Irlmaier, Padre Pio und Andere (Schauungen & Prophezeiungen)

Sagitta, Freitag, 09.02.2018, 10:05 (vor 2266 Tagen) @ Malcom (9022 Aufrufe)

Hallo Malcom!

Wie siehst Du eigentlich Pater Pio?

Ich schreibe dazu unten etwa, jedoch hier zuerst noch eine Bemerkung betreffs Irlmaier, weil Du parallel nochmals eine Frage an mich gerichtet hast.

Nur China baut heute noch Atombomben im Megatonnen-Bereich. Bei den Russen bleibt man unter 750 KT, die Amerikaner liegen noch weiter drunter, beide arbeiten dafür mit Mehrfachsprengköpfen. Eine Bombe, die über Wasser vermittelt die Energie weitergeben soll, macht nur an sehr spezifischen Einsatzorten ihren (eigentlich perversen) Sinn, weswegen ich bereits am Anfang meiner Beiträge zu diesem Gedankengang beispielhaft New York und London (sowie niedere Überwasserzündungen im Flachwasser) genannt habe. Im freien Ozean verteilt sich die Energie zu schnell. Es würde, um zerstörerische Wirkungen zu erreichen, ineffizient viel Energie aufgewendet werden müssen, d.h. die erforderliche Anregungsenergie wäre zu hoch und könnte nukleartechnisch nicht bereitsgestellt werden. Ich schließe trotzdem nicht aus, dass Irlmaier etwas Vergleichbares 'geschaut' haben könnte, jedoch ist uns das nicht so überliefert, dass wir es beurteilen und verwerten können. Zusatzbemerkung: Zwischen Irlmaier und dem Waldviertler besteht eine verflixte strukturelle Identität in Bezug auf gewisse Schauungsinhalte, und da der Waldviertler (sofern Bekh wahrheitsgemäß berichtet) einmal nach London gereist sein soll (weil er selbst eine Schau zum Untergang Londons gehabt habe und die Stadt vorher sehen wollte), gehe ich davon aus, das Irmlaier ebenfalls England meint (das Ganze steht hier für das Teil).

@Ulrich: Es ist durchaus möglich, dass der Bayernprinz den Bericht von seinem Besuch bei "Irrlmaier" (so nennt er ihn verächtlich) ganz oder teilweise erfunden hat. Wir wissen das nicht und können es nicht nachprüfen. Es ist wie mit allen Prophezeiungstexten: nach Inhalt und Herkunft vage! Der Astrologe würde sagen "neptunisch" bzw. "fischig" ...

Nun zu Pater Pio, weil Malcom dazu an Taurec eine Frage gestellt hat. Auch bei ihm (gemeint ist Pio ...) würde ich die Hoffnungen nicht sehr hoch hängen. Aus folgenden Gründen.

Hier auf dem Forum hält man von der katholischen Kirche wenig, und wer sich um eine Einschätzung von Pater Pio bemüht, gerät darüberhinaus sofort in die Spaltungen und inneren Konflikte innerhalb dieser Institution. Es gibt zB. einen Brief von Pater Pio (PP) an seinen Beichtvater aus dem Jahre 1913, in dem er eine Vision beschreibt, mit der er nicht zurechtkam: Pio sieht einen an seinen Nachfolgern (Bischöfen, Päpsten und Priestern) schrecklich leidenden Christus. Zeitlebens hat PP die Amtskirche diskret kritisiert, hat sogar vor einer Unterwanderung der Kirche mit "Freimaurern" und "Satanisten" gewarnt. Aus seinem Todesjahr 1968 ist eine Aussage überliefert, der eine Frage nach der Zukunft vorausging (die Frage, die hier so gern gestellt wird): "Es erwarten uns nur Finsternisse, Finsternisse, Finsternisse ... - aber wir dürfen nicht darüber reden."

Papst Franziskus wird im nächsten Monat das Krankenhaus besuchen, das Pater Pio geründet hat und das zu den besten in Italien zählt. Aber eigentlich steht der Papst in Konflikt mit dem Orden, der das Krankenhaus unterhält (Franziskaner der Immakulata). Denn der Orden will an altkatholischen Traditionen festhalten. Ratzinger hatte ja den römischen Ritus der Messe wieder erlaubt, während Franziskus sich als Reformer geben möchte und dabei hart durchgreift.

Die Risse, die wir heute überall sehen (sie sind eine Signatur unserer Zeit, am deutlichsten sichtbar in den USA), die gibt es eben auch in katholischen Kirche (dort sogar symbolisiert durch zwei "Päpste" gleichzeitig). Und die Amtskirche hat ohnehin schon immer alle 'urchristlichen Impulse' bekämpft, zu denen man auch PP und seine Bewegung zählen darf. Besonders allergisch reagiert die Amtskirche auf Wunder - es sei denn diese können zur Steuerung der Menschen benutzt werden. Insofern ist es richtig, dass bis zu Johannes Paul II. ordentlich Schmutz über Pater Pio ausgegossen wurde, selbst aus der Kirche heraus. Das änderte sich mit Karol Wojtyla, der Pater Pio seit seinem ersten Italienaufenthalt (1947) kannte. Pater Pio hatte ihm mehrfach geholfen (Krankenheilungen bei Personen, die Wojtyla nahestanden) und so hielt er, Papst geworden, seine schützende Hand über die Bewegung von Padre Pio. Dies setzte sich unter Ratzinger fort, aber Bergoglio will das Rad wieder zurückdrehen.

Prophetisches Material von Pater Pio ist zwar vorhanden, aber noch nicht gesammelt, gesichtet und ausgewertet. Padre Pio hat sich weniger für äußere Ereignisse sondern für die seelischen Zustände von Menschen oder der Gesellschaft ingesamt interessiert; er war primär Beichtvater, Seelsorger und Heiler. Es gibt einige Bücher zum Thema Voraussagen von Pater Pio, doch man muss sie sehr vorsichtig anfassen (insbesondere Renzo Baschera).

Zur Einführung empfehle ich Andreas Englisch: Wenn Gott spricht - Die Prophezeiungen der katholischen Kirche. Andreas Englisch ist Ratzinger-Fan und gehört zu dessen Establishment, aber er hat fundiertes Wissen über die Verhältnisse in der Kirche. Seine Einschätzung der diversen Lager ist hilfreich, wenn man sich irgendeinem Thema annähern will. Als einer der Wenigen spricht er zB. offen aus, dass zwischen Bergoglio und Ratzinger Abgründe klaffen. "Zwei Brüder, von denen keiner der wahre Vater sein wird." (John.Proph.XXIII).

Padre Pio ist heute zum Super-Heiligen geworden und stellt zumindest in Italien alle anderen katholischen Heiligen, Maria ausgenommen, in den Schatten. Etwa 7 Millionen 'Gläubige' pilgern jährlich nach Rotondo. So könnte man sagen, das sei ein Geschäft und eine Massenhysterie. An deren Ende stehen aber nicht Militärhaushalte, zerstörte Staaten und Landschaften, Millionen ausgebeuteter oder hungernder Menschen - wie in jener anderen gesteuerten Massenhysterie, die ich mir ansehen kann, wenn ich den Fernseher einschalte. Insofern wäre es mir lieber, wenn es mehr von den Pater-Pio-Hysterien gäbe als von jenen der "neuen Gesellschafts- und Weltordnung". Die letzteren Hysterien werden nicht überleben, die Katholische Kirche und Christenheit aber sehr wohl.

Hinter dem Phänomen Padre Pio stehen selbstverständlich Realitäten, transzendente Realitäten. Zu diesen gibt es aber nur persönliche und individuelle Zugänge, die sich jeder/jede selbst erarbeiten muss. Das eigentliche Wunder ist die Welt, so wie sie sich uns allen tagtäglich darbietet. Darüberhinaus gibt es weitere Wunder, die aber nur jenen sichtbar sind und nützen, die sich dafür öffnen. Sie dienen dem spirituellen Weiterkommen, aber sind nur Marken am Weg. Man sollte an ihnen vorübergehen.

Ich schließe deswegen ironisch mit einer Verschwörungtheorie italienischer Ärzte, die bei Padre Pio unglücklicherweise mehrfach hypertherme Zustände, oberhalb von 43 Grad sowie von längerer Dauer, festgestellt haben, die eigentlich tödlich sein sollten (in der italienischen Wikipedia zu PP gibt es darüber einen eigenen Abschnitt mit Belegen: ipotermia). Und ich weise hin auf eine irische Sage aus dem Ulster-Zyklus über den Krieger Cú Chulainn, der sich dermaßen beim Kampf erhitzte, dass man ihn nur mit nackten Frauen **) und mehreren Bottichen kalten Wassers wieder aus der Ekstase holen konnte. Ja, und dann gibt es moderne pseudowissenschaftliche Untersuchungen in Zusammenarbeit mit ein paar wenigen tibetischen Mönchen, die letzte Reste einer alten Yoga-Tradition bewahren, die zu 'mental gesteuerten' Erhöhungen der Körpertemperatur führt, was in früheren Zeiten im Himalaya manchmal nützlich war. Ein (sehr vorsichtiger) Übersichtsartikel zu diesem Thema findet sich zB. hier:

http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0058244

Das Standardwerk für diesen Bereich ist von Joachim Bouflet, Encyclopédie des phénomènes extraordinaires dans la vie mystique, Paris (de Guibert) 1993-2003.

Präkognitive Schauungen sind nur ein winzig kleiner, eigentlich unwichtiger Ausschnitt aus diesem breiten Spektrum "außerordentlicher Phänomene", die wiederum mit spezifischen Seelen- und Körperzuständen (eigentlich -prozessen) verbunden sind, welche wiederum man, je nach weltanschaulicher Perspektive, als mystisch, ekstatisch, als Trance oder als 'parapsychologisch' bezeichnet.

Wenn wir schon dabei sind: es gibt sehr frühe und bemerkenswert fleissige Sammlungen von präkognitiven Schauungen im italienischen Bereich, die auf diesen Forum noch nicht zitiert wurden, nämlich die Bücher von Ernesto Bozzano über 'Vorherwissen' bei Tieren, bei Naturvölkern, vor den Weltkriegen und bei Jedermann und Jederfrau:

Des phénomènes prémonitoires [pressentiments, rêves prophétiques, clairvoyance dans le futur, etc.] / par Ernesto Bozzano, Paris 1913 (450 S.)

Luci nel Futuro / par Ernesto Bozzano, Verona 1947 (2 Bände, ca. 500 S.)

Guerre e profezie / par Ernesto Bozzano, Verona 1948 (197 S.)

Weiteres ggfs. hier:

https://en.wikipedia.org/wiki/Ernesto_Bozzano
http://www.bibliotecabozzanodeboni.com

Und da ich nun schon bei den alten Italienern umherkreise, sei "in drei Teufels Namen" und der Vollständigkeit halber auch noch Giuseppe Calligaris (1876-1944) erwähnt, ein italienischer Arzt, der auf der menschlichen Körperoberfläche (=Haut) ein System von Linien und Punkten entdeckt hat (vergleichbar den Akupunkturpunkten und Meridianen der Chinesen). Dieses System kann für Heilungen genutzt werden (eine Art Reflextherapie). Einige der Punkte lösen bei spezifischer Stimulation psychische Folgewirkungen aus, darunter auch Phänomene wie Hellsichtigkeit und Präkognition.

http://www.paranormal.de/calligaris/

MFG, Sagitta


**) https://de.wikipedia.org/wiki/Sheela-na-Gig Der Hintergrund zu diesen Figuren ist der Glaube an bzw. die Erfahrungserkenntnis von einem Abwehrzauber. Ich hatte diesen 'Trick' bereits einmal erwähnt, als ich über die (bisweilen krankhaften) ersten Visionen Mohammeds schrieb. Dieses Hilfsmittel funktioniert nicht, wenn der Trance-Zustand durch chemische oder pflanzliche Drogen herbeigeführt und aufrechterhalten wird.

https://schauungen.de/forum/index.php?id=35410

Hierzu passende Anekdote, in Indien selbst erlebt. An einem Baum hing eine extra große und schöne Jackfrucht - und direkt daneben hatte jemand einen alten, ausgelatschten Sportschuh aufgehängt. Wir haben dann der Bäuerin, die in dem Garten dort arbeitete, ein Kompliment über ihre schönen Früchte und Gemüse gemacht und ein wenig mit ihr geplaudert, was relativ leicht war, weil in jene Regionen sich nur selten weisshäutige Menschen verirren. Nachdem ein gewisses Vertrauen hergestellt war, habe ich dann gefragt, warum sie diesen Schuh neben der Jackfrucht aufgehängt habe. Sie antwortete etwas verlegen aber überzeugt, der Schuh solle den bösen, neidischen und 'vergiftenden' Blick anderer Menschen auf die schöne Frucht ablenken.


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