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Schauungen, Prophezeiungen, Irlmaier und Haftstrafen (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 26.05.2016, 09:53 (vor 2864 Tagen) @ razerbelkin (6279 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Donnerstag, 26.05.2016, 10:00

Hallo!

Also hab den anderen Strang mal überflogen, und ohne jetzt Experte zu sein:
Immer wenn es Ähnlichkeiten mit früheren Schauen/Prophezeiungen gibt, scheint dies als Anlass genommen zu werden, Irlmaiers Schau als Plagiarismus abzutun. Oder als Fälschung durch einen späteren "Pseudo-Irlmaier" der da quasi unter seinem Namen schreibt und ihm alte Schauen von anderen Sehern in den Mund legt...

Als Laie würd ich eher sagen "Ui, der Irlmaier hats auch gesehen, scheint was dran zu sein!", bisschen so wie das was ihr dem Berndt vorwerft: Häufige Schau desselben Ereignisses durch verschiedene Leute als starkes Argument für deren Eintreten zu nehmen. Während die Profis hier darin eher Plagiarismus herauslesen. Bin Laie, weiss es nicht besser. Aber generell ist das so mein Eindruck.

Darauf bin ich neulich erst wieder eingegangen:
Schauungen & Prophezeiungen sortieren

Irlmaier ist so ein Grenzfall und je älter die Quellen werden, desto unauthentischer sind sie, desto schlechter die Quellenlage, desto unsachlicher die Dokumentation, so daß man zunächst fragen muß, was von wo abgeschrieben sein könnte.

Ich weiß schon: Das ist den meisten Leuten nicht eingänglich und für manche vielleicht auch intellektuell zu hoch. Da reicht es dann nur zu berndt'schen Bewertungen in dem Sinne, daß etwas um so wahrer sei, je öfter es in verschiedenen Texten zu finden wäre (als ob eine Unwahrheit durch Wiederholung richtiger werden würde). Wörtliche Entsprechungen werden dann nicht als Fälschungsindiz, sondern Bestätigung aufgefaßt. Die bei Irlmaier stattindende, sehr viel feinere Verwebung von prophetischen Vorlagen und eigenen Vorstellungen, kann dann gar nicht mehr begriffen werden.
Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Neigung der Mehrheit, etwas glauben zu wollen und zu müssen. Man sägt nicht gern an dem Ast, auf dem man sitzt, wenn man sich mal auf Prophezeiungen eingeschossen hat. An dem Thema ist natürlich was dran. Es gibt einen wahren Kern. Diesen aber herauszuschälen ist ziemlich mühsam, so daß sich kaum jemand diese Mühe macht.

Mich würde sein Aufenthalt im Gefängnis interessieren. Vor allem wäre da auch interessant, ob die Vorwürfe begründet waren (soll ja auch unschuldig verurteilte geben).

Hier ist mal die Liste aus Berndts Irlmaierbuch mit Irlmaies Haftstrafen, zu denen er (ohne Bewährung) verurteilt wurde:

1927, 1 Monat wegen Betrugs, § 263 StrGB
1928, 1 Monat wegen falscher Versicherung an Eides statt, § 156 StrGB
1929, 3 Monate wegen Betrugs, § 263 StrGB - die Haftstrafen 1928 und 1929 wurden zusammengelegt und er büßte sie 1930 in Landsberg am Lech ab.
1932, 3 Monate wegen Betrugs, § 263 StrGB, § 267 StrGB. Da hatte er aber Glück, die Strafe wurde ihm im Rahmen einer allgemeinen Amnestie erlassen.
1936, 14 Monate wegen Nichtablieferung eingezogener Beitragsteile (wohl Sozialabgaben für Angestellte), § 393, § 533 RVO
1937, 3 Monate wegen Betrugs, § 263, § 264 StrGB
1940, 4 Monate wegen Betrugs, § 263, § 264 StrGB

Es handelte sich wohl in der Regel um finanzielle Geschichten, Betrug, Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung. Laut Berndt eine Folge der chronischen finanziellen Schwierigkeiten Irlmaiers nach dessen Hofbrand 1926, so daß Irlmaier laut Berndt eigentlich doch kein Krimineller gewesen wäre.
Für Berndt besonders ins Gewicht fällt, daß Irlmaier nur 1947 einmal wegen Gaukelei (§ 54) angeklagt wurde, was aber abgewiesen wurde.
Logisch: Irlmaier konnte im Privaten ja sehen, und die Leute, die seine Fähigkeit selbst erfahren haben, hätten keinen Grund, ihn in dieser Hinsicht des Betruges anzuklagen. Irlmaier zugutezuhalten ist außerdem, daß er trotz seiner Finanznöte nie Geld von den Leuten für seine seherischen Beratungen nahm.

Das Vorstrafenregister deutet meines Erachtens lediglich auf eine eher charakterliche Schwäche hin: In manchen Fällen scheint Irlmaier es mit der Wahrheit oder Rechtmäßigkeit nicht allzu ernst genommen zu haben, so daß hier von der persönlichen Veranlagung her womöglich eine Überschneidung mit Adlmaier bestand. Er log die Leute nicht frontal an (denn ein chronischer Lügner war er nicht), sondern erzählte (in Zusammenarbeit mit Adlmaier) ihnen eine Geschichte über zukünftige weltgeschichtliche Ereignisse, nachdem er zuvor eine Reihe Prophezeiungen gelesen und für sich für wahr befunden hatte. Daß er manches dessen gar nicht gesehen hatte, kann man da getrost mal vernachlässigen, wenn man selbst davon überzeugt ist und der Kanon der Prophezeiungen den wenigen eigenen Schauungen zumindest nicht widerspricht.

In Paris und Italien destabilisiert sich die Lage mehr und mehr, Russland stellt 3 neue Divisionen an seiner Westflanke ab (mindestens 30.000 Mann)... von daher scheint sich das Eingangs erwähnte Szenario gar nicht als so unrealistisch zu entpuppen?
Ist denn der Russenangriff für euch vom Tisch? Und die 3-tägige Finsternis auch?

Wir haben ja zum Glück nicht nur Irlmaier. Ein Konflikt mit Rußland ist Bestandteil vieler Schauungen und wird mit Sicherheit kommen. Die Feldpostbriefe, die schon Treffer vorzuweisen haben, sprechen schon davon.
Es gibt allerdings gewisse Hinweise in neueren Schauungen, z. B. von der Zahnarztangestellten, die darauf hindeuten, daß es nicht (nur?) zu einem kurzen Feldzug, sondern einer mehrjährigen Besetzung Deutschlands kommen wird. Am Ende dieser Zeit schließt sich womöglich ein weiterer russischer Feldzug an, durch den auch Frankreich besetzt werden soll. Deutschland wäre da nur Durchmarschgebiet, allerdings bliebe der Vorstoß am Rhein stecken, so daß wir auch Schlachtfeld werden würden. Dieser wäre der "klassische" russische Feldzug von 58 Tagen Länge (laut Rill).

Die Finsternis muß man differenziert betrachten.
Die "drei Tage" sind ein biblisches/christliches Motiv und haben symbolische Bedeutung (siehe hier). Sie spielen z. B. auf die drei Finsternis in Ägypten an oder auf die drei Tage Christi bis zur Auferstehung. Laut dem Waldviertler wird die Finsternis länger dauern, was auch vom naturwissenschaftlichen Standpunkt logisch wäre. Die Finsternis als Motiv in den Prophezeiungen hat wohl einen eher religiösen Urpsrung. Es gibt aber genügend Schauungen, welche die Annahme einer realen Katastrophe in der Zukunft rechtfertigen.
Hier noch ein weitere Beiträge zum Thema:
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Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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