Blutbande (Schauungen & Prophezeiungen)

DvB, Dienstag, 18.05.2010, 09:08 (vor 5084 Tagen) @ detlef (7075 Aufrufe)

Moin Detlef!

Ich werd mal versuchen, nicht alles doppelt zu erzählen und fasse mich kurz. (Ansonsten siehe Antwort an BB.)

Die eine Klammer ist eine übernationale "Idee"
und per se aggressiv und intolerant.
Die andere gründet sich auf verwandtschaftliche Blutsbande.


Gut, jedenfalls beides Ideologien.


nein.
versuche mal, die nationalsozialistische ideololgischen phrasen (und die
heutige ideologie des kampfes gegen rechts) nicht mit den echten
angesprochenen blutsbanden zu verwechseln.
blutsbande veranlassen einen, jemanden zu hassen, weil dessen grossonkel
muetterlicherseits den eigenen grossvater mal beleidigt hat.

Sowas könnte ich als instinktives Verhalten durchgehen lassen. Das wäre dann keine Ideologie, richtig.

begriffe wie "Familienehre", "blutrache" und aehnlich unmodernes gehoeren
zu der kulturellen phase der "Blutsbande".

Nein, das nimmer. Ehre ist auf jeden Fall ein Konzept, bei dem man sich was gedacht hat (und in manchen Zeiten sogar äußerst ausführlich). Das ist eine Ideologie.

<"Für mich stellt sich das so dar,
daß Kampf ohne Ideologie garnicht geführt werden kann..."?

Abstrakte "Ideologie" tritt erst auf, nachdem die kulturellen
Blutsbande ihre Kraft verloren haben und in platter
Orientierungslosigkeit der Massengesellschaft
die Menschen die geerdeten Wurzeln ihres lebendigen Seins.


Aber das war doch bei

- Papst (Gregor VII.- Beinamen: „Heiliger Satan“,
„Zuchtrute Gottes“, „Höllenbrand“, „reissender Wolf“)
- Mohammed

noch garnicht so!


doch, bei denen war das so. auch wenn bei vielen ihrer ersten anhaenger
die motivation nicht die verkuendete ideologie war, sondern die
altmodischeren blutsbande.
meines wissens waren die kreuzzuege (in unserem kulturkreis) die ersten
ideologisch motivierten kriege.

Tchja, dann wären wohl nach dieser Lesart die Christianisierung Europas und die Erfindung des Islam quasi Ideologiesierungen auf unideologischem Wege. Da wären die Motivationslagen aber wahrscheinlich sehr kompliziert aufzuschlüsseln... :-D

Aber, so wie ich das sehe, gibt es grundsätzlich immer einen Streit der
Ideologien, ob nun abstrakt oder authentisch. Und siegen tun die, die

die

Klaviatur der Adressaten am besten spielen (deswegen haben Herren und
Knechte auch meist unterschiedliche Ideologien, bzw. ggf. zumindest
unterschiedliche Aspekte derselben). Authentische Ideologien haben in
diesem Streit eher noch Nachteile, da Menschen gewöhnlich die Wahrheit
nicht sehr mögen und Verkünder derselben Inhaber eines schnellen

Pferdes

sein müssen. ;-)


wenn als begruendung fuer einen mord (oder auch eine ganze kette von
morden) das argument steht, "der hat meine schwester luestern angeschaut"
dann haben wir etwas "vorideologisches" vor uns.
ehre und duelle zum beispiel, sind auch vorideologische phaenomene.

Nee. Ehre ist auf jeden Fall ein Konzept, bei dem man sich was gedacht hat (und in manchen Zeiten sogar äußerst ausführlich). Das ist eine Ideologie.

Weist, weswegen die Dänen immer wieder nach England
gesegelt sind?
Weil es denen unglaublichen Spass gemacht hat,
sich mal wieder ordentlich zu kloppen! :-D


:D

Und weswegen die Briten unter König Harald denen
1066 entgegen gezogen sind?
Weil ohne Wehr ihr Volk vernichtet worden wäre.
Und aus Treue zu ihrem König.
Der sie gerufen hatte.

Zu beidem braucht es überhaupt keine "Ideologie".
Da hätten die Dänen nur ganz blöd geschaut.
Und die Briten auch.


Grrr. Sich kloppen oder überleben wollen, sind auch Zielvorstellungen

und

damit Ideologien. Dir gefällt doch bloß das Wort nicht, weil es

inzwischen

eine marxistische Sekundärbedeutung dafür gibt! ;-)


nein, das sind keine zielvorstellungen, sondern sondern lebensweisen.
abgesehen davon, dass damals ein "anstaendiger" tod einem schaebigen
ueberleben oftmals vorgezogen wurde.

Lebensweisen ohne Zielvorstellungen gibts vielleicht heute oder in spätrömischer Zeit (und bei Tieren, die eben bloß instinktiv handeln). Nach England übersetzen, Heere aufstellen usw. - das ist ein ganz schöner logistischer Aufwand, ohne Zielvorstellungen nicht machbar.

Ein frommer Katholik jedoch sieht in einem
christlichen Neger in Sambesiland,
den er überhaupt nicht kennt, seinen "Bruder"(!)
Hingegen in seinem calvinistischen Nachbarn nicht.

Das ist der Unterschied!


Im alten Rom waren Adoptivsöhne überaus üblich. Warum? Vermutlich weil

das

eigene Blut sich nicht immer so entwickelt, wie es sollte. Wie ordnest

Du

diese Ideologie ein? Ist die abstrakt? Ich glaube, das läßt sich nicht
immer so klar unterscheiden.


adoptivsoehne gibt es schon wesentlich laenger, als zivilisationen und
zivilisatorische oder kulturelle ideologien.

Mag ja sein - aber wenn nun z.B. Cäsar einen Adoptivsohn als Nachfolger heranzieht, statt sich um nen leiblichen Sohn zu kümmern, ist das doch etwas, was dem Blutbandenkonzept zuwider läuft.


Gruß, DvB


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