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Nichts Neues beim Wandel (Freie Themen)

Meri, Dienstag, 06.08.2019, 00:43 (vor 1716 Tagen) @ eFisch (1078 Aufrufe)

Hallo zusammen,

bin neu hier und auch wieder nicht, da ich Euch schon seit vielen Jahren sehr interessiert lese. Viele von Euch sind mir quasi vertraut, ganz besonders Taurec, BB und Fenrizwolf ( ich höre auch gerne ab und an Metal, aber nur den Alte-Schule-Metal ;)).

Zum Thema fiel mir gerade ein Gedicht von Cäsar Flaischlen (1864-1920) ein, auch, weil ich mich viel und leidenschaftlich mit Poesie und Dichtern beschäftige. Der Flaischlen hatte wohl auch "besondere Fähigkeiten" oder schlicht und einfach eine Wahrnehmung der Veränderungen (weil er sich mit seiner Zeit beschäftigt hat) und setzte gleichzeitig Hoffnungen an die kommende Generation!..


Einem Freunde

Lege das Ohr an die Erde
und höre!..
und du wirst Hufgestampf hören,
in weiter Ferne nur, aber näher
und näher kommend!

Es liegt etwas in der Luft, mein Freund,
es liegt etwas in der Luft!
Hörst du den Wettersturm zur Nacht,
wie's in den alten Eichen gekracht?
wie es die Fensterläden schlug
und heulend im Kamin sich fing?
Sahst du den Himmel heute früh,
wie Blut so rot, brandfackelglüh?!
Es liegt etwas in der Luft, mein Freund,
es liegt etwas in der Luft!

Es ist eine seltsame Zeit, mein Freund,
es ist eine seltsame Zeit!
ein immer toller Gehaste von Jahr zu Jahr!
nichts soll mehr bleiben, wie es war!
nichts soll im alten Gleis mehr gehn
und ruhig, fest und sicher stehn!
Ein jeder redet und redet drein,
und jeder will der Klügere sein!
Der eine hofft dies, der andere das,
und keiner aber weiß so recht: was?!
Es ist eine seltsame Zeit, mein Freund,
es ist eine seltsame Zeit!

Und wie es gestalten sich wird, mein Freund,
und wie es gestalten sich wird?
in welcher Richtung? in welchem Sinn?
ob zu Verderben? ob zu Gewinn?
Die Jungen haben es in der Hand..
die Jungen mit ihrem Jugendmut,
mit ihrem Glauben, mit ihrer Glut!
und wenn sie furchtlos festen Blicks
hinaussehn über ihr kleines Heut
und über Parteigezänk und Neid
dann, glaub ich, gestaltets sich's gut, mein Freund,
dann, glaub ich, gestaltet sich's gut!

Cäsar Flaischlen


Gruß
Meri


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