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Nur kurz in den Schild gebissen (Freie Themen)

Fenrizwolf, Samstag, 28.09.2019, 07:21 (vor 1665 Tagen) @ IFan (732 Aufrufe)
bearbeitet von Fenrizwolf, Samstag, 28.09.2019, 07:26

Hallo Ifan,

habe vielen Dank für Deinen Versuch, meine Fahrigkeit in sinnvollen Bezug zu meiner Motivation zu setzen.

Als universell Minderbegabter mit idealistischen Bestrebungen, gehe ich im Allgemeinen befriedigenden und dem Ausgleich dienlichen, Erfolgserlebnissen erfolgreich aus dem Weg.

Wie manchmal eventuell in guten Stunden durchscheint, bin ich im Grunde meines Herzens eher ein feinsinniger und kreativer Typ, dem das Streben nach Harmonie mehr zu eigen ist als der Streit.

Mein erster Beruf war für mich so passend wie Metzger für einen Veganer, und der zweite, den ich ich mir ausgesucht habe, ist ein vornehmlich technischer, für den mir natürliche Begabung fehlt.

Bei aller Hingabe und wogender Begeisterung, greife ich da niemals nach den Sternen, sondern muß bei allen großen Sorgen, auch dabei Leistung erbringen und mit Frustration umgehen.

Zu dem Normalen Gepäck kommt leider eine Kaskade an Horror und Terror eines Jahrzehnts, die ich weder erwarten durfte, noch vormals zu durchstehen geglaubt hätte.

Freilich relativiere ich auch gern – zu gern – schließlich habe ich noch alle Gliedmaßen, bin erst mittelalt, baumhoch und kein Quasimodo.
Aber der Verschleiß, der einem zum gewöhnlichen Unbill droht, ist geeignet, folgenschwere Geisteskrankheiten auszulösen, deren Vorhölle ich in Form von bisher ungekannten Gemütsregungen, bereits schmecken durfte.

Der viel gerühmte Sigmund Freud soll gesagt haben, daß selbst eine Psychose kein schlechtes Benehmen entschuldige.

Bis ich bis dorthin in den Boden gestampft werde, daß es meiner Entlastung dienlich sein könnte, wird noch viel Blut den Rhein hinunterfließen müssen und noch mehr rote Richter aus unserem Land der Dichter und Denker wiederholt ein Land der Richter und Henker machen müssen.

Wir beide sind große Jungs; schätzen uns und lernen offensichtlich im Umgang miteinander.

Kritik an offensichtlich schlechten Umgangsformen meinerseits, die mir zudem nur schlecht stehen, kann ich nur befürworten.

Mich erinnert das an eine Begebenheit im Urlaub in der Gruppe. Ich stand nach dem gemeinschaftlichen Essen wortlos auf, um zum Rauchen vor die Tür zu gehen.
Hereingekommen, durfte ich mir von einer der Frauen ein Donnerwetter anhören, daß dies unhöflich sei.

Aufgrund der Standpauke war ich zunächst etwas verärgert, konnte es aber schließlich als eine sympathische Erinnerung an meine sehr konservative Kinderstube wertschätzen.

Immerhin – andernorts rauchen sie Crack und mißhandeln Halbtote; ich habe immerhin Manieren.

In Form wohlfeilerer und gesitteterer Wortwahl will ich mich aber weiterhin inbrünstig in das Fieber stürzen, das mir mein gottgegebener Idealismus auferlegt hat.

Ob in Küssen oder unter Kanonendonner – die kulturelle Identität und Freiheit der europäischen Völker, im eigenen Fleische und Gerippe ist mir tiefste Sehnsucht in allem Streben.

Ich weiß, wem meine Treue oder gar mein Gehorsam gebührt. Es ist ganz gewiß nicht dieser Unrat von Selbstvergöttlichung und Verleumdung, der uns derzeitig würgt und fesselt.

Bei aller Vorliebe kann ich mich nicht dafür verbürgen, nicht doch zu passender Stunde schwach zu werden, und irrational destruktive Taten in nicht gottgefälliger Intonation leise und unerhört in die weite Welt zu summen.

So rechne ich fleißig, und versuche den Gediegenen berechenbar zu bleiben, während ich noch des Rächens bar, schief im Regiment stehend, Krokodilstränen ehrlich weinend, die 13. Kugel in den Lauf stopfe.

Noch ist an meiner blanken, schüchternen Brust kein Säugling verdurstet und weder Dolch noch Schwert erfolgreich gewesen.

Aber jetzt hebe ich den Schild, senke das Schwert gen Muttererde
Meine Seele ist mein Pfand – Heimat heilig Vaterland

Grüß Dich,
Fenrizwolf


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