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Weltanschauliches (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 08.06.2008, 19:13 (vor 5800 Tagen) @ ab-origine (6157 Aufrufe)

Hallo, Ab-origine!

"Warum wollen wir das alles überhaupt wissen?"

Dahinter stehen meiner Ansicht nach mehrere "Tatsachen":
Zum einen die seelische Beschaffenheit des europäischen Menschen. Seinem Weltgefühl nach begreift er sich als ein ausdehnungsloser Punkt in einem unendlichen Raum. Aus der Urangst heraus, alleine in einem unendlichen Universum zugrunde zu gehen, versucht er sich diesen Raum durch Ausdehnung Untertan zu machen. Dieses Prinzip setzt sich in allen Lebensäußerungen unseres Kulturkreises durch. Das zeigt sich beispielsweise in der himmelwärts strebenden Bauweise europäischer Kirchen, den amerikanischen auf rein materieller Ebene ebenfalls himmelwärts strebenden Wolkenkratzern oder der Mathematik, die bei uns eine Funktionstheorie enthält, bei der von einem Punkt aus ein Vektor in die Unendlichkeit eines dreidimensionalen Koordinatensystems ausgeht.
So ist es zu erklären, daß sich die seit 1200 Jahren bestehende abendländische (germanisch-keltische) Kultur über alle Erdteile ausgebreitet hat, nämlich durch Kolonisation und durch Exportierung von Technologie und Denksystemen in andere Kulturkreise, die sich diese zwangsläufig aneignen mußten, um gegen uns bestehen zu können, obwohl es gar nicht in ihrer Seele liegt, solches selbst zu entwickeln.
Hochtechnologie ist eine rein abendländische Erfindung und Folge unserer Art von Wissenschaft, die natürlich diesseitig ausgelegt ist, weil es gilt, die Erde, unseren natürlichen Lebensraum zu beherrschen.

Die andere "Tatsache" ist der Übergang von der sich entwickelnden Kultur zur ganz unlebendigen, erstarrten Zivilisation. Erstarrung heißt Tod, der als Zustand allein der Materie eigen ist. Im weltanschaulichen Bereich kann man den Beginn dieses Übergangs mit der Aufklärung gleichsetzen, die sich gegen das jeder Kultur immanente Religiöse wendet und eine rein vernunftzentrierte, materielle Denkweise vorzieht. Mit dem Niedergang der Religion wird zwangsläufig die materielle, vor allem die wirtschaftliche Seite des Lebens überbewertet. Die dem Diesseits zugetane Wissenschaft gelangte zur vollkommenen Entfaltung. Eine ungeheuere Technikexplosion setzte ein. Es begannen die Industrialisierung und der Imperialismus, die Beherrschung der Erde durch Wirtschaft und Technologie.

Unsere Beschäftigung mit Seherschauungen entspricht natürlich dieser Entwicklung. Mehr noch als spirituelle Erkenntnis wollen wir aus der Forschung und Analyse der Prophezeiungen Zukunftswissen erlangen, das uns als Handlungsgrundlage dienen kann und zwar aus demselben Geiste heraus, sich die Welt zur Sicherstellung des Überlebens zu unterwerfen, indem man sich die Dinge durch ihre Erforschung aneignet. Wir wollen wissen, was uns blüht, und uns darauf vorbereiten.

Darüber hinaus bedeutet die Beschäftigung mit Übernatürlichem noch etwas anderes, was Oswald Spengler als die zweite Religiosität bezeichnet hat. Darunter versteht man die erstrebte Rückbesinnung des Zivilisationsmenschen auf sein religiöses Erbe, nachdem alle geistigen Konzepte, die mit dem Umsturz der Kultur entstanden, gescheitert sind: etwa Demokratie, Kommunismus, Kapitalismus, das Vertrauen auf die Allmacht des Geldes und der Glaube an die wahrheitsbringende Wissenschaft. Diese hat ihr Schicksal selbst besiegelt, als im Rahmen des radikalen Konstruktivismus festgestellt wurde, daß es keine objektiv erfaßbare Wirklichkeit gibt und damit auch keine Wahrheit. Statt derer setzt man Viabilität, die Gangbarkeit einer Problemlösung neben vielen anderen, was aber weitab davon ist, ewige Gesetzmäßigkeiten des Lebens zu finden. An dieser Stelle setzt die zweite Religiosität ein.

Spengler schreibt dazu im Untergang des Abendlandes:
"Die zweite Religiosität ist das notwendige Gegenstück zum Cäsarismus, der endgültigen politischen Verfassung später Zivilisationen. Sie wird demnach in der Antike etwa von Augustus an sichtbar, in China etwa mit Schi Hoang-ti. ... Die zweite Religiosität enthält, nur anders erlebt und ausgedrückt, wieder den Bestand der ersten ... Zuerst verliert sich der Rationalismus, dann kommen die Gestalten der Frühzeit zum Vorschein, zuletzt ist es die ganze Welt der primitiven Religion, die vor den großen Formen des Frühglaubens zurückgewichen war und nun in einem volkstümlichen Synkretismus, der auf dieser Stufe keiner Kultur fehlt, mächtig wieder hervordringt. ... Damit sind die Möglichkeiten der Physik als des kritischen Weltverstehens erschöpft, und der Hunger nach Metaphysik meldet sich wieder."

Das ist vermutlich der Perspektivenwechsel, den Du suchst. In diesem Absatz sind gleich zwei Entwicklungen enthalten, die auch in den Prophezeiungen zentral sind:
1. Das Erscheinen des Imperators, des großen Monarchen, der nichts weiter ist, als die abendländische Version des antiken Cäsars/Augustus.
2. Das Wiedererstarken der Religion, bzw. des Christentums nach den Kataklysmen, die ich als die zweite Religiosität auffasse.

Wir beschäftigen uns hier ganz anders mit Schauungen, als es unsere kulturell verwurzelten, religiösen und frommen Vorfahren und die Großzahl der Seher getan haben. Nämlich zum einem aus unserer rationalistisch Denkweise heraus, zum anderen mit dem Gefühl des nahenden Endes, dem Knarren zusammenbrechender Weltbilder und dem daraus entstehenden Bedürfnis nach spirituellem Halt.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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