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Magisches Denken (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Montag, 10.04.2017, 00:33 (vor 2566 Tagen) @ IFan (4314 Aufrufe)

Hallo!

Es geht ja auch nur darum, ob jemand eine Erklärung dafür hat; wenn so etwas möglich ist.

Der vorschnelle Schluß, die Erzählungen in der Bibel für historisch, bzw. physikalisch reales Geschehen zu halten, ist wohl (vor allem im Kreise der Gläubigen) weit verbreitet. Grundlage ist der früh eingeprägte Glaubenssatz, die Vorstellung und der Wunsch, daß es wahr wäre, bzw. daß in der Bibel die Wahrheit stünde.

Man geht allerdings in die Irre, wenn man an diese Texte mit dem modernen faustischen Denken herangeht.
Das neue Testament ist eine Schöpfung der magischen Kultur (nach Spenglers Begrifflichkeit, der diese Kultur, aus der alle drei monotheistischen Religionen hervorgingen, umfassend beschrieb). "Magisch" ist dabei ähnlich zu verstehen wie im Begriff des magischen Denkens. Das heißt, die Aussagen sind nicht im physikalisch realen Sinne zu begreifen, sondern sie sind mythisch und symbolisch aufgeladen.

Die Ereignisse während der Kreuzigung sind folglich eher als Symbole einer göttlichen Dramaturgie zu verstehen, die Jesu Messiasauftrag unterstreichen. Ob der ganze Leidensweg Jesu, falls die Kreuzigung überhaupt stattfand, die realen Geschehnisse wiedergibt, kann getrost bezweifelt werden.

Das spezielle Problem liegt darin, daß zum Zwecke der Symbolhaftigkeit Natur-/Himmelszeichen etc. kombiniert wurden, die in Wirklichkeit vielleicht so gar nicht möglich sind. Wenn man sie aber als Grundannahme für physikalisch real hält, sucht man möglicherweise vergeblich nach einer Form Naturkatastrophen, die sich durch keine physikalische Theorie schlüssig erklären, bzw. bestätigen lassen.

Keinen Sinn hätte es des weiteren, wenn man die naturwissenschaftlichen Theorien anpaßte, um den Glaubenssatz eines historisch realen Geschehens zu bestätigen, wie es Velikowsky teils tat.

Für den Menschen der magischen Kultur haben sich die biblischen Ereignisse ohne Zweifel so zugetragen, wie sie berichtet werden. Nach der physikalischen Realität und Plausibilität fragt er sich gar nicht. Diese ist für ihn schlichtweg irrelevant. Desgleichen wird von seinem Denken nicht erfaßt.
Der Europäer bekommt mit seinen aus dem nahen Osten importierten heiligen Schriften aber irgendwann ein Problem, wenn er mit seiner modernen, auf Validierung pochenden Denkweise und dem Glaubenssatz, daß sich die biblischen Ereignisse ohne Zweifel genau so zugetragen hätten, an die Sache herangeht. Die Lösung liegt entweder darin, sein kritisches Denken über Bord zu werfen und sich einem kindlich-naiven Glauben anzunähern, oder zur Bibel eine skeptische Distanz aufzubauen und nach anderen Deutungsmustern zu suchen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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