Päpste im Doppelpack (Schauungen & Prophezeiungen)

Gerhard, Sonntag, 29.11.2009, 16:10 (vor 5260 Tagen) @ Gerhard (6518 Aufrufe)

Guten Abend!

Im Buch von Pierre Carpi stehen die Prophezeiungen über die Pontifikate an prominenter Stelle (Seiten 70-97), bilden sozusagen den Auftakt der ganzen Serie von Voraussagen. Carpi bietet dabei dem Leser immer einen Textabschnitt aus der Prophezeiung, dem er dann einen längeren eigenen Kommentar folgen lässt. Die Gründe für die Aufteilung der Textabschnitte kennen wir nicht, vielleicht hängen sie mit den ihm übergebenen Originalen zusammen.

Zunächst hat man beim Lesen den Eindruck, dass jedem Pontifikat ein eigener, kleiner Text zugeordnet ist. Doch das täuscht: Pius XII hat drei Abschnitte, eigentlich sogar vier, denn für sein Pontifikat wird außerdem, mit wenigen eigenen Sätzen, der Tod eines unbekannten Heiligen verkündet. Umgekehrt ist das kurze Pontifikat von Johannes Paul I nicht mit einem eigenen Text vertreten, sondern wird nur sehr versteckt bei Johannes Paul II angedeutet, der als „neuer Vater einer [nun] lächelnden Mutter“ vorgestellt wird. In meinem ersten Beitrag hatte ich diese Formulierung interpretiert und dabei das seinerzeit berühmt gewordene „Lächeln“ von Johannes Paul I erwähnt.

Meine These ist nun, dass der Textabschnitt zu Johannes Paul II, der mit den Worten „Gesegnet, gesegnet, gesegnet“ beginnt, nicht nur Johannes Paul I mit einschließt, sondern auch Benedikt XVI. Das bedeutet letztendlich, dass dieser genauso wenig in der Prophezeiung erwähnt wird wie Johannes Paul I.

Diese These stütze ich zunächst mit dem Argument, dass Kardinal Ratzinger beim zweiten Konklave von 1978 (wie bereits beschrieben) ein entscheidender Papstmacher war, dann von Johannes Paul II bald auch nach Rom geholt wurde (Glaubenskongregation) und dort nun das Pontifikat ganz wesentlich mitgeprägt hat. Er war einer der engsten Vertrauten von Johannes Paul II, hat in dessen Auftrag viele schwierige Aufgaben durchgeführt, und interessanterweise verlief auch der Übergang von JP II auf Benedikt XVI absolut reibungslos. Ich deute also den dreifachen Segensruf als eine Abfolge von drei Päpsten, die inhaltlich ganz eng zusammengehören, vom mittleren Papst aber völlig überstrahlt werden. Johannes Paul II war historisch gesehen eine ganz außerordentliche Gestalt – der kirchliche Volksmund würde sagen: ein Segen für die Kirche. Das ist eine historische Beurteilung gekleidet in einen frommen Ausdruck. Gewiß gibt es Katholiken und andere Beobachter, die dieser Beurteilung nicht zustimmen würden, aber ich denke, dass solch ein Urteil über lange Zeiten gesehen Stand halten wird. Um einen Vergleich für die inhaltliche Gemeinsamkeit bei aller Eigenständigkeit dieser drei Päpste zu finden, würde ich auf die Altarbilder in den alten Kirchen verweisen, die auch drei Flügel hatten, wobei das mittlere immer das größte war (sog. Triptychon, am bekanntesten etwa der Isenheimer Altar).

In meinem letzten Beitrag habe ich den Text behandelt, der bei Carpi auf Seite 92 steht.
Dabei hatte ich einen Abschnitt übersprungen, der nun im Nachhinein zitiert und interpretiert werden soll (Seite 90):

Zwei Brüder, davon keiner der wahre Vater sein wird. Die Mutter wird verlassen sein.

Die Brüder des Ostens und des Westens werden sich gegenseitig umbringen und bei dem Überfall ihre eigenen Kinder töten.

Dann wird der barfüßige Heilige vom Berg hinabsteigen und das Reich erschüttern vor dem Grab des Barfüßigen, dem von der heiligsten Jungfrau Gesegneten. Hört seine Worte.

Heiligste Maria, Tochter und Mutter Gottes, Herrin der Zukunft, rufe deine Söhne vom Feld zusammen, damit sie die zwei babylonischen Reiche niederwerfen. Und einzigartig sei die Mutter, wie auch du einzigartig bist.

Die Erde wird den Mörtel zerstören und deine neue Kirche, Königin, wird irden sein. Und auf der Erde blühe auf ihrem neuen Altar das Korn für den Hunger deiner Völker. Amen.

Es fällt auf, dass in diesem Abschnitt ähnliche, ja sogar identische Begriffe gebraucht werden wie in jener Textstelle, die ich in meinem letzten Beitrag besprochen habe (Benedikt XVI: Reisepläne 2010). Hier etwa haben wir die „Brüder des Osten und Westens“, die sich gegenseitig überfallen, dort dagegen der „große Bruder aus dem Osten, der die Welt erzittern lässt“. Und während hier davon geredet wird, dass die „Mutter verlassen sein wird“, heißt es im anderen, vermutlich parallelen Abschnitt, dass ein Papst dem „Bruder aus dem Osten entgegengeht, aber die Mutter verlassen zurücklassen wird“.

Ich interpretiere das so, dass beide Male der gleiche Vorgang geschildert wird, aber offenbar aus etwas anderer Perspektive. Im Text hier stehen spirituelle Aspekte im Vordergrund, im Paralleltext eher die historisch-politischen. Das könnte heißen: in beiden Texten ist von den gleichen zwei Päpsten die Rede. Mir ergibt sich dann das folgendes Bild.

1. Zwei „Brüder“(!*), die aus rechtlichen oder inhaltlichen Gründen nicht wirkliche Päpste sind.
2. Der eine kommt von Übersee (oder sehr aus der Ferne), stirbt dort auf einer Auslandsreise nach nur kurzem Pontifikat und soll in seiner Heimat begraben werden.
3. Überraschend schnell wird der nächste Papst gewählt.
4. Während dessen Pontifikat spitzt sich der Konflikt zwischen den „westlichen und östlichen Brüdern“ zu, wobei der östliche Bruder derjenige sein wird, der aktiv droht, und dabei die Welt erzittern lässt***.
5. Dann gibt es die Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Sensation durch den Vatikan bzw. durch diesen Papst (was an sich schon eine auffällige Sache ist).
7. Die innenpolitische Situation in Italien bzw. in Rom eskaliert derweil so, dass der Papst am Ende fliehen muss.

Mit diesem „Fluchtereignis“ bricht dann die Reihe der Päpste ab. In dem oben zitierten Textabschnitt wird nun ein struktureller Bruch in der Kirchengeschichte angedeutet, den wir inhaltlich nicht verstehen (Erde, Mörtel, Wasser usw. sind Begriffe aus der christlichen Esoterik). Aber es ist ganz offensichtlich, dass es nach den geschilderten Ereignissen eine „neue Kirche“ geben wird. Von dieser Schau, in die interessanterweise ein weltweiter „Hunger“**** eingeflochten ist, wird der Seher so ergriffen, dass er, quasi als Bestätigung, ein „Amen“ einfügt.

Die Andeutungen, die in den folgenden Texten zum Papsttum gemacht werden, lassen sich nicht mehr chronologisch verwerten. Sie sind primär inhaltlicher Natur. Es lässt sich nur erschließen, dass nach einer gewissen Friedenszeit wieder apokalyptische Ereignisse heraufziehen.

Die hier dargelegte Interpretation des oben zitierten Textes, vor allem der Einbruch der Kirche, deckt sich möglicherweise mit anderen „Schauungen“. Ich wäre dankbar für Hinweise auf weitere Bestätigungen. Mir fallen etwa die Vatizinien von Malachias ein: auch ohne in die Interpretation der einzelnen Sätze einzusteigen, geht die Reihe der Päpste gemäß Malachias offenbar ebenfalls zu Ende. Von den Kindern in Garabandal sind vergleichbare Andeutungen überliefert.

http://www.fatima.ch/Seiten/Seite11.htm

(Die Textstelle hierzu befindet sich etwas über dem Foto von „Conchita am Abend der letzten Erscheinung“)

Was ich dargelegt habe, ist eine Reihenfolge von sehr auffälligen Ereignissen, die man aus diesen beiden Textabschnitten herauslesen könnte – unter den eingangs genannten Prämissen. Selbstverständlich ist mir klar, dass man die Dinge auch anders interpretieren kann**. Ich wollte hier nur meine Version vorstellen. Den Ansprüchen des altgedienten Forumsmitgliedes Detlef hinsichtlich Sorgfalt und Tiefe der Begründung genüge ich natürlich nicht, aber vielleicht ist es hilfreich, zunächst einmal überhaupt ein Modell der Interpretation vorzustellen, das dann zum Nachdenken anregen mag.

Es folgt von meiner Seite aus in der nächsten Woche noch ein abschließender Beitrag, der die Themen „Funkenregen“ und „letzte Pontifikate“ zusammenfasst.

Grüsse, Gerhard


* Wir kennen diese Gründe nicht, und es ist m.E. müßig, darüber nachzudenken; der Begriff „Brüder“ ist aber interessant und könnte auf gemeinsame Eigenschaften, Geisteshaltungen oder Traditionen hindeuten, etwa im Sinne einer Herkunft aus dem gleichen Orden.

** Ein alternatives Modell wäre beispielsweise, Benedikt XVI. als den ersten der beiden „Brüder“ anzusehen, „von denen keiner der wahre Vater [=Papst] ist“. Das wäre aber meines Erachtens unpassend, denn Benedikt XVI findet offenbar breite Anerkennung. Wir haben, zumindest mit historischer Perspektive betrachtet, im Augenblick keine Kirchenspaltung. Nach diesem alternativen Modell würden dann folgen: der zweite Bruder, der im Ausland sterbende Papst, der Fluchtpapst, mithin drei weitere Päpste. Dies scheint mir unwahrscheinlich zu sein.

*** Der Begriff "erzittern lässt" ist doppeldeutig, er lässt auch an Erdbeben denken.

**** Der Begriff "Hunger" kann doppelt ausgelegt werden, also real und (gleichzeitig) übertragen gemeint sein (im Sinne von geistigem/geistlichen Hunger). Ich persönlich denke, das beide Bedeutungen anklingen sollen: reale Hungersnot und Bedürfnis nach spiritueller Erkenntnis.


Gesamter Strang: