Taurec im Gelben (Freie Themen)

remi, Montag, 21.08.2017, 14:19 vor 2411 Tagen (3025 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Donnerstag, 16.08.2018, 12:06

Hallo Taurec,
ich mache es kurz. Da hast du was rausgehauen. Ich habe es gespeichert und werde es in aller Ruhe mehrmals lesen.
Schade, daß dieses Thema im einem anderen Forum diskutiert wird.
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn dein Forum offener würde, denn eigentlich ist doch "alles mit allem verbunden".
Danke für deine Gedanken !!!
LG
Remi

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"Per aspera ad astra."

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Frieden in innerer Emigration

Fenrizwolf, Montag, 21.08.2017, 17:52 vor 2411 Tagen @ remi (2482 Aufrufe)

Lieber Taurec,

auch ich habe mich sehr über Deine kulturphilosophischen Abhandlungen dort gefreut; finden Sie in meinem Inneren doch laute Resonanz.
Es mag gar etwas sarkastisch klingen, aber diese Umstände wirklich zu verinnerlichen und anzunehmen hat etwas Tröstliches und Befreiendes.
Damit ist keine Resignation gemeint, sondern vielmehr das Verständnis darüber, daß die krankhaften Auswüchse im Heute nicht die persönliche Verantwortung betreffen.
Anstatt sich schließlich sozialdynamisch vereinnahmen und verurteilen zu lassen, besinne man sich auf sein Selbst und aufrichtiges Wirken in seinem Umfeld auf das man tatsächlich formgebenden Einfluß hat.
Das Streiten ist nicht mehr das Gebot der Stunde. In Besinnung und Akzeptanz des natürlich Unabwendbaren findet man Frieden und nötige Distanz.

Zwar kann man sich dadurch nicht dem Überlebenskampf selbst entziehen; man muß weiterhin Geld verdienen und sich ggf. juristischem Ungemach erwehren, aber es gestattet, die enge Schlangenhaut abzustreifen, sich des alten Kokons zu entledigen.
Widerstand und Agitation bringen einen stets in eine exponierte Lage, ziehen Verfolgung und Unverstand an, und entblößen für empfindliche Angriffe.

Aber niemand verpflichtet den Sonderling zur tapferen Gefolgschaft. Hier und da Sand statt Öl im Getriebe zu sein, macht noch keinen zum verfolgungswürdigen Querulanten.
Eine gewisse Art der Einsamkeit gilt es dabei wohl auszuhalten, aber das ist der Preis der inneren Emigration.
Endlich im finsteren Tal angekommen, lockt doch verheißungsvoll der Ruf der Berge, und die Dämmerung kündet von einem neuen Morgen.

Mit besten Grüßen

Fenrizwolf

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Das Forum offener

Taurec ⌂, München, Montag, 21.08.2017, 18:05 vor 2411 Tagen @ remi (3181 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 01.09.2017, 08:44

Hallo!

Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn dein Forum offener würde, denn eigentlich ist doch "alles mit allem verbunden".

Dagegen habe ich eigentlich nichts. Das Forum auf Schauungen & Prophezeiungen zu beschränken, führt ohnehin zu recht wenig verwertbarer Substanz, da es sich bei den meisten älteren Quellen um Auswüchse einer sich selbst reproduzierenden Vorstellungswelt handelt, in denen eine authentische seherische Grundlage selten eruierbar ist. Neue Schauungen wachsen indes nicht so schnell nach.

Texte zu analysieren und die gegenseitigen Bezüge sowie Überlieferungslinien und geistigen Grundlagen herauszufinden, entbehrt zwar nicht eines gewissen Spaßes, allerdings kann man ein Forum nicht ausschließlich auf einem negativen Ansatz gründen. Es bedarf einer positiven Aussicht bzw. eines Problems, dessen Lösung einen nicht ärmer macht, sondern mit geistigem Gewinn versieht.

Zwar verfechte ich im Gelben Forum gerade die Welt der Tradition, aber leider sind solche Elemente wie die Prophetie, die ja eine Säule des Volksglaubens und seiner mythischen Verwurzelung war, nicht wiederherstellbar, wenn sie erst entzaubert wurden.

Deswegen sehe ich Rückbezüge auf das Christentum, wie sie hier versucht werden, durchaus skeptisch. Der Versuch ist rühmlich. Offenbar hat der abendländische Geist des Mittelalters aus dem dürftigen Material, das wir aus der Antike übernommen haben, nach bester Möglichkeit tiefgründige Anschauungen abgeleitet (oder vielmehr sein Eigenes hineingelesen). Leider halten auch die Grundlagen dieses Glaubens einer kritischen Analyse nicht stand, so daß die abendländische Theologie einer fragilen Kathedrale auf einem hohlen Fundament gleicht, das den Sprengstoff zu seiner Zerstörung stets in sich trägt. Irgendwann wird immer jemand etwas genauer hinsehen und feststellen, daß die angeblichen Gottesworte eine verzerrte und menschengemachte Überlieferung sind, aus der man nur mit intellektuellen Verrenkungen, die einen halbwegs denkenden Menschen abstoßen müssen, etwas Annehmbares machen kann. Damit trägt jede darauf gegründete erneuernde Spiritualität den Keim ihres Niedergangs bereits in sich, der irgendwann aufgehen wird, wenn man den Zeitfaktor nur lang genug ansetzt.

Im Grunde brauchen wir wohl tatsächlich eine neue Offenbarung, die Erscheinung eines Gottes (bzw. gottgleichen Wesens) oder eine welterschütternde Cäsur, die den Menschen zu sich selbst zurückführt und für mythische Erfahrungen öffnet. Das kann aber erst mit oder nach der sogenannten "Weltenwende" erfolgen. Das Alte hält dem heutigen Geist nicht mehr Stand.

Ob das Forum eine konzeptionelle Änderung/Erweiterung erfährt und wie diese aussehen sollte, weiß ich noch nicht. Das hat auch noch Zeit.

In der Zwischenzeit kann hier durchaus – wie es übrigens auch vorher schon von mir gedacht war – auch im weiter gefaßten thematischen Rahmen oder (solange es nicht überhandnimmt) Themenfremdes diskutiert werden. Es sollte nur oberhalb des Gürtellinie/des Ad-Hominems bleiben und nicht darauf hinauslaufen, daß man sich kleingeistig heilige Bücher um die Ohren haut (oder genauer: die eigenen glaubensmäßigen Zirkelschlüsse, die man selbst nicht durchschaut hat). Sachliches Contra muß man abkönnen und solches ist auch erwünscht. Ich werde eigentlich nur moderierend eingreifen, wenn persönliche Streitereien ausbrechen. :lädiert:

Gruß
Taurec

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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

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