniger als in dem Bayerischen Marktflecken Weilheim,
in dem ich wohne.

Anderes Beispiel:
Ephesus hatte in der römischen Kaiserzeit
fast eine viertel Million Einwohner.
Später verfiel sie und wurde erst im 19. Jahrhundert
wieder ausgegraben.

Rom entging diesem Schicksal u.a. wohl auch deswegen,
weil die Päpste (wahrheitswidrig) behaupteten,
der Heilige Petrus hätte dort gewirkt.

Gruß,
BB

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- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
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"Rom" im dunklen Zeitalter

Taurec ⌂, München, Freitag, 08.06.2018, 14:14 vor 2141 Tagen @ BBouvier (2948 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 08.06.2018, 14:20

Hallo!

Um "300" hatte Rom ca. 1.200.000 Bewohner.
Dann brach das Reich zusammen, und auf dem Palatin
weideten Ziegenhirten ihre mageren Schafe.
In Rom lebten nur noch 20.000 Menschen, 3/4 des ehemaligen
Stadtgebietes wurden nunmehr landwirtschaftlich genutzt.
Das antike Stadtzentrum war eine Trümmerwüstenei.

Hierzu:
"Its population declined from more than a million in 210 AD to 500,000 in 273 to 35,000 after the Gothic War (535-554), reducing the sprawling city to groups of inhabited buildings interspersed among large areas of ruins, vegetation, vineyards and market gardens."

Heißt: Rom war im "finsteren Mittelalter" (= dem völlig natürlichen geschichts- und schriftlosen Zeitraum zwischen den Hochkulturen) eigentlich völlig inexistent.

Statt dessen gab es auf dem ehemaligen römischen Stadtgebiet verschiedene Dörfer, während die Stadt selbst ein von Ruinen durchzogener "Urwald" war. Dazwischen saß der Papst im Lateranpalast, der mehr ein Monasterium am Waldrand war und einzelne Räume des verfallenen Kaiserpalastes nutzte, durch den Wind und Regen peitschten.

Die Ausdehnung der antiken Weltstadt Rom erreichte die später auf altem Stadtgebiet von Grund auf neu entstehende abendländische Stadt Rom während des ganzen Mittelalters nicht, so daß sich zwischen dem Siedlungsgebiet und der Aurelianischen Stadtmauer weithin Gärten und Felder erstreckten, wo sich einst die letzten Römer in ihrem Äquivalent zu modernen Plattenbauten pferchten, blinzelten und sagten: "Wir haben das Glück erfunden!" :spinnt2:

Gruß
Taurec

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Was "Entwicklung" betrifft

BBouvier @, Mittwoch, 06.06.2018, 17:17 vor 2143 Tagen @ Ranma (らんま) (2942 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Mittwoch, 06.06.2018, 17:24

<"Entwicklungen gab es auch ... innerhalb der Míng-Zeit.">

Hallo, Ranma!

Bei dieser angeblichen "Entwickung" in der Epoche
der nachkulturellen Zivilisation handelt es sich
in Wahrheit um einen fortschreitenden Niedergang und seelischen Verfall,
um die Vollendung der Auflösung und die Negation jeglicher zuvor
bindenden und tragenden, der positiv-lebendigen Kräfte eines Volkes.

In Europa trägt diese "Entwicklung" dummdreist das Panier
der "Freiheit" vor sich her - in Wahrheit ein "los" von sämtlichen
zuvor lebendigen Werten und Bräuchen, die die Stabilität der jeweiligen Gemeinwesen
garantiert und auch bedingt hatten:
zügel-los
erbarmungs-los
religions-los
geist-los
kinder-los
rücksichts-los
vaterlands-los
ehe-los
respekt-los
freud-los
ehr-los
traditions-los
gnaden-los
verantwortungs-los
charakter-los
maß-los
wehr-los

Das Aufkommen von Flugfernreisen, die die Bahnfahrt
in die Sommerfrische des Weserberglandes verdrängt haben,
das schnurlose Telephonieren mittes Funktelephonen,
die Kameraüberwachung von Bahnhofstoiletten,
ein allgemeines Glühbirnenverbot ...
etc. , etc. => all das "entwickelt" sich zwar,
jedoch handelt es sich dabei nicht um "Fortschritt"
sondern um (mechanische) Indikatoren des seelischen Niederganges.

<"Die einzige Alternative dazu wäre gewesen die Jahrhunderte
in völligem Stillstand zu verbringen
.">

Offenbar vermutest Du, es handele sich um etwas "positives",
wenn sich etwas, das sich bewährt hat, nicht beibehalten
sondern "modernisiert" wird.

Ich sage hingegen:
Der schier entsetzlich grauenhafte Zustand der jetzigen Welt
ist vor allem darin zu finden, daß "alles" völlig sinnfrei
via Hybris auf den Kopf gestellt wurde.
Und das darüberhinaus:
"Möglichst schnell und möglichst vollständig."

Wobei die USA die Fackel "Fortschritt&Freiheit"
seit 1776 klar und deutlich (kaugummikauend)
den Völkern der Erde vorantragen:
Nicht so richtig Fortschrittliche werden ggfls. befreit.

Gruß,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Hätte sich nicht alles so oder so zum Endpunkt Zivilisation "entwickelt"?

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Sonntag, 10.06.2018, 02:35 vor 2140 Tagen @ BBouvier (2775 Aufrufe)
bearbeitet von Eyspfeil, Sonntag, 10.06.2018, 02:49

Hallo BBouvier!

"Hallo, Ranma!

Bei dieser angeblichen "Entwickung" in der Epoche
der nachkulturellen Zivilisation handelt es sich
in Wahrheit um einen fortschreitenden Niedergang und seelischen Verfall,
um die Vollendung der Auflösung und die Negation jeglicher zuvor
bindenden und tragenden, der positiv-lebendigen Kräfte eines Volkes.

In Europa trägt diese "Entwicklung" dummdreist das Panier
der "Freiheit" vor sich her - in Wahrheit ein "los" von sämtlichen
zuvor lebendigen Werten und Bräuchen, die die Stabilität der jeweiligen Gemeinwesen
garantiert und auch bedingt hatten:
zügel-los
erbarmungs-los
religions-los
geist-los
kinder-los
rücksichts-los
vaterlands-los
ehe-los
respekt-los
freud-los
ehr-los
traditions-los
gnaden-los
verantwortungs-los
charakter-los
maß-los
wehr-los

Das Aufkommen von Flugfernreisen, die die Bahnfahrt
in die Sommerfrische des Weserberglandes verdrängt haben,
das schnurlose Telephonieren mittes Funktelephonen,
die Kameraüberwachung von Bahnhofstoiletten,
ein allgemeines Glühbirnenverbot ...
etc. , etc. => all das "entwickelt" sich zwar,
jedoch handelt es sich dabei nicht um "Fortschritt"
sondern um (mechanische) Indikatoren des seelischen Niederganges.

<"Die einzige Alternative dazu wäre gewesen die Jahrhunderte
in völligem Stillstand zu verbringen.">

Offenbar vermutest Du, es handele sich um etwas "positives",
wenn sich etwas, das sich bewährt hat, nicht beibehalten
sondern "modernisiert" wird.

Ich sage hingegen:
Der schier entsetzlich grauenhafte Zustand der jetzigen Welt
ist vor allem darin zu finden, daß "alles" völlig sinnfrei
via Hybris auf den Kopf gestellt wurde.
Und das darüberhinaus:
"Möglichst schnell und möglichst vollständig."

Wobei die USA die Fackel "Fortschritt&Freiheit"
seit 1776 klar und deutlich (kaugummikauend)
den Völkern der Erde vorantragen:
Nicht so richtig Fortschrittliche werden ggfls. befreit.

Gruß,
BB"

Ich frag mich, ob die technische Entwicklung nicht so oder so
irgendwann und irgendwo stattgefunden hatte: Die meisten
Erfindungen hatte der faustische Geist zustandegebracht.
Das Automobil: Gottlieb Daimler, Carl Benz und Rudolf Diesel.
Bemannter Flug: Graf Zeppelin
Computer: Konrad Zuse. Sogar der größte Raumfahrer ist zur
Zeit ein Deutscher: Alexander Gerst.

Sogar die technische Umsetzung des Internets wurde nicht in
den USA entwickelt wie behauptet, sondern im CERN in Genf,
von deutschen und schweizer Wissenschaftlern Ende der 80er.
Weiß der Geier, wie der Hauptschalter dann später
nach Miami kam...:schief:

Und hätten sich die Amis und Russen 1945 nicht die meisten
deutschen Wissenschaftler unter den Nagel gerissen, dann
hätte sich die Raumfahrt und militärische Entwicklung und
Aufrüstung niemals so entwickelt und in Fahrt gekommen ab
den 50er Jahren.
Einstein entwickelte dort dann mit die Atombombe, mit der
Absicht, sie gegen Deutschland einzusetzen.

Sogar die "Highways" wurden
von den deutschen Autobahnen,
eine Idee von 1920, 1:1 abgekupfert.

Kurz und "gut", ich frage mich, ob die technische Entwicklung
von der Zivilisation zu trennen ist, also ob die dauerhafte
Fortsetzung der kulturellen Epoche sozusagen mit Smartphone
und Rechner überhaupt denkbar ist.
Hätte Hitler den Krieg gewonnen, hätte wir dann heute nicht
eine deutsch geprägte Zivilisation
anstelle einer amerikanischen?

Der faustische Geist hat das meiste zwar erfunden, aber wir
hatten das Pech einer feindlichen Übernahme durch die Seemächte.

Genauso könnte es sich später mal zutragen, daß China einen Krieg
gegen die USA gewinnt, und dann die Zivilisation eine chinesische
Prägung annimmt, so als Gedankenspiel.

Der menschliche Geist ist nun mal in der Lage, fortlaufend neue
Dinge zu erfinden. In der Barockzeit oder sonstigen früheren
Epochen lebten die Menschen vergleichsweise in einer relativen
Unschuld zu heute. Das war ihr Glück, nur leben sie heute nicht
mehr, und die Überlebenden heute müssen in dem Schlamassel mit
Gehirn-Implantaten und Glühbirnen-Verboten leben - und mit
Zeitgenossen der Eigenschaften "los" von allem.
Weil sich der menschliche Geist von dem des Tieres unterscheidet,
welches ein gebundenes Bewußtsein hat und sich überhaupt nicht
irgenwie "entwickeln" in der Lage ist. Oder sehe ich das falsch?

Herzliche Grüße,

Eyspfeil

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faustisches Abendland

BBouvier @, Sonntag, 10.06.2018, 09:08 vor 2140 Tagen @ Eyspfeil (2800 Aufrufe)

Hallo, Eyspfeil!

Ja, natürlich!

Wobei beim Verblassen der Kultur und dem Einsetzen
der Zivilisation hier, bzw. im "Abendland",
nur die Erfindungen und deren praktische Anwendung
diesmal eine deutlich stärkere Ausprägung und Höhe
erreicht haben. Wobei auch die Angelsachsen
in England und die in die USA ausgewanderten Europäer
nicht ganz übersehen werden sollten:
- Watt
- Harrison (erster Chronometer ... "Präzision")
- Tesla
- Edison
- Colt
- Remington
- Gustav Weißkopf (erster bemannter Motorflug! ... "Höhe")
- W. von Braun (erste Mondlandung ... "Weite")

... nur, um ein paar zu nennen.

Herzliche Grüße!
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
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- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Quizfrage

Sagitta, Montag, 11.06.2018, 13:59 vor 2138 Tagen @ Ranma (らんま) (2787 Aufrufe)

Hallo!

Auf der Wikipedia findet sich ein Schaubild zu den 'Dynastien' der chinesischen Geschichte:

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Chinas#/media/File:China_history_timeline_german.png

Ich empfehle, es so zu betrachten: 1700 v.Chr. bis 200 n.Chr. sei der vollständige 'chinesische Hochkulturzyklus'. Die Zeit ab 200 n.Chr. sei die Zeit der 'Zivilisation'. (Es wurden hier auf dem Forum andere Vorschläge zur Periodisierung gemacht, die aber bei intensivem und reflektiertem Studium der chinesischen Geschichte sich als nicht tragfähig erweisen würden).

Innerhalb der langen, unsterblichen Phase der Zivilisation scheinen immer wieder Machtstrukturen (eben die Dynastien) auf, oft von außen hereinbrechend (Mongolen, Mandschu), die sich aber nur eine gewisse Zeit halten können.

Man interpretiere nun die kommunistische Herrschaft ebenfalls als solche eine 'externe Machtstruktur', die sich dem dumpfen zivilisatorischen Prozess auflagert, d.h. das erlöschende Feuer neu zum Aufleuchten bringt.

Wie lange wird es die Volksrepublik China geben?

Fragt hiermit mal in die Runde,

Sagitta

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Der Frühsozialismus des Staates Qin

Taurec ⌂, München, Montag, 11.06.2018, 14:41 vor 2138 Tagen @ Sagitta (3039 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Montag, 11.06.2018, 14:51

Hallo!

Auf der Wikipedia findet sich ein Schaubild zu den 'Dynastien' der chinesischen Geschichte:

"Shang" und "Zhou" sind dabei wohl mehr namensgebend und spiegeln die innere Differenzierung nicht wider. Ebenso könnte man die abendländische Kulturgeschichte als "Kapetinger-Dynastie" zusammenfassen, nachdem Nachfahren des Gründers Hugo Capet lange Zeit auf vielen Thronen Europas saßen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Chinas#/media/File:China_history_timeline_german.png

Ich empfehle, es so zu betrachten: 1700 v.Chr. bis 200 n.Chr. sei der vollständige 'chinesische Hochkulturzyklus'. Die Zeit ab 200 n.Chr. sei die Zeit der 'Zivilisation'.

Wohl eher 200 v. Chr. spätestens, wobei die Kultur in verschiedenen Lebensbereichen und Regionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten enden kann.
Im Falle des Staates Qin endete sie politisch/ideologisch wohl mit dem Auftreten des "Reformers" Shang Yang 359 - 350 v. Chr., dessen legalistisches System frappant an eine Frühform des Sozialismus erinnert, welcher per se zur Zivilisation gehört.

https://de.wikipedia.org/wiki/Qin_(Staat)
https://de.wikipedia.org/wiki/Legalismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Shang_Yang

Zusammenfassung:

  • Grundidee: Alle Menschen sind von Grund auf gleich böse und müssen durch drakonische Strafen zum Guten belehrt werden ("um den Untertanen Ruhe und Ordnung zu geben"). ⇒ Eine auf ihre Art egalitäre und die hierarchischen Unterschiede der Kultur nivellierende Ideologie.
  • Vater und Sohn dürfen nicht mehr zusammenleben ⇒ Die paternitäre, initiatische Kulturtradition ist damit unterbrochen. Söhne wachsen ohne Väter auf und werden vom Staat erzogen. Vergleichbares ist bei uns seit der "Schulpflicht" und Trennung des Arbeits- vom Familienleben (Industriearbeit) in unterschiedlicher Strenge durchgängig der Fall.
  • Einteilung des Volkes in Gruppen von bis zu 10 Haushalten, die sich gegenseitig überwachten und kollektiv hafteten ⇒ Ein System marxistischer Kommunen mit Blockwarten installiert.
  • Todesstrafe bei Mißachtung
  • Zwangsarbeit und Versklavung für alle, die sich unproduktiven Tätigkeiten ("Kunsthandwerk") hingaben. ⇒ Technik und Ratio übertrumpfen Kulturtätigkeiten.
  • Entmachtung des Adels
  • Staatliche Umverteilung und Zuteilung des Besitzes (Haus, Feld, Bekleidung) ⇒ Übergang zur kommunistischen Planwirtschaft
  • Ersetzung der feudalen durch Staatsbeamte
  • Gigantische Bauprojekte (Kanäle) und industrielle Landwirtschaft, siehe z. B. den 246 v. Chr. eröffneten Zheng-Guo-Kanal, der noch heute genutzt wird und analog unseren zivilisatorischen Bauprojekten (Main-Donau-Wasserstraße usw.) ist.
  • Massenheere mit 600.000 Soldatden
  • Angriffskrieg ist Staatspflicht ⇒ Die Weltrevolution als Pflicht der Arbeiterklasse.
  • Leistungsgesellschaft, in der nur diejenigen hohe Ränge zu erwarten hatten, die auch eine entsprechende Leistung erbrachten ⇒ Aus dem Recht auf Arbeit wird letztlich der Zwang zur Arbeit.
  • Geburtsrechte ausschließlich dem Herrscherhaus vorbehalten ⇒ Die bolschewistische Nomenklatura hält sich selbst an der Macht und schwimmt gleicher als die anderen Gleichen im Luxus.
  • Umschreiben der Geschichte, Auslöschen alter historischer Zeugnisse, die mit dem Geschichtsbild der Gegenwart nicht vereinbar waren.

Das ist die übelste Form des Bolschewismus, die man sich vorstellen kann.
Qin war offenbar die chinesische Frühvariante der "Sowjetunion", die über mehrere Generationen die chinesische Zivilisation unterjocht und mit ihrer Form des Staatssozialismus das Endziel der chinesischen Kulturgeschichte erreicht hat. Die Ideen waren für die folgende Zivilisationsphase mal mehr, mal weniger formgebend, aber stets vorhanden. Die moderne kommunistische Phase Chinas unter Mao war insofern keine Neuerung, sondern lediglich uralter Wein in neuen Schläuchen.

⇒ In Qin war die Zivilisation bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. eingetreten.

(Es wurden hier auf dem Forum andere Vorschläge zur Periodisierung gemacht, die aber bei intensivem und reflektiertem Studium der chinesischen Geschichte sich als nicht tragfähig erweisen würden).

Ich vermute, daß es sich hierbei um eine der bekannten sagitta'schen Luftnummern handelt, bei denen mit vorgespiegelter Sicherheit Tatsachen behauptet werden, ohne sie je zu belegen. ;-)

Innerhalb der langen, unsterblichen Phase der Zivilisation scheinen immer wieder Machtstrukturen (eben die Dynastien) auf, oft von außen hereinbrechend (Mongolen, Mandschu), die sich aber nur eine gewisse Zeit halten können.

Man interpretiere nun die kommunistische Herrschaft ebenfalls als solche eine 'externe Machtstruktur', die sich dem dumpfen zivilisatorischen Prozess auflagert, d.h. das erlöschende Feuer neu zum Aufleuchten bringt.

Wie lange wird es die Volksrepublik China geben?

Vermutlich bis zu dem Punkt, an dem die globale technische Zivilisation zusammenbricht und auch das hochtechnisierte, überbevölkerte China ein Massensterben erleidet. Die Frage ist, ob dies die über zweitausendjährige chinesische Zivilisation ein für alle mal beenden oder lediglich eine Transformation zu einem primitiveren Imperium einläuten wird, das sich nach einer Phase des Chaos und der Konsolidierung bildet. Nach dem Zuschnappen der "malthusianischen Bevölkerungsfalle" werden natürlich nicht alle Chinesen verhungern, so daß – wie bei uns – genug Substanz für eine Weiterführung ohne Überlieferungsabbruch und ohne "großes Vergessen" ("Nach-Sintflut-Steinzeit") bleiben könnte.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

ein Zitat von Schiller - ich würde gerne etwas ergänzen

urda @, Dienstag, 12.06.2018, 10:32 vor 2138 Tagen @ Taurec (2738 Aufrufe)

guten Morgen
Ich wiederhole mich, wenn ich abermals hervorheben will, dass ich hier sehr viel gelernt habe.
Gerade, dass das deutsche Volk so um das Jahr 1800 ihre Hochkultur beendete, ist schlüssig und erklärt vieles.
Wir hatten große Geister. Jetzt jedoch fast nichts mehr.

Friedrich Schiller über Demokratie

Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn.
Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen.
Bekümmert sich ums Ganze, wer nichts hat?
Hat der Bettler eine Freiheit, eine Wahl?
Er muß dem Mächtigen, der ihn bezahlt,
um Brot und Stiefel seine Stimm' verkaufen.
Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen.
Der Staat muß untergehn, früh oder spät,
wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.
Demetrius I. (Sapieha)


So scheint die Demokratie wirklich das Ende jegliche Hochkultur zu sein und eine Form von Tyrannei, Bolschewismus ist die Folge. Ich frage mich dann nur, dass nicht jemand gezielt einsetzt.

Viele Grüße
Urda

Aber Deutschland ist keine Demokratie!

Ranma (乱馬), Mittwoch, 13.06.2018, 02:22 vor 2137 Tagen @ urda (2777 Aufrufe)

Hallo!

Es mag sein, daß die Demokratie nicht funktioniert und daher ein Anzeichen für die Endzeit ist. Aber auf Deutschland findet das keine Anwendung, weil Deutschland keine Demokratie ist. Zumindest werden Entscheidungen nicht so getroffen wie Schiller das beschreibt, sondern wir haben, laut Urteil des BVerfG vom 25.07.2012, ein verfassungswidriges Wahlrecht, das die Mehrheitsverhältnisse nicht abbildet.

Das Parlament hat also weder die Kompetenz Gesetze zu verabschieden, noch die eine Kanzlerin oder eine Regierung zu wählen.

Das ist nicht so zu verstehen, daß das erst seit 2012 der Fall wäre, sondern spätestens seit dem 07.05.1956 war in Deutschland noch nie ein verfassungsgemäßer Gesetzgeber am Werk und das macht eigentlich alle seitdem erlassenen Gesetze nichtig!


Gruß,
Ranma

Avatar

Die Bundesrepublik ist Demokratie in ihrer höchsten Vollendung

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 13.06.2018, 09:45 vor 2137 Tagen @ Ranma (乱馬) (2888 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 13.06.2018, 13:59

Hallo!

Du meinst, wir befänden uns nicht im nachkulturellen Stadium, weil Deutschland abstrakte Anforderungen an eine Demokratie nicht erfülle?

Wenn man also selbst sogar die Verfallsform einer Verfallsform darstellt, ist das im Umkehrschluß etwas positives?

Die Demokratiediskussion nochmal aufzuwärmen wird wahrscheinlich zu nichts führen.

Ich verweise auf die Diskussionen, die ich im Gelben Forum mit diversen eingewachsenen Systemidioten geführt habe.

Die Demokratie in unserer Zivilisation ist eine reine Theorie, die in der Wirklichkeit ebenso wenig in Reinform verwirklichbar ist, wie der reine Kommunismus. Sie ist mit der Natur des Menschen, des Lebens und den Schöpfungsgesetzen von Grund auf nicht vereinbar.

Hochkulturen entsprechen durch ihren inneren Aufbau der Struktur von Lebewesen, die wiederum den Aufbau der Schöpfung widerspiegeln. Sie sind hierarchisch-funktional gegliedert und wachsen der Sonne entgegen. Entsprechend sind Hochkulturen organisch in Schichten und Stände gegliedert, differenzieren sich in einem Pathos der Distanz intern und wachsen ihrem metaphysischen Ideal (Gott) entgegen, das ihre Seele konstituiert.

Sobald diese innere Ordnung, in der jeder seinen Rang und seinen Platz hat, aufgelöst und durch ein ideologisches und egalitäres System ersetzt wird, in dem pro forma alle Menschen gleich sind, das also das völlige Gegenteil des Pathos der Kultur darstellt, ist die Kultur dahin.

Dabei ist es völlig gleichgültig, ob das egalitäre System seinen eigenen, an sich selbst gesetzten rechtlichen Ansprüchen gerecht wird, die letztlich von weltfremden Theoretikern irgendwann als Ideale gesetzt wurden. Die ideelle Grundlage des Systems ist demokratisch, die Formlosigkeit und Egalisierung der Gesellschaft ist demokratisch. Die Bundesrepublik ist in all ihren Auswüchsen durch und durch ein Repräsentant demokratischer Verkommenheit. Daß das deutsche Wahlrecht schon aus offensichtlichen inneren Widersprüchen scheitert, statt ein in sich logisch schlüssiges, deswegen aber nicht weniger verdammungswürdiges System zu bilden, ist nur ein dummer, aber nebensächlicher Fehler.

Daß es nicht funktioniert, ist eigentlich sogar vorauszusetzen. Es ist schon aus metaphysischen Gründen völlig unmöglich, daß eine ihrer selbst unbewußte, formlose und unzusammenhängende Masse einen eigenen Willen formuliert und durch Wahlen ausdrückt. An irgendeinem Punkte des Systems wird es immer einen sophistischen Rittberger geben, mit dem versucht wird, eine abstrakt vorausgesetzte, aber inexistente Willensfähigkeit der Bevölkerungsgesamtheit in systematisierte Willensbildung umzusetzen. Nachdem es diese Willensfähigkeit schon an sich nicht gibt und auch niemals irgendwo in diesem Universum inklusive allen seinen unsichtbaren Bereichen geben kann, ist auch jede dieser Begründungen letztlich nichtig. Das wird das System aber nicht am Existieren hindern, da seine Grundlage kein argumentativer theoretischer Beweis ist, sondern Schicksal im Rahmen des Lebens- und Verfallszyklus der faustischen Hochkultur zur Zivilisation. Es ist sein Schicksal, auf einem mit den Grundfesten des Universums unvereinbaren Wege fortzuschreiten und auf diesem die Grundlagen der Kultur, seine eigenen Grundlagen zu zerstören.

Das Parlament hat also weder die Kompetenz Gesetze zu verabschieden, noch die eine Kanzlerin oder eine Regierung zu wählen.

Natürlich hat es das, nämlich Kraft Natur der Sache. Wirksames Recht begründet sich nicht durch irgendwelche höheren, universalen Ideale, von denen aus geurteilt wird, sondern durch reines Gewaltmonopol, das ex post rechtsphilosophisch begründet wird. Regierung und Bundestag verabschiededen deswegen Gesetze, weil es noch niemand ernsthaft unternommen hat, die "freiheitlich demokratische Grundordnung" zu beseitigen. Die Tatsachen übertrumpfen die Wahrheiten regelmäßig. Nur weil jemand abstrakt-argumentativ einen logisch-kausalen Widerspruch im Reglement nachweist, verschwindet der Staatsapparat nicht und läßt sich auch nicht durch solche Argumente wie mit einem Zauberspruch oder wie Rumpelstilzchen zum Verschwinden bringen.

Das ist nicht so zu verstehen, daß das erst seit 2012 der Fall wäre, sondern spätestens seit dem 07.05.1956 war in Deutschland noch nie ein verfassungsgemäßer Gesetzgeber am Werk und das macht eigentlich alle seitdem erlassenen Gesetze nichtig!

De facto sieht es so aus, daß der Staat so lange existiert und seine Gesetze so lange real sind, wie sich die Staatsgewalt durch ihre Behörden in der realen Welt durchsetzen kann. Der Mangel einer abstraken Begründung ist lediglich ein nebensächliches Problem für Juristen, das nachträglich gelöst und "ex tunc" auf die Vergangenheit im Sinne einer nachträgichen Legitimation übertragen werden kann. In der Praxis ist es ohne jegliche Relevanz.
Du kannst ja mal versuchen, beim Bundesverfassungsgericht die Inexistenz des Staates zu beklagen, so daß er sich mit einem Hammerschlag selbst abschafft. ;-)

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Recht ist ungleich Gesetz

Deutscher im Exil @, Nicht in Merkelstan, Mittwoch, 13.06.2018, 11:46 vor 2137 Tagen @ Taurec (2754 Aufrufe)

Hallo Taurec,

in diesem Satz:

Wirksames Recht begründet sich nicht durch irgendwelche höheren, universalen Ideale, von denen aus geurteilt wird, sondern durch reines Gewaltmonopol, das ex post rechtsphilosophisch begründet wird

verwenden Sie "Recht", wo m.E. "Gesetz" stehen müßte.

Sie setzen dies implizit gleich und das halte ich für einen schweren Denkfehler, weil Sie damit jede beliebige Gewalttat "ins Recht" setzen, solange sie dem Gesetz entspricht.

Leider entspricht Ihre Formulierung dem, was in aller Regel publiziert wird, so etwa wie "Amerika" anstatt richtig "USA".

Wenn man sich auf diese Denkfalle aber einläßt, dann bräuchte man nur ein Gesetz, nach dem - sagen wir mal - alle Rothaarigen, die an einem Sonntag geboren wurden, zu erschießen sind. Und das wäre dann nicht nur "Recht", sondern sogar "gerecht", weil dem Recht ensprechend.

Es war in Teilen von Deutschland lange Zeit gegen das Gesetz, die Straßenseite zu wechseln, wenn die andere Seite in einem anderen (Besatzungs-) Bezirk liegt. Und viele wurden dabei erschossen. Das ist genauso absurd wie mein Beispiel mit den Rothaarigen, war aber Realität und wird heute noch von vielen, die m.E. unberechtigt in der Politik aktiv sind, als "korrekt" angesehen.

Wollen Sie solche Gesetze durch Ihre Verbalität zum "Recht" und als "gerecht" erheben?!

Wenn Sie aber Gesetz als ungleich Recht akzeptieren, sofern nicht im Einzelfall etwas anderes bewiesen wurde, wie ich es für mich als Prämisse ansehe, dann brechen erhebliche Teile Ihrer Diskussion zusammen, worauf ich aber aus Zeitgründen nicht näher eingehen will.

Anmerkung: Die doktrinären Theorien des Herrn Martin im Gelben bezüglich der "Schuld" sehe ich ähnlich kritisch, mag darüber aber nicht diskutieren, weil das eh nix verändert.

Eines der primären Kernprobleme ist eben genau das Gewaltmonopol, das ich jedem Staat kategorisch bestreite. Zusammen mit dem Medien- und Informations-Monopol führt es zu den Zuständen, unter denen wir alle leiden müssen und unsere Vorfahren noch mehr mußten.

Anders und sehr vereinfacht gesagt ist das das Rezept:

a) Menschen durch mediale Lügen manipulieren
b) entsprechend den Lügen Gesetze machen, die die eigenen Pläne legitimieren oder, wie heute üblich, bestehende Gesetze einfach ignorieren
c) das Gewaltmonopol schamlos ausreizen i.d.R. dann als Krieg

Solche Situation und Gegebenheiten können m.E. für intelligente und seelisch einigermaßen reife Menschen nicht akzeptabel sein.

Dabei sehe ich die innere Ablehnung der Zusammenhänge, wie von mir überspitzt dargestellt, als Voraussetzung, damit die res publica durch die Menschen überhaupt verändert werden kann, was zugegeben nicht leicht ist.

Gruß

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Menschliches und höheres Recht

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 13.06.2018, 22:20 vor 2136 Tagen @ Deutscher im Exil (2741 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 13.06.2018, 22:25

Hallo!

verwenden Sie "Recht", wo m.E. "Gesetz" stehen müßte.

Sie setzen dies implizit gleich und das halte ich für einen schweren Denkfehler, weil Sie damit jede beliebige Gewalttat "ins Recht" setzen, solange sie dem Gesetz entspricht.

Wenn ich es recht verstanden habe, stimmt Ihr Einwand, sofern man (was sicher zutrifft) von "göttlichem Recht" ausgehen kann bzw. Schöpfungsgesetzen (vielleicht besser -geboten), die über dem Menschen stehen und ihm als Richtschnur (etymologisch wieder "Recht") für eigene Gesetze dienen. (So dürfte es in gewachsenen Kulturen mit Gewohnheitsrecht sein, wo sich über lange Zeit Recht und Gesetz so eingependelt haben, wie es dem gesunden sittlichen Empfinden entspricht und dem Zusammenleben am zuträglichsten ist.)
Nichtsdestoweniger ist der Mensch frei und kann von den Schöpfungsgesetzen nach Belieben abweichen. Das trifft auf den Staat nicht weniger als auf den Einzelnen zu. Daher ist jedes menschliche Rechtssystem nur eine Annäherung oder, wenn man wie in der Moderne Gott aus der Rechnung streicht, mehr oder weniger bewußte Abirrung.

In dem Sinne, wie ich es (mit Bezug auf moderne Rechtssysteme) meinte, folgt das (menschliche) Gesetz der Rechtsetzung und ist abhängig von den jeweiligen Rechtsgrundsätzen natürlich willkürlich. Es gibt kein menschengemachtes Recht, das den Menschen quasi aus sich selbst heraus zu einem Einklang mit metaphysischen/göttlichen Geboten zwingt. Es gibt auch kein per se gültiges menschliches Recht (bzw. Rechtssystem), wie es mit den "Menschenrechten", welche die meiste Zeit der Geschichte nicht galten, impliziert wird.
Sanktioniert ist in diesem Rahmen, was gesetzmäßig ist. Ob das Gesetz bzw. das ihm zugrundeliegende Recht auch "gottgefällig" ist, steht auf einem anderen Blatt.

Schöpfungsgesetze wirken aber, durchaus an jedem menschlichen Rechtssystem vorbei, über Karma (oder wie man es nennen will) aus sich heraus immer.

Wenn man sich auf diese Denkfalle aber einläßt, dann bräuchte man nur ein Gesetz, nach dem - sagen wir mal - alle Rothaarigen, die an einem Sonntag geboren wurden, zu erschießen sind. Und das wäre dann nicht nur "Recht", sondern sogar "gerecht", weil dem Recht ensprechend.

In einer traditionellen Kultur, die weder ideologisch noch in religiösen Irrlehren abgeirrt ist, kann man wohl die etymologische Gleichsetzung von Recht mit "gerecht", "richtig" usw. gelten lassen. Die Inhalte vermögen sich aber, durchaus im Verlaufe eines Kulturzyklus, der in Zivilisation übergeht, zu ändern, ohne daß die Begriffe sich ändern. Freilich gingen auch kommunistische Diktaturen oder konkret die Terrorherrschaft der französischen Revolution davon aus, das Recht auf ihrer Seite zu haben.
Hingegen gingen Monarchen davon aus, was viel näher an der Wahrheit ist, von Gott selbst eingesetzt zu sein und als dessen weltlicher Repräsentant das Recht schlechthin zu repräsentieren.

Ein Gesetz, alle Rothaarigen zu erschießen (oder wahlweise alle Adligen, Juden oder Neger), ist absolut möglich und war in verschiedenen Varianten seit dem Ausbruch der Zivilisation auch schon existent. Im Rahmen des menschengemachten Rechtssystems ist das rechtmäßig, nicht jedoch gerecht im Rahmen der Schöpfunggesetze oder höherer Vernunft, in welche das menschliche Dasein eingebettet ist. Aufgrund der dem Menschen eigenen Freiheit gibt es aber keine Möglichkeit, menschliches und göttliches Recht dauerhaft und ein für alle Mal in Einklang zu bringen.

Das ist genauso absurd wie mein Beispiel mit den Rothaarigen, war aber Realität und wird heute noch von vielen, die m.E. unberechtigt in der Politik aktiv sind, als "korrekt" angesehen.

Dergleichen Ansichten sind indes typisch für eine den transzendenten Bindungen entledigte Gesellschaft (Zivilisation), der die innere Richtschnur abhanden gekommen ist. In diesem Sinne verwende ich Recht und Gesetz, wenn ich von "Verfassungen" schreibe, die es ja per se nur in anorganischen Gesellschaften nach der Kultur gibt. Eine Verfassung/das Grundgesetz ist (bei allen positiven und negativen Inhalten) nur eine willkürliche menschliche Rechtsetzung, die grundsätzlich materiell auch ganz anders aussehen könnte. Entsprechend sind auch "unveräußerliche Menschenrechte" reine Makulatur.

Wenn Sie aber Gesetz als ungleich Recht akzeptieren, sofern nicht im Einzelfall etwas anderes bewiesen wurde, wie ich es für mich als Prämisse ansehe, dann brechen erhebliche Teile Ihrer Diskussion zusammen, worauf ich aber aus Zeitgründen nicht näher eingehen will.

Daß zwischen Recht und Gesetz zumindest ein irgendwie gearteter Rangunterschied besteht, ist schon anhand der Existenz beider Wörter offenkundig. Weil "Gesetz" logischerweise etwas "Gesetztes" ist, folgt zwingend, daß etwas übergeordnetes existiert, das es setzt, bzw. auf dessen Grundlage es gesetzt wird. Es ist mit einer Intention "hingestellt" und sekundär. An dieser Stelle kommt das "Recht" ins Spiel. Das Wort ist schon an sich fundamental und repräsentiert ein übergeordnetes Verständnis. Leider ist es nicht per se recht, sondern nur der Idee nach, weil der Mensch nicht sichergehen kann, die göttlichen Gebote/Gesetzmäßigkeiten richtig erkannt und in Recht gefaßt zu haben, geschweige denn daß ihm die prinzipielle Möglichkeit offensteht, absichtlich vom göttlichen Willen abzuweichen. Daher ist Recht nicht in allen Fällen, was das Wort aussagt.

Diese Kluft zwischen menschlichem Recht (bzw. "Rechtsverständnis" oder "Rechtsauffassung") und einem Recht, das quasi in Form der Natur-, Schöpfungs- und Schicksalsgesetze im eigentlichen Sinne als "ewiges Recht" im Kosmos kodifiziert ist und nur erkannt werden müßte, ist wohl grundsätzlich nicht zu schließen. Es wird immer einen Unterschied geben zwischen dem, was ist, und dem, was sein soll.
Davon ausgehend ist auch, was ich im Vorbeitrag über Recht schrieb, gerechtfertigt, nämlich wenn man vom menschlichen/menschengemachten Recht ausgeht.

Woran Sie sich gestoßen haben, dürfte verschwinden oder weit weniger widerstreben, wenn ich statt von "wirksamen Recht" von einem "wirksamen Rechtssystem" geschrieben hätte.
Von dem Grundsatz, daß ein menschengemachtes Rechtssystem letztlich nur von Menschen durchgesetzt werden kann, ist natürlich nicht abzurücken. Es spiegelt die historische Wirklichkeit wider. Verschiedene Arten der Gewalt (etymologisch von "walten", also ohne per se negativen Beigeschmack) spielen dabei immer eine Rolle.
Selbst in traditionellen Hoch-, aber auch Früh- und Urkulturen, die ich tendenziell für näher am "ewigen göttlichen Recht" halte, bedurfte es einer vermittelnden menschlichen Gewalt, die das darauf gegründete menschliche Rechtsverständnis durchsetzt.

Eines der primären Kernprobleme ist eben genau das Gewaltmonopol, das ich jedem Staat kategorisch bestreite. Zusammen mit dem Medien- und Informations-Monopol führt es zu den Zuständen, unter denen wir alle leiden müssen und unsere Vorfahren noch mehr mußten.

Staat und Gewalt sind wohl letztlich nicht trennbar, da er sich an irgendeinem Punkte immer gegen äußere und innere Feinde zur Wehr setzen muß.
Die Frage ist, ob man ihm auch ein Gewaltmonopol zugesteht. Dieses scheint eine Spezialität vermeintlich freiheitlicher Demokratien und Republiken zu sein, die von sich behaupten, das Volk zu vertreten und daher auch die natürliche "Gewaltfähigkeit" des freien Mannes stellvertretend für ihn an sich zu ziehen bestrebt sind. Sie setzen sich, ohne die höheren Weihen des Königtums erhalten zu haben, ohne eine transzendete Verwurzelung anmaßend als Vertreter des Rechts. Das Gewaltmonopol ist daher modernen Staaten zu bestreiten, während traditionelle Staaten dem Einzelnen in der Regel die Freiheit zugestanden, selbst für sich einzustehen, sich zu verteidigen und in der eigenen Gemeinschaft zu richten, die ein Gewaltmonopol daher gar nicht beanspruchten.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Sprache prägt das Denken - leider bei den meisten Menschen

Deutscher im Exil @, Nicht in Merkelstan, Mittwoch, 13.06.2018, 23:34 vor 2136 Tagen @ Taurec (2703 Aufrufe)

Hallo Taurec,

Sie haben sich wieder mal "ordentlich" philosophisch "ins Zeug gelegt", viel mehr als für eine Antwort nötig gewesen wäre, aber ich glaube, das macht Ihnen Freude.

Es gibt allenfalls Nuancen, in denen wir unterschiedlicher Ansicht sind, und die lohnen Zeit und Aufwand nicht.

Mein Einwand galt primär der gewählten Sprache, denn leider prägt bei den meisten Menschen die Sprache das Denken und nur bei wenigen ist es umgedreht, wie es sein sollte. Daß Sie und ich zu diesen zählen, ist "eh kloar".

Anders: Ich halte eine klare Trennung in den Worten zwischen Gesetz und Recht für sehr wichtig, vor allem um den anderen klar zu machen, daß das eben nicht identisch ist, wie von Apologeten staatlicher Allmacht immer wieder behauptet wird.

Im Gelben hat jemand den schönen Fußtext: "Der Ursprung aller Macht ist das Wort." Ich würde hinzufügen: Und wenn dieser auch die Verbreitung dieser Worte kontrolliert, hat er die Macht, dadurch massiv das Denken der Massen zu manipulieren.

Darum sollte man generell Worte mit Bedacht wählen. Soweit dazu.

Anmerkung: Ich habe vor der Wende grundsätzlich immer vom "Sowjetdeutschland" oder SBZ gesprochen, damit fast immer Diskussionen provoziert, jede verbal haushoch "gewonnen" und dabei viele zum Nachdenken gebracht, was mein Ziel war.

Anderes Thema:

Vorab: Hintergrund meiner Gedanken sind die Definitionen praktikabler Alternativen bzw. Modifikationen der als desaströs bewiesenen "demokratischen" Systeme, ohne durch eine globale Katharsis lt. Spengler'scher Thesen zu gehen.

Und dabei muß zuerst das hier in Frage gestellt und dazu Alternativen definiert werden:

Staat und Gewalt sind wohl letztlich nicht trennbar ... Die Frage ist, ob man ihm auch ein Gewaltmonopol zugesteht.

Meine Bestandsaufnahme lautet: Wir haben hier eine zutiefst ineinander verkette Folge von Machtkonzentration durch Gesetz + Gewaltmonopol + Informations-Monopol in Händen einer kleinen, durch Partei-Häuptlinge kontrollierten Clique, die von einer Handvoll satanischer "Hintertanen" des letztlich (am Ende der langen Einflußkette) internationalen Geld"adels" ziemlich zentral gesteuert werden.

Ohne Änderung dieser Situation gibt es keine bessere res publica.

Ich will dazu Alternativen definieren, die vor allem dem Individuum einen vielfach größeren Einfluß verschaffen als heute möglich.

Es reicht mir nicht, zu lamentieren und zu kritisieren, sondern ich versuche so ganz nebenbei ein alternatives und praktikables Konzept zu entwickeln, das aus dem bestehenden Sumpf fortentwickelbar ist, ohne über den Spengler'schen Zusammenbruch zu gehen.

Es muß Wege geben, diese drei Eckpfeiler der Machtkonzentration in den derzeitigen Demokraturen zu trennen, über die modernen Technologien dem Einzelnen einen vielfach größeren und sehr direkten Einfluß zu geben.

Dabei ist meine conditio sine qua non, daß "Staat" und "Gewaltmonopol" strikt getrennt sein/werden müssen und es keinerlei Informations-Monopol geben darf (inkl Zensur etc). Alle, wirklich alle Gedanken und daraus Worte müssen absolut frei sein und selbst vermeintliche Beleidigungen müssen weit weit dahinter zurückstehen.

Fast alle Menschen sind so "programmiert", daß sie eine solche Trennung gar nicht in Erwägung ziehen. Das ist ein Fehler.

Lassen Sie uns darüber nachdenken? Was meinen Sie dazu?

Gruß

@taurec

remi, Mittwoch, 13.06.2018, 11:52 vor 2137 Tagen @ Taurec (2756 Aufrufe)

Hallo Taurec,
wie immer vorzüglich das Schwert geführt.
ABER man muss nicht so pessimistisch sei. Es tut sich in der"BRD" einiges. Z.B. die verfassungsgebende Bewegung ist m.M. nach ein Hoffnungsschimmer. Und vor allem wachen immer mehr Menschen auf und erkennen die Matrix. Da gibt es die "Geschichte vom 1000 Affen", die ich für richtig halte. Sie ist hoffnungsvoll und auch realistisch.
"Immer schön fröhlich bleiben..."

LG

Remi

--
"Per aspera ad astra."

Anmerkung

GW, Mittwoch, 13.06.2018, 16:51 vor 2136 Tagen @ remi (2729 Aufrufe)

Hallo remi!

Ich vermute, daß mit "verfassungsgebende Bewegung" die "verfassungsgebende" Versammlung gemeint ist. Eine nach meinen Informationen höchstgefährliche Sache. Zum einen weil in deutschen Landen die alten Verfassungen noch immer rechtsgültig sind, zum anderen steckt hinter dieser Geschichte mit hoher Wahrscheinlichkeit der sogenannte Verfassungsschutz. Wer da mitmacht verrät unsere deutsche Freiheit, die völkerrechtlich noch vollumfänglich existiert, endgültig.
Ganz im Gegensatz zu den hiesigen Ureinwohnern, wissen im Ausland zumindest die Gebildeteren hierüber vielfach bescheid - und warten, durchaus in deren eigenem Interesse, daß sich die Deutschen endlich ihre Freiheit holen.

Beste Grüße
GW

komplett OT

Sagitta, Mittwoch, 13.06.2018, 19:16 vor 2136 Tagen @ GW (2722 Aufrufe)

Hallo,

ich schaue hier nur rein, ob jemand meine Quizfrage schon einigemaßen vernünftig beantwortet hätte, und dabei lese ich ein paar andere Beiträge quer.

Der Beitrag hier reizt mich, und ich darf GW deshalb sagen:

Nach Mehrheitsauffassung von gegenwärtigen Amtsträgern in Deutschland ist auch das so genannte Grundgesetz rechtsgültig, denn sie legen ihren Amtseid auf dieses Grundgesetz ab (d.h. sehen es als Verfassung an). Dennoch halten sie sich weder an dieses Grundgesetz noch an eine der anderen (alten) Verfassungen für Deutschland, derer es viele genug gab. Insofern sind die Rechtsgültigkeit und die tagtägliche Rechtspraxis offenbar zwei Paar Stiefel.

Davon unabhängig hat die Bürgerschaft eines Gebietes zu jedem Zeitpunkt der Geschichte rein formaljuristisch und theoretisch die Möglichkeit, sich eine neue Verfassung zu geben, an all den alten Verfassungen vorbei. Es muss dafür nur ein mehrheitsfähiger Verfassungsgebungsprozess und ein mehrheitsfähiger Verfassungsinhalt organisiert werden - für den Fall, dass es eine Verfassung der Mehrheit sein soll.

Es könnte aber auch eine aggressive Räuberbande daherkommen und den Bürgern eine Verfassung auferlegen, ob geschrieben oder ungeschrieben, ganz nach dem Motto: halte Dich daran, sonst wirst Du erschlagen. Und dann wäre auch diese Verfassung entsprechend rechtsgültig - egal wie viele Verfassungen es davor und danach und gleichzeitig gäbe.

FAZIT: es gibt nichts Absolutes, und es gibt keine Rechtsgültigkeit von irgendwelchen alten oder neuen Verfassungen, sondern es gibt nur das, was tatsächlich gemacht wird.

Und wenn man selbst nichts macht, gibt es eben das, was andere tun.

MfG, Sagitta

Taurec hat es doch schön formuliert

Paranüsse, Mittwoch, 13.06.2018, 19:37 vor 2136 Tagen @ Sagitta (2711 Aufrufe)

Begrüßungsformel als Wurzel oder Radix, Hallo.

"De facto sieht es so aus, daß der Staat so lange existiert und seine Gesetze so lange real sind, wie sich die Staatsgewalt durch ihre Behörden in der realen Welt durchsetzen kann. Der Mangel einer abstraken Begründung ist lediglich ein nebensächliches Problem für Juristen, das nachträglich gelöst und "ex tunc" auf die Vergangenheit im Sinne einer nachträgichen Legitimation übertragen werden kann. In der Praxis ist es ohne jegliche Relevanz.
Du kannst ja mal versuchen, beim Bundesverfassungsgericht die Inexistenz des Staates zu beklagen, so daß er sich mit einem Hammerschlag selbst abschafft."

Mehr gibt es dazu nicht zu schreiben. Wobei ich hierzu noch anmerken möchte,
das in der BRD eine Zweiklassenrechtssprechung mittlerweile vorhanden ist, der
sogenannte Ausländerbonus. ;-)

Gruß und Danke an Taurec

Paranuss

oh Entschuldigung, ...

Sagitta, Donnerstag, 14.06.2018, 00:25 vor 2136 Tagen @ Paranüsse (2705 Aufrufe)

... werte Paranuss, dass ich den Beitrag von Taurec übersehen habe, denn im Gegensatz zu ihm ... lese ich nicht jeden Beitrag von Taurec. Fast möchte ich mich auch noch 'entschuldigen', dass ich (bezogen auf den von Dir, Paranuss, zitierten Passus) ausnahmsweise offenbar ähnlicher Meinung bin wie Taurec. Ich hoffe, Du kommst damit zurecht. MfG, Sagitta.

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Gewalt und Verfassungen

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 13.06.2018, 19:47 vor 2136 Tagen @ Sagitta (2747 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 13.06.2018, 22:35

Hallo!

ich schaue hier nur rein, ob jemand meine Quizfrage schon einigemaßen vernünftig beantwortet hätte

Nachdem ich Dir nachgewiesen habe, daß die Zivilisation in China bereits knapp 400 Jahre vor Deinem Datum begann, wirst Du natürlich lange warten können, bis jemand eine Dir in den weltfremden Kram passende Antwort verfaßt. Er müßte zunächst meinen Ansatz widerlegen, was, da er richtig ist, schwierig werden drüfte. ;-)

Meiner Aufforderung, Deine Behauptung zu erklären ("...die aber bei intensivem und reflektiertem Studium der chinesischen Geschichte sich als nicht tragfähig erweisen würden"), wirst Du natürlich wie immer nicht nachkommen, weil es sich um eine Deiner üblichen leeren Dampfschwaden handelt.

⇒ Die Sache ist durch. Es zwingt Dich niemand, hier reinzuschauen.

Und: Statt die Welt auf Deine willkürlichen Zyklen hinzubiegen, hätte es womöglich Sinn, Deine Zyklentheorie abzuwandeln und etwas mehr Substanz zu verleihen.

Davon unabhängig hat die Bürgerschaft eines Gebietes zu jedem Zeitpunkt der Geschichte rein formaljuristisch und theoretisch die Möglichkeit, sich eine neue Verfassung zu geben, an all den alten Verfassungen vorbei. Es muss dafür nur ein mehrheitsfähiger Verfassungsgebungsprozess und ein mehrheitsfähiger Verfassungsinhalt organisiert werden - für den Fall, dass es eine Verfassung der Mehrheit sein soll.

Vor allem muß es jemanden geben, der die Verfassung mit dem nötigen Gewaltpotential gegen die nicht weichen wollenden alten Machthaber durchzusetzen bereit ist. Dann ist aber nicht die Verfassung Garant des Rechts, sondern derjenige mit dem Durchsetzungspotential!

Aus dem selben Grunde kann eine formal bestehende Verfassung nach Belieben gebogen und gebrochen werden, nachdem die Bieger und Brecher nunmehr in allen Staatsgewalten sitzen, so daß auch die theoretisch funktionierende gegenseitige Kontrolle ausgehebelt ist.

"Verfassungen" sind nur Proklamationen bzw. Surrogate für die verlorene seelische Verfassung eines Kulturvolkes, die man durch ein abstraktes Konstrukt zu ersetzen versucht.
Politische Tatsachen lassen sich aber nicht durch Ideale ersetzen. Daher steht hinter jedem dieser Wische eine konkrete politische Gewalt, die entweder mit Waffen oder anderen Druckmitteln arbeitet.

Es könnte aber auch eine aggressive Räuberbande daherkommen und den Bürgern eine Verfassung auferlegen, ob geschrieben oder ungeschrieben, ganz nach dem Motto: halte Dich daran, sonst wirst Du erschlagen. Und dann wäre auch diese Verfassung entsprechend rechtsgültig - egal wie viele Verfassungen es davor und danach und gleichzeitig gäbe.

Nicht "könnte aber auch", sondern zwingend werden gewaltbereite Machtmenschen kommen müssen. Ob die "Räuberbande" eigennützig handelt oder zum Wohle des Volkes, steht auf einem anderen Blatt.
Im Grunde würde es reichen, das Grundgesetz, das durchaus eine vollwertige Verfassung ist (und nicht zu vergessen die auch tatsächlich so bezeichneten Landesverfassungen), beizubehalten, aber die Personen und Gruppierungen im Staatsapparat auszutauschen.

Und wenn man selbst nichts macht, gibt es eben das, was andere tun.

Man müßte eine Armee aufbauen oder jemanden mit einer Armee ins Land lassen. Etwas anderes hilft wahrscheinlich nicht, da es sich nur sekundär um einen Streit um Ideale handelt und primär um einen Streit politischer Mächte.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Kleine Kritik

Deutscher im Exil @, Nicht in Merkelstan, Mittwoch, 13.06.2018, 23:52 vor 2136 Tagen @ Taurec (2675 Aufrufe)

Hallo Taurec,

zu dem hier:

Im Grunde würde es reichen, das Grundgesetz, das durchaus eine vollwertige Verfassung ist ... beizubehalten, aber die Personen und Gruppierungen im Staatsapparat auszutauschen.

Dabei beziehe ich mich auf diesen meinen Beitrag (untere Hälfte) von soeben: https://schauungen.de/forum/index.php?id=38085

Die Personen(-gruppen), die in den letzten Jahren (bes. seit 2015) faktisch versagt und das Volk verraten haben, sind so extrem breit aufgestellt und geistig völlig "im Zaum" der zentral gelenkten Einheits-Medien wie politisch unter der Gewalt der "nationalen Einheitsfront" der BRD, daß ein Austausch nichts brächte, vor allem weil fast keine einsatzbereiten Alternativen verfügbar wären.

Solange nicht wenigstens die volle Wahrheit über die Situation und den unittelbaren Feind, also den Mohamedanismus und dessen Ziele der Weltherrschaft, sowie über die finanzierenden Hintertanen (als WWW3) auch dem letzten Behörden-Dödel bekannt und völlig bewußt ist, kann aus der bestehenden Substanz an Menschen keine Besserung hervorgehen.

Nur die Wahrheit wird uns befreien. Derzeit leben alle in tiefster und nahezu lückenloser Lügenmatrix.

Gruß

Wie soll das gehen?

Ranma (乱馬), Donnerstag, 14.06.2018, 03:47 vor 2136 Tagen @ Taurec (2682 Aufrufe)

Hallo!

Man müßte eine Armee aufbauen oder jemanden mit einer Armee ins Land lassen. Etwas anderes hilft wahrscheinlich nicht, da es sich nur sekundär um einen Streit um Ideale handelt und primär um einen Streit politischer Mächte.

Das ist zwar richtig, aber wie läßt sich eine Armee aufbauen in einem Staat, in dem bereits jemand anderes ein Gewaltmonopol innehat? Ohne die Zustimmung der Inhaber des Gewaltmonopols kann man auch keine fremde Armee ins Land holen. Wie sollte das gehen? Diese beiden Optionen sind keinesfalls realisierbar und daher keine Optionen.

Aber ich sehe dafür zwei andere Optionen. Die eine ist, daß aus wirtschaftlichen Gründen eine künstliche Intelligenz entwickelt wird (bisher gibt es noch keinen Ansatz dazu) und diese sich dann selbst Macht beschafft. Die andere ist, daß man sich Unterstützung in spirituëllen Sphären sucht. Was hält man dort wohl davon, wenn die Amtseide, die später gebrochen werden, auf die Bibel abgelegt werden? Viele derer, die einen Amtseid ablegen, entscheiden sich noch für den optionalen Zusatz: „So wahr mir Gott helfe!“ Wie reagiert das göttliche Recht auf Meineide?

Gruß

Ranma

die hintergründige Mathematik der Geschichte

Sagitta, Mittwoch, 13.06.2018, 23:54 vor 2136 Tagen @ Taurec (2731 Aufrufe)

Guten Abend Taurec!

Meine Frage bezog sich nicht auf den Hochkulturzyklus sondern allein auf die Dauer der gegenwärtigen Herrschaftsstruktur der kommunistischen Partitokraten, deren von Dir indirekt gerügtes (moralisches) Verhalten aus der Perspektive meiner Fragestellung völlig irrelevant ist. Auch nehme ich keine Stellung zu Deinen (aus meiner Sicht und Kenntnis wenig qualifizierten) Bemerkungen zum chinesischen Kulturzyklus sowie zu Deinen eigenen Ideen hinsichtlich der Differenzierung zwischen Hochkultur und Zivilisation. Ich habe mit meiner Frage vielmehr darauf aufmerksam machen wollen, dass es neben dem hier ständig zitierten, aber nur wenig verstandenen Hochkulturzyklus noch weitere wichtige Geschichtszyklen gibt.

Es fällt beim Studium des von mir verlinkten Diagramms beispielsweise auf, dass die wirklich schwergewichtigen (nicht nur lokalen und wenige Jahrzehnte dauernden) Dynastien immer eine Lebensdauer von etwa 260 bis 320 Jahren haben.

Tang 618-907 => 289
Song 960 - 1279 => 319
Ming 1368 - 1644 => 276
Qing 1911 - 1644 => 267

Genaugenommen liegen die Machtkonglomerate im geschichtlichen Ablauf und in der geopraphischen Erstreckung dachziegelartig übereinander. Hierzu ein Beispiel: der eigentlich Gründer der Qing-Dynastie war Nurhaci, ein Fürst im Norden, der 1616 seine Unterordnung unter die Ming aufgab, ab 1619 massiv kriegerisch ins Reich einbrach und seinen Herrschaftsbereich dort schnell ausdehnte. Die Jahreszählung der Dynastie beginnt aber erst 1644 mit dem Tode des letzten Ming-Kaisers Chongzhen. Die eigentliche Herrschaft der Manschu (im 'Reiche') erstreckte sich damit von 1616 bis 1911, also 295 Jahre. Und genau genommen könnte man noch jene Zeit dazu nehmen, die Nurhaci benötigt hat, um den Angriff auf China durch eine eigene Herrschaftsbasis in der Steppe nördlich der Großen Mauer vorzubereiten. Dann kommt man auf eine Gesamtdauer von etwas mehr als 300 Jahren Herrschaft der Mandschu.

Gleichermaßen haben die Ming-Herrscher zwar 1644 die Hauptstadt räumen müssen, aber einige Prinzen konnten im Süden regional weiter regieren und Aufstände im Reich gegen die Mandschu organisieren. Der letzte Prinz von Gui starb 1662, und so haben auch die Ming etwas mehr als 300 Jahre regiert, wenn man den Beginn ihrer Herrschaft ab der Eroberung der alten Hauptstadt Nanjing im Jahr 1356 datiert. ***)

Man kann also bereits an diesem einzigen Beispiel (nämlich der chinesischen Geschichte) eine Hypothese formulieren: dass nämlich politische Machtzyklen maximal rund 300 Jahre dauern. Auf Basis dieser Hypothese kann man nun ferner eine Prognose machen: dass die Herrschaft der neuen Dynastie, nämlich der kommunistischen Parteisekretäre, ebenfalls rund 300 Jahre dauern wird. Die Frage ist allein, ob man ab den 1920er Jahren rechnet (Gründung der KPCh) oder erst ab 1949, als die Kommunisten Tschiang Kai Check verdrängt hatten und in Peking die Volksrepublik ausriefen. Wenn obige Detailanalyse jedoch akzeptiert wird, dann würde die Machstruktur, die die Kommunisten ab den 1920ern zunächst regional aufgebaut haben und in unseren Tagen ihre internationale Relevanz bekommt, im Jahre 2222 enden. Da es sich um einen Wachstums- und Zerfallsprozess handelt, wird der Niedergang schon im 22. Jahrhundert (also beginnend im Jahr 2100) einsetzen und gute hundert Jahre später vollendet sein.

Es gibt ein mehrbändiges Werk von Bertold Spuler, teils englisch, teils deutsch, in dem sämtliche bekannten "Regenten und Regierungen der Welt" tabellarisch aufgelistet werden (ab ca. 1000 n.Chr. sogar mit Tagesdaten!), dabei eingeschlossen natürlich auch die Dauerhaftigkeit ihrer Herrschaftsketten (mittels Herrschaft durchgesetzte Sukzessionen), die ich hier am Beispiel der chinesischen Dynastien dargestellt habe. Wer also die obig vorgestellte Hypothese (der dreihundertjährigen Machtzyklen) falsifiziern oder verifizieren möchte, der kann das mit dem Datenmaterial im genannten Buch gerne tun, vorzugsweise mit einem statistisch wohlüberlegten Zugang (denn es ist das einzige Material, das für derartige Untersuchungen zur Verfügung steht).

Bei noch weiter vertiefter Untersuchung ergibt sich, dass der 300-Jahres-Zyklus die Halbzeit eines ca. 600jährigen Hintergrundzyklus ist,
der nur durch seine Resonanz mit einem anderen, ebenfalls sehr langen Zyklus (astrologisch ein 'synodischer Zyklus') als ein Machtzyklus erscheint.

Nebenbei bemerkt: diese Zyklen sind universal und wirken in der chinesischen Geschichte genauso wie in anderen Weltregionen. Es mag
historisch gebildeten LeserINNEn aufgefallen sein, dass der oben beschriebene Machtaufbau der Mandschu in China in die gleiche Zeitspanne fällt, wie der Dreißigjährige Krieg in Mitteleuropa oder der Aufstieg der Romanows in Russland. Von daher ist es absolut kein Zufall sondern Wirkung eines kristallklaren zyklischen Mechanismus, dass sowohl der Zar wie die deutsch-österreichischen Könige und Kaiser sowie und auch die letzte Kaiserin von China innerhalb nur eines Jahrzehnts 'gleichzeitig' abdanken mussten. Hier wirkt das "Gesetz der dreihundert Jahre", das so fest und exakt ist wie das Gravitationsgesetz. Von daher sind auch Deine Bemerkungen etwa zur wunderbaren organischen Weltsicht eines Goethe im (angeblichen) Gegensatz zu meinen mechanistischen Ansichten völlig daneben gegriffen, denn was uns lebendig 'organisch' erscheint (etwa das Aufblühen einer Blume) ist nur möglich bzw. existiert nur, weil Milliarden von Teilprozessen in einem solchen 'Organismus' auf millionstel Sekunden genau abgestimmt ineinander greifen.

Dies also die korrekte Antwort auf die Quizfrage, gegeben - mit besten Grüßen - von der weltfremden und realitätsfernen Dampfschwadensagitta.

***) Eine derartige Herrschaftsstruktur kann man wie ein Lebewesen ansehen, das geboren wird, irgendwann wieder stirbt und über die dazwischen liegende Zeitspanne hinweg eine quasi organische Entfaltung aufweist (Jugend - volle Manneskraft - Vergreisung). Die einzelnen Zellen dieses Lebewesen sind dann Menschen, die zusammengehalten werden durch eben durch diese Herrschaft. Als Individuen leben diese Menschen nur einen Bruchteil der gesamten Dauer der Herrschaft, im Durchschnitt ein Zehntel (30 Jahre - 300 Jahre), aber durch ihr Leben (inkl. Steuerzahlung, Frondienste etc.) tragen sie zur Existenz des 300jährigen (transzendenten) Musters essentiell bei. Genauso leben die einzelnen Gewebezellen in unserem Körper nur wenige Wochen oder Monate, wir selbst aber mehrere Jahrzehnte - und fühlen uns über die gesamte Zeit als ein und dasselbe 'Individuum' (im Wortsinn: "ungeteiltes").

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China = "kommunistisch" ?

BBouvier @, Montag, 11.06.2018, 14:42 vor 2138 Tagen @ Sagitta (2789 Aufrufe)

Hallo, Sagitta!

Das ist wohl eher nur wieder mal das
durch die Regierenden sich selbst angepappte Aushängeschild.
=>
Kennt man ja bei schier unzähligen Staaten weltweit ebenfalls. ;-)

Grüße,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Dem kopernikanischem Prinzip gemäß

Ranma (乱馬), Dienstag, 12.06.2018, 03:00 vor 2138 Tagen @ Sagitta (2710 Aufrufe)

Hallo!

Wie lange wird es die Volksrepublik China geben?


Entsprechend dem kopernikanischem Prinzip ( == unser Platz innerhalb der Raumzeit ist nichts besonderes ) noch zweieinhalb Jahrtausende. Vorausgesetzt natürlich, daß Taurecs Einteilung zutrifft, wovon er mich inzwischen überzeugt hat. Meine Idee, jeder Dynastie ihren eigenen Kulturzyklus zuzugestehen, war doch zu oberflächlich. Das Einzige, das man noch überlegen könnte, ist, ob der chinesische Kulturzyklus nicht noch früher beginnt.

Gruß,
Ranma

Ich kann mich nicht wirklich erinnern

urda @, Montag, 04.06.2018, 21:54 vor 2145 Tagen @ Taurec (2978 Aufrufe)

Ich hatte als kleines Kind durchaus zwei "Sichtungen".
Das eine mal sprach eine Art "böses Wesen" mit mir, das mich vor bestimmten Handlungen warnen wollte.
Das andere mal hiess es, ich solle meiner Mutter mitteilen, dass ein Mann käme, der nichts gutes brächte. Der Name war zwar undeutlich, die Prognose traf aber recht gut ein.

Ob das jedoch keine Phantasie war, weiss ich einfach nicht. Obwohl ich schon glaube, dass ich Dinge sehen kann, die andere nicht sehen können. Das kommt aber nur selten und nicht planbar vor.

Ich danke übrigens dafür, dass man mich ernst nimmt. Leider gibt es zu viele Scharlatane.

Viele Grüsse
urda

wiederholtes Motiv

Baldur, Samstag, 02.06.2018, 13:04 vor 2147 Tagen @ urda (3040 Aufrufe)

Hallo, Urda,

eine Bekannte, die mit ihrer hellsichtigen Begabung gute, manchmal absolut erstaunliche Treffer erzielte, jedoch nicht immer und durchgängig, erzählte einmal von einer ähnlichen Wahrnehmung, die Zukunft betreffend, an ihrem Wohnort in Süddeutschland.

Sie sah intakte Gebäude, bei denen man aber erkannte, dass die meisten oder alle Wohnungen unbewohnt waren. Keine Vorhänge, kein Licht, etc., die Fenster waren aber noch drin.

Sie fragte ihren feinstofflichen ständigen Begleiter und Ratgeber, von dem sie glaubt, dass er vorhanden sei, nach dem Grund, und bekam als Antwort nur, die Menschen sind nicht mehr da.

Weswegen, erfuhr sie nicht. Aber für sie war das eine absolut glaubhafte Wahrnehmung.

Welche Gründe könnte es dafür geben?

Ich gehe davon aus, dass ein Viertel der Bevölkerung (grobe Schätzung ohne Anspruch auf Beweisbarkeit) massgeblich von staatlichen Transferleistungen abhängig ist. Was, wenn diese wegfielen?

Kürzlich kam ein Fernsehbericht über albanische Asylbewerber, die abgelehnt wurden und nach Hause zurückkehrten. Ihr dortiges, angemietetes Haus stand natürlich noch und war auch noch frei, also zogen sie wieder ein, um ihren dortigen Garten weiter zu bewirtschaften, und die zurückgelassenen Nahrungsmittel wieder aufzubrauchen.
Diese Möglichkeit haben sie in Grossstädten Buntschlands nicht.
Es ist also zwangsläufig, dass man beim Kampf ums Überleben dorthin ginge, wo man sich selbst über die Runden bringen kann, und das ist nicht im dichtbevölkerten - dann einstmals ehemaligen - Sozialschlaraffia.

Die Alten sterben weg, Junge kommen nicht nach, es sei denn, aus Afrika und dem nahen Osten.
Aber die kosten, statt einzuzahlen. Von den überall sichtbaren, sonstigen Begleiterscheinungen mal ganz abgesehen (die täglichen Einzelfälle).

Ein kleines Kind kann sich das Ergebnis ausrechnen.

Es muss nur das ewig prallgefüllte Füllhorn mal lecken, und streiken, und schon geht die exponentielle, aufwärtsgerichtete Entwicklung in die Phase der abstürzenden Korrekturbewegung über.

Und das alles so ganz ohne Kreuz am Himmel, und Zeichen in Garabandal, und ohne Schnickschnack.

Weil man es mathematisch/statistisch erwarten kann.


Beste Grüsse vom Baldur

Gentrifizierung

Ranma (ランマ), Samstag, 02.06.2018, 15:19 vor 2147 Tagen @ Baldur (3010 Aufrufe)

Hallo!

eine Bekannte, die mit ihrer hellsichtigen Begabung gute, manchmal absolut erstaunliche Treffer erzielte, jedoch nicht immer und durchgängig, erzählte einmal von einer ähnlichen Wahrnehmung, die Zukunft betreffend, an ihrem Wohnort in Süddeutschland.

Sie sah intakte Gebäude, bei denen man aber erkannte, dass die meisten oder alle Wohnungen unbewohnt waren. Keine Vorhänge, kein Licht, etc., die Fenster waren aber noch drin.

Sie fragte ihren feinstofflichen ständigen Begleiter und Ratgeber, von dem sie glaubt, dass er vorhanden sei, nach dem Grund, und bekam als Antwort nur, die Menschen sind nicht mehr da.

Weswegen, erfuhr sie nicht. Aber für sie war das eine absolut glaubhafte Wahrnehmung.

Welche Gründe könnte es dafür geben?

Was da beschrieben wird, das ist bekannt als Gentrifizierung. Es ist inzwischen völlig normal, daß Häuser leerstehen, weil sich mögliche Mieter die Mietpreise der Spekulanten nicht leisten können. Die Spekulanten wiederum wollen keine Mieter. Vermietung wäre nur mit einer Reihe Verpflichtungen verbunden, aber die Immobilien sollen nur Wertanlage sein. Die Politik heißt das gut.

Der Rest, den beschreibst, ist pure Projektion.

Gruß,
Ranma

Geht's noch: Wegen der Gentrifizierung menschenleere Städte??

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Donnerstag, 07.06.2018, 21:37 vor 2142 Tagen @ Ranma (ランマ) (2901 Aufrufe)
bearbeitet von Eyspfeil, Donnerstag, 07.06.2018, 21:44

Hallo Ranma,

"Was da beschrieben wird, das ist bekannt als Gentrifizierung. Es ist inzwischen völlig normal, daß Häuser leerstehen, weil sich mögliche Mieter die Mietpreise der Spekulanten nicht leisten können. Die Spekulanten wiederum wollen keine Mieter. Vermietung wäre nur mit einer Reihe Verpflichtungen verbunden, aber die Immobilien sollen nur Wertanlage sein. Die Politik heißt das gut.

Der Rest, den beschreibst, ist pure Projektion.

Gruß,
Ranma"

Bei uns im Stadtteil (Vorort von Stuttgart) kostet eine 1 1/2-Zimmerwohnung
inzwischen schon 820 Euronen (heute im Supermarkt das Angebot gesehen).
Die hohen Mieten sind u.a. durch Merkels Gäste geschuldet.:clap:

Aber Du willst doch nicht allen Ernstens behaupten, die Schau menschenleerer
Städte am Bodensee (Lindau/Bregenz) ist der Gentrifizierung geschuldet?

Die Vermieter und Spekulanten versuchen zwar, die Mietpreise hochzutreiben,
aber so weit kommt es wohl nicht, daß kollektiv z.B. alle Münchener oder
Stuttgarter abhauen, weil sie die Mieten nicht mehr bezahlen können.
Außerdem gibt es noch jede Menge Grundbesitzer und Besserverdienende,
die keine Miete bezahlen müssen.

Auch von der Logik her ein falscher Schluß: Wenn alles leerstünde, wäre
die Nachfrage nach Wohnraum extrem niedrig, dann müßten die Vermieter
ihre Mieten wieder senken.
Vor allem, wohin sollten die Deutschen alle auswandern? Im westlichen Ausland
wäre es absolut dasselbe, wenn nicht noch schlimmer, und in Indien oder China
wäre der Lebensstandard wesentlich niedriger und zudem überbevölkert dort...

===> Die Schau vom Bodensee war echt, tippe ich mal.;-)
===> Die meisten sind umgekommen durch einen Kataklysmus.

LG,

Eyspfeil

LG,

Das geht

Ranma (乱馬), Freitag, 08.06.2018, 04:32 vor 2142 Tagen @ Eyspfeil (2827 Aufrufe)

Hallo!

Bei uns im Stadtteil (Vorort von Stuttgart) kostet eine 1 1/2-Zimmerwohnung
inzwischen schon 820 Euronen (heute im Supermarkt das Angebot gesehen).
Die hohen Mieten sind u.a. durch Merkels Gäste geschuldet.:clap:

Arme Schlucker, die sich an den Tafeln anstellen, können sich mal eben solche Mieten leisten? Wahrscheinlich ziehen sie sogar in die besonders teueren Viertel, um sich das lästige Proletariat vom Leib zu halten? Absurd! Schon Jahre bevor Merkel ihre Gäste einlud gab es die gleichen Beschwerden über viel zu hohe Mieten.

Aber Du willst doch nicht allen Ernstens behaupten, die Schau menschenleerer
Städte am Bodensee (Lindau/Bregenz) ist der Gentrifizierung geschuldet?

Wie Schauungen entstehen ist noch ungeklärt. Aber gerade am Bodensee soll die Gentrifizierung besonders heftig sein.

Die Vermieter und Spekulanten versuchen zwar, die Mietpreise hochzutreiben,
aber so weit kommt es wohl nicht, daß kollektiv z.B. alle Münchener oder
Stuttgarter abhauen, weil sie die Mieten nicht mehr bezahlen können.
Außerdem gibt es noch jede Menge Grundbesitzer und Besserverdienende,
die keine Miete bezahlen müssen.

Normalerweise verläuft Gentrifizierung so, daß erst die niedrig bezahlten Dienstleister wegziehen müssen. Erst zieht der Friseur weg, weil ihm die Miete zu hoch wird. Dann dampft die Post ihre Filiale zu einer Paketstation ein. Gastronomie und Ladengeschäfte sind genau auf das Publikum ausgerichtet, das nun fehlt. Die hochbezahlten Zugezogenen gehen nicht in diese Geschäfte, weil die auf ein anderes Publikum zielen. Also verschwinden auch Gastronomie und Ladengeschäfte. Dadurch fallen für immer mehr Alteingesessene diejenigen Faktoren weg, wegen denen der Wohnort mal ausgewählt wurde. Also ziehen noch mehr Leute weg. Wo einst viele Dienstleister waren, sind inzwischen leerstehende Geschäfte, die nach und nach mit Grafitti überzogen werden und in deren Eingängen Obdachlose übernachten. Schon zieht es auch diejenigen, die viel Geld für Mieten ausgeben könnten, nicht mehr in diese Gegend. So kommt es zu immer mehr Leerstand. Nachdem die Dienstleister weggezogen sind, läßt sich der Zustand nicht mehr einfach umkehren.

Auch von der Logik her ein falscher Schluß: Wenn alles leerstünde, wäre
die Nachfrage nach Wohnraum extrem niedrig, dann müßten die Vermieter
ihre Mieten wieder senken.

In dem Punkt bist du einer realitätsfremdem Wirtschaftstheorie auf den Leim gegangen. Preise für Immobilien sinken niemals! Sie brechen nur am Ende eines Wirtschaftszykluses oder wenn das Gebäude baufällig geworden ist völlig weg.

Vor allem, wohin sollten die Deutschen alle auswandern? Im westlichen Ausland
wäre es absolut dasselbe, wenn nicht noch schlimmer, und in Indien oder China
wäre der Lebensstandard wesentlich niedriger und zudem überbevölkert dort...

Leider ist es nicht nur im westlichen Ausland schlimmer, sondern praktisch überall in der EU. Bratislava soll mittlerweile teuerer als Wien sein. Die durchschnittliche Siedlungsdichte in China beträgt allerdings die Hälfte der deutschen oder ein Viertel der niederländischen. Überbevölkert sollte man das nicht nennen.

===> Die Schau vom Bodensee war echt, tippe ich mal.;-)

In Ermangelung einer besseren Theorie gehe ich lieber auch mal davon aus.

===> Die meisten sind umgekommen durch einen Kataklysmus.

Darauf weist jedoch nichts hin. Genau deshalb habe ich Gentrifizierung als Ursache postuliert.

Gruß,
Ranma

Noch mehr Möglichkeiten

Ranma (乱馬), Samstag, 09.06.2018, 03:32 vor 2141 Tagen @ urda (2766 Aufrufe)

Hallo!

Es gibt selbstverständlich noch viele weitere Möglichkeiten. Umsiedlungen fallen mir noch ein. Stadtflucht aufgrund von Angst oder Hungersnot. Was ich im Kern nur aussagen wollte: Liefert die Schau keine Erklärung, sondern zeigt nur den Endzustand, dann kennen wir nur den Endzustand, während Erklärungen dazu nur Spekulation sind. Weil solche Erklärungen nur Spekulation sind, deshalb besteht keinerlei Notwendigkeit dazu, an einen Impakt zu glauben.

Gruß,
Ranma

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Krankheit

Taurec ⌂, München, Freitag, 08.06.2018, 12:08 vor 2142 Tagen @ Ranma (乱馬) (2952 Aufrufe)

Hallo!

===> Die meisten sind umgekommen durch einen Kataklysmus.


Darauf weist jedoch nichts hin. Genau deshalb habe ich Gentrifizierung als Ursache postuliert.

Das wäre nur stichhaltig, wenn Gentrifizierung eine Krankheit wäre. Zu dieser Ansicht ließen sich aber allenfalls manche Stadtsoziologen bewegen. :lol2:

Urda schrieb nämlich:
"Sehr wenige Menschen lebten noch dort und ich wusste irgendwie, dass eine Krankheit ["Gentrifizierung"] sehr viele Menschen dahin gerafft hatte."

Möglicherweise wäre Gentrifizierung also eine veritable Möglichkeit, den Bevölkerungsdruck z. B. vom Verdichtungsraum München zu nehmen und die Mieten zu senken. :lol:

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Re: Diese Schauungen gibts auch auf dem Land, das ist der Haken...

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Freitag, 08.06.2018, 21:21 vor 2141 Tagen @ Taurec (2866 Aufrufe)

Hallo Taurec!

"Möglicherweise wäre Gentrifizierung also eine veritable Möglichkeit, den Bevölkerungsdruck z. B. vom Verdichtungsraum München zu nehmen und die Mieten zu senken. :lol:

Gruß
Taurec"

Völlig unveritabel deshalb, da verschiedene andere Seher ebenfalls leere
Städte und Dörfer gesehen haben: BBouvier berichtete mal von einem kleinen
Jungen, der leerstehende Häuser in einem bayerischen Dorf schaute.

Da müßte ja absolut jede Gegend gentrifiziert werden. Gerade auf dem Land
ist ja der Mietanteil wesentlich kleiner als in den Städten, d.h. die
Leute wohnen in ihrem Eigentum.

Herzliche Grüße,

Eyspfeil

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Leerstehende Häuser

BBouvier @, Freitag, 08.06.2018, 21:39 vor 2141 Tagen @ Eyspfeil (2942 Aufrufe)

<"BBouvier berichtete mal von einem kleinen Jungen,
der leerstehende Häuser in einem bayerischen Dorf schaute
.">

Hallo, Eyspfeil!

Nur weil Du es erwähnst, erinnere ich mich wieder daran:
Dein Gedächtnis ist phänomenal!

Davon habe ich wohl in einem der Vorgängerforen
vor vielen Jahren berichtet.

Ein guter Freund, der aufgund seiner Kanzlei
in München mit sehr vielen Menschen Kontakt hatte,
erzählte mir:
=>
Ein Ehepaar hatte in einer Neubausiedlung sein Haus
bereits bezogen, während viele Häuser rundum
nicht ganz fertiggestellt und daher
noch nicht bewohnt waren.

Sagt der (ca. Dreijährige?) Sohn spontan:

"Du, Papa!
Warum sind da denn so viele Häuser,
wo doch dann Niemand mehr drin wohnt?
"

Da fragt sich der Interessierte, was denn wohl "dann" sei?

Beste Grüße!
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Altenheim

schwelmi, Samstag, 09.06.2018, 06:37 vor 2141 Tagen @ BBouvier (2887 Aufrufe)

Hallo BB,

gab es da nicht auch eine Schau, in der Altenheime geräumt wurden, um die Ausbreitung einer Seuche zu stoppen? Die Alten wurden danach in Höhlen untergebracht und nur unzureichend versorgt.

Ich finde das gerade nicht mehr.

Schönen Gruß,
schwelmi

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Hallo, Schwelmi! - Das sagt mir leider nichts ... (o.T.)

BBouvier @, Samstag, 09.06.2018, 12:59 vor 2140 Tagen @ schwelmi (2775 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Samstag, 09.06.2018, 13:07

– kein Text –

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Hab es gefunden!

schwelmi, Samstag, 09.06.2018, 20:57 vor 2140 Tagen @ BBouvier (2809 Aufrufe)
bearbeitet von schwelmi, Samstag, 09.06.2018, 21:20

Hallo BB,

es war eine Schau von rauhnacht oder besser hier.

Schönen Gruß,
schwelmi

===>siehe urda's Beitrag: Echte Seher grinsen über die Zweifler (owT)

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Freitag, 08.06.2018, 21:27 vor 2141 Tagen @ Taurec (2839 Aufrufe)

– kein Text –

Krankheit?

Ranma (乱馬), Samstag, 09.06.2018, 03:36 vor 2141 Tagen @ Taurec (2809 Aufrufe)

Hallo!

Daß es sich um eine Krankheit handeln soll, hatte ich glatt übersehen. Eine Krankheit, das sollte dich mittlerweile nicht mehr überraschen, ist mir doch viel sympathischer als ein Impakt!

Gruß

Ranma

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