Menschen haben seltsame Triebe (Schauungen & Prophezeiungen)

Isana Yashiro, Mittwoch, 22.07.2020, 13:09 (vor 1346 Tagen) @ Fenrizwolf (1574 Aufrufe)
bearbeitet von Forumsleitung, Samstag, 23.01.2021, 21:59

Hallo!

Über den Sinn und die konkrete Aufgabe hier hätte ich schon gerne eine erschöpfende Auskunft, da es es mir ermöglichte, den Kompaß zu norden und meine begrenzten Kräfte, im Sinne höherer Weisheit, ökonomischer und zielgerichteter einzusetzen.

Es ist ein Kampf Mensch gegen Maschine.

Mensch gegen Maschine? Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine sehe ich ganz anders.

Vielleicht fällt die Sinnsuche etwas leichter, wenn man die Evolution berücksichtigt. Falls man Charles Darwin nicht mag, dann gibt es noch reichlich andere Evolutionstheorien. Nicht nur die Theorie des Alfred Russel Wallace, die Charles Darwin vor ihrer Veröffentlichung kannte und aus der er zitiert. Das immerhin korrekt, sonst läge der Verdacht eines Plagiats nahe, denn dafür sind sich beide Theorien ähnlich genug. Kein Wunder, denn beide Autoren haben wissenschaftlich sehr sauber gearbeitet. Beide bauen auch auf der Evolutionstheorie des Jean Baptiste de Lamarck auf und widerlegen nur die dort noch enthaltene Urzeugung. Schon vor ihm hatten Alchimisten eine Evolutionstheorie. Diese ist die eigentlich erfolgreichste, denn sie hat sich über Jahrhunderte gehalten. Gemäß den Alchimisten des Mittelalters unterliegen Minerale genau wie Metalle genau wie Pflanzen genau wie Tiere einer Evolution. Diese ist für jedes dieser Reiche auf ein Ziel hin ausgerichtet. Pflanzen entwickeln sich von Giftpflanzen über andere Kategorien hin zu Heilpflanzen. Aus allen Metallen wird irgendwann Gold. Besondere Beachtung sollte die Evolution der Tiere finden, denn die führt hin zum Menschen.

Anders als moderne Wissenschaftler verstanden sich Alchimisten nicht nur als Beobachter, sondern als Helfer der Evolution. Darum war eines der Ziele der Alchimisten die Erschaffung des Homunculus und das bedeutete die Erschaffung eines künstlichen Menschen. Am nähesten an diesem Ziel war wohl der Golem des Rabbis Judah Löw. Allerdings kann man sich nicht sicher sein, ob der Golem wirklich existierte oder wirklich lebte falls er existierte. Als im Jahr 1780 der Arzt (und Theologe) Luigi Aloisio Galvani entdeckte, daß man Muskeln, auch die von bereits toten Tieren, durch Anlegen eines elektrischen Stroms zum kontrahieren bringen konnte, nahm die Forschung einen eigenartigeren Weg. William Godwin und Erasmus Darwin waren nur zwei derjenigen, die Experimente auch an menschlichen Leichen durchführten. Das mit dem Ziel, den Leichen neues Leben einzuhauchen. Erasmus Darwin war Naturforscher, Arzt und Theologe und außerdem der Großvater von Charles Darwin. Auch Erasmus Darwin veröffentlichte eine Evolutionstheorie. Laut der stammt alles Leben auf der Erde von kleinen Meeresmuscheln ab. Dieses Werk setzte der Vatikan jedoch auf seinen Index. Möglicherweise stammt daher und von den Menschenversuchen der schlechte Ruf der Darwins. Ich erwähne Erasmus Darwin hauptsächlich deshalb, weil er bei seinen Menschenversuchen mit William Godwin zusammengearbeitet hat. William Godwin begründete den philosophischen Anarchismus und war außerdem der Vater von Mary Shelley, geborene Godwin. Das ist die Mary Shelley, die als Erwachsene den Roman Frankenstein schrieb. Dieser Roman ist weniger eine Phantasie als eine Verarbeitung ihrer Kindheitserfahrungen. Mary Godwin sah nämlich oft wie auf dem Eßtisch in ihrem Zuhause die Leichen völlig fremder Personen mit Elektrizität und den seltsamsten alchimistischen Mischungen traktiert wurden. Im Roman Frankenstein kam als neues und erfundenes Element nur hinzu, daß es eines Tages geklappt hat.

Solche Versuche hat man inzwischen aufgegeben. Man baut lieber Robonauten. Auch das sind künstliche Menschen. Am bekanntesten ist Space Justin vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

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Künstliche Menschen auf rein mechanische Weise zu konstruieren ist zwar ein anderer Ansatz, aber auch nicht neu. Dieser Ansatz hat sogar noch frühere Vorläufer als der biologische Ansatz. Im dreizehnten Jahrhundert baute Albertus Magnus einen mechanischen Menschen. Albertus Magnus wurde 1931 heiliggesprochen, aber bekannt ist er eigentlich nur als Lehrer des viel berühmteren Thomas von Aquin. Dieser zerstörte den mechanischen Menschen vollständig, weil er ihn für ein Werk des Teufels hielt. Aber auch dieser nicht erhaltene mechanische Mensch hatte schon Vorläufer. Eines der Weltwunder der Antike war der Koloß von Rhodos. Diese Statue betrachtete man nicht nur wegen ihrer Größe als Weltwunder, sondern auch weil sie sich bewegen konnte. So berichteten es jedenfalls die antiken Augenzeugen. Der Koloß von Rhodos ist nämlich auch nicht erhalten. Warum er sich bewegen konnte, falls er das überhaupt konnte, weiß man auch nicht. Die Augenzeugen hielten es für Magie.

Es gibt zwar keine Beweise für die Erfolge der frühen Versuche künstliche Menschen zu erschaffen, aber daß solche Versuche stattfanden steht außer Frage. Da fragt man sich doch warum Menschen das immer wieder versuchen.

Siegmund Freud würde dazu sagen, daß der Grund dafür klar auf der Hand liegt. Männer können vieles, aber nicht gebären und diese Unfähigkeit wird von manchen Männern als Mangel empfunden. Wahrscheinlich vor allem von jenen Männern, die keine Ehefrau abbekamen. Deshalb versuchen jene Männer diesen Mangel zu kompensieren indem sie künstliche Nachfahren bauen.

Mary Shelley sah das übrigens ähnlich und zwar schon vor Freud. Die Verfilmungen ihres Romans unterschlagen immer die wesentlichsten Elemente. Als erstes gibt Mary Shelley ihrem Protagonisten eine Ehefrau. Damit bietet sie ihm an, sich auf natürliche Weise fortzupflanzen. Doktor Frankenstein nimmt dieses Angebot nicht an, sonst gäbe es keine Geschichte zu erzählen. Diese Geschichte erzählt wie Doktor Frankenstein sich als völlig ungeeignet erweist, einen Nachkommen in die Welt zu setzen oder zu erziehen. Das verdeutlicht Mary Shelley dadurch, daß der zum Leben erweckt künstliche Mensch keinen Namen erhält. In Filmen wird das oft als Versehen dargestellt oder ein Name gefunden, meistens Adam. Aber soviel kümmert sich Doktor Frankenstein nicht um seinen „Sohn“. Frankensteins Monster ist für Mary Shelley nämlich nichts anderes als Frankensteins Sohn, für den Doktor Frankenstein verantwortlich wäre. Frau Frankenstein übernimmt dann allmählich die Rolle der Mutter, aber wie ein normales menschliches Kind versucht Frankensteins Monster die Aufmerksamkeit seines Vaters zu bekommen. Weil das auf keine Weise gelingt, weil die Erschaffung des Nachkommen für Doktor Frankenstein sozusagen mit dem Zeugungsakt abgeschlossen ist, deshalb bringt der namenlose „Sohn“ schließlich „seine Mutter“ um. Also Frau Frankenstein, die ihn sozusagen adoptiert hatte. Mary Shelley interpretierte also die Experimente, die sie als Kind mitangesehen hatte, als eine Aberration des männlichen Fortpflanzungstriebs. Also als eine Art Gebärneid.

Die Wissenschaftler, die Space Justin und ähnliche Robonauten bauen, würden sicherlich sagen, daß die Robonauten deshalb gebaut werden, weil sie benötigt werden. Bestimmt würde kaum einer der beteiligten Wissenschaftler und Ingenieure der Idee zustimmen, daß Roboter gebaut werden, weil männliche Wissenschaftler und Ingenieure neidisch auf die Gebärfähigkeit der Frauen wären.

Andererseits haben die heutigen Wissenschaftler und Ingenieure sicherlich keine Erklärung dafür, wofür Albertus Magnus einen mechanischen Menschen brauchte. Es sieht, zumindest aus heutiger Sicht, so aus als ob Albertus Magnus keinen Nachteil davon hatte, daß sein mechanischer Mensch zerstört wurde. Das Motiv des Albertus Magnus dürfte eher gewesen sein zu beweisen, daß ein sich bewegender künstlicher Mensch tatsächlich möglich ist. An dieser Möglichkeit zweifeln wir heute nicht mehr. Wir kennen heute Roboter. Das wirklich Neue an der heutigen Sicht auf Roboter ist nur, daß wir sie plötzlich für notwendig halten. Wir empfinden anscheinend immer genau das für Roboter, was manche Menschen dazu veranlaßt Roboter zu bauen.

Also muß Roboter zu bauen ein tieferliegender Trieb sein. Die Frage ist nur, ob es sich bei diesem Trieb wirklich nur um Gebärneid handelt oder ob etwas anderes dahintersteckt. Vielleicht bereiten wir heutigen Menschen bereits die nächste Stufe der Evolution vor. Würden vor allem unfruchtbare Frauen an Robotern mitarbeiten, dann würde ich sofort auf Gebärneid tippen. Aber ich glaube, daß nach der heutigen Menschheit eine Art Menschheit existieren wird, die sich nicht auf organische oder nur schon biologisch verwendete Bausteine beschränken wird. Die nächste Menschheit könnte dadurch die Fähigkeit erwerben, sich an Lebensräume (auf anderen Planeten) anzupassen, die uns völlig verschlossen sind. Innerhalb der nächsten millionen Jahre laufen diese Lebensräume nicht weg, deshalb bleibt noch reichlich Zeit für diese Entwicklung. Das könnte wiederum der Grund sein, warum bisher nur einzelne Menschen in der Lage sind, Roboter zu entwickeln und zu bauen.

Gruß,
Yashiro


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