in einem Stück turmhoch (Schauungen & Prophezeiungen)

Sagitta, Montag, 05.02.2018, 23:46 (vor 2265 Tagen) @ Malcom (8721 Aufrufe)

Hallo Malcom,

Im ältesten Wortlaut (Adlmaier, 1950) ist nicht von einem Flugzeug die Rede "Da seh ich aber oan daherfliegen von Osten, der schmeißt was ins große Wasser".

Erst später wird dann ein 'Flugzeug' daraus. Ferner kennt Irlmaier "haushohe Wellen" und unruhige See, wie kochend. Jedoch hier spricht er hier von etwas Merkwürdigem: "Da hebt sich das Wasser wie ein Stück turmhoch und fällt wieder runter".

Als ich das zum ersten Male las, erinnerte mich das an Explosionen nahe der Wasseroberfläche, die ein Loch im Wasser erzeugen. In der zweiten Phase einer solchen Explosion schießt in der Mitte des Loches der Turm in einem Stück hoch (also nicht Dampf, Tröpfchen, Nebel, "Schaum", Wasserhosen etc.), beispielsweise hier:

https://www.youtube.com/watch?v=WRYSVKRF5rA

(bei 1:25 f)

Ein Experiment der Amerikaner (Redwing-Navajo, Naan Island, surface burst) mit 4,5 Megatonnen erzeugte eine drei Meter hohe Welle an der Küste, nachdem die 18 Meilen bis dorthin in 17 Minuten durchlaufen worden waren. Die Auswirkungen hängen alle vom Untergrund ab. Wenn der Druckstoß unterwasser läuft, dann kann unter Umständen die Energie komplett erhalten bleiben und im Flachwasser sich dann zu einem Soliton (bzw. zu 'cnoidal waves') aufbauen. Bei meiner Frage an Taurec habe ich deswegen gezielt nach Themse bzw. Hudson gefragt. Bei einem Delta kann man bis zu 240 Grad der Energie auffangen, 120 Grad gehen in den Ozean. Es gibt also große Zerstörungen in den nahen Häfen und an den Ufern (Tsunami ursprünglich = Hafenwelle), natürlich auch über den Luftraum vermittelt; die radioaktiven Belastungen können vergleichsweise gering sein.

Der weitere Text von Irlmaier suggeriert ein großes Szenario, das eher an einen Impakt im Atlantik denken lässt. Die hier geforderten Dimensionen sind aber beträchtlich und lassen sich technisch nicht erreichen. Selbst ein Himmelskörper müsste im Kilometerbereich liegen (siehe etwa den Eltanin Impakt zwischen Chile und Antarktis vor 2,5 Mio Jahren). Im Nordatlantik wären die Höhen der Küstentsunamis dann wohl im Bereich 30 Meter. Und ein Erdbeben wäre natürlich auch dabei. Falls Irlmaier so etwas gesehen hätte, wäre die zeitliche Einordnung völlig offen. Alleine ein Erdbeben als Auslöser halte ich für den Bereich Nordatlantik für weniger wahrscheinlich. In diesem Falle wäre Irlmaier aber komplett draußen, und wir sind wieder bei Johansson.

Es gibt im Grunde nur diese beiden Optionen, Militärtechnik im Megatonnenbereich (surface burst, beginning shallow water) sowie ein sehr großer Asteroid.

Man muss sich überlegen, welche Art Vorläufer Adlmaier gehabt haben könnte, wenn derartige Bilder von ihm (oder einem anderen Zuträger Irlmaiers) gewesen sein sollen. Literarisch kommt nicht viel in Frage (ggfs. Gustafsson/Johansson; aber deutsch erst 1953 und ohne 'dahergeflogen'). Für den Fall einer echten Schauung Irlmaiers haben wir aber nicht mehr den originalen Wortlaut, um eine Interpretation oder Entscheidung treffen zu können. Also muss man es offen lassen, hat aber zumindest die Randbedingungen abgeklärt.

Für diejenigen, die sich mit diesem (m.E. unwichtigen) Thema weiter beschäftigen wollen, kopiere ich unten ein paar LINKs und Stichworte ein.

Aus Deinen ersten Beiträgen habe ich für mich notiert, dass die Hamburg-U-Bahn-Röhren-Katastrophen-Schauung nichts mit den obigen Szenarion zu tun haben muss (aber durchaus haben kann). Eventuell gibt es eben mehrere "Wasser-Ereignisse". Ich werde mir gelegentlich den Baubeginn oder die Inbetriebnahme dieser Röhre ansehen (astrologisch/zyklisch). Dasselbe werde ich auch mit den beiden Koreas für die 2020er Jahre machen. Kurz- bis mittelfristig wird sich dort nach meiner Einschätzung aber gar nichts tun.

MFG, Sagitta

http://glasstone.blogspot.de/2008/11/effects-of-atomic-weapons-1950-baker.html

wichtige Autoren: 'Bernard Le Mehaute', 'Stanislaw Ryszard', Oliver Bühler (NYU), Ken Buesseler (WHOI), Benusiglio, Daramizadeh, 'Zhenxiong Wang'.

Einstieg in die russische Literatur am besten über

https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%9F%D0%BE%D0%B4%D0%B2%D0%BE%D0%B4%D0%BD%D1%8B%D0%B9_%D1%8F%D0%B4%D0%B5%D1%80%D0%BD%D1%8B%D0%B9_%D0%B2%D0%B7%D1%80%D1%8B%D0%B2

(führend dort Valery K. Kedrinskiy)

Literatur: Capabilities of Nuclear Weapons, DNA-EM-1
Philip J. Dolan (Editor), Stanford Research Institute
1972 (mit mehreren Updates bis in die 1990er)

Es gibt weitere, sehr spezielle Handbücher über die Unter-/Überwasserexplosionen. Ich habe einige im Download, aber nicht mehr die originalen LINKs dazu, ein paar findet man aber via glasstone.blogspot


Gesamter Strang: