Schlüsselrolle (Schauungen & Prophezeiungen)

Sagitta, Montag, 08.09.2014, 01:37 (vor 3515 Tagen) @ BBouvier (3877 Aufrufe)

Hallo BB,

ich habe noch (leider wie immer verspätet) für Deinen Hinweis auf Mattay zu danken. Wie in der Diskussion seither angeklungen, halte auch ich den Mattay für wenig belastbar. Die eigentliche Frage aber ist nicht seine Validität - sondern ob der "prophetische Franzose" ihn gekannt hat. Es fällt hierbei auf, dass der Franzose die Katastrophe am Kriegsende präzisiert (Berge speien Feuer, Zurücklassen von Kriegsgerät etc.), während Mattay sehr unbestimmt bleibt (Fingerzeig Gottes). Von daher bin ich geneigt anzunehmen, dass für das Naturgeschehen nach dem Dritten Weltgeschehen der Franzose eine andere Quelle gehabt haben muss - oder es seine eigenen Schauungen waren.

Der Franzose und Mattay liegen 100 Jahre auseinander. Wenn man für die Zwischenzeit keine bessere Quelle findet für das Motiv ";(Russen-)Krieg wird durch Naturkatastrophe beendet", dann stehen wir vor dem Problem, dass dieses Motiv aus den Feldpostbriefen stammt und seither nur gebetsmühlenhaft wiederholt, verbreitert und ausgeschmückt wird - um es mal drastisch zu formulieren.

Ich habe bereits darauf aufmerksam gemacht (Hinweis auf den Waldviertler), dass in den neu aufgetauchten Prophezeiungen, über etwa die letzten 40 Jahre, nirgendwo klar gesehen bzw. dargestellt wird, dass Kriegshandlungen durch Naturereignisse gestoppt werden. Gelegentlich tauchen Soldaten in Naturkatastrophenszenarien auf, aber das bleibt unbestimmt und ist für Krisenzeiten normal. Ich kenne keine Schauung derart, dass Waffen hingeworfen werden, weil eine Flutwelle daherrollt, weil die Erde bebt oder ein Brocken vom Himmel fällt. Ich halte deshalb bis auf Weiteres den Zusammenhang zwischen Naturkatastrophe und Kriegsende für einen Gedankenschluß, der wirklich gründlich geprüft werden müßte, nicht aber für ein Phänomen, das durch Schauungen ausreichend belegt ist.

Von viel größerer Relevanz wären übrigens Kenntnisse über Naturereignisse vor dem Krieg, wie etwa der Funkenregen des Waldviertlers. Meines Erachtens (aber das ist wirklich meine Privatmeinung, die keiner hier übernehmen muss) brechen die gegenwärtigen Systeme (politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche) niemals zusammen wegen innerer Krisen oder wegen militärischen Konflikten. Für ihre wirkliche Destabilisierung werden nach meiner Auffassung markante Naturereignisse benötigt. Aber auch hier fehlt in der Schauungsszene der wirkliche Überblick, was genau wann und wo passieren wird oder soll. Alles Mögliche kommt hier zur Diskussion und lässt sich durch Schauungsfetzen belegen (Himmelsbrocken, Wasserfluten, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Epidemien, Kälteeinbrüche), aber bleibt am Ende meist spekulativ. Jedenfalls könnte auch umgekehrt ein Schuh daraus werden, wenn auch nur ein häßlicher: Krieg vielleicht nur wegen einer Naturkatastrophe, die von einigen Militärs als günstiger Anlass gesehen und geschickt genutzt wird?

Mit dem Bedauern, nichts Klügeres beitragen zu können, aber mit freundlichen Grüßen, Sagitta


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